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- Übergreifend
- SIMon: Social Indicators Monitor 1950-2013
- Demonstrationsbeispiele
8 Studien 9540 Zeitreihen | ||||
ZA 8134 | Gesundheit | Spree, Reinhard; Kube, Ralph (1989 [2004]), Informationssystem zur Medizinalstatistik der Bundesrepublik Deutschland. Teil I: Heilpersonal und Krankenhauswesen. |
3001 Zeitreihen (1950 - 1985) 108 Tabellen |
Beschreibung... |
ZA 8133 | Gesundheit | Spree, Reinhard (1990 [2005]), Historische Statistik des Gesundheitswesens vom frühen 19. Jahrhundert bis 1938. Lange Reihen zum Heilpersonal und zum Krankenhauswesen. |
2933 Zeitreihen (1806 - 1938) 29 Tabellen |
Beschreibung... |
ZA 8236 | Gesundheit | Köhler, Hermann (1969 [2006]), Zeitreihen zur geschichtlichen Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung von 1885 bis 1968. |
63 Zeitreihen (1885 - 1973) 13 Tabellen |
Beschreibung... |
ZA 8209 | Gesundheit | Sensch, Jürgen (1962-2002 [2006]), histat-Datenkompilation online: Grunddaten zur historischen Entwicklung des Gesundheitswesens in Deutschland von 1876 bis 1999. |
829 Zeitreihen (1853 - 2000) 67 Tabellen |
Beschreibung... |
ZA 8563 | Gesundheit | Sensch, Jürgen (1875, 2013 [2006]), histat-Datenkompilation online: Basisdaten zur Entwicklung der Gesundheitsverhältnisse in Deutschland, 1816 - 2010. |
1205 Zeitreihen (1816 - 2010) 54 Tabellen |
Beschreibung... |
ZA 8535 | Gesundheit | Rothenbacher, Franz (1982 [2013]), Entwicklung der Gesundheitsverhältnisse in Deutschland seit der Industrialisierung. |
104 Zeitreihen (1816 - 1975) 19 Tabellen |
Beschreibung... |
ZA 8563 | Gesundheit | Sensch, Jürgen (1875, 2013 [2013]), histat-Datenkompilation online: Basisdaten zur Entwicklung der Gesundheitsverhältnisse in Deutschland, 1816 - 2010. |
1205 Zeitreihen (1816 - 2010) 54 Tabellen |
Beschreibung... |
ZA 8604 | Gesundheit | Sensch, Jürgen (Keine (online Publikation). [2015]), histat-Datenkompilation online: Gesundheitsausgaben in Deutschland 1970 bis 2013. |
200 Zeitreihen (1970 - 2013) 9 Tabellen |
Beschreibung... |
ZA 8443 | Industrie | Banken, Ralf, Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945. |
122 Zeitreihen (1913 - 1945) 10 Tabellen |
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Bibliographische Angaben
Studiennummer: ZA 8443
Studientitel: Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1913 - 1945
Primärforscher: Banken, Ralf
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Banken, R., 2009: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945. Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 13. Berlin: Akademie Verlag.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Banken, Ralf, (2009 [2010]) Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8443
Datenfile Version 1.0.0
Studientitel: Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1913 - 1945
Primärforscher: Banken, Ralf
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Banken, R., 2009: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945. Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 13. Berlin: Akademie Verlag.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Banken, Ralf, (2009 [2010]) Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8443
Datenfile Version 1.0.0
Inhalt der Studie
Mehr
Studienbeschreibung:
Die Habilitationsschrift von Ralf Banken zeichnet Bewirtschaftung, Raub und Verwertung von Edelmetallen im "Dritten Reich" quellenbasiert und in großem Detail nach. „In der vorliegenden Untersuchung ist die Frage nach dem Raub von privatem Eigentum ein zentraler Aspekt, wobei der Raub von Edelmetallen in allen praktizierten Formen sowie das System des Transfers und der wirtschaftlichen Verwertung von Edelmetallen beispielhaft für die deutsche Ausbeutungspolitik analysiert wird. Darüber hinaus steht die Entwicklung des Edelmetallsektors und der Edelmetallbewirtschaftung von 1933 bis 1939 im Vordergrund der Untersuchung. Außer der offensichtlichen Tatsache, dass die geraubten Edelmetalle im deutschen Gewerbe eingesetzt wurden und zudem zur Finanzierung von Außenhandels¬geschäften dienten sowie der vereinzelten Beteiligung einiger Unternehmen bei der direkten Übernahme von Edelmetallen in den besetzten Gebieten, besteht jedoch auch ein weiterer kausaler Zusammenhang zwischen den beiden Untersuchungsaspekten.
Aufgrund der staatlichen Wirtschaftspolitik, einer verstärkten Aufrüstung und der Abkoppelung von den außenwirtschaftlichen Märkten sowie des daraus resultierenden Devisenmangels bzw. der vollständigen Devisenbewirtschaftung konnte ab 1934 der größte Teil, der für die deutschen Verarbeiter benötigten Edelmetalle nur noch mit staatlicher Genehmigung importiert werden. Der steigenden Nachfrage nach Edelmetallen, die durch den konjunk¬turellen Aufschwung bzw. durch die verstärkte Rüstungsproduktion hervorgerufen wurde, standen jedoch sinkende Edelmetallimporte gegenüber. Diese Nachfragelücke führte in einem schleichenden Prozess von 1934 bis 1938 zur vollständigen Bewirtschaftung aller kommer¬ziell genutzten Edelmetalle in Deutschland … Der Raub der Edelmetalle von 1938 bis 1945 selbst war wegen der stets das Angebot übersteigenden Nachfrage schon im Bewirtschaftungssystem und der nationalsozialistischen Politik angelegt. Die fehlenden Importmöglichkeiten durch die alliierten Wirtschaftssperren und der Devisenmangel führten zum Raub von Edelmetallen, die für die Rüstungsproduktion und als Devisen verwendet wurden. Die Bewirtschaftung des Edelmetallmangels vor Kriegsausbruch führte in der Logik des NS-Systems zwangsläufig zu einer Großraubwirtschaft im Krieg. In dieser Situation waren die eng mit dem staatlichen Bewirtschaftungssystem verbundenen Unternehmen des Edelmetallsektors vor die Alternative gestellt, prinzipiell die Produktion aufzugeben oder aber die die geraubten Edelmetalle zu verarbeiten.
Ausgehend von diesem Szenario werden daher in dieser Studie folgende konkrete Fragen untersucht:
1. Wie entwickelten sich die Edelmetallbranche und die Bewirtschaftung der Edelmetalle von 1933 bis 1945 und wie und warum handelten die einzelnen Akteure in Unternehmen und Staat?
2. Wie erfolgte die Beschaffung und Finanzierung der Edelmetalle von 1938 bis 1945 und wozu wurden sie anschließend von wem verwandt?
3. Wer profitierte von dem Bewirtschaftungs- und/oder Beschaffungssystem? Gab es Alternativen zu den herausgebildeten Strukturen oder Handlungsspielräume für die einzelnen Akteure?“ (Banken, 2009, a. a. O., S. 17, S. 19).
Die Untersuchung ist aus Gründen der überschaubaren Darstellung in zwei große Abschnitte aufgeteilt:
Im ersten Teil der Untersuchung wird die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors von 1933 bis 1939 aufgezeigt. Zugleich werden die Rahmenbedingungen und die Entscheidungen der verschiedenen Unternehmen in dieser Branche herausgearbeitet. Innerhalb der sektoralen Marktanalyse liegt der Fokus auf dem unternehmerischen Handeln der Aktiengesellschaft Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler (Degussa) als Marktführer der Branche und größter deutscher Scheideanstalt. Zusammen mit der Darstellung des deutschen Edelmetallbewirtschaftungssystems bis 1939 ermöglichen die Ergebnisse dieser Branchenstudie ein Verständnis der Verwertungswege der geraubten Edelmetalle im Zweiten Weltkrieg. Banken verdeutlicht, dass die Bewirtschaftung der Edelmetalle Gold, Silber und Platin auf keiner sorgfältig durchdachten Konzeption beruhte, sondern sich als "ein System, das keiner anstrebte" (Banken 2009, a. a. O., S. 117) im Zuge von ad hoc-Maßnahmen schrittweise und für die einzelnen Edelmetalle zeitlich versetzt entwickelte. Die Goldbewirtschaftung begann bereits im Verlauf der Devisenkrise von 1934, da Gold eben nicht nur als Rohstoff, sondern vor allem als internationales Zahlungsmittel benötigt wurde. Die Silberbewirtschaftung setzte im Herbst 1935 nach Auslaufen der Lohnscheideaufträge aus der UdSSR ein; die Platinbewirtschaftung wurde im Verlauf der forcierten Aufrüstung ab Mitte 1937 notwendig. Ziel dieser Bewirtschaftungssysteme war es jeweils, angesichts der vorherrschenden Devisenknappheit – Gold, Platin und zu großen Teilen auch Silber mussten importiert werden – die deutsche Rüstungs- und Exportindustrie zu Lasten des einheimischen Verbrauchs von Konsumgütern (wie zum Beispiel Schmuckwaren) mit hinreichenden Mengen an Edelmetallen zu versorgen.
Im zweiten Teil der Studie werden die Beschlagnahme und der Raub von Edelmetallen in Deutschland und den besetzten Gebieten (Kapitel 4) sowie der Transfer der Edelmetalle ins Reich und ihre Verwertung durch die verschiedenen staatlichen Institutionen, aber auch privaten Unternehmen (Kapitel 5) untersucht. Auch wenn zum Beispiel die Vereinnahmung der Gold- und Devisenreserven der Nationalbanken in den besetzten Ländern nicht unberücksichtigt bleibt, widmet sich Banken in diesem Teil seiner Arbeit doch vorrangig der Ausplünderung der europäischen Juden. Im Kriegsverlauf und insbesondere in Osteuropa vollzog sich eine Radikalisierung des Edelmetallraubs: Der Einsatz von Gewalt bis hin zum Raubmord ersetzte zunehmend den Einsatz von administrativen Lösungen bei der Inbesitznahme der jüdischen Vermögen. In dem fünften Kapitel untersucht Banken auch die Verwertung der geraubten Edelmetalle und kommt zu dem Ergebnis, dass Gold vorrangig zur Finanzierung der Einfuhr kriegswichtiger Güter, Platin und Silber hingegen für die inländische Rüstungsproduktion eingesetzt wurde. Den Schlussfolgerungen Götz Alys widerspricht Ralf Banken hier wiederum deutlich, wenn er betont, dass "die Raubpolitik bei den Edelmetallen dabei fast ausschließlich der Kriegsrüstung und keinesfalls dem Konsum der deutschen Bevölkerung" diente (Banken 2009, a. a. O., S. 846).
Datentabellen in HISTAT:
Die Datentabellen in HISTAT stellen eine Auswahl der Archivtabellen dar. Die vollständigen Archivtabellen (= Anhangstabellen aus der Publikation) können auf Anfrage unter der Studiennummer ZA8443 bereitgestellt werden.
A.02 Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen (1924-1945)
A.03: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen in kg (1913-1943)
A.04a Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen: Einfuhr, Ausfuhr (1913-1942)
A.04b Deutsche Platineinfuhr (1935-1938)
A.04c Der Import von Gold und Silber aus der UdSSR (1926-1938)
A.07 Die Edelmetallversorgung Deutschlands, in kg (1913-1932)
A.12 Die Silberproduktion in Deutschland, in kg (1929-1940)
A.13 Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung (1936-1940)
Tab.33 Die offiziellen und geheimen Goldreserven der Reichsbank, in Mio. Dollar und RM (1933-1939)
A.34 Die Platineinfuhr des Deutschen Reiches (nach Quiring), in kg (1929-1939)
Die Habilitationsschrift von Ralf Banken zeichnet Bewirtschaftung, Raub und Verwertung von Edelmetallen im "Dritten Reich" quellenbasiert und in großem Detail nach. „In der vorliegenden Untersuchung ist die Frage nach dem Raub von privatem Eigentum ein zentraler Aspekt, wobei der Raub von Edelmetallen in allen praktizierten Formen sowie das System des Transfers und der wirtschaftlichen Verwertung von Edelmetallen beispielhaft für die deutsche Ausbeutungspolitik analysiert wird. Darüber hinaus steht die Entwicklung des Edelmetallsektors und der Edelmetallbewirtschaftung von 1933 bis 1939 im Vordergrund der Untersuchung. Außer der offensichtlichen Tatsache, dass die geraubten Edelmetalle im deutschen Gewerbe eingesetzt wurden und zudem zur Finanzierung von Außenhandels¬geschäften dienten sowie der vereinzelten Beteiligung einiger Unternehmen bei der direkten Übernahme von Edelmetallen in den besetzten Gebieten, besteht jedoch auch ein weiterer kausaler Zusammenhang zwischen den beiden Untersuchungsaspekten.
Aufgrund der staatlichen Wirtschaftspolitik, einer verstärkten Aufrüstung und der Abkoppelung von den außenwirtschaftlichen Märkten sowie des daraus resultierenden Devisenmangels bzw. der vollständigen Devisenbewirtschaftung konnte ab 1934 der größte Teil, der für die deutschen Verarbeiter benötigten Edelmetalle nur noch mit staatlicher Genehmigung importiert werden. Der steigenden Nachfrage nach Edelmetallen, die durch den konjunk¬turellen Aufschwung bzw. durch die verstärkte Rüstungsproduktion hervorgerufen wurde, standen jedoch sinkende Edelmetallimporte gegenüber. Diese Nachfragelücke führte in einem schleichenden Prozess von 1934 bis 1938 zur vollständigen Bewirtschaftung aller kommer¬ziell genutzten Edelmetalle in Deutschland … Der Raub der Edelmetalle von 1938 bis 1945 selbst war wegen der stets das Angebot übersteigenden Nachfrage schon im Bewirtschaftungssystem und der nationalsozialistischen Politik angelegt. Die fehlenden Importmöglichkeiten durch die alliierten Wirtschaftssperren und der Devisenmangel führten zum Raub von Edelmetallen, die für die Rüstungsproduktion und als Devisen verwendet wurden. Die Bewirtschaftung des Edelmetallmangels vor Kriegsausbruch führte in der Logik des NS-Systems zwangsläufig zu einer Großraubwirtschaft im Krieg. In dieser Situation waren die eng mit dem staatlichen Bewirtschaftungssystem verbundenen Unternehmen des Edelmetallsektors vor die Alternative gestellt, prinzipiell die Produktion aufzugeben oder aber die die geraubten Edelmetalle zu verarbeiten.
Ausgehend von diesem Szenario werden daher in dieser Studie folgende konkrete Fragen untersucht:
1. Wie entwickelten sich die Edelmetallbranche und die Bewirtschaftung der Edelmetalle von 1933 bis 1945 und wie und warum handelten die einzelnen Akteure in Unternehmen und Staat?
2. Wie erfolgte die Beschaffung und Finanzierung der Edelmetalle von 1938 bis 1945 und wozu wurden sie anschließend von wem verwandt?
3. Wer profitierte von dem Bewirtschaftungs- und/oder Beschaffungssystem? Gab es Alternativen zu den herausgebildeten Strukturen oder Handlungsspielräume für die einzelnen Akteure?“ (Banken, 2009, a. a. O., S. 17, S. 19).
Die Untersuchung ist aus Gründen der überschaubaren Darstellung in zwei große Abschnitte aufgeteilt:
Im ersten Teil der Untersuchung wird die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors von 1933 bis 1939 aufgezeigt. Zugleich werden die Rahmenbedingungen und die Entscheidungen der verschiedenen Unternehmen in dieser Branche herausgearbeitet. Innerhalb der sektoralen Marktanalyse liegt der Fokus auf dem unternehmerischen Handeln der Aktiengesellschaft Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler (Degussa) als Marktführer der Branche und größter deutscher Scheideanstalt. Zusammen mit der Darstellung des deutschen Edelmetallbewirtschaftungssystems bis 1939 ermöglichen die Ergebnisse dieser Branchenstudie ein Verständnis der Verwertungswege der geraubten Edelmetalle im Zweiten Weltkrieg. Banken verdeutlicht, dass die Bewirtschaftung der Edelmetalle Gold, Silber und Platin auf keiner sorgfältig durchdachten Konzeption beruhte, sondern sich als "ein System, das keiner anstrebte" (Banken 2009, a. a. O., S. 117) im Zuge von ad hoc-Maßnahmen schrittweise und für die einzelnen Edelmetalle zeitlich versetzt entwickelte. Die Goldbewirtschaftung begann bereits im Verlauf der Devisenkrise von 1934, da Gold eben nicht nur als Rohstoff, sondern vor allem als internationales Zahlungsmittel benötigt wurde. Die Silberbewirtschaftung setzte im Herbst 1935 nach Auslaufen der Lohnscheideaufträge aus der UdSSR ein; die Platinbewirtschaftung wurde im Verlauf der forcierten Aufrüstung ab Mitte 1937 notwendig. Ziel dieser Bewirtschaftungssysteme war es jeweils, angesichts der vorherrschenden Devisenknappheit – Gold, Platin und zu großen Teilen auch Silber mussten importiert werden – die deutsche Rüstungs- und Exportindustrie zu Lasten des einheimischen Verbrauchs von Konsumgütern (wie zum Beispiel Schmuckwaren) mit hinreichenden Mengen an Edelmetallen zu versorgen.
Im zweiten Teil der Studie werden die Beschlagnahme und der Raub von Edelmetallen in Deutschland und den besetzten Gebieten (Kapitel 4) sowie der Transfer der Edelmetalle ins Reich und ihre Verwertung durch die verschiedenen staatlichen Institutionen, aber auch privaten Unternehmen (Kapitel 5) untersucht. Auch wenn zum Beispiel die Vereinnahmung der Gold- und Devisenreserven der Nationalbanken in den besetzten Ländern nicht unberücksichtigt bleibt, widmet sich Banken in diesem Teil seiner Arbeit doch vorrangig der Ausplünderung der europäischen Juden. Im Kriegsverlauf und insbesondere in Osteuropa vollzog sich eine Radikalisierung des Edelmetallraubs: Der Einsatz von Gewalt bis hin zum Raubmord ersetzte zunehmend den Einsatz von administrativen Lösungen bei der Inbesitznahme der jüdischen Vermögen. In dem fünften Kapitel untersucht Banken auch die Verwertung der geraubten Edelmetalle und kommt zu dem Ergebnis, dass Gold vorrangig zur Finanzierung der Einfuhr kriegswichtiger Güter, Platin und Silber hingegen für die inländische Rüstungsproduktion eingesetzt wurde. Den Schlussfolgerungen Götz Alys widerspricht Ralf Banken hier wiederum deutlich, wenn er betont, dass "die Raubpolitik bei den Edelmetallen dabei fast ausschließlich der Kriegsrüstung und keinesfalls dem Konsum der deutschen Bevölkerung" diente (Banken 2009, a. a. O., S. 846).
Datentabellen in HISTAT:
Die Datentabellen in HISTAT stellen eine Auswahl der Archivtabellen dar. Die vollständigen Archivtabellen (= Anhangstabellen aus der Publikation) können auf Anfrage unter der Studiennummer ZA8443 bereitgestellt werden.
A.02 Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen (1924-1945)
A.03: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen in kg (1913-1943)
A.04a Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen: Einfuhr, Ausfuhr (1913-1942)
A.04b Deutsche Platineinfuhr (1935-1938)
A.04c Der Import von Gold und Silber aus der UdSSR (1926-1938)
A.07 Die Edelmetallversorgung Deutschlands, in kg (1913-1932)
A.12 Die Silberproduktion in Deutschland, in kg (1929-1940)
A.13 Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung (1936-1940)
Tab.33 Die offiziellen und geheimen Goldreserven der Reichsbank, in Mio. Dollar und RM (1933-1939)
A.34 Die Platineinfuhr des Deutschen Reiches (nach Quiring), in kg (1929-1939)
Methodologie
Untersuchungsgebiet:
Deutschland; „Drittes Reich“ 1933 – 1945.
Deutschland; „Drittes Reich“ 1933 – 1945.
Mehr
Quellentypen:
Daten der amtlichen Statistik (Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich).
Zentrale Archivbestände waren die umfangreichen Akten der Degussa im Unternehmensarchiv der Evonik in Frankfurt am Main.
Akten der Reichsstelle für Edelmetalle sowie Unterlagen der Reichsbankhauptkasse für die Darstellung der Bewirtschaftung.
Archivalien zahlreicher Ministerien (Reichswirtschaftsministerium, Reichsfinanzministerium, Preußisches Finanzministerium), der volkswirtschaftlichen Abteilung der Reichsbank und des Statistischen Reichsamts. Umfangreiches Material konnte ebenfalls aus Nachkriegsunterlagen gewonnen werden, vor allem aus den Omgus - Unterlagen.
Archiv für Wiedergutmachung im Landesarchiv Berlin.
Archiv im „Center for advanced Holocaust Studies“ in Washington mit seinen umfangreichen Beständen aus osteuropäischen Archiven zum Holocaust.
Umfangreiche Einzelrecherchen in zahlreichen Archiven und Beständen sowohl in der Bundesrepublik als auch dem Ausland.
Daten der amtlichen Statistik (Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich).
Zentrale Archivbestände waren die umfangreichen Akten der Degussa im Unternehmensarchiv der Evonik in Frankfurt am Main.
Akten der Reichsstelle für Edelmetalle sowie Unterlagen der Reichsbankhauptkasse für die Darstellung der Bewirtschaftung.
Archivalien zahlreicher Ministerien (Reichswirtschaftsministerium, Reichsfinanzministerium, Preußisches Finanzministerium), der volkswirtschaftlichen Abteilung der Reichsbank und des Statistischen Reichsamts. Umfangreiches Material konnte ebenfalls aus Nachkriegsunterlagen gewonnen werden, vor allem aus den Omgus - Unterlagen.
Archiv für Wiedergutmachung im Landesarchiv Berlin.
Archiv im „Center for advanced Holocaust Studies“ in Washington mit seinen umfangreichen Beständen aus osteuropäischen Archiven zum Holocaust.
Umfangreiche Einzelrecherchen in zahlreichen Archiven und Beständen sowohl in der Bundesrepublik als auch dem Ausland.
Mehr
Verwendete Quellen (ausführliches Verzeichnis):
Ausführliches Quellenverzeichnis in dem beigefügten PDF – Dokument.
I. Quellenangaben zu den ausgewählten Tabellen in HISTAT
Tabelle A.02 Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen (1913-1945)
UA Degussa GEH 4/4, 6/13 und GEH.3.Schneider/14 sowie IW 19/5/4
LA Merseburg Mansfeld V1546
BergA Freiberg 350/
BA Berlin R7 Nr. 94, 85 und 407 sowie R3102 Nr. 11 und R2301 Nr. 6456
BergA Freiburg 209 Bündel 188 Nr. 116
BA Koblenz ZF45F Nr. 3/415-3/11
STA Hannover Fiat Nr. 829
UA Norddeutsche Affinerie Nr. 12/19 und Ber. Allrevisio Norddeutsche Affinerie
Geschäftsberichte der jeweiligen Firmen
Truthe, W., Hundert Jahre 1843-1943 Gold- und Silber-Scheidung nebst Gewinnung der Platinmetalle. Frankfurt/Main 1943.
75 Jahre Duisburger Kupferhütte
100 Jahre Norddeutsche Affinerie
Tabelle A.03: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen, in kg (1913-1943)
BA Berlin R8X Nr. 6/1, 7 und 357
Statistisches Jahrbuch Dt. Reich
BA Berlin R3102 Nr. 3290
Tabelle A.04a Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen: Einfuhr, Ausfuhr (1913-1943)
BA Berlin R 2 Nr. 14904
Statistisches Jahrbuch Dt. Reich
Deutsche Bundesbank (Hg.), Deutsches Geld- und Bankwesen in Zahlen 1876-1976. Frankfurt/Main 1976.
Maschke, E. (Hg.), Die Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie. Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte der Stadt Pforzheim, Ubstadt-Weiher1999.
Fabry, P. W., Die Sowjetunion und das Dritte Reich. Stuttgart-Degerloch 1971.
Tabelle A.04b Deutsche Platineinfuhr (1935-1938)
Siehe A.04a.
Tabelle A.04c Der Import von Gold und Silber aus der UdSSR (1926-1935)
Siehe A.04a.
Tabelle A.07 Die Edelmetallversorgung Deutschlands, in kg (1913-1932)
Ba Berlin R2501 Nr. 6541
BA Berlin R8X Nr. 357
Tabelle A.12 Die Silberproduktion in Deutschland, in kg (1929-1940)
BA Berlin R3102/3290
Statist Jahrbuch Dt. Reich
Schmitz World non ferrous production
R8X/7, 6/1 und 357
BA Berlin R2501 Nr. 6541
UA Degussa Bestand GEH
Tabelle A.13 Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung (1936-1940)
BA Berlin R8X Nr.5/2
Tabelle A.33 Die offiziellen und geheimen Goldreserven der Reichsbank, in Mio. Dollar und RM (1933-1939)
BA Koblenz Z 45f Nr.11/402/6
A.34 Die Platineinfuhr des Deutschen Reiches (nach Quiring), in kg (1929-1939)
Quelle für die Jahre 1929-1938: Quiring, H., 1962:Platinmetalle. Stuttgart, S. 150-152; für 1939: Friedensburg, F., 1962: Die sowjetischen Lieferungen an das Hitlerreich, in: Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 1, S. 336.
II. Zur Quellenlage:
(Zitat aus Banken, R., 2009: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945. Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 13. Berlin: Akademie Verlag, S. 29-30).
„Die Quellenlage erwies sich einerseits als sehr disparat, andererseits aber auch als sehr ergiebig. Im Unterschied zur Literaturlage konnte für die Untersuchung der engeren Edelmetallbranche und des Bewirtschaftungssystems auf umfangreiches Material zurückgegriffen werden. Zentrale Archivbestände waren die umfangreichen Akten der Degussa im Unternehmensarchiv, die in den fünfziger Jahren jedoch einer gezielten Durchsicht der Degussa-Rechtsabteilung mit anschließender Vernichtung wichtiger Akten unterlegen haben. Trotzdem kann anhand dieser Quellen sowohl die quantitative Entwicklung des Unternehmens in Einzelheiten sowie durch die zahlreichen Berichte auch die Unternehmensstrategie, das Handeln der Manager sowie das Verhalten der Konkurrenten dargestellt bzw. gut beurteilt werden. Um eine einseitige Darstellung aus Sicht der Degussa-Leitenden zu vermeiden, wurden auch die Akten verschiedener anderer Unternehmen der Edelmetallbranche (Mansfeld, Norddeutsche Affinerie, Preussag, Metallgesellschaft, Freiberg, Württembergische Metallwarenfabrik Geislingen) hinzugezogen, um so ein Außenbild auf die Degussa herausarbeiten zu können bzw. absichtliche oder zufällige Lücken im Degussa – Archiv zu schließen. Allerdings waren diese Bestände insgesamt deutlich weniger aussagekräftig und lückenhafter. Neben den Beständen der Unternehmen waren auch die Akten der Reichsstelle für Edelmetalle sowie Unterlagen der Reichsbankhauptkasse für die Darstellung der Bewirtschaftung von großer Bedeutung, insbesondere für die Quantifizierung der geraubten Edelmetallmengen. Ergänzt wurde diese zentralen Aktenbestände durch Archivalien zahlreicher Ministerien (Reichswirtschaftsministerium, Reichsfinanzministerium, Preußisches Finanzministerium), der volkswirtschaftlichen Abteilung der Reichsbank und des Statistischen Reichsamts. Umfangreiches Material konnte ebenfalls aus Nachkriegsunterlagen gewonnen werden, vor allem aus den Omgus - Unterlagen.
Gegenüber der Quellenlage für die generelle Entwicklung der Edelmetallbranche und deren Bewirtschaftung erwies sich die Suche nach Informationen über den Raub der Edelmetalle und deren Verwertung deutlich schwieriger. Zwar finden sich zahlreiche Einzelfälle, doch sind diese zumeist schwer zu entdecken und geben meist immer nur einen Teil des und Verwertungsprozesses wieder, so dass der Verfasser meist gezwungen war, verschiedene Überlieferungen zusammenzusetzen. Lediglich zwei Archive boten einen besseren Zugriff auf das Thema. Es erwies sich in diesem Zusammenhang zum einen als besonders hilfreich, dass das sog. Archiv für Wiedergutmachung im Landesarchiv Berlin sowohl die Einzelfälle des Raubes und des Transfers der Edelmetalle ins Reich als auch gesetzliche Grundlagen, Zeugenaussagen und archivalische Dokumente in Kopie im Rahmen des Bundesrückerstattungsgesetzes von 1958 bis Ende der sechziger Jahre gesammelt hatte. Dieser Bestand bietet eine Flut von Informationen, geordnet nach den verschiedenen Territorien und Art des Vermögensentzuges, die weder ein einzelner Forscher noch eine Kommission durch Archivreisen hätte recherchieren können. Ähnlich vorteilhaft erwies sich auch die Nutzung des Archivs im Center for advanced Holocaust Studies in Washington mit seinen umfangreichen Beständen aus osteuropäischen Archiven zum Holocaust. Diese beiden Glücksfälle blieben jedoch die Ausnahme. Die angestrebten Ergebnisse erforderten ansonsten umfangreiche Einzelrecherchen in zahlreichen Archiven und Beständen sowohl in der Bundesrepublik als auch dem Ausland. Für die Bundesrepublik sind hier zu nennen: die Bundesarchivstellen in Lichterfelde, Dahlwitz- Hoppegarten und Freiburg mit den Beständen von Reichsministerien und nachgelagerten Behörden (Reichsfinanzministerium, Rechnungs¬hof des Deutschen Reiches, Reichswirtschaftsministerium, volkswirtschaftliche Abteilung der Reichsbank, Vierjahresplanbehörde), den Beständen von NSDAP-Organisationen (SS – Wirtschafts - Verwaltungshauptamt, Ahnenerbe, Persönlicher Stab des Reichsführers- SS) und der Wehrmacht (Wehrwirtschafts - Rüstungsamt, Militärbefehlshaber Frankreich bzw. Belgien-Nordfrankreich), Bestände einzelner Kriegsgesellschaften (Wifo, Roges), Besatzungsinstitutionen (Haupttreuhandstelle Ost, Feindvermögensverwaltung in den besetzten Niederlanden) und einzelner Unternehmen (Deutsche Bank, IG Farben, Berliner Handelsgesellschaft), zudem auch das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem (Preußisches Finanzministerium, Preußische Münze, Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg) sowie regionale Staatsarchive (Oberfinanzpräsident in Hamburg bzw. Berlin-Brandenburg). In den besuchten ausländischen Archiven stellten die Akten der jeweiligen Besatzungsverwaltungen wichtiges Material dar. In Polen wurden in Warschau u.a. das Archiv der neuen Akten (Regierung des Generalgouvernements, Emissionsbank Krakau), die Staatsarchive Posen (Treuhandstelle Posen, Reichsstatthalter Warthegau), Lodz (Ghettoverwaltung, Ältester der Juden im Ghetto Litzmannstadt) und Kattowitz (Treuhandstelle) besucht, in Moskau die Be¬stände des sog. Sonderarchivs Moskau (Reichswirtschaftsministerium, Vierjahresplan u.a.) ausgewertet. Im Wiener Archiv der Republik wurden die Bestände Vermögensverkehrsstelle und Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich gesichtet und im Pariser Archives Nationales der Bestand des Militärbefehlshaber Frankreich bzw. Belgien-Nordfrankreich durchgesehen. Neben den Besatzungsverwaltungen wurden mit Akten amerikanischer Institutionen im National Archive, Washington (Office for Strategic Service, Collection of Foreign Records Seized, Departement of the Treasury, Foreign Service Posts of the Departement of State) auch Bestände der Nachkriegszeit im Ausland genutzt, die durch die Omgus- Akten im Bundesarchiv Koblenz und die Sammlungen im Institut für Zeitgeschichte (Nürnberger Dokumente u.a. Sammlungen) ergänzt wurden.
Für die schon oben erwähnte Suche nach personenrelevanten Informationen wurden sowohl im Berlin Document Center, in den Stasiunterlagen (sog. Z-Bestände), im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde als auch in den Spruchkammerakten im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden und im Institut für Zeitgeschichte recherchiert.“
Ausführliches Quellenverzeichnis in dem beigefügten PDF – Dokument.
I. Quellenangaben zu den ausgewählten Tabellen in HISTAT
Tabelle A.02 Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen (1913-1945)
UA Degussa GEH 4/4, 6/13 und GEH.3.Schneider/14 sowie IW 19/5/4
LA Merseburg Mansfeld V1546
BergA Freiberg 350/
BA Berlin R7 Nr. 94, 85 und 407 sowie R3102 Nr. 11 und R2301 Nr. 6456
BergA Freiburg 209 Bündel 188 Nr. 116
BA Koblenz ZF45F Nr. 3/415-3/11
STA Hannover Fiat Nr. 829
UA Norddeutsche Affinerie Nr. 12/19 und Ber. Allrevisio Norddeutsche Affinerie
Geschäftsberichte der jeweiligen Firmen
Truthe, W., Hundert Jahre 1843-1943 Gold- und Silber-Scheidung nebst Gewinnung der Platinmetalle. Frankfurt/Main 1943.
75 Jahre Duisburger Kupferhütte
100 Jahre Norddeutsche Affinerie
Tabelle A.03: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen, in kg (1913-1943)
BA Berlin R8X Nr. 6/1, 7 und 357
Statistisches Jahrbuch Dt. Reich
BA Berlin R3102 Nr. 3290
Tabelle A.04a Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen: Einfuhr, Ausfuhr (1913-1943)
BA Berlin R 2 Nr. 14904
Statistisches Jahrbuch Dt. Reich
Deutsche Bundesbank (Hg.), Deutsches Geld- und Bankwesen in Zahlen 1876-1976. Frankfurt/Main 1976.
Maschke, E. (Hg.), Die Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie. Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte der Stadt Pforzheim, Ubstadt-Weiher1999.
Fabry, P. W., Die Sowjetunion und das Dritte Reich. Stuttgart-Degerloch 1971.
Tabelle A.04b Deutsche Platineinfuhr (1935-1938)
Siehe A.04a.
Tabelle A.04c Der Import von Gold und Silber aus der UdSSR (1926-1935)
Siehe A.04a.
Tabelle A.07 Die Edelmetallversorgung Deutschlands, in kg (1913-1932)
Ba Berlin R2501 Nr. 6541
BA Berlin R8X Nr. 357
Tabelle A.12 Die Silberproduktion in Deutschland, in kg (1929-1940)
BA Berlin R3102/3290
Statist Jahrbuch Dt. Reich
Schmitz World non ferrous production
R8X/7, 6/1 und 357
BA Berlin R2501 Nr. 6541
UA Degussa Bestand GEH
Tabelle A.13 Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung (1936-1940)
BA Berlin R8X Nr.5/2
Tabelle A.33 Die offiziellen und geheimen Goldreserven der Reichsbank, in Mio. Dollar und RM (1933-1939)
BA Koblenz Z 45f Nr.11/402/6
A.34 Die Platineinfuhr des Deutschen Reiches (nach Quiring), in kg (1929-1939)
Quelle für die Jahre 1929-1938: Quiring, H., 1962:Platinmetalle. Stuttgart, S. 150-152; für 1939: Friedensburg, F., 1962: Die sowjetischen Lieferungen an das Hitlerreich, in: Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 1, S. 336.
II. Zur Quellenlage:
(Zitat aus Banken, R., 2009: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945. Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 13. Berlin: Akademie Verlag, S. 29-30).
„Die Quellenlage erwies sich einerseits als sehr disparat, andererseits aber auch als sehr ergiebig. Im Unterschied zur Literaturlage konnte für die Untersuchung der engeren Edelmetallbranche und des Bewirtschaftungssystems auf umfangreiches Material zurückgegriffen werden. Zentrale Archivbestände waren die umfangreichen Akten der Degussa im Unternehmensarchiv, die in den fünfziger Jahren jedoch einer gezielten Durchsicht der Degussa-Rechtsabteilung mit anschließender Vernichtung wichtiger Akten unterlegen haben. Trotzdem kann anhand dieser Quellen sowohl die quantitative Entwicklung des Unternehmens in Einzelheiten sowie durch die zahlreichen Berichte auch die Unternehmensstrategie, das Handeln der Manager sowie das Verhalten der Konkurrenten dargestellt bzw. gut beurteilt werden. Um eine einseitige Darstellung aus Sicht der Degussa-Leitenden zu vermeiden, wurden auch die Akten verschiedener anderer Unternehmen der Edelmetallbranche (Mansfeld, Norddeutsche Affinerie, Preussag, Metallgesellschaft, Freiberg, Württembergische Metallwarenfabrik Geislingen) hinzugezogen, um so ein Außenbild auf die Degussa herausarbeiten zu können bzw. absichtliche oder zufällige Lücken im Degussa – Archiv zu schließen. Allerdings waren diese Bestände insgesamt deutlich weniger aussagekräftig und lückenhafter. Neben den Beständen der Unternehmen waren auch die Akten der Reichsstelle für Edelmetalle sowie Unterlagen der Reichsbankhauptkasse für die Darstellung der Bewirtschaftung von großer Bedeutung, insbesondere für die Quantifizierung der geraubten Edelmetallmengen. Ergänzt wurde diese zentralen Aktenbestände durch Archivalien zahlreicher Ministerien (Reichswirtschaftsministerium, Reichsfinanzministerium, Preußisches Finanzministerium), der volkswirtschaftlichen Abteilung der Reichsbank und des Statistischen Reichsamts. Umfangreiches Material konnte ebenfalls aus Nachkriegsunterlagen gewonnen werden, vor allem aus den Omgus - Unterlagen.
Gegenüber der Quellenlage für die generelle Entwicklung der Edelmetallbranche und deren Bewirtschaftung erwies sich die Suche nach Informationen über den Raub der Edelmetalle und deren Verwertung deutlich schwieriger. Zwar finden sich zahlreiche Einzelfälle, doch sind diese zumeist schwer zu entdecken und geben meist immer nur einen Teil des und Verwertungsprozesses wieder, so dass der Verfasser meist gezwungen war, verschiedene Überlieferungen zusammenzusetzen. Lediglich zwei Archive boten einen besseren Zugriff auf das Thema. Es erwies sich in diesem Zusammenhang zum einen als besonders hilfreich, dass das sog. Archiv für Wiedergutmachung im Landesarchiv Berlin sowohl die Einzelfälle des Raubes und des Transfers der Edelmetalle ins Reich als auch gesetzliche Grundlagen, Zeugenaussagen und archivalische Dokumente in Kopie im Rahmen des Bundesrückerstattungsgesetzes von 1958 bis Ende der sechziger Jahre gesammelt hatte. Dieser Bestand bietet eine Flut von Informationen, geordnet nach den verschiedenen Territorien und Art des Vermögensentzuges, die weder ein einzelner Forscher noch eine Kommission durch Archivreisen hätte recherchieren können. Ähnlich vorteilhaft erwies sich auch die Nutzung des Archivs im Center for advanced Holocaust Studies in Washington mit seinen umfangreichen Beständen aus osteuropäischen Archiven zum Holocaust. Diese beiden Glücksfälle blieben jedoch die Ausnahme. Die angestrebten Ergebnisse erforderten ansonsten umfangreiche Einzelrecherchen in zahlreichen Archiven und Beständen sowohl in der Bundesrepublik als auch dem Ausland. Für die Bundesrepublik sind hier zu nennen: die Bundesarchivstellen in Lichterfelde, Dahlwitz- Hoppegarten und Freiburg mit den Beständen von Reichsministerien und nachgelagerten Behörden (Reichsfinanzministerium, Rechnungs¬hof des Deutschen Reiches, Reichswirtschaftsministerium, volkswirtschaftliche Abteilung der Reichsbank, Vierjahresplanbehörde), den Beständen von NSDAP-Organisationen (SS – Wirtschafts - Verwaltungshauptamt, Ahnenerbe, Persönlicher Stab des Reichsführers- SS) und der Wehrmacht (Wehrwirtschafts - Rüstungsamt, Militärbefehlshaber Frankreich bzw. Belgien-Nordfrankreich), Bestände einzelner Kriegsgesellschaften (Wifo, Roges), Besatzungsinstitutionen (Haupttreuhandstelle Ost, Feindvermögensverwaltung in den besetzten Niederlanden) und einzelner Unternehmen (Deutsche Bank, IG Farben, Berliner Handelsgesellschaft), zudem auch das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem (Preußisches Finanzministerium, Preußische Münze, Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg) sowie regionale Staatsarchive (Oberfinanzpräsident in Hamburg bzw. Berlin-Brandenburg). In den besuchten ausländischen Archiven stellten die Akten der jeweiligen Besatzungsverwaltungen wichtiges Material dar. In Polen wurden in Warschau u.a. das Archiv der neuen Akten (Regierung des Generalgouvernements, Emissionsbank Krakau), die Staatsarchive Posen (Treuhandstelle Posen, Reichsstatthalter Warthegau), Lodz (Ghettoverwaltung, Ältester der Juden im Ghetto Litzmannstadt) und Kattowitz (Treuhandstelle) besucht, in Moskau die Be¬stände des sog. Sonderarchivs Moskau (Reichswirtschaftsministerium, Vierjahresplan u.a.) ausgewertet. Im Wiener Archiv der Republik wurden die Bestände Vermögensverkehrsstelle und Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich gesichtet und im Pariser Archives Nationales der Bestand des Militärbefehlshaber Frankreich bzw. Belgien-Nordfrankreich durchgesehen. Neben den Besatzungsverwaltungen wurden mit Akten amerikanischer Institutionen im National Archive, Washington (Office for Strategic Service, Collection of Foreign Records Seized, Departement of the Treasury, Foreign Service Posts of the Departement of State) auch Bestände der Nachkriegszeit im Ausland genutzt, die durch die Omgus- Akten im Bundesarchiv Koblenz und die Sammlungen im Institut für Zeitgeschichte (Nürnberger Dokumente u.a. Sammlungen) ergänzt wurden.
Für die schon oben erwähnte Suche nach personenrelevanten Informationen wurden sowohl im Berlin Document Center, in den Stasiunterlagen (sog. Z-Bestände), im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde als auch in den Spruchkammerakten im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden und im Institut für Zeitgeschichte recherchiert.“
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Anmerkungen:
(1) Definition und Abgrenzung
(Zitat aus Banken, R., 2009: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945. Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 13. Berlin: Akademie Verlag, S. 21-24).
„Für die Untersuchung wird der Begriff der Edelmetallbranche (Edelmetallwirtschaft, Edel¬metallgewerbe) pragmatisch definiert. Es werden im Folgenden darunter Unternehmen und Betriebe verstanden, die Edelmetalle (Gold, Silber, Platin und Platinbeimetalle) sowie ihre Legierungen produzierten und damit handelten. Diese stellten meist das eigentliche Edelme¬tallerzeugende Gewerbe dar, also die Edelmetallscheidereien und die Halbzeugproduktion. Vor allem die Scheidereien und die edelmetallerzeugenden Hütten als Produzenten und zentrales Verbindungsglied zwischen den „edelmetallbeschaffenden" Institutionen und den Edelmetallverbrauchern stehen dabei im Vordergrund der Analyse.
Neben der Edelmetallerzeugenden Industrie, deren Entwicklung hier vornehmlich untersucht wird, muss jedoch auch immer wieder das Handeln der edelmetallverarbeitenden Gewerbe und des Handels mit Edelmetallen mit berücksichtigt werden. Dazu zählen vor allem die Schmuckwarenindustrie, das Schmuckwarenhandwerk und die Schmuckwarenhändler (Einzel- und Großhändler), deren Güterproduktion und Handel zu einem sehr hohen Prozentsatz auf Edelmetallbasis beruhte. Darüber hinaus verbrauchten aber auch viele Unternehmen anderer Wirtschaftszweige große Edelmetallmengen, z.B. die Fotoindustrie, die in bedeutenden Mengen Silber für die Filmproduktion verwendete, die Elektroindustrie, die die Edelmetalle für elektrische Kontakte benötigte, die chemische Industrie, die Platin als Katalysatoren nutzte oder die Dentalproduktion. Alle diese Edelmetallverbraucher spielten als Nachfrager im Bewirtschaftungssystem bei der Konkurrenz um die Ressource Edelmetall eine gewich¬tige Rolle und werden daher mit ihrer Entwicklung und ihrem Handeln immer wieder in die Untersuchung einbezogen, ohne dass diese Gewerbe einen eigentlichen Untersuchungsgegenstand bilden.
Wenn auch die Edelmetallerzeugung hinsichtlich der Wertschöpfung oder des Anteils der Beschäftigten keine volkswirtschaftlich bedeutende Rolle spielte und die Branche einige Besonderheiten aufwies, so eignet sich das Fallbeispiel doch recht gut, um die Verschiebun¬gen in der deutschen Wirtschaft nach 1933 deutlich zu machen. So war die Branche vor 3 sehr exportorientiert, wobei auch der Binnenmarkt fest in deutscher Hand war. Die Edelmetalle wurden importiert und es bestanden vielerlei geschäftliche Verbindungen mit Ausland. Darüber hinaus existierten in der Branche neben den Großkonzernen wie der Degussa, Mansfeld oder der Preussag auch mittelständische Industrieunternehmen und Kleinstfirmen in den Bereichen Scheiderei und Halbzeugproduktion. Auch kann innerhalb r Branche eine zeittypische Struktur einer abnehmenden Kartellisierung von der Grund¬stoffproduktion über die Halbfertigwarenerzeugung bis zur Verarbeitung beobachtet werden, i sich die Kartelle auch international fortsetzten. Die Verwendung der Edelmetalle erfolgte dabei sowohl in der Konsumgüterproduktion (Schmuckherstellung u.a.) als auch zur Herstellung von Investitionsgütern. Edelmetalle bildeten auch für die Herstellung vieler Rüstungserzeugnisse wichtige Einsatzstoffe, dies gilt insbesondere für Platin. Eine zentrale Bedeutung nahmen die Scheideanstalten des Edelmetallgewerbes für das Dritte Reich wegen Betriebsstocks an Edelmetallen ein, der faktisch zusätzlich als Kriegsreserve diente.
Hinzu kam die Fähigkeit, aus geraubten Goldlegierungen handelsfähige Feingoldbarren herzustellen, die so zur Finanzierung des Außenhandels eingesetzt werden konnten. Aufgrund dieser sektoralen Strukturen können anhand des Fallbeispieles viele Aspekte der Wirt¬schaftsgeschichte des NS-Staates exemplarisch beleuchtet werden, ohne dass in allen Fällen vom Beispiel auf die Gesamtentwicklung geschlossen werden darf. Das Fallbeispiel dieser Branche ist eher als ein Baustein zum Verständnis der nationalsozialistischen Wirtschafts¬geschichte anzusehen. Nach Auffassung des Autors sind neben den weiteren vergleichenden Unternehmensgeschichten weitere Branchen- und Marktanalysen bzw. „Bewirtschaftungs¬geschichten" nötig, um den Charakter und die Eigentümlichkeiten der nationalsozialistischen Wirtschaftsordnung, d.h. das Verhältnis Staat-Wirtschaft, besser beurteilen zu können. Nur so sind die bisherigen zumeist makroökonomischen Ergebnisse, die zu oft nur die grundsätzlichen Entwicklungen der allgemeinen Wirtschaftspolitik und -entwicklung wiedergeben, stärker auf der mikroökonomischen Ebene zu differenzieren. Eine Marktanalyse unter Berücksichtigung der vorhandenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, verbunden mit einer Analyse der unternehmerischen Mikro- und Branchenebene, eignet sich insgesamt gut, um sowohl das Typische der NS-Wirtschaft als auch das Besondere der Branche und des Unternehmens herausarbeiten. Auf Basis einer solchen Analyse, die eine umfassende Dar¬stellung und Erklärung der Ursachen beinhaltet, ist erst dann ein abschließendes Urteil über das Verhalten der einzelnen Akteure und insbesondere des unternehmerischen Verhaltens der Degussa möglich. Ohne Berücksichtigung der ökonomischen Bedingungen für die Unternehmen und nur durch eine simple Verurteilung nach moralischen Kriterien kann das Verhalten der Unternehmer nicht erfasst werden.
Unter Bewirtschaftung werden im Folgenden solche staatliche Maßnahmen verstanden, die die Zuteilung von verbrauchseinschränkenden Teilmengen bestimmter Güter als Rationierung mit Hilfe von Bezugsschein- oder Kontingentierungsverfahren beinhalteten. Die Edelmetallbewirtschaftung war dabei eindeutig eine staatliche Maßnahme, die durch die außen¬wirtschaftlichen Folgen der Schachtschen Wirtschaftspolitik verursacht war, doch wurden die Maßnahmen nicht nur durch Teile der Edelmetallwirtschaft initiiert und mitgetragen, son¬dern ebenso aufgebaut und organisiert. Speziell die Degussa übernahm in Zusammenarbeit mit der Überwachungsstelle für Edelmetalle aus betriebswirtschaftlichem Eigeninteresse die Verteilung und Kontingentierung von Edelmetallen, wenngleich die eigentliche Entschei¬dungsgewalt über die Verfügungsgewalt rechtlich bei der Überwachungsstelle lag. Faktisch aber erwuchsen der Degussa aufgrund ihrer Fach- und Marktkenntnis in einem begrenzten Umfange durchaus staatliche Kompetenzen zu, die in der oben genannten Definition nicht zum Ausdruck kommen. Mit Broszat kann man hier von einer „Auftragsverwaltung" der Degussa, von einer quasistaatlichen Funktion des Unternehmens sprechen.
Die Definition des bisher verwendeten Raubbegriffes ist schwieriger. Juristisch stellen viele in dieser Studie beschriebene Wechsel der Verfügungsgewalt von Edelmetallen in den praktizierten Formen formal nicht ein Raub oder Diebstahl dar, sondern erscheinen als Kauf, Enteignung, Kriegskontribution oder Beschlagnahme auf Basis verschiedener Gesetze und des Völker- und Kriegsrechts. Faktisch jedoch waren die wenigsten dieser vermeintlichen Kaufvorgänge wirklich freiwillige Kaufakte auf Basis eines freiheitlichen Vertragsrechtes, was häufig auch an den geringen Kaufpreisen oder sonstigen Zwängen, wie z.B. den Anwei¬sungen der Besatzungsbehörden, festgestellt werden kann. Die (völker)rechtliche Grundlage der Aneignung der Edelmetalle (Kriegskontributionen, Enteignung etc.) durch die deutschen
Institutionen war zudem meistens mehr als fragwürdig. Allerdings wird in dieser Arbeit keine juristische Beurteilung der einzelnen Vorgänge geleistet werden, da die Fragestellung der Studie wirtschafts- und zeitgeschichtlich ausgerichtet ist. Daher werden die jeweils vor¬handenen rechtlichen Grundlagen der Aneignung (Kauf, Raub, Beschlagnahme, Enteignung) zwar dargestellt, doch deren tatsächliche juristische Legitimität im Einzelnen nicht thema¬tisiert. Zudem wird der Gesamtprozess der Edelmetallbeschaffung – nicht die einzelnen Vorgänge – allgemein als Raub verstanden, d.h. als Entwendung beweglicher Gegenstände unter Zwang, häufig unter Anwendung von Gewalt oder deren Androhung, gewertet. Dieses bedeutet selbstverständlich nicht, dass alle Formen der Edelmetallbeschaffung juristisch und moralisch gleichgesetzt werden. Zwischen den von der Besatzungsbehörde in Belgien ange¬ordneten Kaufakten, bei denen die Degussa das von den belgischen Buntmetallhütten erhaltene Scheidmaterial zumindest in etwa adäquat bezahlte, und dem gewaltsamen Raub von Edelmetallschmuck bei Hausdurchsuchungen und Massenmorden durch die SS besteht zweifellos nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich ein gewaltiger Unterschied. Allen Raubvor¬gängen war jedoch das Diktat staatlichen Zwangs gemeinsam, ohne den Edelmetalle nicht oder zumindest nicht in dieser Form in die Hand der deutschen Institutionen gelangt wären.
Der in dieser Studie ebenfalls häufig verwendete Begriff der „Verwertung" findet sich immer wieder in den Quellen über den Raub der Edelmetalle, aber auch anderer geraubter und beschlagnahmter Gegenstände (privater Hausrat, gewerbliche und landwirtschaftliche Produkte oder Wertpapiere). Er gehört zu den zahlreichen Euphemismen des nationalsozialistischen Sprachgebrauchs im Zweiten Weltkrieg. In dieser Untersuchung wird dagegen der Begriff „Verwertung" neutral verwandt, bezogen allein auf den Raub der Edelmetalle. „Verwertet" wird hier im Sinne von „aus etwas Nutzen ziehen" eingesetzt. Die geraubten Edelmetalle stellen dabei nur einen kleinen Teil dieses Ausbeutungsprozesses im von den Deutschen besetzten Europa dar.
Die Beschreibung der deutschen Beschaffung von Edelmetallen im Zweiten Weltkrieg, die in dieser Studie für mehrere Länder durchgeführt wird, kann keine Vollständigkeit bean¬spruchen. Zwar dürften mit den Fallbeispielen für jedes behandelte Land die wichtigsten Vorgänge sowohl in „moralischer" als auch quantitativer Bedeutung erfasst worden sein. Doch kann aufgrund der Quellenlage und vor allem wegen der enormen Anzahl der Fälle, nicht jeder Raub von Edelmetallen behandelt werden. Allein die reine Darstellung aller bekannten Fälle in allen Einzelheiten würde den Umfang dieser Studie bei weitem sprengen, ohne dass hierdurch ein zusätzlicher Erkenntnisgewinn zu erzielen wäre. Darüber hinaus verschwand auch eine nicht bestimmbare Menge an Edelmetallen durch Korruption und Unterschlagung in den Taschen einzelner deutscher Beamte, Soldaten oder SS-Mitglieder. Auf diese kann nur in wenigen Einzelbeispielen eingegangen werden, da Korruption und Unterschlagung zwar überall vorhanden waren, jedoch nur selten dokumentiert sind und so gut wie gar nicht quantifiziert werden können.
Anhand der zahlreichen, jedoch unvollständigen Beispiele kann auch die hier durchgeführte Quantifizierung der geraubten Edelmetalle keine Vollständigkeit erreichen. Auch auf Basis quantitativer Datenerhebungen wichtiger Knotenpunkte des Edelmetallverwer¬tungsprozesses wie der Reichsbank, der Degussa oder der Reichsstelle für Edelmetalle ist dies nicht möglich, da es keine vollständige Zentralisierung des Verwertungsprozesses und dessen Buchführung durch deutsche Stellen gab. Jedoch werden immer Schätzungen unter Offenlegen der Methoden und Annahmen für die Mindestmengen aller geraubten Edelmetalle vorgenommen.“
(2) Anmerkung zu Platineinfuhr des Deutschen Reiches (Tabelle A.04b und A.34)
(Persönliche Mitteilung von Ralf Banken)
Das Hochschnellen der Platineinfuhr aus der UdSSR hat mit speziellen Handelsverträgen zu tun. Dass sich die Daten von Quiring (Tabelle A.04b) mit anderen Daten widersprechen (Tabelle 34), hat wohl damit zu tun, dass Quiring als zeitgenössischem Autor nicht alle Zahlen zur Verfügung standen. Es kann aber auch sein, dass unterschiedliche Definition hinter den unterschiedlichen Daten stehen, wenn Platin z.B. nur in Deutschland geschieden und dann wieder rechtlich an die UdSSR geliefert wurde, um von dieser von Deutschland aus auf dem Weltmarkt verkauft zu werden. Die Statistik, speziell für Im- und Export war gerade für Platin nicht gerade besonders gut und zuverlässig, so dass wir wohl mit diesen Widersprüchen leben müssen.
(3) Liste der Archivtabellen (Anhang der Datentabellen zu den Graphiken in der Publikation auf CD – Rom):
A1: Strukturquoten der deutschen Industrie 1936
A2: Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen 1933-1945
A3: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen 1913-1945 in kg
A4: Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen 1930-1945
A5: Die Entwicklung der Edelmetallunternehmen 1927-1945
A6: Das Reichsmünzgeschäft 1934-1935
A7: Die Produktion von Edelmetallen in Deutschland 1933-1940
A8: Devisenvorschlag und Edelmetalle 1936-1940
A9: Die Entwicklung der Scheidgutkonvention 1932-1941
A10: Die Goldabgabe der Reichsbank für industrielle Zwecke 1936-1938
A11a: Die Entwicklung der Silberbewirtschaftung 1935-1945
A11b: Die Entwicklung der Silberbewirtschaftung 1935-1945 in kg
A12: Die deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen 1913-1945 in kg
A13: Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung 1936-1940
A14: Der Verbleib des Melmergoldes in kg
A15: Der Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen 1930-1942
A16: Die Goldabgabe der Reichsbank für industrielle Zwecke 1935-1938 in kgf
A17a: Die Edelmetallproduktion der Degussa 1931-1945
A17b: Die Edelmetallproduktion der Degussa 1931-1945
A18: Die Entwicklung der Blaufarben- und Hüttenwerke Freiberg 1931-1945
A19: Die Gewinne der Degussa 1932-1946
A20: Die Gewinne der Degussa nach Geschäftssparten 1932-1946
A21: Die Edelmetallbestände der Degussa am 30.9.1933-1946 in kgf und RM
A22: Die Verteilung von Platin in der Bewirtschaftung 1938-1944
A23: Die Verarbeitung von Platinmetallen 1936-1944 in kgf
A24: Platinmetallbestände 1936-1942 in kgf
A25: Die Verarbeitung von Platinmetallen 1937-1944
A26: Die Verarbeitung von Platin bei den Scheideanstalten 1937-1944 in kgf pro Quartal
A27: Die Goldumsätze der Reichsbank 1938-1941
A28: Die Melmer- und/oder Degussa-Goldbarrenlieferungen nach dem Haupt- und
Kontrollbuch „verschiedene Goldbarren“ der Reichsbank-Hauptkasse Abt. Edelmetall
August 1942-Januar 1945
A29: Die Melmer- und/oder Degussa Goldlieferungen nach dem „Tagebuch“
der Reichsbank-Hauptkasse Abt. Edelmetall August 1942-Januar 1945
A30: Die Melmer - Goldbarrenlieferungen und die Degussa August 1942 - Januar 1945
A31: Die Lohnscheidung des in Merkers gefundenen Goldes und Silbers aus Melmer –
Lieferungen nach den Scheidebüchern der Degussa 7/1947-2/1948
A32: Die Lohnscheidung des in Merkers gefundenen Goldes und Silbers aus Melmer –
Lieferungen nach dem Ausgangsbuch der Degussa 7/1947-2/1948
(1) Definition und Abgrenzung
(Zitat aus Banken, R., 2009: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945. Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 13. Berlin: Akademie Verlag, S. 21-24).
„Für die Untersuchung wird der Begriff der Edelmetallbranche (Edelmetallwirtschaft, Edel¬metallgewerbe) pragmatisch definiert. Es werden im Folgenden darunter Unternehmen und Betriebe verstanden, die Edelmetalle (Gold, Silber, Platin und Platinbeimetalle) sowie ihre Legierungen produzierten und damit handelten. Diese stellten meist das eigentliche Edelme¬tallerzeugende Gewerbe dar, also die Edelmetallscheidereien und die Halbzeugproduktion. Vor allem die Scheidereien und die edelmetallerzeugenden Hütten als Produzenten und zentrales Verbindungsglied zwischen den „edelmetallbeschaffenden" Institutionen und den Edelmetallverbrauchern stehen dabei im Vordergrund der Analyse.
Neben der Edelmetallerzeugenden Industrie, deren Entwicklung hier vornehmlich untersucht wird, muss jedoch auch immer wieder das Handeln der edelmetallverarbeitenden Gewerbe und des Handels mit Edelmetallen mit berücksichtigt werden. Dazu zählen vor allem die Schmuckwarenindustrie, das Schmuckwarenhandwerk und die Schmuckwarenhändler (Einzel- und Großhändler), deren Güterproduktion und Handel zu einem sehr hohen Prozentsatz auf Edelmetallbasis beruhte. Darüber hinaus verbrauchten aber auch viele Unternehmen anderer Wirtschaftszweige große Edelmetallmengen, z.B. die Fotoindustrie, die in bedeutenden Mengen Silber für die Filmproduktion verwendete, die Elektroindustrie, die die Edelmetalle für elektrische Kontakte benötigte, die chemische Industrie, die Platin als Katalysatoren nutzte oder die Dentalproduktion. Alle diese Edelmetallverbraucher spielten als Nachfrager im Bewirtschaftungssystem bei der Konkurrenz um die Ressource Edelmetall eine gewich¬tige Rolle und werden daher mit ihrer Entwicklung und ihrem Handeln immer wieder in die Untersuchung einbezogen, ohne dass diese Gewerbe einen eigentlichen Untersuchungsgegenstand bilden.
Wenn auch die Edelmetallerzeugung hinsichtlich der Wertschöpfung oder des Anteils der Beschäftigten keine volkswirtschaftlich bedeutende Rolle spielte und die Branche einige Besonderheiten aufwies, so eignet sich das Fallbeispiel doch recht gut, um die Verschiebun¬gen in der deutschen Wirtschaft nach 1933 deutlich zu machen. So war die Branche vor 3 sehr exportorientiert, wobei auch der Binnenmarkt fest in deutscher Hand war. Die Edelmetalle wurden importiert und es bestanden vielerlei geschäftliche Verbindungen mit Ausland. Darüber hinaus existierten in der Branche neben den Großkonzernen wie der Degussa, Mansfeld oder der Preussag auch mittelständische Industrieunternehmen und Kleinstfirmen in den Bereichen Scheiderei und Halbzeugproduktion. Auch kann innerhalb r Branche eine zeittypische Struktur einer abnehmenden Kartellisierung von der Grund¬stoffproduktion über die Halbfertigwarenerzeugung bis zur Verarbeitung beobachtet werden, i sich die Kartelle auch international fortsetzten. Die Verwendung der Edelmetalle erfolgte dabei sowohl in der Konsumgüterproduktion (Schmuckherstellung u.a.) als auch zur Herstellung von Investitionsgütern. Edelmetalle bildeten auch für die Herstellung vieler Rüstungserzeugnisse wichtige Einsatzstoffe, dies gilt insbesondere für Platin. Eine zentrale Bedeutung nahmen die Scheideanstalten des Edelmetallgewerbes für das Dritte Reich wegen Betriebsstocks an Edelmetallen ein, der faktisch zusätzlich als Kriegsreserve diente.
Hinzu kam die Fähigkeit, aus geraubten Goldlegierungen handelsfähige Feingoldbarren herzustellen, die so zur Finanzierung des Außenhandels eingesetzt werden konnten. Aufgrund dieser sektoralen Strukturen können anhand des Fallbeispieles viele Aspekte der Wirt¬schaftsgeschichte des NS-Staates exemplarisch beleuchtet werden, ohne dass in allen Fällen vom Beispiel auf die Gesamtentwicklung geschlossen werden darf. Das Fallbeispiel dieser Branche ist eher als ein Baustein zum Verständnis der nationalsozialistischen Wirtschafts¬geschichte anzusehen. Nach Auffassung des Autors sind neben den weiteren vergleichenden Unternehmensgeschichten weitere Branchen- und Marktanalysen bzw. „Bewirtschaftungs¬geschichten" nötig, um den Charakter und die Eigentümlichkeiten der nationalsozialistischen Wirtschaftsordnung, d.h. das Verhältnis Staat-Wirtschaft, besser beurteilen zu können. Nur so sind die bisherigen zumeist makroökonomischen Ergebnisse, die zu oft nur die grundsätzlichen Entwicklungen der allgemeinen Wirtschaftspolitik und -entwicklung wiedergeben, stärker auf der mikroökonomischen Ebene zu differenzieren. Eine Marktanalyse unter Berücksichtigung der vorhandenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, verbunden mit einer Analyse der unternehmerischen Mikro- und Branchenebene, eignet sich insgesamt gut, um sowohl das Typische der NS-Wirtschaft als auch das Besondere der Branche und des Unternehmens herausarbeiten. Auf Basis einer solchen Analyse, die eine umfassende Dar¬stellung und Erklärung der Ursachen beinhaltet, ist erst dann ein abschließendes Urteil über das Verhalten der einzelnen Akteure und insbesondere des unternehmerischen Verhaltens der Degussa möglich. Ohne Berücksichtigung der ökonomischen Bedingungen für die Unternehmen und nur durch eine simple Verurteilung nach moralischen Kriterien kann das Verhalten der Unternehmer nicht erfasst werden.
Unter Bewirtschaftung werden im Folgenden solche staatliche Maßnahmen verstanden, die die Zuteilung von verbrauchseinschränkenden Teilmengen bestimmter Güter als Rationierung mit Hilfe von Bezugsschein- oder Kontingentierungsverfahren beinhalteten. Die Edelmetallbewirtschaftung war dabei eindeutig eine staatliche Maßnahme, die durch die außen¬wirtschaftlichen Folgen der Schachtschen Wirtschaftspolitik verursacht war, doch wurden die Maßnahmen nicht nur durch Teile der Edelmetallwirtschaft initiiert und mitgetragen, son¬dern ebenso aufgebaut und organisiert. Speziell die Degussa übernahm in Zusammenarbeit mit der Überwachungsstelle für Edelmetalle aus betriebswirtschaftlichem Eigeninteresse die Verteilung und Kontingentierung von Edelmetallen, wenngleich die eigentliche Entschei¬dungsgewalt über die Verfügungsgewalt rechtlich bei der Überwachungsstelle lag. Faktisch aber erwuchsen der Degussa aufgrund ihrer Fach- und Marktkenntnis in einem begrenzten Umfange durchaus staatliche Kompetenzen zu, die in der oben genannten Definition nicht zum Ausdruck kommen. Mit Broszat kann man hier von einer „Auftragsverwaltung" der Degussa, von einer quasistaatlichen Funktion des Unternehmens sprechen.
Die Definition des bisher verwendeten Raubbegriffes ist schwieriger. Juristisch stellen viele in dieser Studie beschriebene Wechsel der Verfügungsgewalt von Edelmetallen in den praktizierten Formen formal nicht ein Raub oder Diebstahl dar, sondern erscheinen als Kauf, Enteignung, Kriegskontribution oder Beschlagnahme auf Basis verschiedener Gesetze und des Völker- und Kriegsrechts. Faktisch jedoch waren die wenigsten dieser vermeintlichen Kaufvorgänge wirklich freiwillige Kaufakte auf Basis eines freiheitlichen Vertragsrechtes, was häufig auch an den geringen Kaufpreisen oder sonstigen Zwängen, wie z.B. den Anwei¬sungen der Besatzungsbehörden, festgestellt werden kann. Die (völker)rechtliche Grundlage der Aneignung der Edelmetalle (Kriegskontributionen, Enteignung etc.) durch die deutschen
Institutionen war zudem meistens mehr als fragwürdig. Allerdings wird in dieser Arbeit keine juristische Beurteilung der einzelnen Vorgänge geleistet werden, da die Fragestellung der Studie wirtschafts- und zeitgeschichtlich ausgerichtet ist. Daher werden die jeweils vor¬handenen rechtlichen Grundlagen der Aneignung (Kauf, Raub, Beschlagnahme, Enteignung) zwar dargestellt, doch deren tatsächliche juristische Legitimität im Einzelnen nicht thema¬tisiert. Zudem wird der Gesamtprozess der Edelmetallbeschaffung – nicht die einzelnen Vorgänge – allgemein als Raub verstanden, d.h. als Entwendung beweglicher Gegenstände unter Zwang, häufig unter Anwendung von Gewalt oder deren Androhung, gewertet. Dieses bedeutet selbstverständlich nicht, dass alle Formen der Edelmetallbeschaffung juristisch und moralisch gleichgesetzt werden. Zwischen den von der Besatzungsbehörde in Belgien ange¬ordneten Kaufakten, bei denen die Degussa das von den belgischen Buntmetallhütten erhaltene Scheidmaterial zumindest in etwa adäquat bezahlte, und dem gewaltsamen Raub von Edelmetallschmuck bei Hausdurchsuchungen und Massenmorden durch die SS besteht zweifellos nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich ein gewaltiger Unterschied. Allen Raubvor¬gängen war jedoch das Diktat staatlichen Zwangs gemeinsam, ohne den Edelmetalle nicht oder zumindest nicht in dieser Form in die Hand der deutschen Institutionen gelangt wären.
Der in dieser Studie ebenfalls häufig verwendete Begriff der „Verwertung" findet sich immer wieder in den Quellen über den Raub der Edelmetalle, aber auch anderer geraubter und beschlagnahmter Gegenstände (privater Hausrat, gewerbliche und landwirtschaftliche Produkte oder Wertpapiere). Er gehört zu den zahlreichen Euphemismen des nationalsozialistischen Sprachgebrauchs im Zweiten Weltkrieg. In dieser Untersuchung wird dagegen der Begriff „Verwertung" neutral verwandt, bezogen allein auf den Raub der Edelmetalle. „Verwertet" wird hier im Sinne von „aus etwas Nutzen ziehen" eingesetzt. Die geraubten Edelmetalle stellen dabei nur einen kleinen Teil dieses Ausbeutungsprozesses im von den Deutschen besetzten Europa dar.
Die Beschreibung der deutschen Beschaffung von Edelmetallen im Zweiten Weltkrieg, die in dieser Studie für mehrere Länder durchgeführt wird, kann keine Vollständigkeit bean¬spruchen. Zwar dürften mit den Fallbeispielen für jedes behandelte Land die wichtigsten Vorgänge sowohl in „moralischer" als auch quantitativer Bedeutung erfasst worden sein. Doch kann aufgrund der Quellenlage und vor allem wegen der enormen Anzahl der Fälle, nicht jeder Raub von Edelmetallen behandelt werden. Allein die reine Darstellung aller bekannten Fälle in allen Einzelheiten würde den Umfang dieser Studie bei weitem sprengen, ohne dass hierdurch ein zusätzlicher Erkenntnisgewinn zu erzielen wäre. Darüber hinaus verschwand auch eine nicht bestimmbare Menge an Edelmetallen durch Korruption und Unterschlagung in den Taschen einzelner deutscher Beamte, Soldaten oder SS-Mitglieder. Auf diese kann nur in wenigen Einzelbeispielen eingegangen werden, da Korruption und Unterschlagung zwar überall vorhanden waren, jedoch nur selten dokumentiert sind und so gut wie gar nicht quantifiziert werden können.
Anhand der zahlreichen, jedoch unvollständigen Beispiele kann auch die hier durchgeführte Quantifizierung der geraubten Edelmetalle keine Vollständigkeit erreichen. Auch auf Basis quantitativer Datenerhebungen wichtiger Knotenpunkte des Edelmetallverwer¬tungsprozesses wie der Reichsbank, der Degussa oder der Reichsstelle für Edelmetalle ist dies nicht möglich, da es keine vollständige Zentralisierung des Verwertungsprozesses und dessen Buchführung durch deutsche Stellen gab. Jedoch werden immer Schätzungen unter Offenlegen der Methoden und Annahmen für die Mindestmengen aller geraubten Edelmetalle vorgenommen.“
(2) Anmerkung zu Platineinfuhr des Deutschen Reiches (Tabelle A.04b und A.34)
(Persönliche Mitteilung von Ralf Banken)
Das Hochschnellen der Platineinfuhr aus der UdSSR hat mit speziellen Handelsverträgen zu tun. Dass sich die Daten von Quiring (Tabelle A.04b) mit anderen Daten widersprechen (Tabelle 34), hat wohl damit zu tun, dass Quiring als zeitgenössischem Autor nicht alle Zahlen zur Verfügung standen. Es kann aber auch sein, dass unterschiedliche Definition hinter den unterschiedlichen Daten stehen, wenn Platin z.B. nur in Deutschland geschieden und dann wieder rechtlich an die UdSSR geliefert wurde, um von dieser von Deutschland aus auf dem Weltmarkt verkauft zu werden. Die Statistik, speziell für Im- und Export war gerade für Platin nicht gerade besonders gut und zuverlässig, so dass wir wohl mit diesen Widersprüchen leben müssen.
(3) Liste der Archivtabellen (Anhang der Datentabellen zu den Graphiken in der Publikation auf CD – Rom):
A1: Strukturquoten der deutschen Industrie 1936
A2: Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen 1933-1945
A3: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen 1913-1945 in kg
A4: Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen 1930-1945
A5: Die Entwicklung der Edelmetallunternehmen 1927-1945
A6: Das Reichsmünzgeschäft 1934-1935
A7: Die Produktion von Edelmetallen in Deutschland 1933-1940
A8: Devisenvorschlag und Edelmetalle 1936-1940
A9: Die Entwicklung der Scheidgutkonvention 1932-1941
A10: Die Goldabgabe der Reichsbank für industrielle Zwecke 1936-1938
A11a: Die Entwicklung der Silberbewirtschaftung 1935-1945
A11b: Die Entwicklung der Silberbewirtschaftung 1935-1945 in kg
A12: Die deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen 1913-1945 in kg
A13: Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung 1936-1940
A14: Der Verbleib des Melmergoldes in kg
A15: Der Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen 1930-1942
A16: Die Goldabgabe der Reichsbank für industrielle Zwecke 1935-1938 in kgf
A17a: Die Edelmetallproduktion der Degussa 1931-1945
A17b: Die Edelmetallproduktion der Degussa 1931-1945
A18: Die Entwicklung der Blaufarben- und Hüttenwerke Freiberg 1931-1945
A19: Die Gewinne der Degussa 1932-1946
A20: Die Gewinne der Degussa nach Geschäftssparten 1932-1946
A21: Die Edelmetallbestände der Degussa am 30.9.1933-1946 in kgf und RM
A22: Die Verteilung von Platin in der Bewirtschaftung 1938-1944
A23: Die Verarbeitung von Platinmetallen 1936-1944 in kgf
A24: Platinmetallbestände 1936-1942 in kgf
A25: Die Verarbeitung von Platinmetallen 1937-1944
A26: Die Verarbeitung von Platin bei den Scheideanstalten 1937-1944 in kgf pro Quartal
A27: Die Goldumsätze der Reichsbank 1938-1941
A28: Die Melmer- und/oder Degussa-Goldbarrenlieferungen nach dem Haupt- und
Kontrollbuch „verschiedene Goldbarren“ der Reichsbank-Hauptkasse Abt. Edelmetall
August 1942-Januar 1945
A29: Die Melmer- und/oder Degussa Goldlieferungen nach dem „Tagebuch“
der Reichsbank-Hauptkasse Abt. Edelmetall August 1942-Januar 1945
A30: Die Melmer - Goldbarrenlieferungen und die Degussa August 1942 - Januar 1945
A31: Die Lohnscheidung des in Merkers gefundenen Goldes und Silbers aus Melmer –
Lieferungen nach den Scheidebüchern der Degussa 7/1947-2/1948
A32: Die Lohnscheidung des in Merkers gefundenen Goldes und Silbers aus Melmer –
Lieferungen nach dem Ausgangsbuch der Degussa 7/1947-2/1948
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Sachliche Untergliederung der Datentabellen:
A.02 Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen (1924-1945)
A.03: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen in kg (1913-1943)
A.04a Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen: Einfuhr, Ausfuhr (1913-1942)
A.04b Deutsche Platineinfuhr (1935-1938)
A.04c Der Import von Gold und Silber aus der UdSSR (1926-1938)
A.07 Die Edelmetallversorgung Deutschlands, in kg (1913-1932)
A.12 Die Silberproduktion in Deutschland, in kg (1929-1940)
A.13 Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung (1936-1940)
Tab.33 Die offiziellen und geheimen Goldreserven der Reichsbank, in Mio. Dollar und RM (1933-1939)
A.34 Die Platineinfuhr des Deutschen Reiches (nach Quiring), in kg (1929-1939)
A.02 Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen (1924-1945)
A.03: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen in kg (1913-1943)
A.04a Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen: Einfuhr, Ausfuhr (1913-1942)
A.04b Deutsche Platineinfuhr (1935-1938)
A.04c Der Import von Gold und Silber aus der UdSSR (1926-1938)
A.07 Die Edelmetallversorgung Deutschlands, in kg (1913-1932)
A.12 Die Silberproduktion in Deutschland, in kg (1929-1940)
A.13 Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung (1936-1940)
Tab.33 Die offiziellen und geheimen Goldreserven der Reichsbank, in Mio. Dollar und RM (1933-1939)
A.34 Die Platineinfuhr des Deutschen Reiches (nach Quiring), in kg (1929-1939)
Bearbeitungshinweise
Datum der Archivierung: April 2010
Jahr der Online-Publikation: 2009
Bearbeiter in GESIS: Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Jahr der Online-Publikation: 2009
Bearbeiter in GESIS: Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
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