Study number: ZA 8402
Study title: Die Preisdynamik der industriellen und landwirtschaftlichen Waren in England und in den Vereinigten Staaten 1786 bis 1924.
Survey or investigation period: 1786 - 1924
Primary researcher: Kondratieff, Nikolai D.
Publication (printed publication): Kondratieff, N. D., 1928: Die Preisdynamik der industriellen und landwirtschaftlichen Waren. Zum Problem der relativen Dynamik der Konjunktur, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik (hrsg. von Emil Lederer), 60. Band. Tübingen: J.C.B. Mohr, S. 1 – 85.
Recommended citation (dataset): Kondratieff, N. D., 1928: Die Preisdynamik der industriellen und landwirtschaftlichen Waren. Zum Problem der relativen Dynamik der Konjunktur, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik (hrsg. von Emil Lederer), 60. Band. Tübingen: J.C.B. Mohr, S. 1 – 85.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8402
Datenfile Version 1.0.0
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Study description:
Mit dem Einsetzen der wirtschaftlichen Rezession in den 70er Jahren in Deutschland ist die Diskussion um das Phänomen langfristiger Wachstumsschwankungen neu entstanden. Die Feststellung, dass wirtschaftliches Wachstum nicht geradlinig, sondern wellenförmig verläuft, hat bereits in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts Ökonomen und Historiker beschäftigt, die wohl populärsten Untersuchungen aus dieser Zeit stammen aus der Feder des russischen Forschers Nikolai Dimitrievich Kondatieff (geb. 1892, von 1920 bis 1928 Direktor des von ihm gegründeten Moskauer Konjunkturinstituts), nach dem später J. Schumpeter in seinem Werk über Konjunkturzyklen (1939) diese Langfristzyklen benannt hat (Kondratieff-Zyklen). Aus der Beobachtung von Zeitreihen wirtschaftlicher Indikatoren leitete Nikolai D. Kontradieff 1926 den Schluss ab, dass die wirtschaftliche Entwicklung in den Industriestaaten in Wellen erfolge. Er erstellt ein Muster der Wirtschaftsentwicklung seit Beginn der Industrialisierung und benannte dieses Muster als „Lange Wellen“. Nach Kondratieff’s Erkenntnissen umfasst eine „Lange Welle“ ca. 50 Jahre.
Wenn man die zahlreichen theoretischen Erklärungsversuche grob einordnen will, können grundsätzlich zwei Positionen unterschieden werden: Solche, die endogene und solche, die exogene Faktoren für das Auftreten langer Wellen verantwortlich machen. Endogen heißt, dass im Prozess der Wirtschaftentwicklung selbst Faktoren wirksam werden, etwa immer wiederkehrende Ungleichgewichte im Akkumulationsprozess, die die Zyklizität hervorrufen. Exogene Faktoren heißt, dass die langen Wellen durch äußere Umstände erst produziert werden. Kondratieff war mit seinem Aufsatz von 1928 „Die Preisdynamik der industriellen und landwirtschaftlicher Waren“ der erste, der den Versuch einer umfassenden endogenen Erklärung unternahm. „Sie [die Untersuchung, der Verf.] verfolgt in erster Linie die Absicht, einige allgemeine Gesetzmäßigkeiten in der Preisdynamik der industriellen und landwirtschaftlichen Waren, auf Grund faktischer Daten für eine ausreichend lange Zeitperiode, festzustellen … In dieser Arbeit wird die Frage nach der Bewegung des Niveaus und des wechselseitigen Verhältnisses der Preise landwirtschaftlicher und industrieller Waren unter dem Gesichtspunkt einer allgemeinen theoretischen Problemstellung, nämlich der der relativen Dynamik und Konjunktur betrachtet … Wenn wir unter Konjunktur schlechthin die Schwankungen verschiedener Zweige und Elemente der Volkswirtschaft um ihr sich veränderndes, dem Zustand des dynamischen Gleichgewichts der sich entwickelnden Volkswirtschaft entsprechendes Niveau verstehen, so haben wir die Schwankungen in dem Zustand bestimmter gegebener Zweige und Sphären der Volkswirtschaft im Vergleich mit dem Zustande anderer Zweige und Sphären als relative Konjunktur aufzufassen … Wir untersuchen hier … das relative dynamische Verhältnis der Preisbewegung dieser Sphären. Mit anderen Worten, die Untersuchung der Preisbewegung wird von uns auch unter dem Gesichtspunkt des Problems der relativen Dynamik und Konjunktur in Angriff genommen. In diesem Sinne stellt die vorliegende Arbeit den Versuch dar, eine konkrete Untersuchung des Problems der relativen Dynamik und der Konjunktur der Landwirtschaft und der Industrie durchzuführen“ (Kondratieff 1928, a.a.O., S. 2, S. 7 und S. 13). Aus dem empirischen Befunden geht hervor, dass seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts sowohl der allgemeine Preisindex als auch die Indices der agrarischen und der industriellen Erzeugnisse in England eine sinkenden Tendenz aufweisen. Das agrarwirtschaftliche Preisniveau weist dagegen in den Vereinigten Staaten eine steigende Tendenz auf. Die entscheidende Bedeutung, so fasst Krondratieff seine Erklärung für die allgemeine sinkende Tendenz des absoluten Preisniveaus seit Beginn des 19. Jahrhunderts zusammen, hatte der technische Forschritt (im Sinne der Vervollkommnung der Produktionsmittel, der Verkehrsmittel und der Organisation der Produktion) und die hauptsächlich mit ihm verbundene Arbeitsproduktivität. „Dieses Wachstum der technischen Mittel und der Arbeitsproduktivität hat ein Sinken der Produktionskosten herbeigeführt, das in den Bedingungen einer angespannten inländischen und internationalen Konkurrenz, die wichtigste und die primäre Ursache der beschriebenen dauernd sinkenden Preistendenz war“ (Krondratieff, a.a.O., S. 19).
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Sources used (detailed index):
Zitat aus Kondratieff, a.a.O., S. 14f; S. 20, S. 24):
(A) „Die Quellen für die Preisdaten für England sind:
- Tooke, History of prices and of the state of the circulation from 1793 to 1837. Vol. II, London 1838. D e r s., Thoughts and Details on the high and low prices, 1823, part. I;
- Mullhall , The Dictionary of Statistics, London 1903;
- Ders., History of prices since the Year 1850, London 1885;
- Jevons, The Variation of prices and the value of currency since 1782 (vgl. seine Investigations in Currency and Finance, London 1909);
- Mc. Culloch, A statistical account of the British Empire, Vol. II, Part III, Ch. IV;
- verschiedene Jahrgänge des Journal of the Royal Statistical Society;
- Report on Wholesale and retail prices, London 1903;
- Statistical Abstract of the United Kingdom (verschiedene Jahrgänge).
(B) Die herangezogenen Quellen für Preisdaten der Vereinigten Staaten von Amerika sind:
- Der Anhang zu der Abhandlung von Alvin Hansen, Wholesale prices in the U. St. 1801-184o (Bulletin of the Un. St. Bureau of Labour Statistics Nr 367);
- Report by M r A1drich from the Committee an Finance, published in Senate Documents Nr 1394;
- Bulletin of the U. St. Bureau of Labour Statistics. Verschiedene Hefte, insbesondere Nr. 415;
- Statistical Abstract of the U. St. (verschiedene Jahrgänge);
- Department of Agriculture, Year Book (verschiedene Jahrgänge); American State Papers: Commerce and Navigation. Class IV vol. II and VII;
- J. E. Boyle, Chicago Wheat prices.
Der größte Teil der Daten seit 1840 ist dem Verfasser zur Verfügung gestellt worden von Dr. 0. C. St ine (Department of Agriculture, Washington) und von Prof. Alvin H. Hansen (University of Minnesota).
(C) England: Die Indexzahlen des physischen Produktionsvolumens sind auf Grund folgender Quellen erarbeitet worden:
- Mulhall, The Dictionary of statistics, London 1903;
- W. Page, Commerce and Industry, London 1919, vol. II;
- Porter, Progress of Nation, London 1851;
- Statistical Tables and charts relating to British and Foreign Trade and Industry. London 1909;
- Statistical abstract for the United Kingdom (Verschiedene Jahrg.);
- Statesman's Yearbook 1926;
- Annuaire international de Statistique Agricole. Rome 1925/26;
- The mineral Industry, edited by Roush, 1923-25.
(D) Vereinigte Staaten: Produktivitätsdynamik:
„Für die Vereinigten Staaten haben wir die Berechnungen Kings über das Nationaleinkommen aus der Industrie und aus der Landwirtschaft benutzt (W. King, The Wealth and Income of the People of the United States, New York 1923; ders., The National Totals (Vgl. M. Leven, Income in the various States, New York 1925)“.
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Annotations:
Zur Problematik der langen Wellen siehe auch den Literaturbericht:
Menzel, Ulrich: Lange Wellen und Hegemonie - Ein Literaturbericht. Forschungsberichte aus dem Seminar für Politikwissenschaft und Soziologie, 2. Aufl., November 1996 (1. Aufl.: Februar 1985), ISSN-Nr. 0949-2267.
„ Kondratieff war in seinem Aufsatz von 1928 „Die Preisdynamik der industriellen und landwirtschaftlichen Waren“ der erste, der den Versuch einer umfassenden endogenen Erklärung unternahm. Sein Argument lautet folgendermaßen: die langen Wellen sind Ausdruck der Abweichungen vom Gleichgewicht und entstehen durch periodisch massiert auftretende Investitionen in Großanlagen und Infrastruktur mit langer Lebensdauer. Der lange Aufschwung wird durch die Ausweitung der Produktion, der lange Abschwung durch den Stillstand der Produktion solcher Güter hervorgerufen. Damit es zu Investitionen in solchen Bereichen kommt, sind vier Voraussetzungen notwendig: Hoher Intensität der Spartätigkeit, relativ reichliches und billiges Angebot an Leihkapital, Konzentration dieses Kapitals in den Händen von mächtigen Unternehmen und Finanzzentren, niedriges Preisniveau, das die Spartätigkeit und Kapitalanlagen anregt. Wenn das Preisniveau niedrig ist – hier baut Kondratieff sein monetäres Argument ein-, steigt die Kaufkraft des Geldes, folglich wird mehr Gold produziert was wiederum die Konjunktur fördert. Im Verlauf des Aufschwungs tritt dann ein Kapitalmangel ein, Kapital wird teurer, die Preise steigen, die Goldkaufkraft sinkt, die Goldproduktion ist wieder rückläufig, die Konjunktur wird gebremst. Im Zuge des einsetzenden Abschwungs fallen die Preise wieder, die Zinsen sinken, aber die Spartätigkeit steigt, alles Voraussetzungen, die einen neuen Aufschwung begünstigen“ (Menzel, a.a.O., S. 24).
Allgemeine Bemerkung zur Konstruktion der Datentabellen:
„Da wir bei der Zusammenstellung der Indexzahlen — um ununter¬brochene Reihen zu gewinnen — manchmal gezwungen waren, die Daten aus verschiedenen Quellen heranzuziehen, und da diese Daten (infolge der Verschiedenheit der Warensorten, der Märkte, der Art der Preisfeststellung usw.) ihrem Charakter nach u n g l e i c h a r t i g waren, so wurden von uns die ein¬zelnen Teile unserer Reihen dadurch auf dasselbe Niveau mit den anderen ge¬bracht, daß wir sie mit einem Faktor multiplizierten, der sich aus dem Ver¬gleich der verschiedenen Daten in der Periode ergab, für welche sie in den beiden Quellen vorlagen“
(Kondratieff, a.a.O., S. 71).
(A) Dynamik und Schwankungen des absoluten Preisniveaus der landwirtschaftlichen und industriellen Waren
(Zitat aus Kondratieff, a.a.O., S. 13f):
„I. Vorbemerkungen. Die folgende Untersuchung der Preisbewegung der beiden Warenarten und im Zusammenhang damit der relativen Dynamik und Konjunktur der Landwirt¬schaft und der Industrie ist von uns auf Grund von Daten für England und die Vereinigten Staaten durchgeführt worden, die sich auf den Zeitraum seit Ende des 18. Jahrhunderts erstrecken.
Wenn wir die Daten für zwei und gerade für diese zwei Länder zugrunde gelegt haben, so haben wir uns dabei von folgenden Erwägungen leiten lassen.
Erstens könnten die Resultate, die durch die Bearbeitung eines nur ein Land betreffenden Materials gewonnen wären, als nicht typisch erscheinen, und es wäre gewagt, sie zur Grundlage irgendwelcher Verallgemeinerungen zu machen. Freilich wäre es noch zuverlässiger gewesen, nicht nur zwei, sondern eine größere Anzahl von Ländern in die Betrachtung einzubeziehen. Doch bildet bei einer sich auf einen so großen Zeitraum erstreckenden Untersuchung der Zustand der erreichbaren Daten ein wesentliches Hindernis, — von der starken Komplizierung der Arbeit, die dadurch entstanden wäre, ganz abgesehen. Zweitens gestalten sich die Dynamik und die Konjunktur der beiden untersuchten Sphären in den Ländern mit landwirtschaftlichem Import einerseits und in Ländern mit landwirtschaftlichem Export anderseits in mancher Beziehung verschieden. Es schien uns daher zweckmäßig, beide Typen in die Untersuchung einzubeziehen. Drittens erschien es uns deshalb angebracht, unsere Wahl auf die besonders mächtigen Länder zu richten, weil deren Markt die allgemeinen Bedingungen des Weltmarktes viel deutlicher widerspiegelt als der der anderen. Viertens war es notwendig, nur solche Länder zu nehmen, für welche ein ausreichendes Tatsachenmaterial und zwar für eine längere Periode vorliegt.
II. Das Material und die Methode seiner Bearbeitung. Für England sind die Preisdaten für die Periode von 1782 bis inklusive 1924 untersucht worden. Nach dem Zustand der Daten, die uns zur Verfügung standen, erwies es sich dabei als möglich, die Preise für folgende 25 Warenarten in die Verarbeitung einzubeziehen: Roggen, 2. Weizen, 3. Hafer, 4. Gerste, 5. Erbsen, 6. Bohnen, 7. Reis, 8. Landbutter, 9. Fleisch, 10. Wolle, In Baum¬wolle, 12. Seide, 13. Lein, 14. Hanf, 15. Tabak, 16. Leinöl, 17. Palmöl, 18. Olivenöl 19. Baumwollgespinnste, 20. Eisen, 21. Kupfer, 22. Zinn, 23. Zink, 24. Steinkohle und 25. Forstprodukte. Diese Zahl ist ausreichend groß. Die Liste noch mehr zu- erweitern, ging hauptsächlich mit Rücksicht auf die notwendige Bewahrung der Stetigkeit der Reihen, die für uns die leitende Maxime war, nicht an. Nur in ganz wenigen Fällen haben wir von ihrer Beachtung Abstand ge¬nommen: die Kohlenpreise werden erst von 1805 ab und die der Baumwollgespinnste von 1814 ab in die Berechnung eingeführt. Alle Preisdaten sind in Goldwert genommen worden).
Auf Grund der ursprünglichen Preisdaten sind Indexzahlen für jede Warenart gewonnen worden. Als Indexbasis sind die arithmetischen Mittel der Preise für die Jahre 1901-1910 genommen worden. Die individuellen Warenindices sind dann mit Hilfe des geometrischen Mittels auf Gruppenindexzahlen reduziert worden. Die Warenmengen sind innerhalb der Gruppen nicht gewogen worden. Ferner ist aus den einzelnen Gruppenpreisindices der allgemeine Gruppenindex für die Preise landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Warenarten 1-15) und der allgemeine Index für Industrieprodukte (Warenarten. 16-25) gewonnen worden. Diese beiden Indices sind ebenfalls ungewogene geometrische Mittel. Schlie߬lich ist aus den Preisindexzahlen sämtlicher landwirtschaftlicher und sämtlicher Industriewaren mit der gleichen Methode ein allgemeiner Preisindex gewonnen worden. Dabei sind die Indices der landwirtschaftlichen- und der Industriewaren mit gleichen Gewichten genommen worden.
Für die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind für den Zeitraum von 1801-1924 die Preise folgender 18 Warenarten untersucht worden: 1. Weizen, 2. Hafer, 3. Mais, 4. Rindfleisch, 5. Schweinefleisch, 6. Butter, 7. Wolle, 8. Häute, 9. Weizenmehl, 10. Zucker, 11. Baumwollgewebe, 12. Roheisen, 13. Blei, 14. Zinn, 15. Kupfer, 16. Kohle, 17. Petroleum, 18. Forstpro¬dukte .
Die Methode der Bearbeitung war die gleiche wie bei den englischen Daten. Dabei sind in den landwirtschaftlichen Gruppenpreisindex die Warenarten 1-9 und in den industriellen die Warenarten 10-18 aufgenommen worden.
Daraus geht zwar hervor, daß die von uns für England und für die Vereinigten Staaten gewonnenen Preisindices nicht ganz gleichartig, wohl aber ausreichend nahe verwandt sind“.
(B) Statistische Daten zur These von der wachsenden Arbeitsproduktivität
(Zitat aus Kondratieff, a.a.O., S. 20-24:
„Die These von der wachsenden Arbeitsproduktivität und den abnehmenden Realkosten der Produktion seit Beginn des 19. Jahr¬hunderts kann auch durch einige statistische Daten gestützt werden. Zu diesem Zwecke haben wir spezielle Indices für die Produktivität der industriellen und der landwirtschaftlichen Arbeit gewonnen.
Für England konnten solche Indexzahlen, bei dem Zustand der Daten, nur für die Zeit seit dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts gewonnen werden. Um die Indexzahlen der Arbeitsproduktivität zu errechnen, war es vor allem notwendig, die Indices des physischen Volumens der landwirtschaftlichen und der industriellen Produktion zu gewinnen. Als Basis haben wir die arithme¬tischen Mittel der Daten für die Jahre 1901-1910 genommen. Für die Land¬wirtschaf t haben wir den Index des physischen Produktionsvolumens nach vier Gruppen errechnet.
Die erste Gruppe bildet die Brotgetreideproduktion. In diese Gruppe ist eingegangen die Produktion von Gerste, Weizen, Hafer, Erbsen und Bohnen. Die Indexzahlen sind für die Jahre 1830, 1846, 1866, 1876, 1884 und von da ab bis 1924 für jedes Jahr ermittelt worden. Die zweite Gruppe bilden die tierischen Erzeugnisse. Mangels unmittelbarer Daten über Endprodukte der tie¬rischen Erzeugung (Milch, Wolle, Häute, Eier usw.) waren wir gezwungen, un¬seren Index nur auf Grund von Daten über die Mengen von Hornvieh, Schafen und Schweinen 32) aufzustellen. Die Indexzahlen sind für die Jahre 1812, 1831, 1855, 1867 und von da ab für jedes Jahr bis einschließlich 1924 gewonnen worden.
Daraus geht hervor, daß wir bis 1884 für die erste, und bis 1867 für die zweite Gruppe nur für einzelne Zeitpunkte Indices besitzen. Indem wir in jeder Reihe diese Werte miteinander verbanden, erhielten wir ununterbrochene Indexreihen.
Die dritte Gruppe bildet die Produktion der intensiven Kulturen. Hierher gehören: die Produktion von Kartoffeln, Rüben, roten und weißen Rüben. Bei dem Zustand der Daten konnte dieser Index nur für die Zeit von 1884 an für jedes Jahr errechnet werden. Die vierte Gruppe bildet die Heuproduktion. Dieser Index konnte für die Zeit von 1887 an ermittelt werden.
Auf Grund der Gruppenindices ist dann der ungewogene allgemeine Index des physischen Volumens der Agrarproduktion errechnet worden. Für die Zeit vom zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts bis 1884 konnten wir dabei, wie aus dem Vorhergehenden klar ersichtlich ist, diesen Index nur nach zwei Gruppen er¬mitteln — der der Brotgetreideproduktion und der der tierischen Erzeugnisse. Von 1884 ab konnte der gemeinsame Index für drei und von 1887 ab für alle vier Gruppen gewonnen werden. Indessen waren wir in der Lage, auf Grund des Verhältnisses des vollständigen Index und der Indices für zwei und drei Grup¬pen in der Periode 1884-1893 die Indices für alle vier Gruppen und für die ganze Periode angenähert zu rekonstruieren. Für die industrielle Produktion wurden die Indices des physischen Volumens gleichermaßen nach vier Gruppen aufgestellt. Die erste Gruppe bildet die Produktion der Textilindustrie. In diese Gruppe sind eingegangen: die Baumwoll-, Woll- und Leinenproduktion, berechnet nach der Menge des ver¬brauchten Rohstoffs. Dieser Gruppenindex ist für die Zeit seit 1801 ermittelt worden, wobei die einzelnen Zweige mit Gewichten aufgenommen wurden, die nach dem mittleren Wert der Nettoproduktion für die Jahre 1821-1887 bestimmt worden sind. Die zweite Gruppe bildet die Metallindustrie. Der Index ist auf Grund von Daten über Roheisenerzeugung für folgende Zeitpunkte gewonnen wor¬den: 1800, 181o, 1818, 182o, 1823, 1825, 1827, 1828, 1830, 1833, 1835, 1839-1845, 1847, 1850, 1852, 1854 und von da ab für jedes Jahr. Die dritte Gruppe bildet die Produktion der Montanindustrie. Der nach dem Produktionswert für die Periode von 1801-1888 gewogene Gruppenindex ist auf Grund der Berech¬nung der Produktion von Steinkohle, Eisenerz, Kupfer, Blei, Zink und Zinn aufgestellt worden. Die vierte Gruppe bildet die holzverarbeitende In¬dustrie, deren Produktion nach der Menge des eingeführten Holzes seit 1803 berechnet worden ist.
Aus den verzeichneten Gruppenindices der industriellen Produktion ist dann der allgemeine Index des physischen Volumens dieser Produktion abgeleitet worden. Dabei sind die einzelnen Gruppenindices mit gleichen Gewichten in die Rechnung gestellt worden und der gemeinsame Index ist mit Hilfe des geometri¬schen Mittels errechnet worden Bei allen Indexzahlen der industriellen Produktion für die Jahre 1922 bis 1924 ist die Produktion des Freistaats Irland nicht in Rechnung gestellt.
Endlich haben wir aus den, mit gleichen Gewichten genommenen, Indices der landwirtschaftlichen und der gewerblichen Produktion den allgemeinen In¬dex des physischen Produktionsvolumens mit Hilfe des geometrischen Mittels abgeleitet.
Nachdem wir die Indexzahlen des physischen Produktionsvolumens der Landwirtschaft und der Industrie ermittelt haben, haben wir die Indices für die Mengen der in der Landwirtschaft und in der Industrie erwerbstätigen Bevölkerung gewonnen. Diese Indices der beschäftigten Arbeitskräfte waren bei dem Stand des Materials nur für diejenigen Jahre zu ermitteln, in welchen Volkszählungen stattgefunden hatten, d. h. für jedes zehnte Jahr. Als Indexbasis sind die Mittel für die Jahre 1901-1910 genommen worden. Die Mengen der Arbeitskräfte, die in der Landwirtschaft bzw. in der Industrie beschäftigt war, sind auf Grund der oben zitierten Arbeiten bestimmt worden (Mulall, the Dictionary usw. und „Abstract of Labour Statistics“, versch. Jahrg.
Nachdem wir auf diese Art die Indexzahlen sowohl für das physische Pro¬duktionsvolumen als auch für die Menge der beschäftigten Arbeitskräfte er¬mittelt und die ersteren durch die letzteren dividiert haben, erhielten wir die Indexzahlen für die Dynamik der Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft und in der Industrie und den allgemeinen Index der Arbeitsproduktivität“. …
„Für die Vereinigten Staaten haben wir die Berechnungen Kings über das Nationaleinkommen aus der Industrie und aus der Landwirtschaft benutzt (W. King, The Wealth and Income of the People of the United States, New York 1923; ders., The National Totals (Vgl. M. Leven, Income in the various States, New York 1925) ).
Die Daten über das National¬einkommen in seinem geldlichen Wertausdruck haben wir durch den allgemeinen Index der Warenpreise – die Indexbasis ist das Mittel für die Jahre 1901-1910 - (das Mittel der drei Jahre : des Zensusjahres, des ihm vorangehenden und des ihm nachfolgenden) dividiert, um die Einflüsse der Preis¬schwankungen zu eliminieren und unsern Daten somit den Charakter eines quasi-physischen Ausdrucks (des Produktionsvolu¬mens in seiner Entwicklung) zu verleihen. Den auf diese Weise erhaltenen Daten haben wir dann die Indexform, mit dem Mittel aus den Jahren 1900-1910 als Basis, gegeben. Parallel damit haben wir dann die Indexzahlen für die in der Landwirtschaft und in der Industrie beschäftigten Arbeitskraftmengen errechnet.
Auf Grund der Daten von King und des Census of Occupation für 1920. Da in den Kingschen Angaben über die Zahlen der Beschäftigten für die Jahre 1850-6o die Zahl der Neger nicht in Rechnung gestellt ist, was zu einem über¬triebenen Ergebnis für die Arbeitsproduktivität in diesen Jahren in der Land¬wirtschaft führen muß, so hielten wir es für erforderlich, darin eine entsprechende Korrektur auf Grund von Koeffizienten anzubringen, die nach dem Census späterer Jahre festgestellt wurden. Die in dieser Weise nicht verbesserten Daten sind in der Tabelle in Klammern gesetzt.
Indem wir endlich die zuerst gewonnenen Indices durch die In¬dices der beschäftigten Arbeiter dividierten, erhielten wir die Indexzahlen der Produktivitätsdynamik der landwirtschaftlichen und der industriellen Arbeit in den Vereinigten Staaten. Nach¬dem wir dann diesen Indices gleiche Gewichte verliehen hatten, errechneten wir den generellen Index der Arbeitsproduktivität“.