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- Demonstrationsbeispiele
Studien Zeitreihen |
ZA 8214 | Einkommen | Müller, Heinz; Geisenberger, Siegfried, Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. |
304 Zeitreihen (1873 - 1913) 20 Tabellen |
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Bibliographische Angaben
Studiennummer: ZA 8214
Studientitel: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1873 - 1913
Primärforscher: Müller, Heinz; Geisenberger, Siegfried
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Müller, Heinz/Geisenberger, Siegfried, 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Müller, Heinz; Geisenberger, Siegfried, (1972 [1995]) Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8214
Datenfile Version 1.0.0
Studientitel: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1873 - 1913
Primärforscher: Müller, Heinz; Geisenberger, Siegfried
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Müller, Heinz/Geisenberger, Siegfried, 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Müller, Heinz; Geisenberger, Siegfried, (1972 [1995]) Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8214
Datenfile Version 1.0.0
Inhalt der Studie
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Studienbeschreibung:
Teil A. Heinz Müller: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913
Das gesamt Material dieser Studie wurde im Institut für Regionalpolitik und Verkehrswissenschaft der Universität Freiburg erarbeit. In dem ersten Teil dieser Studie wurde zunächst die Entwicklung der Einkommensstruktur (= personelle Einkommensverteilung) in ausgewählten deutschen für die Jahre 1873 bis 1913 analysiert.
„Einkommensstrukturanalysen können unter mannigfachen Zielsetzungen geplant und mit Hilfe verschiedener Methoden durchgeführt werden. Folgende Gruppierungen der Einkommensempfänger sind besonders häufig
a) nach den Quellen des Einkommens,
b) nach den Einkommen soziologisch wichtiger Empfängergruppen und
c) nach Einkommensgrößen.
Die Gruppierung nach den Einkommensquellen stellt auf eine Erfassung der funktionellen Einkommensverteilung ab. Sie ist aufschlussreich, aber schwierig durchzuführen. So wird es z. B. kaum gelingen, das Einkommen aus Unternehmertätigkeit - in dem Unternehmerlohn, Unternehmergrundrente, Unternehmerzins und Unternehmergewinn zusammengefasst sind - auf die einzelnen funktionellen Bereiche aufzuteilen. Ist schon die theoretische Trennung dieser Komponenten des Unternehmereinkommens schwierig, so steht die praktische Durchführung unüberwindbaren Schwierigkeiten gegenüber, jedenfalls für den Bereich einer gesamten Volkswirtschaft. Eine solche Aufgliederung, vor allem auch für den Bereich des landwirtschaftlichen Einkommens, ist aber unabdingbare Voraussetzung für eine saubere Analyse nach den Quellen des Einkommens.
Ein anderes Einteilungskriterium ist die Gruppierung nach den Einkommen soziologisch wichtiger Empfängergruppen. Das Ziel einer solchen Analyse kann einmal darin bestehen, die Anteile bestimmter Personenkreise am Volkseinkommen und deren Veränderungen festzustellen. Dadurch sind nicht nur Aufschlüsse über den sozialen Status dieser Gruppen, sondern auch wichtige Feststellungen über seine Veränderungen im Ablauf der wirtschaftlichen Entwicklung möglich. Grundlage einer solchen Analyse können andererseits auch die einzelnen Wirtschaftssektoren sein; man bestimmt dann z. B. die Anteile der Landwirtschaft, der freien Berufe, des Dienstleistungsgewerbes usw. am gesamten Volkseinkommen sowie deren Veränderung im Zeitablauf. Auch in diesem Falle ergeben sich interessante Rückschlüsse auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Volkswirtschaft.
Ein drittes, besonders wichtiges Kriterium ist die Gruppierung nach Einkommensgrößen. Diese Art der Untersuchung ist geeignet, wertvolle Erkenntnisse über die soziale und wirtschaftliche Lage verschiedener Einkommensklassen und deren Veränderung zu vermitteln. Die Wohlstandsentwicklung einer Volkswirtschaft kann weitgehend danach beurteilt werden, wie sich die wirtschaftliche Lage der unteren Einkommensklassen im Verhältnis zur oberen Klasse entwickelt, und wie schnell sich das Hineinwachsen von bestimmten Einkommensklassen in andere vollzieht.
Die vorstehenden drei Gruppierungsmöglichkeiten der Einkommensempfänger können miteinander kombiniert werden. Auf diese Weise erhält man bessere Aufschlüsse über die im Verlauf des Industrialisierungsprozesses wirksamen Tendenzen als es bei Beschränkung auf nur eines der oben erwähnten Einteilungskriterien möglich ist“ (Müller, Heinz/Geisenberger, Siegfried, 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot, S. 13f).
Der erste Teil der Studie befasst sich ausschließlich mit der Untersuchung der Einkommensgrößenstruktur. Fasst man die Einkommen je Zenit, wie sie die Einkommenssteuerstatistik als Quelle dieser Studie aufweist, zusammen (Zensitenprinzip) und schichtet sie in der Weise, dass man das Einkommen je Zensit als Struktureinheit verwendet und mit dem höchsten Einkommen beginnt, so zeigen sich zusammenfassend in dem zeitlichen Verlauf der Verteilungskoeffizienten folgende Ergebnisse:
(1) Differenziert nach den untersuchten Ländern
Insgesamt ergibt sich mithin, dass die Anteile der obersten 1 Promille der Zensiten am Einkommen der privaten Haushalte während der Untersuchungsperiode in allen Ländern (außer Hessen) eine deutliche Steigerung erfahren. Das gleiche gilt weitgehend auch für den Bereich des obersten Prozent-Bandes; dagegen weisen die anderen Prozent-Bänder in der Gesamtentwicklung eher eine Abnahme auf.
(2) Differenziert nach den untersuchten Bezirken
Zusammenfassend ist über den zeitlichen Verlauf der Verteilungskoeffizienten (wobei hier nur noch 1%- und 0-5%-Koeffizienten interessieren) folgendes festzustellen: Die Entwicklung ist typischerweise unterschiedlich, je nachdem, ob es sich um ausgesprochen industriell oder agrarisch orientierte Bezirke handelt.
Teil B Siegfried Geisenberger: Wichtige Determinanten der Änderung der Einkommensstruktur. Versuch einer wirtschaftstheoretischen Deutung der Entwicklung in Preußen 1874-1913
Die Ergebnisse des ersten Teils der Untersuchung waren Anregung für weitere Untersuchungen im Institut für Regionalpolitik und Verkehrwissenschaft (Universität Freiburg). Im Einzelnen wollte man die Entwicklung der Verteilungssituation für eine größere Anzahl von Gebieten erforschen und außerdem die Einflüsse des unterschiedlichen Einkommensteuerrechts in den deutschen Ländern ausschalten. Daher wurde bei der weiteren Materialbeschaffung nur noch auf den Staat Preußen und ausgewählte Regierungsbezirke abgestellt. Die typisch unterschiedliche Entwicklung der personellen Einkommensverteilung in agrarisch orientierten und industrialisierten Gebieten konnte auch bei den preußischen Regierungsbezirken festgestellt werden. Bei der Erklärung dieser Erscheinungen mit wirtschaftstheoretischen und statistischen Instrumenten setzt der zweite Teil der Untersuchung an. Es sollte vor allem eine wirtschaftstheoretisch fundierte Erklärung für den Bruch in der Entwicklung der Einkommensverteilung gefunden werden.
Verzeichnis der Tabellen in HISTAT:
A. Einkommensstrukturdaten für Preußen und ausgewählte preußische Regierungsbezirke
A.1 Einkommensstrukturdaten für Preußen (1874-1913)
A.2 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Marienwerder (1874-1913)
A.3 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Erfurt (1878-1913)
A.4 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Magdeburg (1874-1913)
A.5 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Köslin (1874-1913)
A.6 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Gumbinnen (1874-1913)
A.7 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Düsseldorf (1874-1913)
A.8 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Arnsberg (1874-1913)
A.9 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Aachen (1874-1913)
A.10 Anteile der oberen Einkommen am Einkommen der privaten Haushalten in ausgewählten Ländern (1874-1913)
B. Wichtige Determinanten der Änderung der Einkommensstruktur. Versuch einer wirtschaftstheoretischen Deutung der Entwicklung in Preußen 1874-1913
B.1 Die zeitliche Entwicklung ausgewählter Variablen in Deutschland (1874-1913)
B.2 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Erfurt (1878-1913)
B.3 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Arnsberg (1874-1913)
B.4 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Aachen (1874-1913)
B.5 Einkommensstrukturdaten für Preußen (1874-1913)
B.6 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Marienwerder (1874-1913)
B.7 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Magdeburg (1874-1913)
B.8 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Düsseldorf (1878-1913)
B.9 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Gumbinnen (1874-1913)
B.10 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Köslin (1874-1913)
Teil A. Heinz Müller: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913
Das gesamt Material dieser Studie wurde im Institut für Regionalpolitik und Verkehrswissenschaft der Universität Freiburg erarbeit. In dem ersten Teil dieser Studie wurde zunächst die Entwicklung der Einkommensstruktur (= personelle Einkommensverteilung) in ausgewählten deutschen für die Jahre 1873 bis 1913 analysiert.
„Einkommensstrukturanalysen können unter mannigfachen Zielsetzungen geplant und mit Hilfe verschiedener Methoden durchgeführt werden. Folgende Gruppierungen der Einkommensempfänger sind besonders häufig
a) nach den Quellen des Einkommens,
b) nach den Einkommen soziologisch wichtiger Empfängergruppen und
c) nach Einkommensgrößen.
Die Gruppierung nach den Einkommensquellen stellt auf eine Erfassung der funktionellen Einkommensverteilung ab. Sie ist aufschlussreich, aber schwierig durchzuführen. So wird es z. B. kaum gelingen, das Einkommen aus Unternehmertätigkeit - in dem Unternehmerlohn, Unternehmergrundrente, Unternehmerzins und Unternehmergewinn zusammengefasst sind - auf die einzelnen funktionellen Bereiche aufzuteilen. Ist schon die theoretische Trennung dieser Komponenten des Unternehmereinkommens schwierig, so steht die praktische Durchführung unüberwindbaren Schwierigkeiten gegenüber, jedenfalls für den Bereich einer gesamten Volkswirtschaft. Eine solche Aufgliederung, vor allem auch für den Bereich des landwirtschaftlichen Einkommens, ist aber unabdingbare Voraussetzung für eine saubere Analyse nach den Quellen des Einkommens.
Ein anderes Einteilungskriterium ist die Gruppierung nach den Einkommen soziologisch wichtiger Empfängergruppen. Das Ziel einer solchen Analyse kann einmal darin bestehen, die Anteile bestimmter Personenkreise am Volkseinkommen und deren Veränderungen festzustellen. Dadurch sind nicht nur Aufschlüsse über den sozialen Status dieser Gruppen, sondern auch wichtige Feststellungen über seine Veränderungen im Ablauf der wirtschaftlichen Entwicklung möglich. Grundlage einer solchen Analyse können andererseits auch die einzelnen Wirtschaftssektoren sein; man bestimmt dann z. B. die Anteile der Landwirtschaft, der freien Berufe, des Dienstleistungsgewerbes usw. am gesamten Volkseinkommen sowie deren Veränderung im Zeitablauf. Auch in diesem Falle ergeben sich interessante Rückschlüsse auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Volkswirtschaft.
Ein drittes, besonders wichtiges Kriterium ist die Gruppierung nach Einkommensgrößen. Diese Art der Untersuchung ist geeignet, wertvolle Erkenntnisse über die soziale und wirtschaftliche Lage verschiedener Einkommensklassen und deren Veränderung zu vermitteln. Die Wohlstandsentwicklung einer Volkswirtschaft kann weitgehend danach beurteilt werden, wie sich die wirtschaftliche Lage der unteren Einkommensklassen im Verhältnis zur oberen Klasse entwickelt, und wie schnell sich das Hineinwachsen von bestimmten Einkommensklassen in andere vollzieht.
Die vorstehenden drei Gruppierungsmöglichkeiten der Einkommensempfänger können miteinander kombiniert werden. Auf diese Weise erhält man bessere Aufschlüsse über die im Verlauf des Industrialisierungsprozesses wirksamen Tendenzen als es bei Beschränkung auf nur eines der oben erwähnten Einteilungskriterien möglich ist“ (Müller, Heinz/Geisenberger, Siegfried, 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot, S. 13f).
Der erste Teil der Studie befasst sich ausschließlich mit der Untersuchung der Einkommensgrößenstruktur. Fasst man die Einkommen je Zenit, wie sie die Einkommenssteuerstatistik als Quelle dieser Studie aufweist, zusammen (Zensitenprinzip) und schichtet sie in der Weise, dass man das Einkommen je Zensit als Struktureinheit verwendet und mit dem höchsten Einkommen beginnt, so zeigen sich zusammenfassend in dem zeitlichen Verlauf der Verteilungskoeffizienten folgende Ergebnisse:
(1) Differenziert nach den untersuchten Ländern
Insgesamt ergibt sich mithin, dass die Anteile der obersten 1 Promille der Zensiten am Einkommen der privaten Haushalte während der Untersuchungsperiode in allen Ländern (außer Hessen) eine deutliche Steigerung erfahren. Das gleiche gilt weitgehend auch für den Bereich des obersten Prozent-Bandes; dagegen weisen die anderen Prozent-Bänder in der Gesamtentwicklung eher eine Abnahme auf.
(2) Differenziert nach den untersuchten Bezirken
Zusammenfassend ist über den zeitlichen Verlauf der Verteilungskoeffizienten (wobei hier nur noch 1%- und 0-5%-Koeffizienten interessieren) folgendes festzustellen: Die Entwicklung ist typischerweise unterschiedlich, je nachdem, ob es sich um ausgesprochen industriell oder agrarisch orientierte Bezirke handelt.
Teil B Siegfried Geisenberger: Wichtige Determinanten der Änderung der Einkommensstruktur. Versuch einer wirtschaftstheoretischen Deutung der Entwicklung in Preußen 1874-1913
Die Ergebnisse des ersten Teils der Untersuchung waren Anregung für weitere Untersuchungen im Institut für Regionalpolitik und Verkehrwissenschaft (Universität Freiburg). Im Einzelnen wollte man die Entwicklung der Verteilungssituation für eine größere Anzahl von Gebieten erforschen und außerdem die Einflüsse des unterschiedlichen Einkommensteuerrechts in den deutschen Ländern ausschalten. Daher wurde bei der weiteren Materialbeschaffung nur noch auf den Staat Preußen und ausgewählte Regierungsbezirke abgestellt. Die typisch unterschiedliche Entwicklung der personellen Einkommensverteilung in agrarisch orientierten und industrialisierten Gebieten konnte auch bei den preußischen Regierungsbezirken festgestellt werden. Bei der Erklärung dieser Erscheinungen mit wirtschaftstheoretischen und statistischen Instrumenten setzt der zweite Teil der Untersuchung an. Es sollte vor allem eine wirtschaftstheoretisch fundierte Erklärung für den Bruch in der Entwicklung der Einkommensverteilung gefunden werden.
Verzeichnis der Tabellen in HISTAT:
A. Einkommensstrukturdaten für Preußen und ausgewählte preußische Regierungsbezirke
A.1 Einkommensstrukturdaten für Preußen (1874-1913)
A.2 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Marienwerder (1874-1913)
A.3 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Erfurt (1878-1913)
A.4 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Magdeburg (1874-1913)
A.5 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Köslin (1874-1913)
A.6 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Gumbinnen (1874-1913)
A.7 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Düsseldorf (1874-1913)
A.8 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Arnsberg (1874-1913)
A.9 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Aachen (1874-1913)
A.10 Anteile der oberen Einkommen am Einkommen der privaten Haushalten in ausgewählten Ländern (1874-1913)
B. Wichtige Determinanten der Änderung der Einkommensstruktur. Versuch einer wirtschaftstheoretischen Deutung der Entwicklung in Preußen 1874-1913
B.1 Die zeitliche Entwicklung ausgewählter Variablen in Deutschland (1874-1913)
B.2 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Erfurt (1878-1913)
B.3 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Arnsberg (1874-1913)
B.4 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Aachen (1874-1913)
B.5 Einkommensstrukturdaten für Preußen (1874-1913)
B.6 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Marienwerder (1874-1913)
B.7 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Magdeburg (1874-1913)
B.8 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Düsseldorf (1878-1913)
B.9 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Gumbinnen (1874-1913)
B.10 Einkommensstrukturdaten für Preußen, Regierungsbezirk: Köslin (1874-1913)
Methodologie
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Untersuchungsgebiet:
Aus der Gesamtzahl der deutschen Länder wurden für die vorliegende Untersuchung die Länder Preußen, Sachsen, Hessen und Baden ausgewählt. Sie sind insofern die wichtigsten, als im Jahre 1913 diese Gruppe 74,7% der Bevölkerung und 75,4% des Volkseinkommens umfasste; die vier Länder hatten einen Gebietsanteil von 71,5%. Das seiner Größe und dem Anteil am Volkseinkommen nach wichtige Land Bayern konnte nicht berücksichtigt werden, da keine ausreichenden einkommenssteuerstatistische Angaben für die Untersuchungsperiode vorliegen (lediglich die Jahre 1911 bis 1913 sind belegt).
Die getroffene Auswahl von Ländern umfasst Wirtschaftsgebiete in repräsentativer Streuung für die ökonomische Struktur Deutschlands. Vorwiegend agrarisch orientiert sind Baden und Hessen, während in Sachsen die gewerbliche Tätigkeit überwiegt. Preußen kann als ausgeglichen bezeichnet werden, so dass dieses Land als ausreichend repräsentativ gelten könnte. Die Erhebungen wurden nicht nur für den Gesamtstaat Preußen, sondern auch für ausgewählte durchgeführt, so dass Entwicklungsvergleiche der Einkommensschichtung unterschiedlich strukturierter Regionen (insbesondere bezogen auf den Industrialisierungsgrad) durchgeführt werden können; berücksichtigt wurden im einzelnen die Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf, Aachen, Gumbinen, Marienwerder, Köslin, Erfurt, und Magdeburg.
Entscheidend für die Auswahl dieser Regierungsbezirke war, dass es sich um stark industrialisierte Gebiete handelt (Düsseldorf und Arnsberg) bzw. um solche mit ausgesprochen agrarischen Wirtschaftsstruktur (Marienwerden und Köslin)- Die Bezirke Aachen, Erfurt und Magdeburg sind nicht derart eindeutig einzuordnen, wobei die Tendenzen zur einen oder anderen Gruppeunterschiedlich stark ausgeprägt ist, z.B. gehört Aachen noch am ehesten zum industrialisierten Bereich.
Aus der Gesamtzahl der deutschen Länder wurden für die vorliegende Untersuchung die Länder Preußen, Sachsen, Hessen und Baden ausgewählt. Sie sind insofern die wichtigsten, als im Jahre 1913 diese Gruppe 74,7% der Bevölkerung und 75,4% des Volkseinkommens umfasste; die vier Länder hatten einen Gebietsanteil von 71,5%. Das seiner Größe und dem Anteil am Volkseinkommen nach wichtige Land Bayern konnte nicht berücksichtigt werden, da keine ausreichenden einkommenssteuerstatistische Angaben für die Untersuchungsperiode vorliegen (lediglich die Jahre 1911 bis 1913 sind belegt).
Die getroffene Auswahl von Ländern umfasst Wirtschaftsgebiete in repräsentativer Streuung für die ökonomische Struktur Deutschlands. Vorwiegend agrarisch orientiert sind Baden und Hessen, während in Sachsen die gewerbliche Tätigkeit überwiegt. Preußen kann als ausgeglichen bezeichnet werden, so dass dieses Land als ausreichend repräsentativ gelten könnte. Die Erhebungen wurden nicht nur für den Gesamtstaat Preußen, sondern auch für ausgewählte durchgeführt, so dass Entwicklungsvergleiche der Einkommensschichtung unterschiedlich strukturierter Regionen (insbesondere bezogen auf den Industrialisierungsgrad) durchgeführt werden können; berücksichtigt wurden im einzelnen die Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf, Aachen, Gumbinen, Marienwerder, Köslin, Erfurt, und Magdeburg.
Entscheidend für die Auswahl dieser Regierungsbezirke war, dass es sich um stark industrialisierte Gebiete handelt (Düsseldorf und Arnsberg) bzw. um solche mit ausgesprochen agrarischen Wirtschaftsstruktur (Marienwerden und Köslin)- Die Bezirke Aachen, Erfurt und Magdeburg sind nicht derart eindeutig einzuordnen, wobei die Tendenzen zur einen oder anderen Gruppeunterschiedlich stark ausgeprägt ist, z.B. gehört Aachen noch am ehesten zum industrialisierten Bereich.
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Quellentypen:
Unterlagen aus der Einkommensteuerstatistik: Gerade für Preußen ist die Einkommenssteuerstatistik außerordentlich detailliert veröffentlicht, wodurch nützliche Einblicke in die personelle Struktur der Einkommen ermöglicht werden.
Originalmaterial:
Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistischen Büros, 15. Jg., 1875;
Mitteilungen aus der Verwaltung der direkten Steuern im preußischen Staate, Statistik der preußischen Einkommenssteuer-Veranlagung für das Jahr 1892/93 und folgende, Berlin 1892 und folgende;
Statistisches Jahrbuch für den Preußischen Staat, 10. jg., 1912 und folgende.
Daten aus Publikationen:
Hoffmann, W.G./Müller, J.H., 1959: Das deutsche Volkseinkommen 1851-1957. Tübingen.
Hoffmann, W.G., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin/Heidelberg/New York.
Unterlagen aus der Einkommensteuerstatistik: Gerade für Preußen ist die Einkommenssteuerstatistik außerordentlich detailliert veröffentlicht, wodurch nützliche Einblicke in die personelle Struktur der Einkommen ermöglicht werden.
Originalmaterial:
Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistischen Büros, 15. Jg., 1875;
Mitteilungen aus der Verwaltung der direkten Steuern im preußischen Staate, Statistik der preußischen Einkommenssteuer-Veranlagung für das Jahr 1892/93 und folgende, Berlin 1892 und folgende;
Statistisches Jahrbuch für den Preußischen Staat, 10. jg., 1912 und folgende.
Daten aus Publikationen:
Hoffmann, W.G./Müller, J.H., 1959: Das deutsche Volkseinkommen 1851-1957. Tübingen.
Hoffmann, W.G., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin/Heidelberg/New York.
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Anmerkungen:
Teil A. Heinz Müller: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913
Individualprinzip – Haushaltsprinzip:
Bei der Erfassung des Einkommens besteht die Möglichkeit, vom Individuum oder vom Haushalt auszugehen (Individual- bzw. Haushaltsprinzip). Bei Anwendung des Haushaltsprinzips in Form einer Umrechnung auf Pro-Kopf-Basis ergibt sich nach der Division des Haushaltseinkommens durch die Zahl der Haushaltsangehörigen ein fiktives Pro-Kopf-Einkommen; dieses wird der Einkommensstrukturanalyse zugrunde gelegt.
Personeneinheit – Haushaltseinheit, die Bedeutung der gewählten Struktureinheit:
Jede Einkommensstrukturanalyse muss ihre statistische Einheit fixieren. Als statistische Einheiten kommen vor allem die natürlichen Personen, die „künstlichen“ Personen und der Haushalt in Frage. „Die Struktureinheit wurde aus der Steuerstatistik übernommen, auch wenn sie nicht einheitlich sind. Die in der Steuerstatistik erfassten Steuerzahler, Steuerfreie oder Steuerbefreite stellt in machen Fällen eine Einzelperson, in anderen Fällen eine Haushalt dar. Dabei liefert die Steuerstatistik keinen eindeutigen Anhaltspunkt dafür, in welchem Maße die jeweils verwendete Struktureinheit eine Einzelperson oder ein Haushalt ist. Die Übernahme der steuerstatistischen Einheit als Struktureinheit ist daher als ein Kompromiss anzusehen, der seinen Grund in den regionalen und zeitlichen Variationen der Steuergesetzgebung hat. So werden mit der in der vorliegenden Untersuchung verwendeten Methode solange die Einkommen der Haushalte erfasst, wie das Schwergewicht der Steuergesetzgebung auf dem Grundsatz der Zusammenveranlagung liegt … Da der Zusammenveranlagungsgrundsatz im Laufe der Zeit mehr oder weniger stark durchbrochen wird, nähert sich die angewandte Kompromisslösung einer Untersuchung, in der die verwendete statistische Struktureinheit eine Einzelperson ist. Die Ergebnisse stellen somit in den späteren Zeitabschnitten etwas stärker auf die Struktur der einzelnen Einkommensempfänger ab … In der Analyse der Einkommensstruktur wird die Zensitenheit (die Steuerquelle) mit ihren steuerrechtlichen Änderungen zugrunde gelegt. Die Zensiten werden nach der Größe des Einkommens geordnet, wie es in der Steuerstatistik ausgewiesen wird“ (Müller, H./Geisenberger, S., 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot, S. 33f).
Das verwendete Verteilungsmaß:
„Will man unterschiedliche Verteilungssituationen analysieren - sei es intertemporär oder interregional -, so wird ein Maß benötigt, das die Datenkonstellation charakterisiert, ohne dass daraus ein allzu großer Informationsverlust erfolgt. In der Literatur liegen zahlreiche Ansätze zur Bestimmung eines geeigneten Maßes vor, die jedoch alle nicht voll befriedigen können". Allerdings bestehen hinsichtlich der Geeignetheit erhebliche Unterschiede.
Ausgehend von der Materialbasis (Einkommensteuerstatistik) wird als Untersuchungseinheit der Zensit (Steuerquelle) festgelegt. Wie viele Personen hinter diesem Zensiten stehen, muss vernachlässigt werden. Nun ermittelt man die Gesamtzahl der Zensiten in der jeweiligen Region und berechnet davon 1 Promille (1 %), womit jeweils die Breite des Ungleichheitsmaßes bestimmt ist.
Diese Breite soll künftig „Band" heißen. Es gibt demnach ein 1 Promille-Band usw. Stellt man sich nun vor, die Zensiten seien nach Höhe ihres Einkommens geordnet, dann können die Bandeinkommen berechnet werden, z. B. das 1 % - Band-Einkommen durch Addition der Einkommen von 1 % aller Zensiten, wobei man mit dem reichsten beginnt und um die entsprechende Zensitenzahl in der Einkommensgrößenordnung nach unten geht. Das 2 % - Band z. B. ergibt sich als das Einkommen des zweiten Prozent der reichsten Zensiten, was man sich auch so vorstellen kann, dass das Einkommen für 2 % der reichsten berechnet und danach das Einkommen der reichsten 1 % abgezogen wird. Das 0-5 % - Band hingegen enthält die Einkommen aller 5 % der reichsten Zensiten. Ist in dieser Weise das Gesamteinkommen in jedem Bandbereich bestimmt, so kann durch Bezug auf eine geeignete Gesamtgröße das Ausmaß der Ungleichheit in der Einkommensstruktur verdeutlicht werden. Im Prinzip sind die verschiedensten Gesamtgrößen verwendbar, doch aus Gründen der einheitlichen statistischen Grundlage wird allgemein das Gesamteinkommen der privaten Haushalte als Basis benutzt.
Der 1%-Verteilungskoeffizient gibt an, wie groß der Anteil am Gesamteinkommen ist, der dem reichsten 1 % aller Zensiten zugeflossen ist. Vergrößert sich das Verteilungsmaß, so hat folglich die Ungleichheit der Einkommensstruktur zugenommen; entsprechendes gilt für eine Veränderung in umgekehrter Richtung. Formal kann diese Entwicklung z. B. beim Ansteigen darauf zurückgeführt werden, dass die Einkommen im Bandbereich mehr gestiegen oder weniger gesunken sind als das Gesamteinkommen.
Man muss sich darüber klar sein, dass die alleinige Verwendung dieses Verteilungsmaßes erhebliche Beschränkungen für die Tragweite der Aussage beinhaltet. Denn es fehlen Informationen über die Struktur der Entwicklung der Verteilung im mittleren und unteren Einkommensbereich. Implizite wirkt sich zwar letzteres im Gesamteinkommen (also im Nenner des Verteilungskoeffizienten) aus, worin man allerdings nicht mehr als einen unvollkommenen Ersatz sehen kann. Da jedoch das vorhandene statistische Material zu den Beschränkungen zwingt, wird mit dem Surrogat gearbeitet. Wenn daher im Folgenden von Verteilungswirkungen die Rede ist, so sind damit immer die Verteilungskoeffizienten als Kriterium gemeint“ (Müller, H./Geisenberger, S., 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot, S. 36f).
Besonderheiten der Untersuchungsgebiete:
Es ist darauf hinzuweisen, dass für die Regierungsbezirke nur die Veranlagungsergebnisse der Einkommensbesteuerung vorliegen - also z. B. keine Angaben über die Zahl der Steuerfreien. Daher sind bei der Berechnung der Verteilungskoeffizienten - anders als für den Gesamtstaat Preußen - einige Besonderheiten zu beachten. Im Einzelnen sind folgende Punkte wichtig:
a) Zensitengesamtheit
Hier handelt es sich im Gegensatz zu dem in Preußen erfassten Personenkreis nur um die steuerpflichtigen natürlichen Zensiten. Das sind von 1874 bis 1883 die Zensiten mit einem Jahreseinkommen über 420 M. Ab 1884 bis 1890 werden weiterhin alle Einkommensbezieher mit einem Jahreseinkommen über 420 M ausgewiesen, obwohl von 1884 an die Steuerfreigrenze auf 900 M erhöht worden ist. Von 1884 bis 1890 ist daher in der Zensitengesamtheit der preußischen Regierungsbezirke auch ein Teil der Steuerfreien enthalten. Ein Bruch in der Betrachtungsweise ist hier nicht zu befürchten, da auch nach 1884 bis 1890 weitgehend der gleiche Personenkreis Gegenstand der Untersuchung ist. Ab 1891 bis 1913 werden wiederum nur die steuerpflichtigen natürlichen Zensiten mit einem Jahreseinkommen über 900 M erfasst.
Der Untersuchungszeitraum zerfällt daher für die preußischen Regierungsbezirke in zwei Perioden, da von 1874 bis 1890 grundsätzlich ein größerer Personenkreis angesprochen wird als von 1891 bis 1913. Diese Zweiteilung des Untersuchungszeitraumes empfiehlt sich auch deshalb, weil die Steuerreform von 1891 infolge der Verbesserung der Erfassung der Steuerpflichtigen und ihrer Einkommen eine lückenlose Verbindung zwischen den Werten dieser zwei Teilperioden erschwert.
b) Bezugsgrundlage
Diese enthält entsprechend der Fassung der Zensitengesamtheit nur die Einkommen der steuerpflichtigen natürlichen Zensiten. Lediglich in den Jahren 1884 bis 1890 wird ein Teil der steuerfreien Einkommen erfasst. Ab 1891 gehen nur noch die steuerpflichtigen Einkommen in die Bezugsgrundlage ein.
c) Bandeinkommen
Das Bandeinkommen enthält nur die Einkommen der steuerpflichtigen natürlichen Bandzensiten. Von der Verwendung des in Preußen benutzten Unterbewertungszuschlages wurde abgesehen, da eine proportionale Erhöhung von Bandeinkommen und Bezugsgrundlage die Höhe des Strukturkoeffizienten nicht beeinflusst.
d) Das Problem der Wanderungen
Im Untersuchungszeitraum haben im Deutschen Reich erhebliche Wanderungsbewegungen stattgefunden. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit interessieren dabei insbesondere die Binnenwanderungen zwischen industrialisierten und mehr agrarisch ausgerichteten Regierungsbezirken, d. h. es ist zu prüfen, inwieweit die Verteilungsänderungen auf Wanderungen beruhen können. Geht man davon aus, dass die Verteilungskoeffizienten absolute Veränderungen der zugrunde liegenden Größen nicht explizit wiedergeben, so muss damit gerechnet werden, dass exogene Einflüsse auf die Bevölkerungsstruktur des jeweiligen Bezirks das vorliegende statistische Ergebnis in erheblichem Umfang beeinflusst haben. Es geht im vorliegenden Fall um ein besonders deutlich auftretendes Spezialproblem des Bevölkerungseinflusses auf das statistische Bild der Einkommensverteilung. Ändert sich die Bevölkerungsstruktur wesentlich, so ist eine Unterscheidung zwischen ökonomischen Einflüssen und solchen, die auf Strukturwandlungen der Bevölkerung zurückzuführen sind, nicht mehr möglich.
Teil B: Wichtige Determinanten der Änderung der Einkommensstruktur. Versuch einer wirtschaftstheoretischen Deutung der Entwicklung in Preußen 1874-1913
Erläuterung einzelner Variablen
(Zitiert nach: Müller, Heinz/Geisenberger, Siegfried, 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot, S. 105ff.)
„Es ist zunächst darauf hinzuweisen, dass die einzelnen Regionen (Gesamtstaat Preußen und ausgewählte Regierungsbezirke) nicht einheitlich durch die gleichen Größen charakterisiert werden können, weil das entsprechende Zahlenmaterial nicht vorliegt. Dieses unüberwindliche Hindernis hat vor allem zur Folge, dass die später erfolgenden Tests nicht für alle Gebiete gleichmäßig durchführbar sind. Man hätte zwar - und es wird oft so vorgegangen - analog verlaufende Reihen konstruieren sowie auf Inter- und Extrapolation ausweichen können. Indes bringen solche Manipulationen unvermeidlich systematische und unkontrollierbare Einflüsse auf den Verlauf der Zeitreihen mit sich, was unbedingt vermieden werden sollte.
Hinsichtlich der Aussage einzelner Variablen sollen die folgenden kurz kommentiert werden:
1. Einkommen aus Kapitalvermögen
Hierunter fallen (neben einigen Posten von sehr geringer Bedeutung) Zinsen aus Anleihen, Gewinnanteile und andere Zahlungen aus Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung und stillen Gesellschaften, jedoch nur insoweit sie nicht bei Handel- und Gewerbetreibenden schon im Geschäftsertrag erfasst sind. Ferner sind die genannten Agio-Gewinne zu erwähnen.
2. Einkommen aus Grundvermögen
Hierzu gehören die Erträge sämtlicher Grundstücke, die sich im Eigentume des Zensiten befinden. Wesentlich ist hier, dass keine Trennung zwischen städtischem und ländlichem Grund und Boden vorgenommen wird.
3. Einkommen aus Handel, Gewerbe und Bergbau
Diese Einkommensart entspricht dem Geschäftsgewinn, errechnet nach den Bestimmungen des Handelsgesetzbuches. Danach gelten auch die Zinsen des angelegten Eigenkapitals als Geschäftsgewinn.
4. Einkommen aus gewinnbringender Beschäftigung
Dies umfasst vor allem den Verdienst der Arbeiter, Dienstboten, Gewerbegehilfen, Militärpersonen und Beamten. Auch das Einkommen von Künstlern und Schriftstellern wird hier erfasst.
Es wäre allerdings ein großer Irrtum anzunehmen, dass diese vierte Variable als bestimmte Definition einer Lohnquote anzusehen sei. Man muss mit Nachdruck darauf hinweisen, dass die Aufschlüsselung in die vier erwähnten Einkommenskategorien von der preußischen Statistik nur für Zensiten mit mehr als 3000 M Einkommen im Jahr ausgewiesen wird. Die nachstehende Aufstellung für den in dieser Arbeit besonders interessierenden Zeitraum um die Jahrhundertwende zeigt, wie gering der Anteil der eben angesprochenen Bevölkerungsschicht ist und wie sich die Bevölkerung weiter unter steuerlichen Aspekten aufteilen lässt.
5. Index der Gebäudesteuer („Investitionen")
Bei dieser Variablen ergaben sich erhebliche Schwierigkeiten, weil das statistische Material keine Investitionserhebungen ausweist, die den üblichen Definitionen auch nur annähernd entsprechen würden. W. G. Hoffmann entscheidet sich dafür, als Surrogat der Investitionen in Gebäuden einen Index der Gebäudesteuer für vorwiegend gewerblich benutzte Gebäude zu verwenden. Ausgangspunkt ist das gewerblich genutzte Gebäudekapital zu Anschaffungspreisen. Die Investitionen selbst werden definiert als Differenz zweier aufeinander folgender Jahreswerte. Als Surrogat für Investitionen für gewerbliche Anlagen und Vorräte benutzt W. G. Hoffmann einen Index der Gewerbesteuer in Baden (!). Dies ist schon für das gesamte Reichsgebiet sehr problematisch, eine Übertragung auf Preußen und insbesondere dessen Regierungsbezirke muss man wohl als unvertretbar ansehen; denn Baden und Preußen wiesen in der Untersuchungsperiode grundlegend verschiedene Wirtschaftsstrukturen auf. Es erschien ebenfalls nicht angebracht, die in der amtlichen Statistik Preußens ausgewiesenen Angaben über Zahl der Dampfmaschinen bzw. der darin installierten PS als Investitionssurrogat zu verwenden. Ein solches Vorgehen würde mit Sicherheit angesichts des Vordringens von Elektromotoren in der damaligen Zeit ein verzerrtes Bild ergeben. - Wenn also künftighin von Investitionen die Rede ist, dann sind darunter immer Indices gewerblich genutzter Gebäude zu verstehen.
6. „Seelenzahl" als Surrogat der Bevölkerung
In Preußen wurden im Untersuchungszeitraum nur alle fünf Jahre Bevölkerungszählungen vorgenommen. Ein Übergang zu Jahreswerten würde somit - mangels jeglicher weiterer Informationen - lineare Interpolationen für die meisten Jahre erforderlich machen. Hingegen kann man aus dem „Statistischen Handbuch für Preußische Statistik" die so genannte Seelenzahl für jedes Jahr entnehmen. Diese Ziffer beruht auf dem Personenstandsregister, das jeweils bei der Veranlagung zur Einkommensteuer festgestellt wird. Sie wird im Folgenden als „Bevölkerung" verwendet.
7. Index der Löhne in Landwirtschaft und Industrie
Basis dieser Werte ist das Jahr 1890. Sie wurden für das gesamte Reichsgebiet errechnet und werden hier analog (jedoch nur für den Gesamtstaat Preußen) verwendet. Auf ihre Konstruktion und Problematik soll hier nicht weiter eingegangen werden. Die Angaben wurden unverändert von Kuczynski übernommen.
8. Spareinlagen
Es handelt sich hierbei um den Betrag der Einlagen am Schluss des jeweiligen Rechnungsjahres, und zwar nur bei kommunalen und privaten Sparkassen. Diese Institute waren damals fast ausschließlich Banken des „kleinen Mannes", da nennenswerte Beziehungen zu Unternehmen nicht bestandene. Die erwähnten Spareinlagen können daher - wenn auch mit einem geringen Rest nicht näher bestimmbarer Unsicherheit - als Ersparnisse der Nicht-Unternehmer interpretiert werden.
9. Gewerkschaftsmitgliederzahlen und gezahlte Streikunterstützungen der Gewerkschaften
Für Preußen sind zwar hierzu keine Angaben vorhanden. Die in dieser Arbeit verwendeten Werte des Deutschen Reichs sind daher als Indices zu verstehen, welche eine Entwicklungstendenz wiedergeben sollen. Die Mitgliederzahlen für das Deutsche Reich scheinen für die Verteilungsanalyse relevant zu sein, weil die Werte in hohem Maße mit der Lohnbewegung korrelieren.
Alle anderen Variablen sind aus sich heraus verständlich bzw. werden bei Hoffmann/Müller (Hoffmann, W.G./Müller, J.H., 1959: Das Volkseinkommen 1851-1957. Tübingen: Mohr) beschrieben.“
Teil A. Heinz Müller: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913
Individualprinzip – Haushaltsprinzip:
Bei der Erfassung des Einkommens besteht die Möglichkeit, vom Individuum oder vom Haushalt auszugehen (Individual- bzw. Haushaltsprinzip). Bei Anwendung des Haushaltsprinzips in Form einer Umrechnung auf Pro-Kopf-Basis ergibt sich nach der Division des Haushaltseinkommens durch die Zahl der Haushaltsangehörigen ein fiktives Pro-Kopf-Einkommen; dieses wird der Einkommensstrukturanalyse zugrunde gelegt.
Personeneinheit – Haushaltseinheit, die Bedeutung der gewählten Struktureinheit:
Jede Einkommensstrukturanalyse muss ihre statistische Einheit fixieren. Als statistische Einheiten kommen vor allem die natürlichen Personen, die „künstlichen“ Personen und der Haushalt in Frage. „Die Struktureinheit wurde aus der Steuerstatistik übernommen, auch wenn sie nicht einheitlich sind. Die in der Steuerstatistik erfassten Steuerzahler, Steuerfreie oder Steuerbefreite stellt in machen Fällen eine Einzelperson, in anderen Fällen eine Haushalt dar. Dabei liefert die Steuerstatistik keinen eindeutigen Anhaltspunkt dafür, in welchem Maße die jeweils verwendete Struktureinheit eine Einzelperson oder ein Haushalt ist. Die Übernahme der steuerstatistischen Einheit als Struktureinheit ist daher als ein Kompromiss anzusehen, der seinen Grund in den regionalen und zeitlichen Variationen der Steuergesetzgebung hat. So werden mit der in der vorliegenden Untersuchung verwendeten Methode solange die Einkommen der Haushalte erfasst, wie das Schwergewicht der Steuergesetzgebung auf dem Grundsatz der Zusammenveranlagung liegt … Da der Zusammenveranlagungsgrundsatz im Laufe der Zeit mehr oder weniger stark durchbrochen wird, nähert sich die angewandte Kompromisslösung einer Untersuchung, in der die verwendete statistische Struktureinheit eine Einzelperson ist. Die Ergebnisse stellen somit in den späteren Zeitabschnitten etwas stärker auf die Struktur der einzelnen Einkommensempfänger ab … In der Analyse der Einkommensstruktur wird die Zensitenheit (die Steuerquelle) mit ihren steuerrechtlichen Änderungen zugrunde gelegt. Die Zensiten werden nach der Größe des Einkommens geordnet, wie es in der Steuerstatistik ausgewiesen wird“ (Müller, H./Geisenberger, S., 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot, S. 33f).
Das verwendete Verteilungsmaß:
„Will man unterschiedliche Verteilungssituationen analysieren - sei es intertemporär oder interregional -, so wird ein Maß benötigt, das die Datenkonstellation charakterisiert, ohne dass daraus ein allzu großer Informationsverlust erfolgt. In der Literatur liegen zahlreiche Ansätze zur Bestimmung eines geeigneten Maßes vor, die jedoch alle nicht voll befriedigen können". Allerdings bestehen hinsichtlich der Geeignetheit erhebliche Unterschiede.
Ausgehend von der Materialbasis (Einkommensteuerstatistik) wird als Untersuchungseinheit der Zensit (Steuerquelle) festgelegt. Wie viele Personen hinter diesem Zensiten stehen, muss vernachlässigt werden. Nun ermittelt man die Gesamtzahl der Zensiten in der jeweiligen Region und berechnet davon 1 Promille (1 %), womit jeweils die Breite des Ungleichheitsmaßes bestimmt ist.
Diese Breite soll künftig „Band" heißen. Es gibt demnach ein 1 Promille-Band usw. Stellt man sich nun vor, die Zensiten seien nach Höhe ihres Einkommens geordnet, dann können die Bandeinkommen berechnet werden, z. B. das 1 % - Band-Einkommen durch Addition der Einkommen von 1 % aller Zensiten, wobei man mit dem reichsten beginnt und um die entsprechende Zensitenzahl in der Einkommensgrößenordnung nach unten geht. Das 2 % - Band z. B. ergibt sich als das Einkommen des zweiten Prozent der reichsten Zensiten, was man sich auch so vorstellen kann, dass das Einkommen für 2 % der reichsten berechnet und danach das Einkommen der reichsten 1 % abgezogen wird. Das 0-5 % - Band hingegen enthält die Einkommen aller 5 % der reichsten Zensiten. Ist in dieser Weise das Gesamteinkommen in jedem Bandbereich bestimmt, so kann durch Bezug auf eine geeignete Gesamtgröße das Ausmaß der Ungleichheit in der Einkommensstruktur verdeutlicht werden. Im Prinzip sind die verschiedensten Gesamtgrößen verwendbar, doch aus Gründen der einheitlichen statistischen Grundlage wird allgemein das Gesamteinkommen der privaten Haushalte als Basis benutzt.
Der 1%-Verteilungskoeffizient gibt an, wie groß der Anteil am Gesamteinkommen ist, der dem reichsten 1 % aller Zensiten zugeflossen ist. Vergrößert sich das Verteilungsmaß, so hat folglich die Ungleichheit der Einkommensstruktur zugenommen; entsprechendes gilt für eine Veränderung in umgekehrter Richtung. Formal kann diese Entwicklung z. B. beim Ansteigen darauf zurückgeführt werden, dass die Einkommen im Bandbereich mehr gestiegen oder weniger gesunken sind als das Gesamteinkommen.
Man muss sich darüber klar sein, dass die alleinige Verwendung dieses Verteilungsmaßes erhebliche Beschränkungen für die Tragweite der Aussage beinhaltet. Denn es fehlen Informationen über die Struktur der Entwicklung der Verteilung im mittleren und unteren Einkommensbereich. Implizite wirkt sich zwar letzteres im Gesamteinkommen (also im Nenner des Verteilungskoeffizienten) aus, worin man allerdings nicht mehr als einen unvollkommenen Ersatz sehen kann. Da jedoch das vorhandene statistische Material zu den Beschränkungen zwingt, wird mit dem Surrogat gearbeitet. Wenn daher im Folgenden von Verteilungswirkungen die Rede ist, so sind damit immer die Verteilungskoeffizienten als Kriterium gemeint“ (Müller, H./Geisenberger, S., 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot, S. 36f).
Besonderheiten der Untersuchungsgebiete:
Es ist darauf hinzuweisen, dass für die Regierungsbezirke nur die Veranlagungsergebnisse der Einkommensbesteuerung vorliegen - also z. B. keine Angaben über die Zahl der Steuerfreien. Daher sind bei der Berechnung der Verteilungskoeffizienten - anders als für den Gesamtstaat Preußen - einige Besonderheiten zu beachten. Im Einzelnen sind folgende Punkte wichtig:
a) Zensitengesamtheit
Hier handelt es sich im Gegensatz zu dem in Preußen erfassten Personenkreis nur um die steuerpflichtigen natürlichen Zensiten. Das sind von 1874 bis 1883 die Zensiten mit einem Jahreseinkommen über 420 M. Ab 1884 bis 1890 werden weiterhin alle Einkommensbezieher mit einem Jahreseinkommen über 420 M ausgewiesen, obwohl von 1884 an die Steuerfreigrenze auf 900 M erhöht worden ist. Von 1884 bis 1890 ist daher in der Zensitengesamtheit der preußischen Regierungsbezirke auch ein Teil der Steuerfreien enthalten. Ein Bruch in der Betrachtungsweise ist hier nicht zu befürchten, da auch nach 1884 bis 1890 weitgehend der gleiche Personenkreis Gegenstand der Untersuchung ist. Ab 1891 bis 1913 werden wiederum nur die steuerpflichtigen natürlichen Zensiten mit einem Jahreseinkommen über 900 M erfasst.
Der Untersuchungszeitraum zerfällt daher für die preußischen Regierungsbezirke in zwei Perioden, da von 1874 bis 1890 grundsätzlich ein größerer Personenkreis angesprochen wird als von 1891 bis 1913. Diese Zweiteilung des Untersuchungszeitraumes empfiehlt sich auch deshalb, weil die Steuerreform von 1891 infolge der Verbesserung der Erfassung der Steuerpflichtigen und ihrer Einkommen eine lückenlose Verbindung zwischen den Werten dieser zwei Teilperioden erschwert.
b) Bezugsgrundlage
Diese enthält entsprechend der Fassung der Zensitengesamtheit nur die Einkommen der steuerpflichtigen natürlichen Zensiten. Lediglich in den Jahren 1884 bis 1890 wird ein Teil der steuerfreien Einkommen erfasst. Ab 1891 gehen nur noch die steuerpflichtigen Einkommen in die Bezugsgrundlage ein.
c) Bandeinkommen
Das Bandeinkommen enthält nur die Einkommen der steuerpflichtigen natürlichen Bandzensiten. Von der Verwendung des in Preußen benutzten Unterbewertungszuschlages wurde abgesehen, da eine proportionale Erhöhung von Bandeinkommen und Bezugsgrundlage die Höhe des Strukturkoeffizienten nicht beeinflusst.
d) Das Problem der Wanderungen
Im Untersuchungszeitraum haben im Deutschen Reich erhebliche Wanderungsbewegungen stattgefunden. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit interessieren dabei insbesondere die Binnenwanderungen zwischen industrialisierten und mehr agrarisch ausgerichteten Regierungsbezirken, d. h. es ist zu prüfen, inwieweit die Verteilungsänderungen auf Wanderungen beruhen können. Geht man davon aus, dass die Verteilungskoeffizienten absolute Veränderungen der zugrunde liegenden Größen nicht explizit wiedergeben, so muss damit gerechnet werden, dass exogene Einflüsse auf die Bevölkerungsstruktur des jeweiligen Bezirks das vorliegende statistische Ergebnis in erheblichem Umfang beeinflusst haben. Es geht im vorliegenden Fall um ein besonders deutlich auftretendes Spezialproblem des Bevölkerungseinflusses auf das statistische Bild der Einkommensverteilung. Ändert sich die Bevölkerungsstruktur wesentlich, so ist eine Unterscheidung zwischen ökonomischen Einflüssen und solchen, die auf Strukturwandlungen der Bevölkerung zurückzuführen sind, nicht mehr möglich.
Teil B: Wichtige Determinanten der Änderung der Einkommensstruktur. Versuch einer wirtschaftstheoretischen Deutung der Entwicklung in Preußen 1874-1913
Erläuterung einzelner Variablen
(Zitiert nach: Müller, Heinz/Geisenberger, Siegfried, 1972: Die Einkommensstruktur in verschiedenen deutschen Ländern 1874-1913. Berlin: Duncker & Humblot, S. 105ff.)
„Es ist zunächst darauf hinzuweisen, dass die einzelnen Regionen (Gesamtstaat Preußen und ausgewählte Regierungsbezirke) nicht einheitlich durch die gleichen Größen charakterisiert werden können, weil das entsprechende Zahlenmaterial nicht vorliegt. Dieses unüberwindliche Hindernis hat vor allem zur Folge, dass die später erfolgenden Tests nicht für alle Gebiete gleichmäßig durchführbar sind. Man hätte zwar - und es wird oft so vorgegangen - analog verlaufende Reihen konstruieren sowie auf Inter- und Extrapolation ausweichen können. Indes bringen solche Manipulationen unvermeidlich systematische und unkontrollierbare Einflüsse auf den Verlauf der Zeitreihen mit sich, was unbedingt vermieden werden sollte.
Hinsichtlich der Aussage einzelner Variablen sollen die folgenden kurz kommentiert werden:
1. Einkommen aus Kapitalvermögen
Hierunter fallen (neben einigen Posten von sehr geringer Bedeutung) Zinsen aus Anleihen, Gewinnanteile und andere Zahlungen aus Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung und stillen Gesellschaften, jedoch nur insoweit sie nicht bei Handel- und Gewerbetreibenden schon im Geschäftsertrag erfasst sind. Ferner sind die genannten Agio-Gewinne zu erwähnen.
2. Einkommen aus Grundvermögen
Hierzu gehören die Erträge sämtlicher Grundstücke, die sich im Eigentume des Zensiten befinden. Wesentlich ist hier, dass keine Trennung zwischen städtischem und ländlichem Grund und Boden vorgenommen wird.
3. Einkommen aus Handel, Gewerbe und Bergbau
Diese Einkommensart entspricht dem Geschäftsgewinn, errechnet nach den Bestimmungen des Handelsgesetzbuches. Danach gelten auch die Zinsen des angelegten Eigenkapitals als Geschäftsgewinn.
4. Einkommen aus gewinnbringender Beschäftigung
Dies umfasst vor allem den Verdienst der Arbeiter, Dienstboten, Gewerbegehilfen, Militärpersonen und Beamten. Auch das Einkommen von Künstlern und Schriftstellern wird hier erfasst.
Es wäre allerdings ein großer Irrtum anzunehmen, dass diese vierte Variable als bestimmte Definition einer Lohnquote anzusehen sei. Man muss mit Nachdruck darauf hinweisen, dass die Aufschlüsselung in die vier erwähnten Einkommenskategorien von der preußischen Statistik nur für Zensiten mit mehr als 3000 M Einkommen im Jahr ausgewiesen wird. Die nachstehende Aufstellung für den in dieser Arbeit besonders interessierenden Zeitraum um die Jahrhundertwende zeigt, wie gering der Anteil der eben angesprochenen Bevölkerungsschicht ist und wie sich die Bevölkerung weiter unter steuerlichen Aspekten aufteilen lässt.
5. Index der Gebäudesteuer („Investitionen")
Bei dieser Variablen ergaben sich erhebliche Schwierigkeiten, weil das statistische Material keine Investitionserhebungen ausweist, die den üblichen Definitionen auch nur annähernd entsprechen würden. W. G. Hoffmann entscheidet sich dafür, als Surrogat der Investitionen in Gebäuden einen Index der Gebäudesteuer für vorwiegend gewerblich benutzte Gebäude zu verwenden. Ausgangspunkt ist das gewerblich genutzte Gebäudekapital zu Anschaffungspreisen. Die Investitionen selbst werden definiert als Differenz zweier aufeinander folgender Jahreswerte. Als Surrogat für Investitionen für gewerbliche Anlagen und Vorräte benutzt W. G. Hoffmann einen Index der Gewerbesteuer in Baden (!). Dies ist schon für das gesamte Reichsgebiet sehr problematisch, eine Übertragung auf Preußen und insbesondere dessen Regierungsbezirke muss man wohl als unvertretbar ansehen; denn Baden und Preußen wiesen in der Untersuchungsperiode grundlegend verschiedene Wirtschaftsstrukturen auf. Es erschien ebenfalls nicht angebracht, die in der amtlichen Statistik Preußens ausgewiesenen Angaben über Zahl der Dampfmaschinen bzw. der darin installierten PS als Investitionssurrogat zu verwenden. Ein solches Vorgehen würde mit Sicherheit angesichts des Vordringens von Elektromotoren in der damaligen Zeit ein verzerrtes Bild ergeben. - Wenn also künftighin von Investitionen die Rede ist, dann sind darunter immer Indices gewerblich genutzter Gebäude zu verstehen.
6. „Seelenzahl" als Surrogat der Bevölkerung
In Preußen wurden im Untersuchungszeitraum nur alle fünf Jahre Bevölkerungszählungen vorgenommen. Ein Übergang zu Jahreswerten würde somit - mangels jeglicher weiterer Informationen - lineare Interpolationen für die meisten Jahre erforderlich machen. Hingegen kann man aus dem „Statistischen Handbuch für Preußische Statistik" die so genannte Seelenzahl für jedes Jahr entnehmen. Diese Ziffer beruht auf dem Personenstandsregister, das jeweils bei der Veranlagung zur Einkommensteuer festgestellt wird. Sie wird im Folgenden als „Bevölkerung" verwendet.
7. Index der Löhne in Landwirtschaft und Industrie
Basis dieser Werte ist das Jahr 1890. Sie wurden für das gesamte Reichsgebiet errechnet und werden hier analog (jedoch nur für den Gesamtstaat Preußen) verwendet. Auf ihre Konstruktion und Problematik soll hier nicht weiter eingegangen werden. Die Angaben wurden unverändert von Kuczynski übernommen.
8. Spareinlagen
Es handelt sich hierbei um den Betrag der Einlagen am Schluss des jeweiligen Rechnungsjahres, und zwar nur bei kommunalen und privaten Sparkassen. Diese Institute waren damals fast ausschließlich Banken des „kleinen Mannes", da nennenswerte Beziehungen zu Unternehmen nicht bestandene. Die erwähnten Spareinlagen können daher - wenn auch mit einem geringen Rest nicht näher bestimmbarer Unsicherheit - als Ersparnisse der Nicht-Unternehmer interpretiert werden.
9. Gewerkschaftsmitgliederzahlen und gezahlte Streikunterstützungen der Gewerkschaften
Für Preußen sind zwar hierzu keine Angaben vorhanden. Die in dieser Arbeit verwendeten Werte des Deutschen Reichs sind daher als Indices zu verstehen, welche eine Entwicklungstendenz wiedergeben sollen. Die Mitgliederzahlen für das Deutsche Reich scheinen für die Verteilungsanalyse relevant zu sein, weil die Werte in hohem Maße mit der Lohnbewegung korrelieren.
Alle anderen Variablen sind aus sich heraus verständlich bzw. werden bei Hoffmann/Müller (Hoffmann, W.G./Müller, J.H., 1959: Das Volkseinkommen 1851-1957. Tübingen: Mohr) beschrieben.“
Bearbeitungshinweise
Datum der Archivierung: August 1995
Jahr der Online-Publikation: 1972
Bearbeiter in GESIS: Berenike Oesterle/Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Jahr der Online-Publikation: 1972
Bearbeiter in GESIS: Berenike Oesterle/Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
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