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ZA 8181 | Arbeit | Stockmann, Reinhard; Kleber, Wolfgang; Willms-Herget, Angelika, Entwicklung der Erwerbspersonen und Branchenstrukturen in Deutschland 1875 bis 1980. |
616 Zeitreihen (1800 - 1982) 20 Tabellen |
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Bibliographical information
Study number: ZA 8181
Study title: Entwicklung der Erwerbspersonen und Branchenstrukturen in Deutschland 1875 bis 1980.
Survey or investigation period: 1800 - 1982
Primary researcher: Stockmann, Reinhard; Kleber, Wolfgang; Willms-Herget, Angelika
Publication (printed publication): Siehe die jeweils unter ‚Quelle’ in den Datentabellen angegebenen Veröffentlichungen.
Recommended citation (dataset): Siehe die jeweils unter ‚Quelle’ in den Datentabellen angegebenen Veröffentlichungen.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8181
Datenfile Version 1.0.0
Study title: Entwicklung der Erwerbspersonen und Branchenstrukturen in Deutschland 1875 bis 1980.
Survey or investigation period: 1800 - 1982
Primary researcher: Stockmann, Reinhard; Kleber, Wolfgang; Willms-Herget, Angelika
Publication (printed publication): Siehe die jeweils unter ‚Quelle’ in den Datentabellen angegebenen Veröffentlichungen.
Recommended citation (dataset): Siehe die jeweils unter ‚Quelle’ in den Datentabellen angegebenen Veröffentlichungen.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8181
Datenfile Version 1.0.0
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Study description:
Die vorliegenden Studien wurden im Rahmen des VASMA – Projektes erstellt (Vergleichende Analysen der Sozialstruktur mit Massendaten“; unter der Leitung von Prof. Walter Müller, Univ. Mannheim; gefördert von der Stiftung Volkswagenwerk in der Zeit von 1979 bis 1984). Das VASMA - Projekt hat eine Reihe von Arbeiten zum Strukturwandel der Erwerbsbevölkerung, zum Wachstum, zur Konzentration und internen Struktur der Betriebe und Unternehmen sowie zum Verlauf des Veränderungsprozesses erstellt, die Auskunft über die Tendenzen und Interdependenzen grundlegender gesellschaftlicher Entwicklungen während des vergangenen Jahrhunderts geben. Das Projekt befasste sich schwerpunktmäßig mit dem langfristigen Wandel der Erwerbsstruktur in Deutschland, unter Einschluss des Strukturwandels der Frauenarbeit in den zurückliegenden 100 Jahren. Dabei standen wurden insbesondere drei Fragestellungen im Vordergrund: Das Wachstum und der Strukturwandel des Beschäftigungssystems, die Änderungen der Betriebsstruktur und der Strukturwandel der Frauenarbeit. Zur Beantwortung dieser Fragenkomplexe wurden wichtige Datenquellen der amtlichen Statistik erschlossen. Insbesondere der umfangreiche Aggregatdatenbestand deutscher Berufs- und Arbeitsstättenzählungen von 1875 bis 1970 sowie Mikrodatensätze bundesdeutscher Erhebungen bildeten die empirische Grundlage für den historisch - vergleichenden Forschungsschwerpunkt des Projektes. In den Volks- und Berufszählungen wird die Erwerbstätigkeit von der Person bzw. vom Haushalt her betrachtet; in den Betriebs- und Arbeitstättenzählungen erfolgt die Erfassung der Beschäftigten über Betriebe, in dem Beschäftigungsfälle bzw. besetzte Arbeitsplätze gezählt werden. Voraussetzung war, die häufig sehr diffizilen Ergebnisse der statistischen Erhebungen über einen Zeitraum von 100 Jahren vergleichbar zu machen, wobei der Systematisierung der Berufsfelder und der Wirtschaftszweige (Branchen) besondere Bedeutung zukam.
Die vorliegende Datenzusammenfassung beruht auf Publikationen aus zwei Teilprojekten.
- Teilprojekt „Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems“:
Bei der erklärenden Beschreibung der gesellschaftlichen Entwicklung seit dem vergangenen Jahrhundert nimmt der Wandel von Produktion und Beschäftigung eine zentrale Stellung ein. Im Mittelpunkt des Teilprojektes steht die Frage nach den längerfristigen Umschichtungen des Beschäftigungssystems im Deutschen Reich bzw. der Bundesrepublik. Damit wird die alte Frage nach dem Übergang von einer agrarisch geprägten zu einer um die Bereitstellung von Diensten organisierten Gesellschaft auf der Basis von historischen Berufszählungen aufgegriffen. Die globalen Wandlungstendenzen werden entlang von zwei Entwicklungslinien verfolgt: die Erwerbsbevölkerung nach Wirtschaftssektoren und beruflichen Stellungen und die Verteilung der Erwerbstätigen auf vergleichbare Berufsfelder.
- Teilprojekt „Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur“:
Die Analyse der Entwicklung der Arbeitsstätten in Deutschland von 1875 bis 1980 erfolgt zunächst nach der Entwicklung der Betriebsgrößen und Unternehmensformen. Der zweite Untersuchungsschritt ist eine flächendeckende Analyse, die sämtliche erwerbswirtschaftliche Organisationen umfasst und eine detaillierte, über den gesamten Untersuchungszeitraum vergleichbare Differenzierung nach Branchen (insgesamt 34) ermöglicht. Dabei wird für die Erwerbspersonen in den Betrieben auch die „Stellung im Betrieb“ (Mithelfende, Inhaber, Angestellte, Arbeiter) berücksichtigt.
Thematische Schwerpunkte der vorliegenden Datensammlung sind:
A. Übersichtstabellen: Erwerbspersonen nach Stellung im Beruf und nach Wirtschaftsbereichen (Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, Bevölkerung und Wirtschaft 1872 - 1972);
B. Entwicklung der Erwerbsbevölkerung nach Berufsfeldern, beruflichen Stellungen und Sektoren (VASMA - Projekt: Kleber, W.; Willms-Herget, A.);
C. Entwicklung der Betriebe und Unternehmen nach Branchen und Betriebsgrößen (VASMA - Projekt: Stockmann, R., Kleber, W.);
D. Wertschöpfung nach Branchen (Hoffmann, W. G.; Statistisches Bundesamt).
Die Datentabellen der vorliegenden Datensammlung stützen sich auf ausgewählte Forschungsergebnisse und Datentabellen aus den folgenden Publikationen:
Haller, M./Müller, W. (Hrsg.), 1983: Beschäftigungssystem im gesellschaftlichen Wandel. Campus Verlag, Frankfurt/New York.
Kleber, W./Stockmann, R., 1986: Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems, in: Soziale Welt, 37, S. 48-78.
Kleber, W., 1984/ Stockmann, R.: Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems, 1882-1982. VASMA-Projekt, Universität Mannheim, Arbeitspapier Nr. 43.
Stockmann, R./Kleber, W., 1985: Die Entwicklung der Betriebs- und Beschäftigtenstruktur nach Branchen 1875 - 1982. VASMA-Projekt, Universität Mannheim, Arbeitspapier Nr. 44.
Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag.
Stockmann, R., 1987: Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur. Die Entwicklung von Arbeitsstätten in Deutschland 1875-1980. Frankfurt/New York: Campus.
Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872 - 1972. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer.
Hoffmann, W.G., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin: Springer, S. 453-455.
Mitchell, B.R., 1975: European Historical Statistics. London: Macmillan Press.
(a) Teilprojekt „Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems“:
Die Bestandsaufnahme der Verteilungen von Personen auf Branchen und auf Berufstätigkeiten ist Gegenstand der „Berufszählungen“. Die in Deutschland seit 1882 in unregelmäßigen Abstanden durchgeführt werden. In den Berufszählungen besteht das Ziel in einer Bestandsaufnahme der Verteilung von Personen auf Branchen und Berufstätigkeiten. Dabei werden Berufe als sozial normierte Tätigkeitsbündel verstanden, die individuell ausgeführt werden. Die Entstehung einer eigenständigen Berufsstatistik in den Berufszählungen – neben der sektoralen, branchenmäßigen Aufgliederung steht in engem Zusammenhang mit der immer deutlicher werdenden Trennung der beiden Dimensionen „Beruf“ und „Wirtschaftszweig“. Ein erster Versuch, durch die getrennte Berücksichtigung beider Dimensionen die zunehmende Durchmischung der Branchen mit „branchenfremden“ Berufstätigen zu erfassen, wurde in der Berufszählung 1925 gemacht. Die Berufkataloge wurden von der Orientierung an den Wirtschaftszweigen befreit, obsolet werdende Berufe gestrichen und residual bestimmte Kategorien aufgelöst.
Im Gegensatz zu Materialien über die sektorale Umschichtung der Erwerbstätigen, die zumindest in einfacher Form als „Lange Reihen“ vom Statistischen Bundesamt zur Verfügung gestellt wurden (siehe die Datentabellen unter der Untergliederung „A“; Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872 - 1972. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer), waren die zahlreichen berufsstatischen Ergebnisse der Zählungen seit 1925 bislang als Grundlage für sozialwissenschaftliche oder historische Forschungen unerschlossen. Gerade in soziologischer Perspektive ist dies bedauerlich, da Berufe direkter (als es Wirtschaftszweigangaben können) einen Eindruck vermitteln vom Standort der Beschäftigten im System der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, von ihrer Mitarbeit durch produktive, distributive, planende oder helfende Tätigkeit in den verschiedenen Bereichen der Ökonomie. Wichtige neuere Entwicklungen des Beschäftigungssystems spielen sich nicht auf der Ebene von Wirtschaftssektoren - im Übergang vom Sekundären zum Tertiären Sektor – ab, sondern innerhalb des Sekundären Sektors gewinnen tertiäre Tätigkeiten an Bedeutung, und der Tertiäre Sektor ist mit sekundären Berufen durchmischt. Diese Entwicklungen lassen sich aber nur darstellen und analysieren, wenn außer der sektoralen Zuordnung der Erwerbstätigen (als Ausdruck für den hauptsächlichen Betriebszweck ihrer Arbeitsstätte) auch ihre berufliche Gliederung (als Ausdruck der tatsächlichen Arbeitvollzüge) bekannt ist.
Eine wichtige Voraussetzung für die Aufbereitung der vollständigen Berufsstatistik seit 1925 wurde durch die Übernahme der wichtigsten publizierten Berufstabellen der historischen Zählungen im VASMA - Projekt geschaffen. Die Rekonstruktion der historischen Entwicklung der Berufsstatistik, ihrer zahlreichen Revisionen und Ergänzungen, hatte das Ziel, aus dem Nebeneinander berufsstatistischer Materialen einzelner Zählungen eine integrierte Reihe vergleichbarer Berufsfelder über den gesamten Zeitraum von 1925 bis 1985 aufzubauen. Die historischen Materialien wurden reorganisiert und ergänzt, dass sie in die Berufssystematik der amtlichen Statistik der Bundesrepublik Deutschland der 70er Jahre näherungsweise hineinpassen. Mit der entwickelten Reihe (von insgesamt 103) vergleichbarer Berufsfelder wurde eine Voraussetzung für Analysen des langfristigen Strukturwandels im Erwerbssystem geschaffen, die nicht mehr darauf angewiesen sind, allein die Zuordnung von Personen zu Betrieben als Näherungswert für die Strukturierung des Beschäftigungssystems zu betrachten. Mit ihr kann die gesellschaftliche Arbeitsteilung als Verteilung von Tätigkeiten betrachtet werden. Neben den Berufsfeldern wurden auch die Angaben zu dem Wirtschaftszweig und die berufliche Stellung (Selbständige, Mithelfende, Angestellte und Beamte, Arbeiter) berücksichtigt.
„Der langfristige Wandel der Beschäftigungsstruktur wird hier vorwiegend als sektorale Verschiebung, als Wechsel der beruflichen Tätigkeit im Aggregat der Erwerbspersonen untersucht. Um die Schwächen der sektoralen Dreigliederung (Primärer Sektor: Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei; Sekundärer Sektor: Produzierendes Gewerbe einschl. Bergbau und Baugewerbe; Tertiärer Sektor: Handel, Banken und Versicherungen, Verkehr, Kommunikation, öffentliche Verwaltung, Bildung und Wissenschaft, sonstige Dienstleistungen) werden der Konsumgüter- und der Produktionsmittelbereich getrennt betrachtet und der Dienstleistungsbereich nach den Beziehungen zu den privaten Haushalten, Produktion bzw. Markt sowie dem staatlichen Bereich unterschieden. Es ist kaum zu bestreiten, dass der Stand der sektoralen Verteilung nicht nur über den Produktionsschwerpunkt, sondern auch über das Entwicklungsniveau einer Gesellschaft informiert“ (Kleber, W./Stockmann, R., 1986: Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems, in: Soziale Welt, 37, S. 53f).
(b) Teilprojekt „Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur“:
In einer weiteren Perspektive sind weniger die Tätigkeiten der individuellen Erwerbspersonen, sondern die institutionellen Zusammenhänge, in denen Arbeit geleistet wird, von Interesse. Bei der Entwicklung der institutionellen Ebene (Betriebe und Unternehmen) ist nicht mit einer gleichmäßigen Teilhabe am globalen Zuwachs zu rechnen. Produktions-, kapital- und innovationstheoretische Überlegungen postulieren ein deutlich ungleiches Wachstum einzelner Betriebe und eine generelle Tendenz zum Großbetrieb. Einige Hinweise zur Gültigkeit dieser Annahme lassen sich bereits aus der Verteilung der Betriebe auf Größenklassen ablesen. Ein weitere Fragerstellung betrifft den Strukturvergleich auf Branchenebene. In Untersuchungen zur Beschäftigtenstruktur liegen zumeist Individuen als Einheiten der Analyse zugrunde. Die Zuordnung der Beschäftigten zu Institutionen und Organisationen wurde hingegen weitgehend vernachlässigt. Von der Analyseebene der erwerbstätigen Individuen ist deshalb die ihrer sozialen Aggregierung in Betrieben und Unternehmen zu unterscheiden, da sich Organisationen im Zeitablauf verändern und damit auch deren Positions- und Stellengefüge einem Wandel unterliegt. Eine Veränderung vom Klein- zum Großbetrieb, von einer arbeitsintensiven zur kapitalintensiven Produktionsweise, eine Umstellung von der Einzel- zur Serienfertigung zieht einen Wandel der Beschäftigungsstruktur jedes einzelnen Betriebes nach sich. Das kumulative Ergebnis solcher Prozesse schlägt sich in einem Wandel des gesamten Beschäftigungssystems nieder. Wenn demnach die Organisationsstruktur die Nachfrage nach bestimmten Arbeitskräften beeinflusst, kommt der Betriebsgrößenentwicklung besondere Bedeutung zu. In dem zweiten Teilprojekt wurde daher vor allem auch die soziale Aggregierung der Beschäftigten berücksichtigt, wobei der Betriebsgrößenentwicklung - insgesamt und innerhalb einzelner Branchen - besondere Bedeutung zukommt.
Die Studien von Reinhard Stockmann und Wolfgang Kleber untersuchen die gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur anhand der Entwicklung von Arbeitsstätten von 1875 bis 1980. Die flächendeckende Analyse umfasst sämtliche erwerbswirtschaftliche Organisationen und eine detaillierte Differenzierung nach Branchen. Als Datenquelle dienen die Ergebnisse der Arbeitsstättenzählungen, da in der Studie vor allem die soziale Aggregierung von Individuen untersucht werden soll. Der hierfür konstruierte Vergleichsschlüssel wurde auf einer 34 Kategorien (Branchen) umfassenden Ebene erstellt, die sowohl nach theoretischen als auch nach technischen Gesichtspunkten am zweckmäßigsten erschien. Dabei dienten die Systematiken der Arbeitsstättenzählungen von 1961 und 1970 als Leitsystematiken, nach denen die Positionen der übrigen Arbeitsstättenzählungen anhand der amtlichen Vergleichsschlüssel neu kategorisiert wurden. (Stockmann, R., 1987: Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur. Die Entwicklung von Arbeitsstätten in Deutschland 1875-1980. Frankfurt/New York: Campus, S. 20f).
Bei der erklärenden Beschreibung der gesellschaftlichen Entwicklung seit dem vergangenen Jahrhundert nimmt der Wandel von Produktion und Beschäftigung eine zentrale Stellung ein. Die langfristigen Veränderungen innerhalb der Beschäftigungsstruktur beschreibt Stockmann als Abfolge dreier Modernisierungswellen. Mit der Durchsetzung der industriellen Arbeitsteilung und dem Aufbau des materiellen Produktionsapparates, beginnt die erste Modernisierungswelle seit 1882. Die zweite Modernisierungswelle setzt in den 1890er Jahren mit der Trennung von Haushalt und Betrieb, und der zunehmenden Arbeitsteilung zwischen den Betrieben und die räumliche Trennung von Produktion und Verbrauch ein. Die dritte Modernisierungswelle schließlich erreicht in den 1930er Jahren ihren Höhepunkt durch den deutlichen Zuwachs des Wohlfahrts- und Sicherheitssektors. Zwischen 1950 und 1980 nahm die Zahl der Beschäftigten in den wohlfahrtsstaatlichen Diensten um das 1,5-fache zu, mehr als doppelt so stark als die modernen Industrien.
Stockmann wählt (alternativ zu den statistischen Daten aus den Berufszählungen) die Ergebnisse der Betriebs- und Arbeitsstättenzählungen. In seiner Untersuchung zur historischen Entwicklung der Erwerbsarbeit erkennt er die gesellschaftlichen Organisationen als Brennpunkte des sozialen Wandels. "Während die traditionelle Organisationslehre im wesentlichen an der Lösung organisatorischer Probleme interessiert war, rückten erst die System-Umwelt-Theorien den Zusammenhang von Gesellschaft und Organisation wieder ins Blickfeld, wobei aber zumeist die historische Perspektive ausgeklammert blieb oder in evolutionistische Metaphern abgedrängt wurde. Prozesse des gesellschaftlichen Strukturwandels wurden hingegen weiterhin vornehmlich individuenbezogen analysiert, indem man die Verteilung der Individuen auf eine Vielzahl von als relevant erachteten Merkmalen (z.B. berufliche Position, Klassen, Schichten etc.) nach Veränderungen hin untersuchte. Wenn aber entwickelte Gesellschaften gerade durch das Vordringen von Organisationen in alle Lebensbereiche gekennzeichnet sind, erscheint es eher erstaunlich, daß Organisationen als Mittler zwischen Individuen und Gesellschaft bisher weniger Beachtung fanden." Die Analyse gesellschaftlicher Arbeit ist laut Stockmann vorläufig auf folgenden Untersuchungsebenen denkbar: Gesellschaft, Institutionen, Organisationen (z.B. Arbeitsstätten, Unternehmen), Individuen (z.B. Arbeitnehmer, Selbständige), Rollen (z.B. Berufe), Werte, Normen, Einstellungen.
„Sowohl aus theoretischer als auch aus forschungspraktischen Gründen scheint der Betrieb (das Unternehmen, die Organisation) ein besonders geeignetes Analyseobjekt darzustellen. Organisationen stellen empirisch vorfindliche soziale Einheiten und keine analytischen Konstrukte dar, […] Arbeitsstätten, Betriebe und Unternehmen sind zudem der empirischen Erfassung unmittelbar zugänglich und in den differenzierten Tabellen der amtlichen Statistik gut dokumentiert. … Eine besonders wichtige Form stellen die Betriebe dar, die die soziale Aggregierung der Erwerbsbevölkerung bewirken. Verändert sich nun die Organisationsstruktur, z.B. vom Klein- zum Großbetrieb, von der Einzelstück- zur Serienfertigung, von einer arbeitsintensiven zur kapitalintensiven Produktionsweise, oder werden aufgrund "äußerer" Faktorveränderungen (z.B. steigender Bevölkerung oder schrumpfender Nachfrage) modifizierte oder neue Produkte hergestellt (z.B. weniger Waren, dafür aber mehr Dienstleistungen), dann wandelt sich auch die Beschäftigungsstruktur jedes einzelnen Betriebes. Das kumulative Ergebnis eines solchen Prozesses schlägt sich u.a. in einem Wandel der Beschäftigtenstruktur nieder“.
Stockmann wählt einen möglichst langen Analysezeitraum, "um relativ dauerhafte Entwicklungsmuster aufdecken zu können." … "Historisch-soziologische Analysen können einen Beitrag dazu leisten, die Frage aufzuhellen, inwieweit bestehende Strukturen gegenwärtige Entwicklungen präformieren und die potentielle Variabilität des Wandels restringieren." (Stockmann, R., 1987: Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur. Die Entwicklung von Arbeitsstätten in Deutschland 1875-1980. Frankfurt/New York. Campus Verlag, S. 11-20).
Ziel der Arbeit ist, organisatorische Veränderungen im Zeitablauf nachzuzeichnen und die relativ dauerhaften Entwicklungsmuster innerhalb des historischen Bogens der vergangenen 100 Jahre aufzudecken. Hierzu stellt Stockmann den gesellschaftlichen Kontext dar, in dessen Umfeld sich die Organisationen entwickeln, indem er die gesellschaftlichen, technischen und ökonomischen Bedingungen über die analysierte Zeitspanne aufzeigt. Z.B. "hat sich die Bevölkerung in Deutschland zwischen 1850 und 1910 fast verdoppelt. Die Zahl der Erwerbspersonen folgt während des gesamten Beobachtungszeitraums der Bevölkerungsentwicklung." (Stockmann, R., 1987: Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur. Die Entwicklung von Arbeitsstätten in Deutschland 1875-1980. Frankfurt/New York. Campus Verlag, S. 72). Weiterhin untersucht der Autor auch die branchenspezifischen Entwicklungsmuster etwa in Bezug auf die Unternehmensformen und die Betriebsgrößenklassen, wobei er eine detaillierte Differenzierung der Wirtschaftszweige vornimmt.
Die vorliegenden Studien wurden im Rahmen des VASMA – Projektes erstellt (Vergleichende Analysen der Sozialstruktur mit Massendaten“; unter der Leitung von Prof. Walter Müller, Univ. Mannheim; gefördert von der Stiftung Volkswagenwerk in der Zeit von 1979 bis 1984). Das VASMA - Projekt hat eine Reihe von Arbeiten zum Strukturwandel der Erwerbsbevölkerung, zum Wachstum, zur Konzentration und internen Struktur der Betriebe und Unternehmen sowie zum Verlauf des Veränderungsprozesses erstellt, die Auskunft über die Tendenzen und Interdependenzen grundlegender gesellschaftlicher Entwicklungen während des vergangenen Jahrhunderts geben. Das Projekt befasste sich schwerpunktmäßig mit dem langfristigen Wandel der Erwerbsstruktur in Deutschland, unter Einschluss des Strukturwandels der Frauenarbeit in den zurückliegenden 100 Jahren. Dabei standen wurden insbesondere drei Fragestellungen im Vordergrund: Das Wachstum und der Strukturwandel des Beschäftigungssystems, die Änderungen der Betriebsstruktur und der Strukturwandel der Frauenarbeit. Zur Beantwortung dieser Fragenkomplexe wurden wichtige Datenquellen der amtlichen Statistik erschlossen. Insbesondere der umfangreiche Aggregatdatenbestand deutscher Berufs- und Arbeitsstättenzählungen von 1875 bis 1970 sowie Mikrodatensätze bundesdeutscher Erhebungen bildeten die empirische Grundlage für den historisch - vergleichenden Forschungsschwerpunkt des Projektes. In den Volks- und Berufszählungen wird die Erwerbstätigkeit von der Person bzw. vom Haushalt her betrachtet; in den Betriebs- und Arbeitstättenzählungen erfolgt die Erfassung der Beschäftigten über Betriebe, in dem Beschäftigungsfälle bzw. besetzte Arbeitsplätze gezählt werden. Voraussetzung war, die häufig sehr diffizilen Ergebnisse der statistischen Erhebungen über einen Zeitraum von 100 Jahren vergleichbar zu machen, wobei der Systematisierung der Berufsfelder und der Wirtschaftszweige (Branchen) besondere Bedeutung zukam.
Die vorliegende Datenzusammenfassung beruht auf Publikationen aus zwei Teilprojekten.
- Teilprojekt „Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems“:
Bei der erklärenden Beschreibung der gesellschaftlichen Entwicklung seit dem vergangenen Jahrhundert nimmt der Wandel von Produktion und Beschäftigung eine zentrale Stellung ein. Im Mittelpunkt des Teilprojektes steht die Frage nach den längerfristigen Umschichtungen des Beschäftigungssystems im Deutschen Reich bzw. der Bundesrepublik. Damit wird die alte Frage nach dem Übergang von einer agrarisch geprägten zu einer um die Bereitstellung von Diensten organisierten Gesellschaft auf der Basis von historischen Berufszählungen aufgegriffen. Die globalen Wandlungstendenzen werden entlang von zwei Entwicklungslinien verfolgt: die Erwerbsbevölkerung nach Wirtschaftssektoren und beruflichen Stellungen und die Verteilung der Erwerbstätigen auf vergleichbare Berufsfelder.
- Teilprojekt „Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur“:
Die Analyse der Entwicklung der Arbeitsstätten in Deutschland von 1875 bis 1980 erfolgt zunächst nach der Entwicklung der Betriebsgrößen und Unternehmensformen. Der zweite Untersuchungsschritt ist eine flächendeckende Analyse, die sämtliche erwerbswirtschaftliche Organisationen umfasst und eine detaillierte, über den gesamten Untersuchungszeitraum vergleichbare Differenzierung nach Branchen (insgesamt 34) ermöglicht. Dabei wird für die Erwerbspersonen in den Betrieben auch die „Stellung im Betrieb“ (Mithelfende, Inhaber, Angestellte, Arbeiter) berücksichtigt.
Thematische Schwerpunkte der vorliegenden Datensammlung sind:
A. Übersichtstabellen: Erwerbspersonen nach Stellung im Beruf und nach Wirtschaftsbereichen (Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, Bevölkerung und Wirtschaft 1872 - 1972);
B. Entwicklung der Erwerbsbevölkerung nach Berufsfeldern, beruflichen Stellungen und Sektoren (VASMA - Projekt: Kleber, W.; Willms-Herget, A.);
C. Entwicklung der Betriebe und Unternehmen nach Branchen und Betriebsgrößen (VASMA - Projekt: Stockmann, R., Kleber, W.);
D. Wertschöpfung nach Branchen (Hoffmann, W. G.; Statistisches Bundesamt).
Die Datentabellen der vorliegenden Datensammlung stützen sich auf ausgewählte Forschungsergebnisse und Datentabellen aus den folgenden Publikationen:
Haller, M./Müller, W. (Hrsg.), 1983: Beschäftigungssystem im gesellschaftlichen Wandel. Campus Verlag, Frankfurt/New York.
Kleber, W./Stockmann, R., 1986: Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems, in: Soziale Welt, 37, S. 48-78.
Kleber, W., 1984/ Stockmann, R.: Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems, 1882-1982. VASMA-Projekt, Universität Mannheim, Arbeitspapier Nr. 43.
Stockmann, R./Kleber, W., 1985: Die Entwicklung der Betriebs- und Beschäftigtenstruktur nach Branchen 1875 - 1982. VASMA-Projekt, Universität Mannheim, Arbeitspapier Nr. 44.
Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag.
Stockmann, R., 1987: Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur. Die Entwicklung von Arbeitsstätten in Deutschland 1875-1980. Frankfurt/New York: Campus.
Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872 - 1972. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer.
Hoffmann, W.G., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin: Springer, S. 453-455.
Mitchell, B.R., 1975: European Historical Statistics. London: Macmillan Press.
(a) Teilprojekt „Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems“:
Die Bestandsaufnahme der Verteilungen von Personen auf Branchen und auf Berufstätigkeiten ist Gegenstand der „Berufszählungen“. Die in Deutschland seit 1882 in unregelmäßigen Abstanden durchgeführt werden. In den Berufszählungen besteht das Ziel in einer Bestandsaufnahme der Verteilung von Personen auf Branchen und Berufstätigkeiten. Dabei werden Berufe als sozial normierte Tätigkeitsbündel verstanden, die individuell ausgeführt werden. Die Entstehung einer eigenständigen Berufsstatistik in den Berufszählungen – neben der sektoralen, branchenmäßigen Aufgliederung steht in engem Zusammenhang mit der immer deutlicher werdenden Trennung der beiden Dimensionen „Beruf“ und „Wirtschaftszweig“. Ein erster Versuch, durch die getrennte Berücksichtigung beider Dimensionen die zunehmende Durchmischung der Branchen mit „branchenfremden“ Berufstätigen zu erfassen, wurde in der Berufszählung 1925 gemacht. Die Berufkataloge wurden von der Orientierung an den Wirtschaftszweigen befreit, obsolet werdende Berufe gestrichen und residual bestimmte Kategorien aufgelöst.
Im Gegensatz zu Materialien über die sektorale Umschichtung der Erwerbstätigen, die zumindest in einfacher Form als „Lange Reihen“ vom Statistischen Bundesamt zur Verfügung gestellt wurden (siehe die Datentabellen unter der Untergliederung „A“; Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872 - 1972. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer), waren die zahlreichen berufsstatischen Ergebnisse der Zählungen seit 1925 bislang als Grundlage für sozialwissenschaftliche oder historische Forschungen unerschlossen. Gerade in soziologischer Perspektive ist dies bedauerlich, da Berufe direkter (als es Wirtschaftszweigangaben können) einen Eindruck vermitteln vom Standort der Beschäftigten im System der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, von ihrer Mitarbeit durch produktive, distributive, planende oder helfende Tätigkeit in den verschiedenen Bereichen der Ökonomie. Wichtige neuere Entwicklungen des Beschäftigungssystems spielen sich nicht auf der Ebene von Wirtschaftssektoren - im Übergang vom Sekundären zum Tertiären Sektor – ab, sondern innerhalb des Sekundären Sektors gewinnen tertiäre Tätigkeiten an Bedeutung, und der Tertiäre Sektor ist mit sekundären Berufen durchmischt. Diese Entwicklungen lassen sich aber nur darstellen und analysieren, wenn außer der sektoralen Zuordnung der Erwerbstätigen (als Ausdruck für den hauptsächlichen Betriebszweck ihrer Arbeitsstätte) auch ihre berufliche Gliederung (als Ausdruck der tatsächlichen Arbeitvollzüge) bekannt ist.
Eine wichtige Voraussetzung für die Aufbereitung der vollständigen Berufsstatistik seit 1925 wurde durch die Übernahme der wichtigsten publizierten Berufstabellen der historischen Zählungen im VASMA - Projekt geschaffen. Die Rekonstruktion der historischen Entwicklung der Berufsstatistik, ihrer zahlreichen Revisionen und Ergänzungen, hatte das Ziel, aus dem Nebeneinander berufsstatistischer Materialen einzelner Zählungen eine integrierte Reihe vergleichbarer Berufsfelder über den gesamten Zeitraum von 1925 bis 1985 aufzubauen. Die historischen Materialien wurden reorganisiert und ergänzt, dass sie in die Berufssystematik der amtlichen Statistik der Bundesrepublik Deutschland der 70er Jahre näherungsweise hineinpassen. Mit der entwickelten Reihe (von insgesamt 103) vergleichbarer Berufsfelder wurde eine Voraussetzung für Analysen des langfristigen Strukturwandels im Erwerbssystem geschaffen, die nicht mehr darauf angewiesen sind, allein die Zuordnung von Personen zu Betrieben als Näherungswert für die Strukturierung des Beschäftigungssystems zu betrachten. Mit ihr kann die gesellschaftliche Arbeitsteilung als Verteilung von Tätigkeiten betrachtet werden. Neben den Berufsfeldern wurden auch die Angaben zu dem Wirtschaftszweig und die berufliche Stellung (Selbständige, Mithelfende, Angestellte und Beamte, Arbeiter) berücksichtigt.
„Der langfristige Wandel der Beschäftigungsstruktur wird hier vorwiegend als sektorale Verschiebung, als Wechsel der beruflichen Tätigkeit im Aggregat der Erwerbspersonen untersucht. Um die Schwächen der sektoralen Dreigliederung (Primärer Sektor: Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei; Sekundärer Sektor: Produzierendes Gewerbe einschl. Bergbau und Baugewerbe; Tertiärer Sektor: Handel, Banken und Versicherungen, Verkehr, Kommunikation, öffentliche Verwaltung, Bildung und Wissenschaft, sonstige Dienstleistungen) werden der Konsumgüter- und der Produktionsmittelbereich getrennt betrachtet und der Dienstleistungsbereich nach den Beziehungen zu den privaten Haushalten, Produktion bzw. Markt sowie dem staatlichen Bereich unterschieden. Es ist kaum zu bestreiten, dass der Stand der sektoralen Verteilung nicht nur über den Produktionsschwerpunkt, sondern auch über das Entwicklungsniveau einer Gesellschaft informiert“ (Kleber, W./Stockmann, R., 1986: Wachstum und Strukturwandel des Beschäftigungssystems, in: Soziale Welt, 37, S. 53f).
(b) Teilprojekt „Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur“:
In einer weiteren Perspektive sind weniger die Tätigkeiten der individuellen Erwerbspersonen, sondern die institutionellen Zusammenhänge, in denen Arbeit geleistet wird, von Interesse. Bei der Entwicklung der institutionellen Ebene (Betriebe und Unternehmen) ist nicht mit einer gleichmäßigen Teilhabe am globalen Zuwachs zu rechnen. Produktions-, kapital- und innovationstheoretische Überlegungen postulieren ein deutlich ungleiches Wachstum einzelner Betriebe und eine generelle Tendenz zum Großbetrieb. Einige Hinweise zur Gültigkeit dieser Annahme lassen sich bereits aus der Verteilung der Betriebe auf Größenklassen ablesen. Ein weitere Fragerstellung betrifft den Strukturvergleich auf Branchenebene. In Untersuchungen zur Beschäftigtenstruktur liegen zumeist Individuen als Einheiten der Analyse zugrunde. Die Zuordnung der Beschäftigten zu Institutionen und Organisationen wurde hingegen weitgehend vernachlässigt. Von der Analyseebene der erwerbstätigen Individuen ist deshalb die ihrer sozialen Aggregierung in Betrieben und Unternehmen zu unterscheiden, da sich Organisationen im Zeitablauf verändern und damit auch deren Positions- und Stellengefüge einem Wandel unterliegt. Eine Veränderung vom Klein- zum Großbetrieb, von einer arbeitsintensiven zur kapitalintensiven Produktionsweise, eine Umstellung von der Einzel- zur Serienfertigung zieht einen Wandel der Beschäftigungsstruktur jedes einzelnen Betriebes nach sich. Das kumulative Ergebnis solcher Prozesse schlägt sich in einem Wandel des gesamten Beschäftigungssystems nieder. Wenn demnach die Organisationsstruktur die Nachfrage nach bestimmten Arbeitskräften beeinflusst, kommt der Betriebsgrößenentwicklung besondere Bedeutung zu. In dem zweiten Teilprojekt wurde daher vor allem auch die soziale Aggregierung der Beschäftigten berücksichtigt, wobei der Betriebsgrößenentwicklung - insgesamt und innerhalb einzelner Branchen - besondere Bedeutung zukommt.
Die Studien von Reinhard Stockmann und Wolfgang Kleber untersuchen die gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur anhand der Entwicklung von Arbeitsstätten von 1875 bis 1980. Die flächendeckende Analyse umfasst sämtliche erwerbswirtschaftliche Organisationen und eine detaillierte Differenzierung nach Branchen. Als Datenquelle dienen die Ergebnisse der Arbeitsstättenzählungen, da in der Studie vor allem die soziale Aggregierung von Individuen untersucht werden soll. Der hierfür konstruierte Vergleichsschlüssel wurde auf einer 34 Kategorien (Branchen) umfassenden Ebene erstellt, die sowohl nach theoretischen als auch nach technischen Gesichtspunkten am zweckmäßigsten erschien. Dabei dienten die Systematiken der Arbeitsstättenzählungen von 1961 und 1970 als Leitsystematiken, nach denen die Positionen der übrigen Arbeitsstättenzählungen anhand der amtlichen Vergleichsschlüssel neu kategorisiert wurden. (Stockmann, R., 1987: Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur. Die Entwicklung von Arbeitsstätten in Deutschland 1875-1980. Frankfurt/New York: Campus, S. 20f).
Bei der erklärenden Beschreibung der gesellschaftlichen Entwicklung seit dem vergangenen Jahrhundert nimmt der Wandel von Produktion und Beschäftigung eine zentrale Stellung ein. Die langfristigen Veränderungen innerhalb der Beschäftigungsstruktur beschreibt Stockmann als Abfolge dreier Modernisierungswellen. Mit der Durchsetzung der industriellen Arbeitsteilung und dem Aufbau des materiellen Produktionsapparates, beginnt die erste Modernisierungswelle seit 1882. Die zweite Modernisierungswelle setzt in den 1890er Jahren mit der Trennung von Haushalt und Betrieb, und der zunehmenden Arbeitsteilung zwischen den Betrieben und die räumliche Trennung von Produktion und Verbrauch ein. Die dritte Modernisierungswelle schließlich erreicht in den 1930er Jahren ihren Höhepunkt durch den deutlichen Zuwachs des Wohlfahrts- und Sicherheitssektors. Zwischen 1950 und 1980 nahm die Zahl der Beschäftigten in den wohlfahrtsstaatlichen Diensten um das 1,5-fache zu, mehr als doppelt so stark als die modernen Industrien.
Stockmann wählt (alternativ zu den statistischen Daten aus den Berufszählungen) die Ergebnisse der Betriebs- und Arbeitsstättenzählungen. In seiner Untersuchung zur historischen Entwicklung der Erwerbsarbeit erkennt er die gesellschaftlichen Organisationen als Brennpunkte des sozialen Wandels. "Während die traditionelle Organisationslehre im wesentlichen an der Lösung organisatorischer Probleme interessiert war, rückten erst die System-Umwelt-Theorien den Zusammenhang von Gesellschaft und Organisation wieder ins Blickfeld, wobei aber zumeist die historische Perspektive ausgeklammert blieb oder in evolutionistische Metaphern abgedrängt wurde. Prozesse des gesellschaftlichen Strukturwandels wurden hingegen weiterhin vornehmlich individuenbezogen analysiert, indem man die Verteilung der Individuen auf eine Vielzahl von als relevant erachteten Merkmalen (z.B. berufliche Position, Klassen, Schichten etc.) nach Veränderungen hin untersuchte. Wenn aber entwickelte Gesellschaften gerade durch das Vordringen von Organisationen in alle Lebensbereiche gekennzeichnet sind, erscheint es eher erstaunlich, daß Organisationen als Mittler zwischen Individuen und Gesellschaft bisher weniger Beachtung fanden." Die Analyse gesellschaftlicher Arbeit ist laut Stockmann vorläufig auf folgenden Untersuchungsebenen denkbar: Gesellschaft, Institutionen, Organisationen (z.B. Arbeitsstätten, Unternehmen), Individuen (z.B. Arbeitnehmer, Selbständige), Rollen (z.B. Berufe), Werte, Normen, Einstellungen.
„Sowohl aus theoretischer als auch aus forschungspraktischen Gründen scheint der Betrieb (das Unternehmen, die Organisation) ein besonders geeignetes Analyseobjekt darzustellen. Organisationen stellen empirisch vorfindliche soziale Einheiten und keine analytischen Konstrukte dar, […] Arbeitsstätten, Betriebe und Unternehmen sind zudem der empirischen Erfassung unmittelbar zugänglich und in den differenzierten Tabellen der amtlichen Statistik gut dokumentiert. … Eine besonders wichtige Form stellen die Betriebe dar, die die soziale Aggregierung der Erwerbsbevölkerung bewirken. Verändert sich nun die Organisationsstruktur, z.B. vom Klein- zum Großbetrieb, von der Einzelstück- zur Serienfertigung, von einer arbeitsintensiven zur kapitalintensiven Produktionsweise, oder werden aufgrund "äußerer" Faktorveränderungen (z.B. steigender Bevölkerung oder schrumpfender Nachfrage) modifizierte oder neue Produkte hergestellt (z.B. weniger Waren, dafür aber mehr Dienstleistungen), dann wandelt sich auch die Beschäftigungsstruktur jedes einzelnen Betriebes. Das kumulative Ergebnis eines solchen Prozesses schlägt sich u.a. in einem Wandel der Beschäftigtenstruktur nieder“.
Stockmann wählt einen möglichst langen Analysezeitraum, "um relativ dauerhafte Entwicklungsmuster aufdecken zu können." … "Historisch-soziologische Analysen können einen Beitrag dazu leisten, die Frage aufzuhellen, inwieweit bestehende Strukturen gegenwärtige Entwicklungen präformieren und die potentielle Variabilität des Wandels restringieren." (Stockmann, R., 1987: Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur. Die Entwicklung von Arbeitsstätten in Deutschland 1875-1980. Frankfurt/New York. Campus Verlag, S. 11-20).
Ziel der Arbeit ist, organisatorische Veränderungen im Zeitablauf nachzuzeichnen und die relativ dauerhaften Entwicklungsmuster innerhalb des historischen Bogens der vergangenen 100 Jahre aufzudecken. Hierzu stellt Stockmann den gesellschaftlichen Kontext dar, in dessen Umfeld sich die Organisationen entwickeln, indem er die gesellschaftlichen, technischen und ökonomischen Bedingungen über die analysierte Zeitspanne aufzeigt. Z.B. "hat sich die Bevölkerung in Deutschland zwischen 1850 und 1910 fast verdoppelt. Die Zahl der Erwerbspersonen folgt während des gesamten Beobachtungszeitraums der Bevölkerungsentwicklung." (Stockmann, R., 1987: Gesellschaftliche Modernisierung und Betriebsstruktur. Die Entwicklung von Arbeitsstätten in Deutschland 1875-1980. Frankfurt/New York. Campus Verlag, S. 72). Weiterhin untersucht der Autor auch die branchenspezifischen Entwicklungsmuster etwa in Bezug auf die Unternehmensformen und die Betriebsgrößenklassen, wobei er eine detaillierte Differenzierung der Wirtschaftszweige vornimmt.
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Study area:
Deutsches Reich bzw. Bundesrepublik Deutschland 1875-1982.
Gebietsstände: Die Zählungen von 1882, 1895 und 1907 fanden auf einem identischen Gebietsstand statt. In der Berufszählung 1925 und 1933 sind die abgetretenen Gebiete Posen, Westpreußen, Elsaß-Lothringen nicht enthalten, ebenso wie das Saarland, das bis 1935 Mandatsgebiet des Völkerbunds war.
Mit jeweils zweijähriger Verspätung fanden 1927 bzw. 1935 im Saargebiet in Anlehnung an die Reichszählung eine Volks-, Berufs- und Betriebszählung statt. Die Zählung von 1950 umfasst das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ohne Berlin und Saarland, seit 1961 sind das Saarland und der westliche Teil Berlins in den Daten der Berufszählung enthalten. Im Jahr 1951 wurde unabhängig vom Statistischen Bundesamt eine Volks-, Beruf- und Arbeitsstättenzählung durchgeführt. Die Systematik der Wirtschaftsgruppen dieser Zählung weicht vollständig von der der Berufszählung 1950 im Bundesgebiet ab.
Deutsches Reich bzw. Bundesrepublik Deutschland 1875-1982.
Gebietsstände: Die Zählungen von 1882, 1895 und 1907 fanden auf einem identischen Gebietsstand statt. In der Berufszählung 1925 und 1933 sind die abgetretenen Gebiete Posen, Westpreußen, Elsaß-Lothringen nicht enthalten, ebenso wie das Saarland, das bis 1935 Mandatsgebiet des Völkerbunds war.
Mit jeweils zweijähriger Verspätung fanden 1927 bzw. 1935 im Saargebiet in Anlehnung an die Reichszählung eine Volks-, Berufs- und Betriebszählung statt. Die Zählung von 1950 umfasst das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ohne Berlin und Saarland, seit 1961 sind das Saarland und der westliche Teil Berlins in den Daten der Berufszählung enthalten. Im Jahr 1951 wurde unabhängig vom Statistischen Bundesamt eine Volks-, Beruf- und Arbeitsstättenzählung durchgeführt. Die Systematik der Wirtschaftsgruppen dieser Zählung weicht vollständig von der der Berufszählung 1950 im Bundesgebiet ab.
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Source types:
In seinen Materialien stützen sich die Untersuchungen ausschließlich auf publizierte Daten der amtlichen Statistik. Die wichtigsten Quellen sind die Berufszählungen der Jahre 1882, 1895, 1907, 1925, 1933, 1939, 1950, 1961 und 1970, bei denen durch Vollerhebungen in allen Haushalten des Deutschen Reiches bzw. der Bundesrepublik Deutschland neben demographischen Daten Berufsstellung und Wirtschaftszweig jedes einzelnen Haushaltmitglieds erfasst wurden. Für neuere Zeitpunkte wurde auf entsprechende Daten in den Mikrozensen zurückgegriffen sowie auf eine Zusatzerhebung zum Mikrozensus für das Jahr 1971 über die „Berufliche und soziale Umschichtung der Bevölkerung“.
Eine weitere Datenbasis bilden die Ergebnisse der gewerblichen Betriebs- und Arbeitsstättenzählungen der Jahre 1875, 1882, 1895, 1907, 1925, 1933, 1939, 1950, 1961 und 1970. Für die Bundesrepublik wurden zur Ergänzung Materialien aus der Industrie- und Unternehmensstatistik herangezogen. Eine Vergleichbarkeit zwischen Arbeitsstätten- und Industriezählungen ist nur eingeschränkt möglich. Betriebe mit weniger als 10 Beschäftigten und Handwerksbetriebe und alle als Mithelfende beschäftigte Personen werden in den Industriezählungen nicht erfasst.
Die wichtigsten – von der amtlichen Statistik publizierten - Tabellen der historischen Berufs- und Betriebsstättenzählungen wurden im Rahmen des VASMA - Projektes an der Universität Mannheim maschinenlesbar aufbereitet und über die einzelnen Zählungen vergleichbar gemacht.
Datendokumentation:
Kleber, Wolfgang und Angelika Willms ,1982: Historische Berufszählungen 1882-1970. Datenhandbuch. Mannheim: VASMA-Projekt, Universität Mannheim (Datenproduzent, maschinenlesbare Datenaufbereitung).
Kleber, Wolfgang und Heinrich Ritter unter Mitarbeit von Guido Dahm, Reinhard Stockmann und Klaus Zeifang,1982: Historische Arbeitsstättenzählungen 1875-1970. Datenhandbuch. Mannheim: VASMA - Projekt, Universität Mannheim (Datenproduzent, maschinenlesbare Datenaufbereitung).
Bereitstellung der Daten für die Forschung:
Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim (ZUMA), Abteilung Mikrodaten. Die Abteilung Mikrodaten hat die vom VASMA - Projekt erstellten Daten übernommen und stellt sie für die Forschung zur Verfügung.
Zu den im VASMA-Projekt verwendeten Quellen siehe ausführlich:
Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag.
Willms, A./Müller, W./Kleber, W., 1981: Sozialstrukturanalyse mit Daten der amtlichen Statistik im VASMA-Projekt, in: Allgemeines Statistisches Archiv, 65, S. 292-310.
Willms, A, 1983: Historische Berufsforschung mit amtlicher Statistik. Rekonstruktion der Entwicklung der Berufsstatistik in Deutschland und Entwurf einer Klassifikation vergleichbarer Berufsfelder, 1925-1980. VASMA-Arbeitspapier Nr. 30, Universität Mannheim.
Ausgewählte Publikationen zur Entwicklung der Erwerbsarbeit aus dem VASMA-Projekt (Universität Mannheim; Projektleitung: Prof. Dr. Walter Müller)
Die Datentabellen in der Datenbank stützen sich auf ausgewählte Tabellen aus den folgenden Publikationen:
Haller, M./Müller, W. (Hg.), 1983: Beschäftigungssystem im gesellschaftlichen Wandel. Campus Verlag, Frankfurt/New York, S. 130. Eigene Berechnungen des Autors nach Gewerbe-, Betriebs-, Arbeitsstätten- und Industriezählungen.
Kleber, W./Ritter, H., 1982: Historische Arbeitsstättenzählungen 1875-1970. Datenhandbuch. VASMA-Projekt, Universität Mannheim, S. 25, 76, 133, 190, 274, 438. Veröffentlichungen zu den Arbeitsstättenzählungen von 1875, 1882, 1895, 1907, 1925, 1933.
Stockmann, R, 1984: Ein Klassifikationsschema für den Vergleich der Deutschen Arbeitsstättenzählungen von 1875 bis 1970, in: Historical Social Research, No. 32, S. 59-84.
Stockmann, R./Kleber, W., 1985: Die Entwicklung der Betriebs- und Beschäftigtenstruktur nach Branchen 1875 - 1982. VASMA-Projekt, Universität Mannheim, Arbeitspapier Nr. 44.
Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag.
Weitere Publikationen, aus denen ergänzende Daten berücksichtigt wurden:
Hoffmann, W.G., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin: Springer, S. 453-455.
Mitchell, B.R., 1975: European Historical Statistics. London: Macmillan Press.
Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer.
In seinen Materialien stützen sich die Untersuchungen ausschließlich auf publizierte Daten der amtlichen Statistik. Die wichtigsten Quellen sind die Berufszählungen der Jahre 1882, 1895, 1907, 1925, 1933, 1939, 1950, 1961 und 1970, bei denen durch Vollerhebungen in allen Haushalten des Deutschen Reiches bzw. der Bundesrepublik Deutschland neben demographischen Daten Berufsstellung und Wirtschaftszweig jedes einzelnen Haushaltmitglieds erfasst wurden. Für neuere Zeitpunkte wurde auf entsprechende Daten in den Mikrozensen zurückgegriffen sowie auf eine Zusatzerhebung zum Mikrozensus für das Jahr 1971 über die „Berufliche und soziale Umschichtung der Bevölkerung“.
Eine weitere Datenbasis bilden die Ergebnisse der gewerblichen Betriebs- und Arbeitsstättenzählungen der Jahre 1875, 1882, 1895, 1907, 1925, 1933, 1939, 1950, 1961 und 1970. Für die Bundesrepublik wurden zur Ergänzung Materialien aus der Industrie- und Unternehmensstatistik herangezogen. Eine Vergleichbarkeit zwischen Arbeitsstätten- und Industriezählungen ist nur eingeschränkt möglich. Betriebe mit weniger als 10 Beschäftigten und Handwerksbetriebe und alle als Mithelfende beschäftigte Personen werden in den Industriezählungen nicht erfasst.
Die wichtigsten – von der amtlichen Statistik publizierten - Tabellen der historischen Berufs- und Betriebsstättenzählungen wurden im Rahmen des VASMA - Projektes an der Universität Mannheim maschinenlesbar aufbereitet und über die einzelnen Zählungen vergleichbar gemacht.
Datendokumentation:
Kleber, Wolfgang und Angelika Willms ,1982: Historische Berufszählungen 1882-1970. Datenhandbuch. Mannheim: VASMA-Projekt, Universität Mannheim (Datenproduzent, maschinenlesbare Datenaufbereitung).
Kleber, Wolfgang und Heinrich Ritter unter Mitarbeit von Guido Dahm, Reinhard Stockmann und Klaus Zeifang,1982: Historische Arbeitsstättenzählungen 1875-1970. Datenhandbuch. Mannheim: VASMA - Projekt, Universität Mannheim (Datenproduzent, maschinenlesbare Datenaufbereitung).
Bereitstellung der Daten für die Forschung:
Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim (ZUMA), Abteilung Mikrodaten. Die Abteilung Mikrodaten hat die vom VASMA - Projekt erstellten Daten übernommen und stellt sie für die Forschung zur Verfügung.
Zu den im VASMA-Projekt verwendeten Quellen siehe ausführlich:
Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag.
Willms, A./Müller, W./Kleber, W., 1981: Sozialstrukturanalyse mit Daten der amtlichen Statistik im VASMA-Projekt, in: Allgemeines Statistisches Archiv, 65, S. 292-310.
Willms, A, 1983: Historische Berufsforschung mit amtlicher Statistik. Rekonstruktion der Entwicklung der Berufsstatistik in Deutschland und Entwurf einer Klassifikation vergleichbarer Berufsfelder, 1925-1980. VASMA-Arbeitspapier Nr. 30, Universität Mannheim.
Ausgewählte Publikationen zur Entwicklung der Erwerbsarbeit aus dem VASMA-Projekt (Universität Mannheim; Projektleitung: Prof. Dr. Walter Müller)
Die Datentabellen in der Datenbank stützen sich auf ausgewählte Tabellen aus den folgenden Publikationen:
Haller, M./Müller, W. (Hg.), 1983: Beschäftigungssystem im gesellschaftlichen Wandel. Campus Verlag, Frankfurt/New York, S. 130. Eigene Berechnungen des Autors nach Gewerbe-, Betriebs-, Arbeitsstätten- und Industriezählungen.
Kleber, W./Ritter, H., 1982: Historische Arbeitsstättenzählungen 1875-1970. Datenhandbuch. VASMA-Projekt, Universität Mannheim, S. 25, 76, 133, 190, 274, 438. Veröffentlichungen zu den Arbeitsstättenzählungen von 1875, 1882, 1895, 1907, 1925, 1933.
Stockmann, R, 1984: Ein Klassifikationsschema für den Vergleich der Deutschen Arbeitsstättenzählungen von 1875 bis 1970, in: Historical Social Research, No. 32, S. 59-84.
Stockmann, R./Kleber, W., 1985: Die Entwicklung der Betriebs- und Beschäftigtenstruktur nach Branchen 1875 - 1982. VASMA-Projekt, Universität Mannheim, Arbeitspapier Nr. 44.
Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag.
Weitere Publikationen, aus denen ergänzende Daten berücksichtigt wurden:
Hoffmann, W.G., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin: Springer, S. 453-455.
Mitchell, B.R., 1975: European Historical Statistics. London: Macmillan Press.
Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer.
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Sources used (detailed index):
Zu den Berufszählungen und den Betriebs- und Arbeitsstättenzählungen im Deutschen Reich und in der Bundesrepublik Deutschland siehe auch das beigefügte PDF – Dokument.
Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880 - 1941.
Statistik des Deutschen Reich, 1873 – 1939.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1952 - 1980.
(a) Berufszählungen von 1882-1980:
Statistik des Deutschen Reiches, Neue Folge, hg. v. Kaiserlichen Statistischen Amt (StDR N.F.); Statistik des Deutschen Reiches, Neue Folge, hg. v. Kaiserlichen Statistischen Amt (StDR); Statistik der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 36, hrsg. v. Statistischen Bundesamt. (StBRD);
Stichtag: Quelle:
05.06.1882: StDR N. F., Bd. 2-4.
14.06.1895: StDR N. F., Bd. 102-111; StDR, Band 103.
12.06.1907: StDR Bd. 202-204 u. Bd. 206-211.
16.06.1925: StDR Bd. 402-408.
16.06.1933: StDR Bd. 453-458; 469, H. 2 u. 470, H. 2.
25.06.1935: StDR, Bd. 469, H. 2.
17.05.1939: StDR Bd. 555-557 u. 559.
13.09.1950: StBRD Bd. 34, Bd. 35, H. 1 u. H. 9; Bd. 36, H. 1 - H. 3; Bd. 37, H. 1-5.
06.06.1961: Fachserie A: Volks- und Berufszählungen vom 6. Juni 1961, Heft 12:
Erwerbspersonen in wirtschaftlicher und sozialer Gliederung, Stuttgart, Mainz 1966.
27.05.1970 Fachserie A: Volkszählung vom 27. Mai 1970, Heft 17: Erwerbstätige in wirtschaftlicher Gliederung nach Wochenarbeitszeit und weiterer Tätigkeit, Stuttgart, Mainz 1974.
(b) Gewerbe- und Arbeitsstättenzählungen von 1875 bis 1970:
1.12.1875: StDR, Bd. 34, Teil 2, S. 552 – 563; StDR, Bd. 35, Teil 1, S. 862 – 873.
5.6.1882: StDR, Neue Folge, Band 6, Berlin 1886, S. I10-I23; STDR, Neue Folge, Band 6, Berlin 1886, S. I24-I37, S. I50-I63.
14.6.1895: StDR, Neue Folge, Band 113, Berlin 1898, S. 112-129; S. 130-165, S. 536-543.
12.6.1907: StDR, Band 213, Abteilung 1, Heft 1, S. 42-67; Band 214, Abteilung 2, Berlin 1910, S. 14-33, S. 58-153.
16.6.1925: StDR, Band 413: Die gewerblichen Betriebe und Unternehmen im Deutschen Reich, Teil 1, Berlin 1929, S. 274-357; StDR, Neue Folge, Band 413, Teil 5, Berlin 1930, S. 8-201.
16.6.1933: StDR, Neue Folge, Band 462, Heft 2, Berlin 1935, S. 58-101; Heft 3, Berlin 1936, S. 24-79.
(c) Bundesrepublik Deutschland:
13.9.1950: StBRD, Band 45, Heft 1, S. 52-79; Heft 2, S. 6-37.
27.5.1970: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, Fachserie C: Unternehmen und Arbeitsstätten, Heft 3, S. 8-43; Fachserie C, Heft 6, S. 10-163.
Zu den Berufszählungen und den Betriebs- und Arbeitsstättenzählungen im Deutschen Reich und in der Bundesrepublik Deutschland siehe auch das beigefügte PDF – Dokument.
Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880 - 1941.
Statistik des Deutschen Reich, 1873 – 1939.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1952 - 1980.
(a) Berufszählungen von 1882-1980:
Statistik des Deutschen Reiches, Neue Folge, hg. v. Kaiserlichen Statistischen Amt (StDR N.F.); Statistik des Deutschen Reiches, Neue Folge, hg. v. Kaiserlichen Statistischen Amt (StDR); Statistik der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 36, hrsg. v. Statistischen Bundesamt. (StBRD);
Stichtag: Quelle:
05.06.1882: StDR N. F., Bd. 2-4.
14.06.1895: StDR N. F., Bd. 102-111; StDR, Band 103.
12.06.1907: StDR Bd. 202-204 u. Bd. 206-211.
16.06.1925: StDR Bd. 402-408.
16.06.1933: StDR Bd. 453-458; 469, H. 2 u. 470, H. 2.
25.06.1935: StDR, Bd. 469, H. 2.
17.05.1939: StDR Bd. 555-557 u. 559.
13.09.1950: StBRD Bd. 34, Bd. 35, H. 1 u. H. 9; Bd. 36, H. 1 - H. 3; Bd. 37, H. 1-5.
06.06.1961: Fachserie A: Volks- und Berufszählungen vom 6. Juni 1961, Heft 12:
Erwerbspersonen in wirtschaftlicher und sozialer Gliederung, Stuttgart, Mainz 1966.
27.05.1970 Fachserie A: Volkszählung vom 27. Mai 1970, Heft 17: Erwerbstätige in wirtschaftlicher Gliederung nach Wochenarbeitszeit und weiterer Tätigkeit, Stuttgart, Mainz 1974.
(b) Gewerbe- und Arbeitsstättenzählungen von 1875 bis 1970:
1.12.1875: StDR, Bd. 34, Teil 2, S. 552 – 563; StDR, Bd. 35, Teil 1, S. 862 – 873.
5.6.1882: StDR, Neue Folge, Band 6, Berlin 1886, S. I10-I23; STDR, Neue Folge, Band 6, Berlin 1886, S. I24-I37, S. I50-I63.
14.6.1895: StDR, Neue Folge, Band 113, Berlin 1898, S. 112-129; S. 130-165, S. 536-543.
12.6.1907: StDR, Band 213, Abteilung 1, Heft 1, S. 42-67; Band 214, Abteilung 2, Berlin 1910, S. 14-33, S. 58-153.
16.6.1925: StDR, Band 413: Die gewerblichen Betriebe und Unternehmen im Deutschen Reich, Teil 1, Berlin 1929, S. 274-357; StDR, Neue Folge, Band 413, Teil 5, Berlin 1930, S. 8-201.
16.6.1933: StDR, Neue Folge, Band 462, Heft 2, Berlin 1935, S. 58-101; Heft 3, Berlin 1936, S. 24-79.
(c) Bundesrepublik Deutschland:
13.9.1950: StBRD, Band 45, Heft 1, S. 52-79; Heft 2, S. 6-37.
27.5.1970: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, Fachserie C: Unternehmen und Arbeitsstätten, Heft 3, S. 8-43; Fachserie C, Heft 6, S. 10-163.
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Annotations:
Siehe auch die Auszüge aus den verwendeten Publikationen in dem beigefügten PDF – Dokument.
(1) Anmerkungen zu den Übersichtstabellen (A-Tabellen)
Daten der Berufzählungen und der Mikrozensen:
(Zitat aus: Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer, S. 139).
„Die drei ersten [Berufs-] Zählungen (vor dem Ersten Weltkrieg in den Jahren 1882, 1895 und 1907) wurden getrennt von den Volkszählungen durchgeführt. Seit 1925 erfolgen die beiden Erhebungen zusammen. Der Mikrozensus, eine alljährlich stattfindende 1%ige Repräsentativstatistik der Bevölkerung und des Erwerbslebens, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt und wird seit 1957 regelmäßig durchgeführt. Er überbrückt die lange Zeitspanne, die zwischen den Vollerhebungen liegt.
Erläuterungen zu den Tabellen:
Die Tabellen enthalten Ergebnisse der Berufszählungen und der Mikrozensen. In der Statistik des Erwerbslebens wird die Bevölkerung in ihrer wirtschaftlichen und sozialen Gliederung erfaßt. Dabei wird unterschieden nach Erwerbspersonen und Nichterwerbspersonen sowie Personen nach dem Ober¬wiegenden Lebensunterhalt.
Unter Erwerbspersonen sind alle Personen mit Wohnsitz im Bundesgebiet (Inländerkonzept) zu verstehen, die eine unmittelbar oder mittelbar auf Erwerb gerichtete Tätigkeit auszuüben pflegen, unabhängig von der Be¬deutung des Ertrages dieser Tätigkeit für ihren Lebensunterhalt und ohne Rücksicht auf die von ihnen tatsächlich geleistete oder vertragsmäßig zu leistende Arbeitszeit. Sie setzen sich zusammen aus den Erwerbstätigen und den Erwerbslosen. Die Erwerbslosen, die vorher als zur Zeit nicht beschäftigte Erwerbstätige den anderen Erwerbs¬tätigen zugerechnet wurden, sind seit 1933 gesondert nachgewiesen.
Bis einschl. 1950 war für die Erfassung dieses Personenkreises das entscheidende Merkmal die Haupterwerbs¬tätigkeit. Seit 1961 wird jede Person, die in irgendeiner Form einer Erwerbstätigkeit nachgeht, einbezogen, unab¬hängig davon, ob sie davon ihren Lebensunterhalt bestreitet oder nicht. Der Lebensunterhalt kann auch neben einer geringfügigen Erwerbstätigkeit überwiegend durch Arbeitslosengeld oder -hilfe, Rente u. dgl. sowie durch Angehörige (z. B. bei Auszubildenden) bestritten werden. Im Gegensatz dazu stehen die Nichterwerbspersonen, die keinerlei auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben.
Die Erfassung der Erwerbspersonen in wirtschaftlicher Gliederung erfolgt seit 1925 nach der Systematik der Wirtschaftszweige. Diese Systematik hat seither verschiedene Änderungen erfahren und unterteilt sich heute in vier Wirtschaftsbereiche (Land- und Forstwirtschaft, Tierhaltung und Fischerei; Produzierendes Gewerbe; Handel und Verkehr; Sonstige Wirtschaftsbereiche), die ihrerseits wiederum aus 10 Abteilungen, 36 Unterabteilungen und 100 Gruppen bestehen. Vor 1925 gab es in ähnlicher Aufgliederung lediglich Berufsabteilungen, die sich aber verhältnismäßig einfach den folgenden Systematiken der Wirtschaftszweige zuordnen ließen.
Die wesentlichsten Änderungen in der Systematik der Wirtschaftszweige seit 1925 ergaben sich bei den Zählungen 1950 und 1961, als einerseits aus dem Wirtschaftsbereich „Produzierendes Gewerbe“ einige Wirtschaftsgruppen wie Reinigung und Körperpflege, fotografisches Gewerbe, den „Sonstigen Wirtschaftsbereichen“ — vor allem Dienstleistungen — zugeordnet wurden. Zum anderen wurden aus dem Bereich „Handel und Verkehr“ die Kredit- und sonstigen Finanzierungsinstitute sowie das Versicherungsgewerbe in die „Sonstigen Wirtschaftsbereiche“ übernommen. Eine Umstellung derselben Art wurde bereits 1939 mit dem Gaststättengewerbe vorgenommen. Die in den Tabellen enthaltenen Zahlen sind nach den in den jeweiligen Jahren geltenden Systematiken zusammengestellt. Umrechnungen wurden nicht vorgenommen.
In der Gliederung nach der Stellung im Beruf werden die Kategorien Selbständige, mithelfende Familienangehörige, Beamte und Angestellte sowie Arbeiter unterschieden. Bei den Selbständigen waren bis 1933 die leitenden Beamten und Angestellten enthalten. Die mithelfenden Familienangehörigen wurden schon seit 1895 in allen Bereichen ausgewiesen, Beamte und Angestellte werden erst seit 1933 getrennt erfaßt. Hausangestellte wurden 1925 zu den Arbeitern gerechnet, seit 1933 werden sie entsprechend ihrer Versicherungszugehörigkeit mit den Angestellten oder Arbeitern geführt. Die Zahlen sind ab 1907 weitgehend vergleichbar gemacht worden“.
(2) Vergleich von Berufs- und Arbeitsstättenzählungen
Neben den Volks- und Berufszählungen gehören die weniger bekannten Arbeitsstättenzählungen tz den großen Massenerhebungen der amtlichen Statistik. Als umfassende Bestands- und Strukturerhebungen liefern beide thematisch und regional tief gegliederte Danten in langfristiger Periodizität. Die Entscheidung für die eine oder andere Datenquelle als Analysebasis hängt von den Untersuchungszielen ab. Dabei erwachsen jeder Zählung aus der ihr eigenen Erhebungsmethode und den damit verfolgten Absichten spezifische Vor- und Nachteile, so dass sie komplementäre Erhebungen darstellen.
Folgende Erläuterungen wurden entnommen aus: Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 158-163.
„In den Volks- und Berufzählungen wird die Erwerbstätigkeit von der Person bzw. dem Haushalt her betrachtet. Es wird ein Erwerbspersonenkonzept zugrunde gelegt, das alle Erwerbstätigen einschließlich der jeweils Arbeitslosen und Erwerbslosen erfasst. In den Betriebs- und Arbeitsstättenzählungen erfolgt die Ermittlung der Beschäftigten über Betriebe, indem Beschäftigungsfälle bzw. besetzte Arbeitsplätze gezählt werden. Ein weiterer Unterschied zwischen den Zählungen der sich auf die Grundgesamtheit auswirkt, resultiert aus den verschiedenen umfangreichen Erfassungsbereichen. Während die Berufszählungen immer eine Totalaufnahme der Erwerbspersonen liefern, erfassen die Arbeitsstättenzählungen stets nur einen mehr oder minder großen Ausschnitt der Erwerbsbevölkerung. Als Gewerbe- und Betriebszählungen waren die Grenzen des Erfassungsbereichs anfangs unter Ausschluß von öffentlichen Dienstleistungen und staatlichen Verwaltungen gezogen. Im Zählverlauf ist eine kontinuierliche Ausdehnung des Erfassungsbereichs auf alle außerhalb der Landwirtschaft Beschäftigten zu konstatieren. Dies bedeutet jedoch nach wie vor, dass ein alle Erwerbspersonen der deutschen Volkswirtschaft umfassendes Gesamtbild nur über die Berufszählungen zu gewinnen ist. Sie geben darüber hinaus Aufschluss über die demographische Zusammensetzung der Berufstätigen, über ihre Betriebszugehörigkeit, ausgeübte Tätigkeit und (z. T.) Qualifikation.
Die Vorteile der Arbeitsstättenzählungen liegen auf einem anderen Gebiet. Die beiden wichtigsten Zusatzinformationen, die sie den Berufszählungen voraushaben, sind vor allem in der organisationalen Einbindung der Beschäftigten zu sehen sowie in der wichtigen Trennung von Kaufmännischen und Technischen Angestellten. Die Aggregierung der Beschäftigten nach Betriebseinheiten erfolgt durch die Angabe von Betriebsgrößenklassen. Die Aufsplittung der in den Berufszählungen gemeinsam erfassten Kaufmännischen und Technischen Angestellten eröffnet die Möglichkeit, zwei zentrale Faktoren der wirtschaftlichen Entwicklung, nämlich Bürokratisierung und Technisierung, wenigstens annäherungsweise zu indizieren.
Welche Datenquelle für die jeweils durchzuführenden Analysen gewählt wird, hängt also letztlich von der angestrebten Zielrichtung ab, auch wenn Walter G. Hoffmann (1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin/Heidelberg/ New York: Springer, S. 182) der Ansicht ist, dass das Erhebungskonzept der Betriebszählungen die genaueren und objektiveren Ergebnisse zur Deskription der Beschäftigtenstruktur liefert und deshalb, wenn irgend möglich, den Berufszählungen vorzuziehen ist.
Dabei ist zu beachten, dass die unterschiedlichen Erhebungskonzepte auf jeden Fall zu Differenzen zwischen den Zählungen führen, die hier kurz zusammengefasst werden sollen, damit eine Einschätzung und Beurteilung der auftretenden Zählungsunterschiede zwischen Berufs- und Arbeitsstättenzensus möglich wird:
1. Wie schon betont, werden in den Berufszählungen die Erwerbspersonen selbst befragt. Da dabei nicht von Belang ist, ob sie zu diesem Zeitpunkt der Zählung auch tatsächlich erwerbstätig sind, wird das Ausmaß der Beschäftigung nicht genau festgestellt (vgl. Hoffmann 1965, S. 180). Insbesondere in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit kommt es zwischen den zumeist parallel durchgeführten Zählungen zu deutlichen Abweichungen.
2. In den Betriebszählungen wird mit der Erfassung von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben ein vollständigeres Bild der Beschäftigtenstruktur gezeichnet als es das Haupterwerbspersonenkonzept der Berufszählungen zu liefern vermag. Allerdings sind in den Betriebszählungen Doppelzählungen möglich, da ein und dieselbe Person in mehreren Betrieben arbeiten kann. Am häufigsten ist damit in Wirtschaftsbereichen zu rechnen, in denen Familienbetriebe vorherrschend sind und in größerem Umfang Teilzeitbeschäftigte oder Aushilfskräfte tätig sind. (vgl. Hoffmann 1965, S. 180) Da aber anzunehmen ist, dass die Zahl der Doppelzählungen relativ gering ist und anteilsmäßig in gleichem Umfang immer wieder auftritt, werden insbesondere langfristige Betrachtungen dadurch nicht beeinträchtigt (vgl. ebenda, S. 182).
3. Der vielleicht wesentlichste Unterschied zwischen Betriebs- und Berufszählung liegt in der Zuordnung der einzelnen Personen zu den verschiedenen Beschäftigungsbereichen (vgl. Hoffmann 1965: 180). So wird z.B. ein Modelltischler, der in der Metallindustrie beschäftigt ist, in den Betriebszählungen der Metallindustrie zugeordnet, während er in der Berufszählung unter den Holz verarbeitenden Berufen geführt würde. Hinzu kommt, dass eine Einordnung der Beschäftigten nach dem Betriebsschwerpunkt durch den Betriebsleiter in der Regel zu einem genaueren Ergebnis führen dürfte als eine Einordnung durch den Befragten. Auch ist möglicherweise die Tendenz, Antworten an sozialen Normen und Bewertungen auszurichten, bei den Berufszählungen höher zu veranschlagen. Während der Betriebsleiter bspw. anhand einer Lohn- und Gehaltsliste leicht die Anzahl der Beschäftigten in bestimmten betrieblichen Stellungen ablesen kann, ist die individuell vorgenommene Einstufung durch den Befragten in den Berufszählungen von Antwortverzerrungen nicht gefeit, da er sich möglicherweise einen höheren Status zuerkennt. Zu besonders gravierenden Abweichungen zwischen Berufs- und Betriebszählungen kommt es nach Hoffmann (1965, S. 181) vor allem bei den Kaufmännischen Angestellten, "die in den Statistiken der Gewerbezählungen den einzelnen Wirtschaftsgruppen zugeordnet werden, nicht jedoch in den Ergebnissen der Berufszählung". Für Hoffmann ist dies der wichtigste Grund, wo immer es möglich ist, von den Ergebnissen der Gewerbezählungen auszugehen“.
(3) Branchenklassifikation für den Vergleich der deutschen Arbeitsstättenzählungen
Reinhard Stockmann hat im Rahmen des VASMA – Projektes eine Systematisierung der Arbeitsstättenstatistik vorgenommen, die erforderlich war, um 11 Zählungen über einen Zeitraum von 100 Jahren vergleichbar zu machen (4 Gewerbliche Betriebszählungen: 1875, 1882, 1895, 1907; 3 Gewerbliche Betriebszählungen: 1925, 1933, 1939; 3 Allgemeine Arbeitsstättenzählungen: 1950: 1961, 1970). Dabei kommt der intertemporären Vergleichbarkeit der Wirtschaftszweigsystematik besonderes Gewicht zu, denn die Konstruktion „langer Reihen“ steht und fällt mit dem Gelingen akzeptabler Vergleichskategorien. Bei den Gewerbe- und Arbeitsstättenzählungen bildet die Ordnung der Gewerbearten bzw. ab 1961 die Systematik der Wirtschaftszweige die Grundlage. Die ständige Veränderung der Systematiken übt auf die Vergleichbarkeit der Zählungen die größte Beschränkung aus. Um eine Grundlage für die Bildung langer Reihen zu schaffen, bei der alle Arbeitsstättenzählungen berücksichtigt werden, war deshalb zunächst ein umfassender Vergleichsschlüssel zu erstellen. Vergleichbarkeit wurde auf der differenziertesten, ausgewiesenen Aggregatebene gesucht; die Vergleichkategorien jedoch auf einem theoretisch angemessenen Niveau von 34 Aggregaten (Branchen) konstruiert. Um die intertemporale Vergleichbarkeit der 34 Kategorien herzustellen, wurden die Vergleichsschlüssel herangezogen, die die amtliche Statistik für jedes Zählungsjahr zur Verfügung stellt. Dabei wird die Systematik einer Zählung jeweils mit der vorangehenden verglichen. In der Regel werden diese systematischen Vergleiche von den amtlichen Statistiken auf der niedrigsten, tabellarisch erfassten Aggregatebene durchgeführt, so dass eine hohe Vergleichbarkeitsgenauigkeit möglich ist. Das Ergebnis dieser systematischen Vorgehensweise ist ein für alle Zählungen vergleichbares Kategorienschema. Dabei sind die Zuordnungen einzelner Gruppen nicht immer zweifelsfrei und ohne denkbaren Alternativen erfolgt. Da dieses Schema jedoch zu dem Zweck erstellt wurde, langfristige Trends in einem 100jährigen Untersuchungszeitraum nachzuzeichnen, dürften einige, möglicherweise umstrittene Klassifikationsentscheidungen nicht allzu stark ins Gewicht fallen (ausführlich siehe siehe Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag, S. 142-157, 186-281; Stockmann, R, 1984: Ein Klassifikationsschema für den Vergleich der Deutschen Arbeitsstättenzählungen von 1875 bis 1970, in: Historical Social Research, No. 32, S. 59-84).
Primärgütergewinnung (1-3): Gewerbliche Landwirtschaft (1), Bergbau (2), Energie und Wasser (3).
Investitionsgüterindustrie (4-9): Steine und Erden (4), Eisenerzeugung (5), Stahl- und Maschinenbau (6), Optik, Feinmechanik (7), Elektrotechnik (8), Chemische Industrie (9).
Konsumgüterindustrie (10-17): Musikinstrumente etc. (10), Nahrung und Genuss (11), Ledererzeugung (12), Bekleidungsgewerbe (13), Textilindustrie (14), Zellstoff, Papier (15), Druckerei (16), Säge- und Holzverarbeitung (17), Baugewerbe (18).
Distributive Dienste (19-23): Großhandel (19), Einzelhandel (20), Handelsvermittlung (21), Verlagswesen etc. (22), Verkehr, Nachrichten (23).
Gewerbliche Dienste (24-27): Kreditinstitute (24), Versicherungsgewerbe (25), Sozialversicherung (26), Architekturbüros (27).
Persönliche und Soziale Dienste (28-34): Gaststätten (28), Theater, Film etc. (29), Reinigung, Körperpflege (30), Wissenschaft, Sport (31), Gesundheitswesen (32), Sonstige Dienstleistungen (33).
Organisation ohne Erwerbscharakter (34).
(4) Konstruktion vergleichbarer Berufsfelder
Als Ausgangsmaterial für die Konstruktion von vergleichbaren Berufsfeldern kann für die Zeit nach 1950 auf Äquivalenzlisten zurückgegriffen werden, in denen das Statistische Bundesamt die ausgezählten Berufe aus jeweils zwei Berufszählungen einander zuordnet. Dies geschieht durch die Gegenüberstellung der systematischen Berufsnummern, die in statistisch vergleichbaren Gruppen zusammengestellt werden.
Für die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg existieren weder Zuordnungen für je wie Zählungen noch eine durchgehende Äquivalenzliste. Ausgangsmaterial waren allein die publizierten Listen der Berufsbenennungen jeder Zählung, aus denen sich ein ausgezählter Beruf zusammensetzt. Prinzipiell wurde versucht, die historische Entwicklung der Berufsstatistik, die in einer immer vollständigeren beruflichen Aufgliederung aller erwerbstätigen Personen besteht, nachzuvollziehen und – weit möglich – auch für die rudimentären Berufstabellen der frühen Zählungen mit Hilfe der sonstigen Angaben zur Erwerbstätigkeit der Beschäftigten durchzuführen. Nicht beruflich zugeordnete Personen aus dien Zählungen sollten also aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu Wirtschaftszweigen und ihrer beruflichen Stellung zumindest näherungsweise ‚beruflich’ eingeordnet werden. Die angestrebte Reihe von über die Zeit vergleichbaren Berufsfeldern ist so angelegt, dass möglichst diejenige Zusammensetzung der Berufsfelder erreicht wird, die der Berufssystematik der Bundesrepublik Deutschland in den 70er Jahren entspricht. Eine zweite Zielsetzung bestand darin, dass möglichst eine saubere Zuordnung der Erwerbstätigen gemäß ihrer beruflichen Stellung (Selbständige, Mithelfende, Angestellte und Beamte, Arbeiter) gewahrt werden sollte. Insgesamt konnten 102 Berufsfelder über den gesamten rekonstruiert werden. Hinzu kommt für 1925 eine Restgruppe, die sich nicht beruflich gliedern ließ: die Betriebshandwerker. Diese Gruppe stellt einen charakteristischen Berufstyp dar, die als eigenen Kategorie beibehalten wurde (ausführlich siehe Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag, S. 87 - 103, S. 186 - 208).
Liste der Berufsgruppen (in Klammern: Laufende Nr. der jeweils zur Berufsgruppe zugeordneten 102 Berufsfelder):
(1-6) Landwirtschaftsberufe
(7-11) Bergleute, Keramiker, Glasbearbeiter
(12-24) Metall- und Elektroberufe
(25-27) Chemieberufe
(28-36) Textil-, Papier-, Leder-, Holzverarbeiter
(37-43) Nahrungs-, und Genussmittelhersteller
(44-48) Bekleidungshersteller
(49-59) Reinigungs- und Wartungsberufe, Bauberufe
(60) Betriebshandwerker
(61-67) Verkehrsberufe
(68-72) Verkaufsberufe, Berufe der Gast- und Hauswirtschaft
(73) Friseure und Körperpfleger
(74-76) Büroberufe, Manager
(77-83) Sozial- und Gesundheitsberufe
(84-85) Lehrer
(86-87) Seelsorgerische Berufe
(88) Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer
(89-91) Kulturberufe
(92-94) Sicherheitsberufe
(95-98) Technische Berufe
(99-101) Hilfsberufe
(102) Mithelfende in der Landwirtschaft
(103) Mithelfende außerhalb der Landwirtschaft
(5) Zugang zu den amtlichen Daten aus den Berufs- und Arbeitsstättenzählungen für die Forschung
Die Daten aus dem VASMA - Projekt hat das Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim (ZUMA), Abteilung Mikrodaten, übernommen und stellt sie für die Forschung zur Verfügung. Auf der Homepage von ZUMA werden die Daten unter folgender Adresse ausführlich beschrieben:
http://www.gesis.org/Dauerbeobachtung/Mikrodaten/Daten/Abteilungsdaten/AZBZ/azbz.htm.
ZUMA – Internet - Seite zu dem VASMA – Datenbestand (Auszug):
"Historische Arbeitsstätten- und Berufszählungen des VASMA - Projekts:
Im Rahmen des von der Stiftung Volkswagenwerk von 1979-1984 geförderten Projekts "Vergleichende Analysen der Sozialstruktur mit Massendaten" (VASMA; Projektleitung: Prof. Dr. Walter Müller, Universität Mannheim) sind eine Reihe von Daten der amtlichen Statistik erschlossen worden, die für historische Analysen der Sozialstruktur von großem Wert sind. Insbesondere hat die maschinenlesbare Aufbereitung von mehrdimensionalen Tabellen der Arbeitsstättenzählungen ab 1875 und von Berufszählungen ab 1882 die Voraussetzung dafür geschaffen, zentrale Aspekte des sozialen Wandels bis 1970 nachzeichnen zu können ohne die oftmals schwer zugänglichen Tabellenbände in die Hand nehmen zu müssen. Neben den historisch vergleichenden Untersuchungen des Wandels der Erwerbsstruktur hat damit das VASMA-Projekt auch einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Dateninfrastruktur in den Sozialwissenschaften geleistet.
Die Abteilung Mikrodaten hat die vom VASMA - Projekt erstellten Daten übernommen und stellt sie für die Forschung zur Verfügung. Es handelt sich insgesamt um 46 Tabellen aus den Berufszählungen 1882-1970 und um 28 Tabellen aus den Arbeitsstättenzählungen 1875-1970. Jede dieser mehrdimensionalen Tabellen ist im Datenhandbuch umfassend dokumentiert. Die im ASCII-Format vorliegenden Daten können z.B. mit Hilfe einfacher SPSS - Programme ausgewertet werden. Anhand eines Beispiels wird der Umfang der Datendokumentation und die Vorgehensweise bei der Analyse dargestellt. Die Datenhandbücher liegen als ASCII-Dateien vor und können mit einem beliebigen Texteditor bearbeitet werden“.
(6) Produktionssektoren und Wertschöpfung
Für die Entwicklung einer Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft gibt es zwei aussagekräftige ökonomische Indikatoren: die Anteile verschiedener Produktionssektoren an der Wertschöpfung und an den Beschäftigten. Begriffliche Grundlage ist die Einteilung der Wirtschaft nach Colin Clark (1940) bzw. Jean Fourestiè (1949) in den primären (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei), sekundären (Industrie, Handwerk, Bergbau) und tertiären (Dienstleistungen) Sektor. Im Zuge des allgemeinen Wirtschaftswachstums seit 1850 wuchs das Sozialprodukt in allen drei Sektoren – allerdings jeweils in unterschiedlichem Tempo: am langsamsten im agrarischen Bereich, am schnellsten in der industriellen und handwerklichen Güterproduktion. Um 1890 hatte das produzierende Gewerbe bereits die landwirtschaftliche Produktion überholt.
Die Wertschöpfung, genauer die Bruttowertschöpfung, ist ein Maß für die eigentliche wirtschaftliche Leistung eines Wirtschaftszweiges. Sie ist der Wert der innerhalb einer Branche in einer Wirtschaftsperiode (in der Regel innerhalb eines Jahres) selbst produzierten Waren und Dienstleistungen - und zwar unter Zuhilfenahme von Vorleistungen aus anderen Branchen. Zum Beispiel beinhaltet die Automobilproduktion elektrische und elektronische Teile aus der Branche Elektrotechnik. Die Bruttowertschöpfung einer Branche ergibt sich demnach als die Differenz zwischen dem Produktionswert der Branche und den Vorleistungen aus anderen Branchen. Die Summe der Wertschöpfungen aller Branchen ergibt wiederum das Bruttoinlandsprodukt. Subtrahiert man vom Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen die Abschreibungen (= Wertminderung dauerhafter Produktionsmittel infolge des Verschleißes im Produktionsprozess) einer Periode, so erhält man das Nettosozialprodukt zu Marktpreisen. Werden zudem noch indirekte Steuern subtrahiert und Subventionen addiert, erhält man einen Produktionswert, der um die Einflüsse des Staates bereinigt ist. Er wird als Nettosozialprodukt zu Faktorkosten bezeichnet und enthält sämtliche Einkommen der am Produktionsprozess beteiligten Produktionsfaktoren. Das Nettosozialprodukt zu Faktorkosten entspricht dem Volkseinkommen einer Volkswirtschaft.
Gerechnet wird u.a. nach der Entstehungsrechnung, die die Wertschöpfung nach den Beiträgen der einzelnen Wirtschaftsbereiche untergliedert. Unabhängig von der Rechnungsart handelt es sich immer um einen Wertausdruck, der in Geldeinheiten gemessen wird. Als Zeitreihe können diese Wertausdrücke einen falschen Eindruck von der Entwicklung vermitteln, wenn die Kaufkraft des Geldes sich verändert. Dem wird entgegengewirkt, indem man alle Güter und Dienstleistungen statt mit den laufenden Preisen mit den Preisen eines Basisjahres (d.h. mit konstanten Preisen) bewertet, um sog. reale Ausdrücke zu erhalten.
Die Wertschöpfungsdaten werden hier zusätzlich zu den Erwerbspersonen herangezogen, um die Anteile einzelner Branchen an der gesamtwirtschaftlichen Leistung zu messen:
Hoffmann, W.G., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin: Springer, S. 453-455;
Mitchell, B.R., 1975: European Historical Statistics. London: Macmillan Press, S. 799-808. Aus diesen Daten lassen sich ergänzende Aussagen über den Strukturwandel in einer Volkswirtschaft ableiten.
Siehe auch die Auszüge aus den verwendeten Publikationen in dem beigefügten PDF – Dokument.
(1) Anmerkungen zu den Übersichtstabellen (A-Tabellen)
Daten der Berufzählungen und der Mikrozensen:
(Zitat aus: Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer, S. 139).
„Die drei ersten [Berufs-] Zählungen (vor dem Ersten Weltkrieg in den Jahren 1882, 1895 und 1907) wurden getrennt von den Volkszählungen durchgeführt. Seit 1925 erfolgen die beiden Erhebungen zusammen. Der Mikrozensus, eine alljährlich stattfindende 1%ige Repräsentativstatistik der Bevölkerung und des Erwerbslebens, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt und wird seit 1957 regelmäßig durchgeführt. Er überbrückt die lange Zeitspanne, die zwischen den Vollerhebungen liegt.
Erläuterungen zu den Tabellen:
Die Tabellen enthalten Ergebnisse der Berufszählungen und der Mikrozensen. In der Statistik des Erwerbslebens wird die Bevölkerung in ihrer wirtschaftlichen und sozialen Gliederung erfaßt. Dabei wird unterschieden nach Erwerbspersonen und Nichterwerbspersonen sowie Personen nach dem Ober¬wiegenden Lebensunterhalt.
Unter Erwerbspersonen sind alle Personen mit Wohnsitz im Bundesgebiet (Inländerkonzept) zu verstehen, die eine unmittelbar oder mittelbar auf Erwerb gerichtete Tätigkeit auszuüben pflegen, unabhängig von der Be¬deutung des Ertrages dieser Tätigkeit für ihren Lebensunterhalt und ohne Rücksicht auf die von ihnen tatsächlich geleistete oder vertragsmäßig zu leistende Arbeitszeit. Sie setzen sich zusammen aus den Erwerbstätigen und den Erwerbslosen. Die Erwerbslosen, die vorher als zur Zeit nicht beschäftigte Erwerbstätige den anderen Erwerbs¬tätigen zugerechnet wurden, sind seit 1933 gesondert nachgewiesen.
Bis einschl. 1950 war für die Erfassung dieses Personenkreises das entscheidende Merkmal die Haupterwerbs¬tätigkeit. Seit 1961 wird jede Person, die in irgendeiner Form einer Erwerbstätigkeit nachgeht, einbezogen, unab¬hängig davon, ob sie davon ihren Lebensunterhalt bestreitet oder nicht. Der Lebensunterhalt kann auch neben einer geringfügigen Erwerbstätigkeit überwiegend durch Arbeitslosengeld oder -hilfe, Rente u. dgl. sowie durch Angehörige (z. B. bei Auszubildenden) bestritten werden. Im Gegensatz dazu stehen die Nichterwerbspersonen, die keinerlei auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben.
Die Erfassung der Erwerbspersonen in wirtschaftlicher Gliederung erfolgt seit 1925 nach der Systematik der Wirtschaftszweige. Diese Systematik hat seither verschiedene Änderungen erfahren und unterteilt sich heute in vier Wirtschaftsbereiche (Land- und Forstwirtschaft, Tierhaltung und Fischerei; Produzierendes Gewerbe; Handel und Verkehr; Sonstige Wirtschaftsbereiche), die ihrerseits wiederum aus 10 Abteilungen, 36 Unterabteilungen und 100 Gruppen bestehen. Vor 1925 gab es in ähnlicher Aufgliederung lediglich Berufsabteilungen, die sich aber verhältnismäßig einfach den folgenden Systematiken der Wirtschaftszweige zuordnen ließen.
Die wesentlichsten Änderungen in der Systematik der Wirtschaftszweige seit 1925 ergaben sich bei den Zählungen 1950 und 1961, als einerseits aus dem Wirtschaftsbereich „Produzierendes Gewerbe“ einige Wirtschaftsgruppen wie Reinigung und Körperpflege, fotografisches Gewerbe, den „Sonstigen Wirtschaftsbereichen“ — vor allem Dienstleistungen — zugeordnet wurden. Zum anderen wurden aus dem Bereich „Handel und Verkehr“ die Kredit- und sonstigen Finanzierungsinstitute sowie das Versicherungsgewerbe in die „Sonstigen Wirtschaftsbereiche“ übernommen. Eine Umstellung derselben Art wurde bereits 1939 mit dem Gaststättengewerbe vorgenommen. Die in den Tabellen enthaltenen Zahlen sind nach den in den jeweiligen Jahren geltenden Systematiken zusammengestellt. Umrechnungen wurden nicht vorgenommen.
In der Gliederung nach der Stellung im Beruf werden die Kategorien Selbständige, mithelfende Familienangehörige, Beamte und Angestellte sowie Arbeiter unterschieden. Bei den Selbständigen waren bis 1933 die leitenden Beamten und Angestellten enthalten. Die mithelfenden Familienangehörigen wurden schon seit 1895 in allen Bereichen ausgewiesen, Beamte und Angestellte werden erst seit 1933 getrennt erfaßt. Hausangestellte wurden 1925 zu den Arbeitern gerechnet, seit 1933 werden sie entsprechend ihrer Versicherungszugehörigkeit mit den Angestellten oder Arbeitern geführt. Die Zahlen sind ab 1907 weitgehend vergleichbar gemacht worden“.
(2) Vergleich von Berufs- und Arbeitsstättenzählungen
Neben den Volks- und Berufszählungen gehören die weniger bekannten Arbeitsstättenzählungen tz den großen Massenerhebungen der amtlichen Statistik. Als umfassende Bestands- und Strukturerhebungen liefern beide thematisch und regional tief gegliederte Danten in langfristiger Periodizität. Die Entscheidung für die eine oder andere Datenquelle als Analysebasis hängt von den Untersuchungszielen ab. Dabei erwachsen jeder Zählung aus der ihr eigenen Erhebungsmethode und den damit verfolgten Absichten spezifische Vor- und Nachteile, so dass sie komplementäre Erhebungen darstellen.
Folgende Erläuterungen wurden entnommen aus: Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus, S. 158-163.
„In den Volks- und Berufzählungen wird die Erwerbstätigkeit von der Person bzw. dem Haushalt her betrachtet. Es wird ein Erwerbspersonenkonzept zugrunde gelegt, das alle Erwerbstätigen einschließlich der jeweils Arbeitslosen und Erwerbslosen erfasst. In den Betriebs- und Arbeitsstättenzählungen erfolgt die Ermittlung der Beschäftigten über Betriebe, indem Beschäftigungsfälle bzw. besetzte Arbeitsplätze gezählt werden. Ein weiterer Unterschied zwischen den Zählungen der sich auf die Grundgesamtheit auswirkt, resultiert aus den verschiedenen umfangreichen Erfassungsbereichen. Während die Berufszählungen immer eine Totalaufnahme der Erwerbspersonen liefern, erfassen die Arbeitsstättenzählungen stets nur einen mehr oder minder großen Ausschnitt der Erwerbsbevölkerung. Als Gewerbe- und Betriebszählungen waren die Grenzen des Erfassungsbereichs anfangs unter Ausschluß von öffentlichen Dienstleistungen und staatlichen Verwaltungen gezogen. Im Zählverlauf ist eine kontinuierliche Ausdehnung des Erfassungsbereichs auf alle außerhalb der Landwirtschaft Beschäftigten zu konstatieren. Dies bedeutet jedoch nach wie vor, dass ein alle Erwerbspersonen der deutschen Volkswirtschaft umfassendes Gesamtbild nur über die Berufszählungen zu gewinnen ist. Sie geben darüber hinaus Aufschluss über die demographische Zusammensetzung der Berufstätigen, über ihre Betriebszugehörigkeit, ausgeübte Tätigkeit und (z. T.) Qualifikation.
Die Vorteile der Arbeitsstättenzählungen liegen auf einem anderen Gebiet. Die beiden wichtigsten Zusatzinformationen, die sie den Berufszählungen voraushaben, sind vor allem in der organisationalen Einbindung der Beschäftigten zu sehen sowie in der wichtigen Trennung von Kaufmännischen und Technischen Angestellten. Die Aggregierung der Beschäftigten nach Betriebseinheiten erfolgt durch die Angabe von Betriebsgrößenklassen. Die Aufsplittung der in den Berufszählungen gemeinsam erfassten Kaufmännischen und Technischen Angestellten eröffnet die Möglichkeit, zwei zentrale Faktoren der wirtschaftlichen Entwicklung, nämlich Bürokratisierung und Technisierung, wenigstens annäherungsweise zu indizieren.
Welche Datenquelle für die jeweils durchzuführenden Analysen gewählt wird, hängt also letztlich von der angestrebten Zielrichtung ab, auch wenn Walter G. Hoffmann (1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin/Heidelberg/ New York: Springer, S. 182) der Ansicht ist, dass das Erhebungskonzept der Betriebszählungen die genaueren und objektiveren Ergebnisse zur Deskription der Beschäftigtenstruktur liefert und deshalb, wenn irgend möglich, den Berufszählungen vorzuziehen ist.
Dabei ist zu beachten, dass die unterschiedlichen Erhebungskonzepte auf jeden Fall zu Differenzen zwischen den Zählungen führen, die hier kurz zusammengefasst werden sollen, damit eine Einschätzung und Beurteilung der auftretenden Zählungsunterschiede zwischen Berufs- und Arbeitsstättenzensus möglich wird:
1. Wie schon betont, werden in den Berufszählungen die Erwerbspersonen selbst befragt. Da dabei nicht von Belang ist, ob sie zu diesem Zeitpunkt der Zählung auch tatsächlich erwerbstätig sind, wird das Ausmaß der Beschäftigung nicht genau festgestellt (vgl. Hoffmann 1965, S. 180). Insbesondere in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit kommt es zwischen den zumeist parallel durchgeführten Zählungen zu deutlichen Abweichungen.
2. In den Betriebszählungen wird mit der Erfassung von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben ein vollständigeres Bild der Beschäftigtenstruktur gezeichnet als es das Haupterwerbspersonenkonzept der Berufszählungen zu liefern vermag. Allerdings sind in den Betriebszählungen Doppelzählungen möglich, da ein und dieselbe Person in mehreren Betrieben arbeiten kann. Am häufigsten ist damit in Wirtschaftsbereichen zu rechnen, in denen Familienbetriebe vorherrschend sind und in größerem Umfang Teilzeitbeschäftigte oder Aushilfskräfte tätig sind. (vgl. Hoffmann 1965, S. 180) Da aber anzunehmen ist, dass die Zahl der Doppelzählungen relativ gering ist und anteilsmäßig in gleichem Umfang immer wieder auftritt, werden insbesondere langfristige Betrachtungen dadurch nicht beeinträchtigt (vgl. ebenda, S. 182).
3. Der vielleicht wesentlichste Unterschied zwischen Betriebs- und Berufszählung liegt in der Zuordnung der einzelnen Personen zu den verschiedenen Beschäftigungsbereichen (vgl. Hoffmann 1965: 180). So wird z.B. ein Modelltischler, der in der Metallindustrie beschäftigt ist, in den Betriebszählungen der Metallindustrie zugeordnet, während er in der Berufszählung unter den Holz verarbeitenden Berufen geführt würde. Hinzu kommt, dass eine Einordnung der Beschäftigten nach dem Betriebsschwerpunkt durch den Betriebsleiter in der Regel zu einem genaueren Ergebnis führen dürfte als eine Einordnung durch den Befragten. Auch ist möglicherweise die Tendenz, Antworten an sozialen Normen und Bewertungen auszurichten, bei den Berufszählungen höher zu veranschlagen. Während der Betriebsleiter bspw. anhand einer Lohn- und Gehaltsliste leicht die Anzahl der Beschäftigten in bestimmten betrieblichen Stellungen ablesen kann, ist die individuell vorgenommene Einstufung durch den Befragten in den Berufszählungen von Antwortverzerrungen nicht gefeit, da er sich möglicherweise einen höheren Status zuerkennt. Zu besonders gravierenden Abweichungen zwischen Berufs- und Betriebszählungen kommt es nach Hoffmann (1965, S. 181) vor allem bei den Kaufmännischen Angestellten, "die in den Statistiken der Gewerbezählungen den einzelnen Wirtschaftsgruppen zugeordnet werden, nicht jedoch in den Ergebnissen der Berufszählung". Für Hoffmann ist dies der wichtigste Grund, wo immer es möglich ist, von den Ergebnissen der Gewerbezählungen auszugehen“.
(3) Branchenklassifikation für den Vergleich der deutschen Arbeitsstättenzählungen
Reinhard Stockmann hat im Rahmen des VASMA – Projektes eine Systematisierung der Arbeitsstättenstatistik vorgenommen, die erforderlich war, um 11 Zählungen über einen Zeitraum von 100 Jahren vergleichbar zu machen (4 Gewerbliche Betriebszählungen: 1875, 1882, 1895, 1907; 3 Gewerbliche Betriebszählungen: 1925, 1933, 1939; 3 Allgemeine Arbeitsstättenzählungen: 1950: 1961, 1970). Dabei kommt der intertemporären Vergleichbarkeit der Wirtschaftszweigsystematik besonderes Gewicht zu, denn die Konstruktion „langer Reihen“ steht und fällt mit dem Gelingen akzeptabler Vergleichskategorien. Bei den Gewerbe- und Arbeitsstättenzählungen bildet die Ordnung der Gewerbearten bzw. ab 1961 die Systematik der Wirtschaftszweige die Grundlage. Die ständige Veränderung der Systematiken übt auf die Vergleichbarkeit der Zählungen die größte Beschränkung aus. Um eine Grundlage für die Bildung langer Reihen zu schaffen, bei der alle Arbeitsstättenzählungen berücksichtigt werden, war deshalb zunächst ein umfassender Vergleichsschlüssel zu erstellen. Vergleichbarkeit wurde auf der differenziertesten, ausgewiesenen Aggregatebene gesucht; die Vergleichkategorien jedoch auf einem theoretisch angemessenen Niveau von 34 Aggregaten (Branchen) konstruiert. Um die intertemporale Vergleichbarkeit der 34 Kategorien herzustellen, wurden die Vergleichsschlüssel herangezogen, die die amtliche Statistik für jedes Zählungsjahr zur Verfügung stellt. Dabei wird die Systematik einer Zählung jeweils mit der vorangehenden verglichen. In der Regel werden diese systematischen Vergleiche von den amtlichen Statistiken auf der niedrigsten, tabellarisch erfassten Aggregatebene durchgeführt, so dass eine hohe Vergleichbarkeitsgenauigkeit möglich ist. Das Ergebnis dieser systematischen Vorgehensweise ist ein für alle Zählungen vergleichbares Kategorienschema. Dabei sind die Zuordnungen einzelner Gruppen nicht immer zweifelsfrei und ohne denkbaren Alternativen erfolgt. Da dieses Schema jedoch zu dem Zweck erstellt wurde, langfristige Trends in einem 100jährigen Untersuchungszeitraum nachzuzeichnen, dürften einige, möglicherweise umstrittene Klassifikationsentscheidungen nicht allzu stark ins Gewicht fallen (ausführlich siehe siehe Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag, S. 142-157, 186-281; Stockmann, R, 1984: Ein Klassifikationsschema für den Vergleich der Deutschen Arbeitsstättenzählungen von 1875 bis 1970, in: Historical Social Research, No. 32, S. 59-84).
Primärgütergewinnung (1-3): Gewerbliche Landwirtschaft (1), Bergbau (2), Energie und Wasser (3).
Investitionsgüterindustrie (4-9): Steine und Erden (4), Eisenerzeugung (5), Stahl- und Maschinenbau (6), Optik, Feinmechanik (7), Elektrotechnik (8), Chemische Industrie (9).
Konsumgüterindustrie (10-17): Musikinstrumente etc. (10), Nahrung und Genuss (11), Ledererzeugung (12), Bekleidungsgewerbe (13), Textilindustrie (14), Zellstoff, Papier (15), Druckerei (16), Säge- und Holzverarbeitung (17), Baugewerbe (18).
Distributive Dienste (19-23): Großhandel (19), Einzelhandel (20), Handelsvermittlung (21), Verlagswesen etc. (22), Verkehr, Nachrichten (23).
Gewerbliche Dienste (24-27): Kreditinstitute (24), Versicherungsgewerbe (25), Sozialversicherung (26), Architekturbüros (27).
Persönliche und Soziale Dienste (28-34): Gaststätten (28), Theater, Film etc. (29), Reinigung, Körperpflege (30), Wissenschaft, Sport (31), Gesundheitswesen (32), Sonstige Dienstleistungen (33).
Organisation ohne Erwerbscharakter (34).
(4) Konstruktion vergleichbarer Berufsfelder
Als Ausgangsmaterial für die Konstruktion von vergleichbaren Berufsfeldern kann für die Zeit nach 1950 auf Äquivalenzlisten zurückgegriffen werden, in denen das Statistische Bundesamt die ausgezählten Berufe aus jeweils zwei Berufszählungen einander zuordnet. Dies geschieht durch die Gegenüberstellung der systematischen Berufsnummern, die in statistisch vergleichbaren Gruppen zusammengestellt werden.
Für die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg existieren weder Zuordnungen für je wie Zählungen noch eine durchgehende Äquivalenzliste. Ausgangsmaterial waren allein die publizierten Listen der Berufsbenennungen jeder Zählung, aus denen sich ein ausgezählter Beruf zusammensetzt. Prinzipiell wurde versucht, die historische Entwicklung der Berufsstatistik, die in einer immer vollständigeren beruflichen Aufgliederung aller erwerbstätigen Personen besteht, nachzuvollziehen und – weit möglich – auch für die rudimentären Berufstabellen der frühen Zählungen mit Hilfe der sonstigen Angaben zur Erwerbstätigkeit der Beschäftigten durchzuführen. Nicht beruflich zugeordnete Personen aus dien Zählungen sollten also aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu Wirtschaftszweigen und ihrer beruflichen Stellung zumindest näherungsweise ‚beruflich’ eingeordnet werden. Die angestrebte Reihe von über die Zeit vergleichbaren Berufsfeldern ist so angelegt, dass möglichst diejenige Zusammensetzung der Berufsfelder erreicht wird, die der Berufssystematik der Bundesrepublik Deutschland in den 70er Jahren entspricht. Eine zweite Zielsetzung bestand darin, dass möglichst eine saubere Zuordnung der Erwerbstätigen gemäß ihrer beruflichen Stellung (Selbständige, Mithelfende, Angestellte und Beamte, Arbeiter) gewahrt werden sollte. Insgesamt konnten 102 Berufsfelder über den gesamten rekonstruiert werden. Hinzu kommt für 1925 eine Restgruppe, die sich nicht beruflich gliedern ließ: die Betriebshandwerker. Diese Gruppe stellt einen charakteristischen Berufstyp dar, die als eigenen Kategorie beibehalten wurde (ausführlich siehe Stockmann, R./Willms-Herget, A., 1985: Erwerbsstatistik in Deutschland. Die Berufs- und Arbeitsstättenzählungen seit 1875 als Datenbasis der Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/New York: Campus Verlag, S. 87 - 103, S. 186 - 208).
Liste der Berufsgruppen (in Klammern: Laufende Nr. der jeweils zur Berufsgruppe zugeordneten 102 Berufsfelder):
(1-6) Landwirtschaftsberufe
(7-11) Bergleute, Keramiker, Glasbearbeiter
(12-24) Metall- und Elektroberufe
(25-27) Chemieberufe
(28-36) Textil-, Papier-, Leder-, Holzverarbeiter
(37-43) Nahrungs-, und Genussmittelhersteller
(44-48) Bekleidungshersteller
(49-59) Reinigungs- und Wartungsberufe, Bauberufe
(60) Betriebshandwerker
(61-67) Verkehrsberufe
(68-72) Verkaufsberufe, Berufe der Gast- und Hauswirtschaft
(73) Friseure und Körperpfleger
(74-76) Büroberufe, Manager
(77-83) Sozial- und Gesundheitsberufe
(84-85) Lehrer
(86-87) Seelsorgerische Berufe
(88) Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer
(89-91) Kulturberufe
(92-94) Sicherheitsberufe
(95-98) Technische Berufe
(99-101) Hilfsberufe
(102) Mithelfende in der Landwirtschaft
(103) Mithelfende außerhalb der Landwirtschaft
(5) Zugang zu den amtlichen Daten aus den Berufs- und Arbeitsstättenzählungen für die Forschung
Die Daten aus dem VASMA - Projekt hat das Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim (ZUMA), Abteilung Mikrodaten, übernommen und stellt sie für die Forschung zur Verfügung. Auf der Homepage von ZUMA werden die Daten unter folgender Adresse ausführlich beschrieben:
http://www.gesis.org/Dauerbeobachtung/Mikrodaten/Daten/Abteilungsdaten/AZBZ/azbz.htm.
ZUMA – Internet - Seite zu dem VASMA – Datenbestand (Auszug):
"Historische Arbeitsstätten- und Berufszählungen des VASMA - Projekts:
Im Rahmen des von der Stiftung Volkswagenwerk von 1979-1984 geförderten Projekts "Vergleichende Analysen der Sozialstruktur mit Massendaten" (VASMA; Projektleitung: Prof. Dr. Walter Müller, Universität Mannheim) sind eine Reihe von Daten der amtlichen Statistik erschlossen worden, die für historische Analysen der Sozialstruktur von großem Wert sind. Insbesondere hat die maschinenlesbare Aufbereitung von mehrdimensionalen Tabellen der Arbeitsstättenzählungen ab 1875 und von Berufszählungen ab 1882 die Voraussetzung dafür geschaffen, zentrale Aspekte des sozialen Wandels bis 1970 nachzeichnen zu können ohne die oftmals schwer zugänglichen Tabellenbände in die Hand nehmen zu müssen. Neben den historisch vergleichenden Untersuchungen des Wandels der Erwerbsstruktur hat damit das VASMA-Projekt auch einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Dateninfrastruktur in den Sozialwissenschaften geleistet.
Die Abteilung Mikrodaten hat die vom VASMA - Projekt erstellten Daten übernommen und stellt sie für die Forschung zur Verfügung. Es handelt sich insgesamt um 46 Tabellen aus den Berufszählungen 1882-1970 und um 28 Tabellen aus den Arbeitsstättenzählungen 1875-1970. Jede dieser mehrdimensionalen Tabellen ist im Datenhandbuch umfassend dokumentiert. Die im ASCII-Format vorliegenden Daten können z.B. mit Hilfe einfacher SPSS - Programme ausgewertet werden. Anhand eines Beispiels wird der Umfang der Datendokumentation und die Vorgehensweise bei der Analyse dargestellt. Die Datenhandbücher liegen als ASCII-Dateien vor und können mit einem beliebigen Texteditor bearbeitet werden“.
(6) Produktionssektoren und Wertschöpfung
Für die Entwicklung einer Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft gibt es zwei aussagekräftige ökonomische Indikatoren: die Anteile verschiedener Produktionssektoren an der Wertschöpfung und an den Beschäftigten. Begriffliche Grundlage ist die Einteilung der Wirtschaft nach Colin Clark (1940) bzw. Jean Fourestiè (1949) in den primären (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei), sekundären (Industrie, Handwerk, Bergbau) und tertiären (Dienstleistungen) Sektor. Im Zuge des allgemeinen Wirtschaftswachstums seit 1850 wuchs das Sozialprodukt in allen drei Sektoren – allerdings jeweils in unterschiedlichem Tempo: am langsamsten im agrarischen Bereich, am schnellsten in der industriellen und handwerklichen Güterproduktion. Um 1890 hatte das produzierende Gewerbe bereits die landwirtschaftliche Produktion überholt.
Die Wertschöpfung, genauer die Bruttowertschöpfung, ist ein Maß für die eigentliche wirtschaftliche Leistung eines Wirtschaftszweiges. Sie ist der Wert der innerhalb einer Branche in einer Wirtschaftsperiode (in der Regel innerhalb eines Jahres) selbst produzierten Waren und Dienstleistungen - und zwar unter Zuhilfenahme von Vorleistungen aus anderen Branchen. Zum Beispiel beinhaltet die Automobilproduktion elektrische und elektronische Teile aus der Branche Elektrotechnik. Die Bruttowertschöpfung einer Branche ergibt sich demnach als die Differenz zwischen dem Produktionswert der Branche und den Vorleistungen aus anderen Branchen. Die Summe der Wertschöpfungen aller Branchen ergibt wiederum das Bruttoinlandsprodukt. Subtrahiert man vom Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen die Abschreibungen (= Wertminderung dauerhafter Produktionsmittel infolge des Verschleißes im Produktionsprozess) einer Periode, so erhält man das Nettosozialprodukt zu Marktpreisen. Werden zudem noch indirekte Steuern subtrahiert und Subventionen addiert, erhält man einen Produktionswert, der um die Einflüsse des Staates bereinigt ist. Er wird als Nettosozialprodukt zu Faktorkosten bezeichnet und enthält sämtliche Einkommen der am Produktionsprozess beteiligten Produktionsfaktoren. Das Nettosozialprodukt zu Faktorkosten entspricht dem Volkseinkommen einer Volkswirtschaft.
Gerechnet wird u.a. nach der Entstehungsrechnung, die die Wertschöpfung nach den Beiträgen der einzelnen Wirtschaftsbereiche untergliedert. Unabhängig von der Rechnungsart handelt es sich immer um einen Wertausdruck, der in Geldeinheiten gemessen wird. Als Zeitreihe können diese Wertausdrücke einen falschen Eindruck von der Entwicklung vermitteln, wenn die Kaufkraft des Geldes sich verändert. Dem wird entgegengewirkt, indem man alle Güter und Dienstleistungen statt mit den laufenden Preisen mit den Preisen eines Basisjahres (d.h. mit konstanten Preisen) bewertet, um sog. reale Ausdrücke zu erhalten.
Die Wertschöpfungsdaten werden hier zusätzlich zu den Erwerbspersonen herangezogen, um die Anteile einzelner Branchen an der gesamtwirtschaftlichen Leistung zu messen:
Hoffmann, W.G., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin: Springer, S. 453-455;
Mitchell, B.R., 1975: European Historical Statistics. London: Macmillan Press, S. 799-808. Aus diesen Daten lassen sich ergänzende Aussagen über den Strukturwandel in einer Volkswirtschaft ableiten.
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Objective breakdown of the data tables:
A. Übersichtstabellen: Erwerbspersonen nach Wirtschaftsbereichen, Stellung im Beruf (Statistisches Bundesamt Wiesbaden, 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972)
A.1 Bevölkerung nach Beteiligung am Erwerbsleben (1882-1971)
A.2 Erwerbspersonen nach Stellung im Beruf, in Tausend und in Prozent (1882-1970)
A.3 Erwerbspersonen nach Wirtschaftssektoren und Stellung im Beruf, in Tausend und Prozent (1925-1970)
A.4 Erwerbspersonen nach Wirtschaftsbereichen, in Tausend und in Prozent (1882-1970)
A.5 Erwerbspersonen nach drei Wirtschaftssektoren, in Prozent (1800-1970)
B. Entwicklung der Erwerbspersonen nach Berufsfeldern, Wirtschaftssektoren, beruflichen Stellungen (VASMA-Projekt: Wolfgang Kleber; Angelika Willms-Herget)
B.1 Verteilung der Erwerbstätigen auf vergleichbare Berufsfelder, absolute Werte (1925-1982)
B.2 Erwerbsbevölkerung nach Wirtschaftssektoren und beruflichen Stellungen, in Prozent (1882-1970)
B.3 Männliche Erwerbspersonen nach ausgewählten Wirtschaftssektoren und beruflichen Stellungen, in Prozent (1882-1970)
B.4 Verteilung der Erwerbspersonen auf drei Wirtschaftssektoren, insgesamt und männlich in Prozent (1882-1970)
C. Entwicklung der Branchenstruktur und der Betriebsgrößen (VASMA-Projekt: Reinhard Stockmann)
C.1 Grundauszählung der vergleichbaren Branchenklassifikationen nach Beschäftigten, absolute Werte (1875-1970)
C.2 Grundauszählung der vergleichbaren Branchenklassifikationen nach Arbeitsstätten, absolute Werte (1875-1970)
C.3 Prozentanteil der Hauptbetriebe nach Branchen (1875-1933)
C.4 Verteilung der Beschäftigten: Produzierendes Gewerbe u. Dienstleistungsgewerbe nach Stellung im Betrieb, in Tausend (1875-1970)
C.5 Prozentanteile der Hauptbetriebe nach Betriebsgrößenklassen: gesamte Wirtschaft, produzierendes Gewerbe, Dienstleistungsgewerbe (1875-1970)
C.6 Prozentanteile der Beschäftigten nach Betriebsgrößenklassen: gesamte Wirtschaft, produzierendes Gewerbe, Dienstleistungsgewerbe (1882-1970)
C.7 Beschäftigte nach Stellung im Betrieb: Branchen des Produzierenden Gewerbes, in Prozent (1882-1970)
C.8 Beschäftigte nach Stellung im Betrieb: Branchen des Dienstleistungsgewerbes, in Prozent (1882-1970)
C.9 Verteilung der Unternehmen nach Rechtsformtypen, durchschnittliche Unternehmensgröße (1882-1970)
D. Wertschöpfung nach Branchen (W.G. Hoffmann; Statistisches Bundesamt Wiesbaden)
D.1 Wertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen, in Preisen von 1913 (1850-1959)
D.2 Wertschöpfung nach Produktionssektoren, in Prozent (1850-1970)
A. Übersichtstabellen: Erwerbspersonen nach Wirtschaftsbereichen, Stellung im Beruf (Statistisches Bundesamt Wiesbaden, 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972)
A.1 Bevölkerung nach Beteiligung am Erwerbsleben (1882-1971)
A.2 Erwerbspersonen nach Stellung im Beruf, in Tausend und in Prozent (1882-1970)
A.3 Erwerbspersonen nach Wirtschaftssektoren und Stellung im Beruf, in Tausend und Prozent (1925-1970)
A.4 Erwerbspersonen nach Wirtschaftsbereichen, in Tausend und in Prozent (1882-1970)
A.5 Erwerbspersonen nach drei Wirtschaftssektoren, in Prozent (1800-1970)
B. Entwicklung der Erwerbspersonen nach Berufsfeldern, Wirtschaftssektoren, beruflichen Stellungen (VASMA-Projekt: Wolfgang Kleber; Angelika Willms-Herget)
B.1 Verteilung der Erwerbstätigen auf vergleichbare Berufsfelder, absolute Werte (1925-1982)
B.2 Erwerbsbevölkerung nach Wirtschaftssektoren und beruflichen Stellungen, in Prozent (1882-1970)
B.3 Männliche Erwerbspersonen nach ausgewählten Wirtschaftssektoren und beruflichen Stellungen, in Prozent (1882-1970)
B.4 Verteilung der Erwerbspersonen auf drei Wirtschaftssektoren, insgesamt und männlich in Prozent (1882-1970)
C. Entwicklung der Branchenstruktur und der Betriebsgrößen (VASMA-Projekt: Reinhard Stockmann)
C.1 Grundauszählung der vergleichbaren Branchenklassifikationen nach Beschäftigten, absolute Werte (1875-1970)
C.2 Grundauszählung der vergleichbaren Branchenklassifikationen nach Arbeitsstätten, absolute Werte (1875-1970)
C.3 Prozentanteil der Hauptbetriebe nach Branchen (1875-1933)
C.4 Verteilung der Beschäftigten: Produzierendes Gewerbe u. Dienstleistungsgewerbe nach Stellung im Betrieb, in Tausend (1875-1970)
C.5 Prozentanteile der Hauptbetriebe nach Betriebsgrößenklassen: gesamte Wirtschaft, produzierendes Gewerbe, Dienstleistungsgewerbe (1875-1970)
C.6 Prozentanteile der Beschäftigten nach Betriebsgrößenklassen: gesamte Wirtschaft, produzierendes Gewerbe, Dienstleistungsgewerbe (1882-1970)
C.7 Beschäftigte nach Stellung im Betrieb: Branchen des Produzierenden Gewerbes, in Prozent (1882-1970)
C.8 Beschäftigte nach Stellung im Betrieb: Branchen des Dienstleistungsgewerbes, in Prozent (1882-1970)
C.9 Verteilung der Unternehmen nach Rechtsformtypen, durchschnittliche Unternehmensgröße (1882-1970)
D. Wertschöpfung nach Branchen (W.G. Hoffmann; Statistisches Bundesamt Wiesbaden)
D.1 Wertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen, in Preisen von 1913 (1850-1959)
D.2 Wertschöpfung nach Produktionssektoren, in Prozent (1850-1970)
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Archival date: Juli 1999
Year of online publication: 1982-1985
Editor in GESIS: Birgit Exner/Jürgen Sensch
Version: Version 1.0.0
Access class: A
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