Study number: ZA 8562
Study title: Heiratskurve in den Agrar- und Industrieländern seit 1870.
Survey or investigation period: 1800 - 1930
Primary researcher: Wagemann, Ernst
Publication (printed publication): Wagemann, E., 1934: Heiratskurve in den Agrar- und Industrieländern seit 1870, in: Gini, C. (Hrsg.), 1934: Verhandlungen des internationalen Kongresses für Bevölkerungsforschung (Rom, 7.-10. Sept. 1931), Band VII (Abteilung für Demographie). Rom, S. 363 – 390.
Recommended citation (dataset): Wagemann, E., 1934: Heiratskurve in den Agrar- und Industrieländern seit 1870, in: Gini, C. (Hrsg.), 1934: Verhandlungen des internationalen Kongresses für Bevölkerungsforschung (Rom, 7.-10. Sept. 1931), Band VII (Abteilung für Demographie). Rom, S. 363 – 390.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8562
Datenfile Version 1.0.0
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Study description:
„Im 19. Jahrhundert erschien eine stattliche Anzahl von Einzelarbeiten über den Parallelismus zwischen Getreidepreisen und Heiratshäufigkeit. Diese Untersuchungen sind bezeichnenderweise nicht weiter geführt worden, als dieser Zusammenhang sich nicht als dauernde Gesetzmäßigkeit erwies. In dem Maße nämlich, wie die alten Agrarländer zu reichen Industriestaaten aufstiegen, verloren die Erträge der Landwirtschaft in dem gesamten Volkseinkommen an Bedeutung, und in dem Maße, wie Lebensbedürfnisse der breiten Masse sich über die bloße Ernährung hinaus ausdehnten, trat der Brotpreis im Haushaltsbudget der Einzelfamilie hinter anderen Ausgaben immer mehr zurück. Damit hat aber der Zusammenhang zwischen Heiratshäufigkeit und Wirtschaftsgestaltung keineswegs aufgehört, sondern nur eine andere Form erhalten. An die Stelle des Getreidepreises als Maßstab des Einflusses der Umweltbedingungen ist die industrielle Konjunktur getreten. Dadurch hat nun auch die Heiratskurve eine wesentlich andere Gestalt aufgenommen. Allgemein scheint aber der Satz zu gelten, dass diese Kurve die Bewegung des Volkseinkommens spiegelt“ (Wagemann, E., a. a. O., S. 364). Wagemann geht von der Hypothese aus, dass nicht die Höhe der volkswirtschaftlichen Betriebskapitalien, sondern die Höhe des Volkseinkommens und (nicht zuletzt) seine Verteilung für die Bewegung der Heiratsziffer entscheidend ist. „Andererseits weisen unsere Berechnungen über die Kosten, die durch die Eheschließungen verursacht werden, darauf hin, wie weit durch die Zahl der Eheschließungen der Bedarf der Bevölkerung in bestimmte Richtungen gelenkt wird und wieweit der Wohnungsbau und die Industrien, die Haushaltungsgegenstände produzieren, ihrerseits durch die Heiratshäufigkeit beherrscht werden. … Ebenso können auch Veränderungen des Bevölkerungsaufbaus auf die Wirtschaftsgestaltung einwirken, die mit einem Anwachsen des heiratsfähigen Volksteils und dementsprechend mit einer aus der Bevölkerungsstruktur sich ergebenden Zunahme der Eheschließungszahl verbunden sind“ (Wagemann, E., a. a. O., S. 367). Die Konjunktur nimmt jedoch nach Wagemann die Rolle des primären Elements an
Für von 1870 bis 1913 wird der Zusammenhang zwischen Wirtschaftsgestaltung und Heiratshäufigkeit für eine Reihe europäischer Länder und auch für einige überseeische Gebiete untersucht. Als Maßstab der Heiratshäufigkeit wird zunächst die auf 1000 der Gesamtbevölkerung bezogene allgemeine Heiratsziffer gewählt. Den Ausgangspunkt der Analyse bilden die vom Trend bereinigten Heiratskurven der untersuchten Länder. Mit Hilfe eines neuen Verfahrens der Trenddarstellung werden die Heiratskurven in ihre langphasigen Wellenbewegungen und kurzfristigen Schwankungen zerlegt. „Dabei zeigt sich deutlich die Abhängigkeit der Eheschließungen von der Einkommensgestaltung in den verschiedenen Wirtschaftssystemen. Der Betrachter kann geradezu aus der ‚Physiognomie‘ des Bildes, das die Heiratskurve bietet, den überwiegend agrarischen oder industriellen Charakter eines Landes ablesen“ (Wagemann, a. a. O., S. 369). Da die allgemeine Heiratsziffer von dem jeweiligen Altersaufbau der Bevölkerung abhängig ist, geht Wagemann in seiner Untersuchung von ihren rechnungsmäßigen Bestandteilen aus: (a) Anteil der Heiratsfähigen an der Gesamtbevölkerung und (b) eigentliche Heiratsintensität (‚spezifische‘ Heiratsziffer der im heiratsfähigem Alter stehenden Bevölkerung, im Allgemeinen Zahl der Männer im Alter von 20 bis 40 Jahre).
Study area:
Deutschland; Deutsches Reich von 1800 bis 1930. Australischer Bund, Belgien, Dänemark, Finnland Frankreich Großbritannien, Italien Niederlande, Norwegen, Österreich, Rumänien, Europäisches Russland, Schweden, Ungarn, Vereinigte Staaten von Amerika.
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Source types:
Amtliche Statistik der untersuchten Länder.
Die Daten zur Konstruktion der volkswirtschaftlichen Konjunktur- Barometer sind entnommen aus: Wagemann, E., 1931: Struktur und Rhythmus der Weltwirtschaft. Grundlagen einer weltwirtschaftlichen Konjunkturlehre. Berlin: Reimar Hobbing (Anhang), S. 386 – 405.
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Annotations:
A- Tabellen:
Heiratsintensität: ‚spezifische‘ Heiratsziffer der im heiratsfähigem Alter stehenden Bevölkerung:
„Als heiratsfähige Bevölkerung wird im Allgemeinen die Zahl der Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren gewählt, weil die privatwirtschaftliche Lage der heiratswilligen Männer hauptsächlich entscheidend für die Zahl der Eheschließungen ist und weil ferner die Eheschließungen von über 40 jährigen Männern einerseits in den Gesamtzahl der Eheschließungen nur sehr wenig ins Gewicht fallen, andererseits von der Wirtschaftslage kaum abhängen. Handelt es sich hierbei zum größten Teil um Wiederverheiratungen von geschiedenen oder verwitweten Männern, die bereits im Besitz eines eigenen Hausstandes sind“ (Wagemann, E., a. a. O., S. 376).
Die jährlichen Prozentzahlen der heiratsfähigen Bevölkerung der heiratsfähigen Bevölkerung sind errechnet, indem die Zahl der Männer im Alter von 20 – 40 Jahren zwischen den Volkszählungen mit Hilfe der Sterbetafeln der betreffenden Länder interpoliert wurde. Dabei ist auch der Einfluss der Wanderungsbewegung sinngemäß berücksichtigt. Die Reihen wurden ferner einer graphischen Ausgleichung unterworfen. Die Division der jährlichen Zahl der Eheschließungen von 20 – 40 jährigen Männern durch die Zahl der Männer dieses Alters ergab die Ziffern der Heiratsintensität“ (Wagemann, E., a. a. O., S. 376).
B – Tabellen:
Eine einigermaßen zuverlässige Berechnung des Welthandels ist erst seit dem Jahr 1840 möglich; vor dieser Zeit liegen Außenhandelszahlen nur von sehr wenigen Ländern vor. Der Berechnung des Welthandels liegen für die Jahre 1840 bis 1880 die Außenhandelszahlen von 24 Ländern, für die Jahre 1881 bis 1913 von 33 Ländern, für die Nachkriegszeit von 90 Ländern zugrunde. Um einen fortlaufenden Vergleich zu ermöglichen, sind die Berechnungen für die Übergangsjahre jeweils unter Zugrundelegung beider Ländergruppen erfolgt (Tabelle B.02a und B.02b).
Industrielles Mitteleuropa: Einbezogen sind für die Jahre 1840 bis 1880 die Außenhandelszahlen von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und von 1881 ab auch von der Schweiz.
Agrar- und rohstofferzeugende Länder: Zugrunde liegen für die Jahre 1840 bis 1880 die Außenhandelszahlen folgender Länder: Dänemark, Italien, Finnland, Norwegen, Österreich-Ungarn, Portugal, Rußland, Schweden, Spanien, Britisch-Indien, Straits Settlements, China, Japan, Vereinigte Staaten, Kanada, Argentinien, Chile, Uruguay, Australischer Bund.
Von 1881 ab sind hinzugekommen: Bulgarien, Rumänien, Serbien, Ägypten, Franz. Indochina, Mexiko, Paraguay, Costa Rica.
Für die Nachkriegszeit ist der Umfang der jetzt auf 84 Länder erhöhten Ländergruppe aus dem Statistischen Jahrbuch 1930, Internationaler Teil, Tab. 120, zu ersehen.
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Objective breakdown of the data tables:
A. Demografische Basisdaten
A.01 Lebendgeborene auf 1000 der Bevölkerung (1841-1910)
A.02 Eheschließende auf 10.000 Einwohner der mittleren Bevölkerung (1870-1913)
A.03 Zahl der 20 – 40jährigen Männer in % der Gesamtbevölkerung (1870-1910)
A.04 Ziffern der Heiratsintensität (1871 – 1913)
B. Konjunkturreihen
B.01 Beschäftigungsgrad der Industriearbeiter in Großbritannien, in Prozent (1850-1928)
B.02a Welthandel I, in Mrd. Mark bzw. Reichsmark (1800-1881)
B.02b Welthandel II, in Mrd. Mark bzw. Reichsmark (1881-1930)
B.02c Produktivgüter- und Verbrauchgüterausfuhr der großen Industriestaaten (1880-1930)
B.03 Weizenpreise, in Goldmark je 1000 kg (1800-1915)
B.04 Preise für Kupfer, Baumwolle, Stabeisen und Steinkohle, in Mark bzw. Reichsmark (1900-1930)
B.05 Indexziffer der Großhandelspreise (in Gold), 1913 = 100 (1801-1930)
B.06 Industrieproduktion wichtiger Länder, Index 1913 = 100 (1870-1913)
Archival date: April 2013
Year of online publication: 1934
Editor in GESIS: Jürgen Sensch
Version: Version 1.0.0
Access class: A
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