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- VGR
- Wahlen
- Übergreifend
- SIMon: Social Indicators Monitor 1950-2013
- Demonstrationsbeispiele
ZA 8199 | Arbeit | Kromphardt, Jürgen, Arbeitslosigkeit und Inflation in der Bundesrepublik Deutschland, 1960 – 1997. |
210 Zeitreihen (1950 - 1999) 15 Tabellen |
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Bibliographical information
Study number: ZA 8199
Study title: Arbeitslosigkeit und Inflation in der Bundesrepublik Deutschland, 1960 – 1997.
Survey or investigation period: 1950 - 1999
Primary researcher: Kromphardt, Jürgen
Publication (printed publication): Kromphardt, Jürgen, 1998: Arbeitslosigkeit und Inflation. 2., neu bearbeitete A. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Recommended citation (dataset): Kromphardt, Jürgen, 1998: Arbeitslosigkeit und Inflation. 2., neu bearbeitete A. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8199
Datenfile Version 1.0.0
Study title: Arbeitslosigkeit und Inflation in der Bundesrepublik Deutschland, 1960 – 1997.
Survey or investigation period: 1950 - 1999
Primary researcher: Kromphardt, Jürgen
Publication (printed publication): Kromphardt, Jürgen, 1998: Arbeitslosigkeit und Inflation. 2., neu bearbeitete A. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Recommended citation (dataset): Kromphardt, Jürgen, 1998: Arbeitslosigkeit und Inflation. 2., neu bearbeitete A. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8199
Datenfile Version 1.0.0
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Study description:
Die Frage „Warum Arbeitslosigkeit?“ gehört seit der Weltwirtschaftskrise zu den zentralen Themen der Wirtschaftstheorie. Arbeitslosigkeit gehört nach wie vor zu den wichtigsten Problemen der Wirtschaftspolitik der Industrieländer. Arbeitslosigkeit hat unterschiedliche Ursachen und verlangt unterschiedliche Gegenmaßnahmen. „Arbeitslosigkeit und Inflation stehen – neben der Umweltzerstörung – im Mittelpunkt der wirtschaftspolitischen Diskussionen über gesamtwirtschaftliche Probleme und als die größten Herausforderungen an die Wirtschaftspolitik betrachtet. Je nach der Höhe der Arbeitslosigkeit geraten dabei teils stärker die Inflation, teils stärker die Arbeitslosigkeit oder – wenn beide ein bedenkliches Niveau erreicht haben – beide Problem gleichzeitig ins Blickfeld. Sie müssen jedoch in jedem Fall gemeinsam analysiert werden, weil sie nicht voneinander unabhängig sind. So zeigt u.a. die Erfahrung der letzten Jahre, dass die Bekämpfung der Inflation zumindest vorübergehend – möglicherweise aber auch auf Dauer – zu mehr Arbeitslosigkeit führt. Umgekehrt kann die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit unter Umständen die Inflationsrate erhöhen … Arbeitslosigkeit und Inflation sind gesamtwirtschaftliche Probleme. Das Niveau beider Fehlentwicklungen wird durch das Verhältnis in der gesamten Wirtschaft bestimmt. Es ist daher zwingend, sie mit Hilfe der makroökonomischen Theorie zu analysieren, die Aussagen über gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge macht. Beide Probleme werden durch strukturelle Faktoren verstärkt, die ebenfalls untersucht werden müssen. Die makroökonomische Analyse ist dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht – wie die Mikroökonomie – von den einzelnen individuellen Entscheidungsträgern ausgeht, sondern entweder diese selbst oder die Objekte ihrer Entscheidungen zu gesamtwirtschaftlichen Aggregaten zusammenfasst. Der übliche Weg besteht darin, im ersten Schritt die Entscheidungsträger zu den Aggregaten „Private Haushalte“, „Unternehmen“ und „Staat“ zusammenzufassen und die Entscheidungen über die Einkommensverwendung zu den Aggregaten “Privater Verbrauch“, „Investitionen“ und „Staatsausgaben“ (Kromphardt, Jürgen, 1998: Arbeitslosigkeit und Inflation. 2., neu bearbeitete A. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 17-18).
Die makroökonomischen Ansätze zur Erklärung von Arbeitslosigkeit und Inflation sind in der Wirtschaftwissenschaft heftig umstritten. Der Autor unternimmt daher zunächst den Versuch, unterschiedliche Erklärungen von Arbeitslosigkeit und Inflation aus den konkurrierenden makroökonomischen Positionen darzustellen. So lassen sich im Kern u.a. fünf Typen von Arbeitslosigkeit unterscheiden: klassische Arbeitslosigkeit (Ursache: zu hohe Reallöhne); Keynessche Arbeitslosigkeit (Ursache: zu geringe Güternachfrage); Arbeitslosigkeit wegen fehlender Arbeitsplätze (Ursache: zu geringer Kapitalstock). Da diese Positionen vor allem deswegen gegensätzliche Erklärungen und Handlungsempfehlungen, weil sie auf unterschiedliche Vorstellungen über die Ausgangslage basieren.
Der Autor unternimmt daher den Versuch, zentrale Positionen mit empirischen Daten auf der Makroebene zu konfrontieren, mit der Beschränkung: „Die Unmöglichkeit, Hypothesen und Theorien als richtig zu beweisen (zu ‚verifizieren’), ist ein Erklärungsgrund dafür, dass die makroökonomischen Kontroversen zu keinem Abschluss gelangen, sondern in veränderter Form immer weiter geführt werden. Es kommt hinzu, dass wirtschaftstheoretische und wirtschaftspolitische Aussagen stets direkt oder indirekt wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen berühren; denn sämtliche wirtschaftspolitische Maßnahmen benachteiligen oder begünstigen nicht alle Personen und Personengruppen gleichmäßig, sondern unterschiedlich, manchmal in entgegen gesetzter Richtung“ (Kromphardt, a.a.O., S. 20).
Datenübersicht:
(1) Beschäftigungsentwicklung: Dargestellt durch die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt und der Arbeitskräftebilanz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB, Nürnberg) nach dem Inlandskonzept (Beschäftigung mit Arbeitsort in Deutschland).
Zur Charakterisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung werden Größen verwendet, die in der Berichterstattung der Bundesbank und der Bundesregierung eine zentrale Rolle spielen:
(2) Geldwertentwicklung: Gemessen als Änderungsrate des Preisindex für die Lebenshaltung gegenüber dem Vorjahr (Inflationsrate).
(3) Währungsreserven der Bank deutscher Länder bzw. Deutschen Bundesbank: Maß für die außenwirtschaftliche Lage und das Zahlungsbilanzziel der Notenbank.
(4 Entwicklung des Wirtschaftswachstums: Dargestellt durch die Wachstumsrate des nominalen und realen Bruttosozialprodukts (BSP).
(5) Inflationsrate des Bruttoinlandprodukts (BIP); Geldmenge M(3); Wachstumsrate des Preisindex des BIP.
(6) Arbeitsproduktivität (= Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, Inlandskonzept).
(7) Reallohn je Arbeitnehmer (brutto).
(8) Wechselkurs: DM/$-Wechselkurs (Monatsdurchschnitte)
(9) Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Produktivität, ökonomisch aktive Bevölkerung, Realeinkommen, Arbeitslosenquote und Bereinigte Löhnquote
(10) Zeitreihen im Zusammenhang mit der Arbeitsnachfrage
(11) Bruttoinlandsprodukt, Arbeitsvolumen, Erwerbstätige, Arbeitszeit und Arbeitsproduktivität
(12) Arbeitnehmerentgelt, Löhne und Gehälter (Inländer), Lohnkosten, Verdienste, Lohnstückkosten und Lohnquote
(13) Realverdienste in dem produzierenden Gewerbe
Die Frage „Warum Arbeitslosigkeit?“ gehört seit der Weltwirtschaftskrise zu den zentralen Themen der Wirtschaftstheorie. Arbeitslosigkeit gehört nach wie vor zu den wichtigsten Problemen der Wirtschaftspolitik der Industrieländer. Arbeitslosigkeit hat unterschiedliche Ursachen und verlangt unterschiedliche Gegenmaßnahmen. „Arbeitslosigkeit und Inflation stehen – neben der Umweltzerstörung – im Mittelpunkt der wirtschaftspolitischen Diskussionen über gesamtwirtschaftliche Probleme und als die größten Herausforderungen an die Wirtschaftspolitik betrachtet. Je nach der Höhe der Arbeitslosigkeit geraten dabei teils stärker die Inflation, teils stärker die Arbeitslosigkeit oder – wenn beide ein bedenkliches Niveau erreicht haben – beide Problem gleichzeitig ins Blickfeld. Sie müssen jedoch in jedem Fall gemeinsam analysiert werden, weil sie nicht voneinander unabhängig sind. So zeigt u.a. die Erfahrung der letzten Jahre, dass die Bekämpfung der Inflation zumindest vorübergehend – möglicherweise aber auch auf Dauer – zu mehr Arbeitslosigkeit führt. Umgekehrt kann die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit unter Umständen die Inflationsrate erhöhen … Arbeitslosigkeit und Inflation sind gesamtwirtschaftliche Probleme. Das Niveau beider Fehlentwicklungen wird durch das Verhältnis in der gesamten Wirtschaft bestimmt. Es ist daher zwingend, sie mit Hilfe der makroökonomischen Theorie zu analysieren, die Aussagen über gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge macht. Beide Probleme werden durch strukturelle Faktoren verstärkt, die ebenfalls untersucht werden müssen. Die makroökonomische Analyse ist dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht – wie die Mikroökonomie – von den einzelnen individuellen Entscheidungsträgern ausgeht, sondern entweder diese selbst oder die Objekte ihrer Entscheidungen zu gesamtwirtschaftlichen Aggregaten zusammenfasst. Der übliche Weg besteht darin, im ersten Schritt die Entscheidungsträger zu den Aggregaten „Private Haushalte“, „Unternehmen“ und „Staat“ zusammenzufassen und die Entscheidungen über die Einkommensverwendung zu den Aggregaten “Privater Verbrauch“, „Investitionen“ und „Staatsausgaben“ (Kromphardt, Jürgen, 1998: Arbeitslosigkeit und Inflation. 2., neu bearbeitete A. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 17-18).
Die makroökonomischen Ansätze zur Erklärung von Arbeitslosigkeit und Inflation sind in der Wirtschaftwissenschaft heftig umstritten. Der Autor unternimmt daher zunächst den Versuch, unterschiedliche Erklärungen von Arbeitslosigkeit und Inflation aus den konkurrierenden makroökonomischen Positionen darzustellen. So lassen sich im Kern u.a. fünf Typen von Arbeitslosigkeit unterscheiden: klassische Arbeitslosigkeit (Ursache: zu hohe Reallöhne); Keynessche Arbeitslosigkeit (Ursache: zu geringe Güternachfrage); Arbeitslosigkeit wegen fehlender Arbeitsplätze (Ursache: zu geringer Kapitalstock). Da diese Positionen vor allem deswegen gegensätzliche Erklärungen und Handlungsempfehlungen, weil sie auf unterschiedliche Vorstellungen über die Ausgangslage basieren.
Der Autor unternimmt daher den Versuch, zentrale Positionen mit empirischen Daten auf der Makroebene zu konfrontieren, mit der Beschränkung: „Die Unmöglichkeit, Hypothesen und Theorien als richtig zu beweisen (zu ‚verifizieren’), ist ein Erklärungsgrund dafür, dass die makroökonomischen Kontroversen zu keinem Abschluss gelangen, sondern in veränderter Form immer weiter geführt werden. Es kommt hinzu, dass wirtschaftstheoretische und wirtschaftspolitische Aussagen stets direkt oder indirekt wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen berühren; denn sämtliche wirtschaftspolitische Maßnahmen benachteiligen oder begünstigen nicht alle Personen und Personengruppen gleichmäßig, sondern unterschiedlich, manchmal in entgegen gesetzter Richtung“ (Kromphardt, a.a.O., S. 20).
Datenübersicht:
(1) Beschäftigungsentwicklung: Dargestellt durch die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt und der Arbeitskräftebilanz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB, Nürnberg) nach dem Inlandskonzept (Beschäftigung mit Arbeitsort in Deutschland).
Zur Charakterisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung werden Größen verwendet, die in der Berichterstattung der Bundesbank und der Bundesregierung eine zentrale Rolle spielen:
(2) Geldwertentwicklung: Gemessen als Änderungsrate des Preisindex für die Lebenshaltung gegenüber dem Vorjahr (Inflationsrate).
(3) Währungsreserven der Bank deutscher Länder bzw. Deutschen Bundesbank: Maß für die außenwirtschaftliche Lage und das Zahlungsbilanzziel der Notenbank.
(4 Entwicklung des Wirtschaftswachstums: Dargestellt durch die Wachstumsrate des nominalen und realen Bruttosozialprodukts (BSP).
(5) Inflationsrate des Bruttoinlandprodukts (BIP); Geldmenge M(3); Wachstumsrate des Preisindex des BIP.
(6) Arbeitsproduktivität (= Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, Inlandskonzept).
(7) Reallohn je Arbeitnehmer (brutto).
(8) Wechselkurs: DM/$-Wechselkurs (Monatsdurchschnitte)
(9) Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Produktivität, ökonomisch aktive Bevölkerung, Realeinkommen, Arbeitslosenquote und Bereinigte Löhnquote
(10) Zeitreihen im Zusammenhang mit der Arbeitsnachfrage
(11) Bruttoinlandsprodukt, Arbeitsvolumen, Erwerbstätige, Arbeitszeit und Arbeitsproduktivität
(12) Arbeitnehmerentgelt, Löhne und Gehälter (Inländer), Lohnkosten, Verdienste, Lohnstückkosten und Lohnquote
(13) Realverdienste in dem produzierenden Gewerbe
Methodology
Study area:
Bundesrepublik Deutschland (Früheres Bundesgebiet): 1960 bis 1997.
Gesamtdeutschland: 1991 bis 1997.
Bundesrepublik Deutschland (Früheres Bundesgebiet): 1960 bis 1997.
Gesamtdeutschland: 1991 bis 1997.
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Source types:
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Amtliche Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit (ANBA). Märzhefte 1986 und 1989; Heft 4 (1990).
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Sondernummer der Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsstatistik 1970 – Jahreszahlen. Nürnberg.
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Sondernummer der Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsstatistik 1980 – Jahreszahlen. Nürnberg.
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Sondernummer der Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsstatistik 1990 – Jahreszahlen. Nürnberg.
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Sondernummer der Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsstatistik 1998 – Jahreszahlen. Nürnberg.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Hrsg.): Zahlen-Fibel. Ergebnisse der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Tabellen. Ausgabe 1988, 1992, 1997. Nürnberg.
Richter, R., 1999: Deutsche Geldpolitik 1948 – 1998. Tübingen: J.C.B. Mohr.
SVR, Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Hrsg.), 1985, 1998: Jahresgutachten 1985/86, 1998/99. Stuttgart: Metzler-Poeschel.
Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), versch. Jg.: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland. 1960 bis 1998. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer bzw. Stuttgart: Metzler-Poeschel.
Literaturhinweise:
Buttler/Franz/Schettkat/Soskice (Hrsg.), 1995: Institutional Frameworks and Labour Market Performance. Comparative Views on the U.S. and German Economies. London/New York: Routledge.
Filc, W./Köhler, C., 1999: Macroeconomic Causes of Unemployment: Diagnosis and Policy Recommendations. Makroökonomische Ursachen der Arbeitslosigkeit. Diagnose und Therapievorschläge. Berlin. Duncker & Humblot.
Franz, W., 1986: The Nature and Causes of Unemployment in the Federal Republic of Germany since the 1970’s. An Empirical Investigation, in: Economica, Vol. 53, Supplement.
Franz, W. (Hrsg.), 1992: Mikro- und makroökonomische Aspekte der Arbeitslosigkeit.
Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nr. 165. Nürnberg.
Franz, W., 1996: Arbeitsmarktökonomik, 3. A. Berlin: Springer.
Rothschild, K., 1994: Theorien der Arbeitslosigkeit. 2. A. München/Wien: Oldenbourg.
Schmid, H., 2000: Ökonomik des Arbeitsmarktes. Band 2: Arbeitslosigkeit. Bern/Stuttgart/Wien: Paul Haupt.
Sesselmeier, W./Blauermel, G., 1997: Arbeitsmarkttheorien. Ein Überblick. 2. A. Heidelberg: Physica.
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Amtliche Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit (ANBA). Märzhefte 1986 und 1989; Heft 4 (1990).
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Sondernummer der Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsstatistik 1970 – Jahreszahlen. Nürnberg.
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Sondernummer der Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsstatistik 1980 – Jahreszahlen. Nürnberg.
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Sondernummer der Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsstatistik 1990 – Jahreszahlen. Nürnberg.
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Sondernummer der Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsstatistik 1998 – Jahreszahlen. Nürnberg.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Hrsg.): Zahlen-Fibel. Ergebnisse der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Tabellen. Ausgabe 1988, 1992, 1997. Nürnberg.
Richter, R., 1999: Deutsche Geldpolitik 1948 – 1998. Tübingen: J.C.B. Mohr.
SVR, Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Hrsg.), 1985, 1998: Jahresgutachten 1985/86, 1998/99. Stuttgart: Metzler-Poeschel.
Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), versch. Jg.: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland. 1960 bis 1998. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer bzw. Stuttgart: Metzler-Poeschel.
Literaturhinweise:
Buttler/Franz/Schettkat/Soskice (Hrsg.), 1995: Institutional Frameworks and Labour Market Performance. Comparative Views on the U.S. and German Economies. London/New York: Routledge.
Filc, W./Köhler, C., 1999: Macroeconomic Causes of Unemployment: Diagnosis and Policy Recommendations. Makroökonomische Ursachen der Arbeitslosigkeit. Diagnose und Therapievorschläge. Berlin. Duncker & Humblot.
Franz, W., 1986: The Nature and Causes of Unemployment in the Federal Republic of Germany since the 1970’s. An Empirical Investigation, in: Economica, Vol. 53, Supplement.
Franz, W. (Hrsg.), 1992: Mikro- und makroökonomische Aspekte der Arbeitslosigkeit.
Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nr. 165. Nürnberg.
Franz, W., 1996: Arbeitsmarktökonomik, 3. A. Berlin: Springer.
Rothschild, K., 1994: Theorien der Arbeitslosigkeit. 2. A. München/Wien: Oldenbourg.
Schmid, H., 2000: Ökonomik des Arbeitsmarktes. Band 2: Arbeitslosigkeit. Bern/Stuttgart/Wien: Paul Haupt.
Sesselmeier, W./Blauermel, G., 1997: Arbeitsmarkttheorien. Ein Überblick. 2. A. Heidelberg: Physica.
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Annotations:
I. Arbeitslosenquote. Eine problematische Größe
„Der übliche Indikator für das Ausmaß an Arbeitslosigkeit und damit für die Abweichung von der Vollbeschäftigung ist die Ar¬beitslosenquote. Sie wird als Verhältnis der Zahl der als arbeitslos erfassten Personen zur Zahl der abhängigen Erwerbspersonen(Erwerbspersonen sind in der Definition des Statistischen Bundesamtes Personen mit Wohnsitz im Bundesgebiet, die eine unmittelbar oder mit¬telbar auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben oder suchen) be¬rechnet, wobei diese abhängig beschäftigt oder arbeitslos sein können. Manchmal wird auch die Relation Arbeitslose zu Ge¬samtzahl der Erwerbspersonen (abhängige und unabhängige) ver¬wendet.
Welche der beiden Größen im Nenner geeigneter ist, hängt da¬von ab, ob im Zähler nur abhängige Erwerbspersonen erfasst werden oder auch vorher selbständige, die sich arbeitslos melden oder als arbeitslos selbst einordnen.
Welche Personen als arbeitslos gezählt werden, hängt von der Art der Statistik ab. Die in Deutschland am häufigsten verwendete Arbeitslosenquote bezieht sich auf die bei den Arbeitsämtern registrierten Arbeitslosen. Diese Arbeitslosenquote ist für die Be¬schreibung des Ausmaßes der Unterbeschäftigung nur unvoll¬kommen geeignet. Das liegt vor allem an zwei Dingen:
1. Die Arbeitslosenquote ist auf im Inland lebende Personen be¬schränkt, die keine Beschäftigung haben, aber eine abhängige Beschäftigung suchen. Damit werden ausländische Arbeitneh¬mer ausgeschlossen, die arbeitslos geworden und deshalb in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind. Kurzarbeiter werden ebenfalls ausgeschlossen.
2. Die Arbeitslosenstatistik erfasst nur diejenigen Arbeitslosen, die sich bei den Arbeitsämtern als arbeitslos melden und bereit sind, jede ihnen zumutbare Arbeit anzunehmen. Vermutlich melden sich alle diejenigen Arbeitslosen beim Arbeitsamt, die aufgrund ihrer Meldung direkt finanzielle Leistungen erhalten, nämlich entweder Arbeitslosengeld, das nur für begrenzte Zeit - normalerweise 12 Monate - gewährt wird, oder Arbeits¬losenhilfe, die im Anschluß oder anstelle von Arbeitslosengeld, aber nur bei Bedürftigkeit gewährt wird.
Zu großen Teilen dürften sich auch diejenigen Personen mel¬den, die durch die Meldung finanzielle Ansprüche für Krankheit oder fürs Alter erwerben; denn die Zeiten registrierter Arbeits¬losigkeit werden bei der Rentenberechnung als Beitragszeiten berücksichtigt und die Bundesanstalt für Arbeit übernimmt die Krankenversicherungsbeiträge. Dieser Anreiz entfällt bei Perso¬nen, die über ihren Ehepartner in der Alters- und Krankenversi¬cherung mitversichert sind.
Personen ohne Arbeit, die durch eine Meldung weder finan¬zielle Ansprüche erwerben noch eine Chance sehen, vorn Arbeits¬amt vermittelt zu werden, dürften größtenteils auf die Meldung verzichten.
Die Forderung, zur Annahme zumutbarer Arbeit bereit zu sein, hat ebenfalls statistische Konsequenzen. Die Zumutbarkeitsregelungen sind seit 1979 wiederholt verschärft worden: Eine Beschäf¬tigung ist nur dann unzumutbar, wenn das dort erzielbare Netto¬entgelt unter der Lohnersatzleistung liegt (dies gilt nach sechs Monaten) oder wenn der Arbeitsort außerhalb des Tagespendelbereichs liegt und der Arbeitslose Kinder zu beaufsichtigen oder pflegebedürftige Familienmitglieder zu betreuen hat. Für den Weg zwischen Wohnung- und Arbeitsstätte ist bei Vollzeitbeschäftigung ein Aufwand von täglich zweieinhalb Stunden zumutbar.
Diese Zumutbarkeitsregelung führt zum Ausschluß von drei Personengruppen:
a) Schulabgänger, die eine Lehrstelle suchen. Sie werden nicht als Arbeitslose geführt, da für sie als Ungelernte jede Arbeit zu¬mutbar ist, sie aber nicht dafür zur Verfügung stehen, da sie eine Lehrstelle - also nur eine ganz bestimmte Arbeit - suchen.
b) Arbeitslos gemeldete Personen, die wiederholt eine ihnen zu¬mutbare Arbeit ablehnen. Nach der ersten Ablehnung erhalten sie eine Sperrfrist von 12 Wochen, zählen aber weiterhin als Ar¬beitslose. Sind sie beim nächsten zumutbaren Arbeitsangebot nicht bereit, dieses anzunehmen oder eine zumutbare Umschu¬lungsmaßnahme zu akzeptieren, so werden sie aus der Arbeits¬losenstatistik gestrichen.
c) Personen, die sich wegen dieser Regelung gar nicht erst mel¬den, wie z. B. kinderlose Personen, deren (Ehe-)Partner eine Beschäftigung hat und die nicht bereit sind, eine Arbeit außer¬halb des Tagespendelbereichs anzunehmen.
Aus den dargelegten Gründen werden längst nicht alle Perso¬nen, die eine Arbeit suchen, als Arbeitslose registriert. Beschränkt aussagefähig sind auch die Ergebnisse des Mikrozensus über Er¬werbstätige und Erwerbslose: In dieser jährlichen Stichprobenerhebung wird zu internationalen Vergleichbarkeit die Abgren¬zung des „International Labour Office - ILO" (Genf) verwendet. Danach gilt jeder als erwerbstätig, der in der Befragungswoche ir¬gendeine bezahlte Arbeit geleistet hat, und sei es als Babysitter! Um als arbeitslos eingestuft zu werden, darf man keine bezahlte Arbeit geleistet haben und muß dem Arbeitsmarkt innerhalb von zwei Wochen zur Verfügung stehen.
Erwerbssuchende, die nicht als Arbeitslose erfaßt werden, zäh¬len zur „Stillen Reserve" des Arbeitsmarktes. Die Höhe und die Zusammensetzung dieser Stillen Reserve können nur geschätzt werden. Solche Schätzungen nimmt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg im Zuge der Erstellung von Arbeitskräftebilanzen vor, in denen das Erwerbspersonenpotential aus Erwerbstätigen, registrierten Ar¬beitslosen und Stiller Reserve ermittelt wird.
In der Tabelle 1 ist diese Arbeitskräftebilanz für die Jahre 1970-1996 wiedergegeben. Die Zahlen verdeutlichen das Ausmaß nicht regi¬strierter Arbeitslosigkeit: Die Stille Reserve steigt seit 1970 mit Ausnahme von 1987, 1990 und 1991 von Jahr zu Jahr an und er¬reicht 1996 rund 3,3 Mio. Personen und beläuft sich damit auf mehr als 80 % der registrierten Arbeitslosenzahl. Mit anderen Worten: Nur knapp 60 % der Personen, die erwerbstätig sein möchten, aber es nicht sein können, werden registriert.
Wichtige Personengruppen innerhalb der Stillen Reserve sind verheiratete Frauen in den mittleren Altersjahrgängen, Jugend¬liche, die weder .eine Arbeits- noch eine Ausbildungsstelle finden konnten sowie Arbeitnehmer, die wegen länger anhaltender Ar¬beitslosigkeit vorzeitig verrentet worden sind. Bei dieser letzten Gruppe stellt sich die Frage, ob sie tatsächlich im Falle günstigerer Beschäftigungsbedingungen bereit wären, wieder aktiv erwerbstä¬tig zu werden.
Schließlich gibt die Arbeitslosenquote auch deswegen nur be¬schränkt Auskunft, weil sie eine Relation von Bestandsgrößen darstellt. Der durchschnittliche Bestand an Arbeitslosen in einer bestimmten Periode ist jedoch das Ergebnis von sehr hohen Zu¬gängen und Abgängen, wobei manche Arbeitslose während der gesamten Periode, andere aber nur zeitweise arbeitslos sind. Das Ausmaß solcher Bewegungen ist ein Hinweis auf die Flexibilität und Mobilität der Arbeitskräfte
Wegen der eingeschränkten Aussagefähigkeit der Arbeitslosen¬quote ist es notwendig, zur Kennzeichnung des Ausmaßes der Unterbeschäftigung weitere Indikatoren heranzuziehen. Einer die¬ser Indikatoren ist die Zahl der offenen Stellen, die der Zahl der Ar¬beitslosen gegenübergestellt werden kann. Die Statistik der offe¬nen Stellen ist jedoch sehr unbefriedigend; es wird geschätzt, dass nur rund ein Viertel der tatsächlich offenen Stellen den Arbeits¬ämtern gemeldet und damit statistisch erfasst werden. Die Koexi¬stenz von offenen Stellen und Arbeitssuchenden spielt insbeson¬dere bei der strukturellen Arbeitslosigkeit eine Rolle. Ein weiterer Indikator ist die Entwicklung der Beschäftigtenzahl. An ihr kann abgelesen werden - ohne dass die Ungenauigkeiten der Arbeitslosenstatistik das Bild trüben - wie sich die Zahl der Beschäftigten verändert hat. Solange die Zahl der Arbeitssuchenden die Zahl der angebotenen Arbeitsplätze übersteigt und soweit die Besetzung dieser Arbeitsplätze nicht durch strukturbedingte Faktoren verhindert wird, schlägt sich in die¬ser Zahl die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften nie¬der (in die Arbeitslosenquote gehen dagegen Nachfrage und An¬gebot an Arbeit ein). Diese Zahlen sind in der Arbeitskräftebilanz (siehe Tabelle 1) enthalten“ (Kromphardt, a.a.O., S. 30-36).
II. Vollbeschäftigung und Preisstabilität
„Im Vergleich zu den Problemen, die sich bei den Indikatoren der (Unter-)Beschäftigung ergeben, kann bezüglich der Preisstabilität das Indikatorproblem fast als gelöst betrachtet werden; denn die Berechnung von Preisindizes ist - trotz mancher Detailfragen - kaum grundsätzlicher Kritik ausgesetzt.
Als Indikatoren für die Entwicklung des Preisniveaus werden vor allem zwei Preisindizes verwandt, nämlich der Preisindex der Lebenshaltung der privaten Haushalte und der implizite Preisin¬dex des Bruttoinlandsprodukts, der sich auf die Gesamtwirtschaft bezieht und im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrech¬nung ermittelt wird.
Da sich die beiden Indizes auf unterschiedliche Aggregate be¬ziehen, hängt es von der Fragestellung ab, welchen der beiden man bevorzugt. So wird jemand, den die Wirkung der Inflation auf die Kaufkraft der privaten Haushalte interessiert, den Preis¬index der Lebenshaltung bevorzugen. Für andere Fragen mag der umfassendere, auf das Sozialprodukt bezogene Indikator vorzu¬ziehen sein.
Ist die Entscheidung für einen der beiden Indikatoren getroffen, bietet es sich an, von Preisstabilität zu sprechen, wenn der Preis¬index sich gegenüber der Vorperiode (z. B. dem Vorjahr) nicht ge¬ändert hat. Dies hätte zur Konsequenz, dass in allen Perioden mit steigendem Indexwert von Inflation gesprochen werden müsste. Daher werden häufig an den Begriff „Preisstabilität" weniger hohe Anforderungen gestellt und z. B. jährliche Preissteigerungen unter 2 % als Preisstabilität bezeichnet. Eine Inflationsrate von Null würde angesichts steigender Preise für personalintensive private und öffentliche Dienstleistungen bedeuten, daß die Industriegüterpreise sinken müssten. Dies könnte jedoch der Beschäftigungsent¬wicklung abträglich sein.
Als erstes sei für Deutschland die Entwicklung von Arbeitslosig¬keit und Inflation im Verlauf der Nachkriegszeit wiedergegeben. Dies geschieht in Schaubild 1. Da die Inflationsrate, hier gemessen am Preisindex des Bruttoinlandsproduktes, deutlich ausgeprägte, mehrjährige Schwankungen aufweist, liegt die Vermutung nahe, dass diese Schwankungen mit den ebenfalls mehrjährigen konjunk¬turellen Schwankungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und der gesamtwirtschaftlichen Nachfrageaggregate zusammenhängen, die in allen kapitalistisch organisierten Marktwirtschaften zu be¬obachten sind. Für diese Vermutung spricht der Vergleich mit der … in Schaubild 1 ebenfalls eingetragenen Kurve der Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP). Beide Kurven weisen einen häufig gleichgerichteten Verlauf auf, wobei allerdings die Maxima und Minima bei der Inflationsrate - außer im Jahre 1967 - immer ein oder zwei Jahre später eintreten als beim realen So¬zialprodukt. Dies zeigt, daß im Konjunkturverlauf die Mengen ra¬scher auf Nachfrageänderungen reagieren als die Preise. Diese zeitliche Reihenfolge ist inzwischen unbestritten und wird von RAMSER (1981, S. 37) „zu den allgemein akzeptierten stilisierten Fakten des ökonomischen Prozesses" gezählt.
Die Arbeitslosenquote wird in Schaubild 1 von der konjunktu¬rellen Entwicklung in den Jahren von 1960-1973 nur wenig beeinflußt. In diesen Jahren wurden die Schwankungen in der Nach¬frage nach Arbeit weitgehend durch verstärkten Zustrom oder Rückkehr von ausländischen Arbeitnehmern aufgefangen. Ein -et¬was stärkerer Einfluß auf die Beschäftigungslage ist in Schaubild 2 zu erkennen, in dem die Veränderungsrate der Erwerbstätigenzahlen wiedergegeben ist; es zeigt sich, daß die Erwerbstätigenzahlen durch viele Einflüsse, die die Aussagefähigkeit der Arbeitslosen¬quote vermindern, nicht berührt werden. Auf der anderen Seite ist auch die Aussagefähigkeit der Zahl der Erwerbstätigen begrenzt, u. a. dadurch, daß alle Erwerbstätigen als eine Person gezählt wer¬den, auch wenn sie nur kurzarbeiten oder nur eine Halbtags- oder andere Teilzeitbeschäftigung haben.
Gemäß Schaubild 2 schwankt die Erwerbstätigkeit wesentlich weniger als die Produktion. Dies zeigt, daß die Arbeitgeber nicht im gleichen Umfang Personen entlassen bzw. einstellen, wie ihre Produktion zurückgeht bzw. ausgedehnt wird. Bei rückläufiger oder langsamer wachsender Produktion wird die Arbeitszeit ver¬kürzt (Abbau von Überstunden, Übergang zu Kurzarbeit) und es werden Arbeitskräfte gehortet, damit sie dem Arbeitgeber bei wie¬der zunehmender Produktion zur Verfügung stehen. (Der Abstand zwischen den Kurven des Sozialproduktswachstums und der Ver¬änderung der Erwerbstätigkeit zeigt die Zunahme der Produktion je Erwerbstätigen an.) Der Verlauf der Kurve der Wachstumsraten des nominalen Sozialprodukts bestätigt den Hinweis von Schau¬bild 1 darauf, daß die gemessene Inflationsrate an der Preisent¬wicklung des BIP stark vom Konjunkturverlauf geprägt ist.
Beide Schaubilder zeigen, daß Inflationsrate und Arbeitslosen¬quote sich überwiegend einander entgegengesetzt verändern: In Perioden mit hoher Inflationsrate ist die Arbeitslosenquote tendenziell niedrig; in Zeiten niedriger Inflationsrate ist es tendenziell um¬gekehrt. Dennoch dürfte es überraschen, wie wenig diese gegen¬läufige Entwicklung in einem Schaubild in Erscheinung tritt, das nach seinem Erfinder als Phillips-Kurve bezeichnet wird (genauer gesagt: als modifizierte Phillipskurve, da sich die von Phillips verwendete Kurve auf das Verhältnis von Arbeitslosenquote und Veränderungsrate des Lohnniveaus bezog) und auf dessen Ordi¬naten die Inflationsrate und die Arbeitslosenquote abgetragen werden (Kromphardt, a.a.O., S. 36-41).
III. Arbeitsproduktivität, Reallohn und Beschäftigung
„KEYNES übernimmt des Weiteren von der Neoklassik das Ge¬setz des abnehmenden Grenzertrags der Arbeit. Aufgrund des 1. Grundpostulats folgert KEYNES (1936, The General theory of Employment, Interest and Money. London, S. 17) daraus: Da mit zunehmendem Arbeitseinsatz das Grenzprodukt der Arbeit fällt, muß bei steigender Beschäftigung der Reallohn sinken. Der sin¬kende Reallohn ist eine notwendige, aber keine hinreichende Be¬dingung für mehr Beschäftigung; denn die Höhe der Beschäfti¬gung wird durch den Geld- und Gütermarkt bestimmt.
Die Übernahme des Gesetzes vom abnehmenden Grenzertrag ist sehr rasch kritisiert worden. So äußerte der neoklassisch orien¬tierte JACOB VINER (1937) schon kurz nach Erscheinen der „Ge¬neral Theory", es handele sich um eine voreilige Übernahme eines Gesetzes, das für die Variation des Arbeitseinsatzes bei konstantem Sachkapitaleinsatz gilt, auf die Situation der Unterbeschäftigung mit unausgelasteten Kapazitäten aber nicht angewendet werden könne. In einer solchen Situation nämlich setzen die Unterneh¬men, falls sie mehr Güter produzieren wollen, gleichzeitig mehr Arbeit und mehr Sachkapital (gemessen z. B. in Maschinenstun¬den) ein; mithin ist das „Gesetz" vom abnehmenden Grenzertrag nicht anwendbar, und solange noch unterausgelastete Kapazitäten vorhanden sind, ist die Annahme eines konstanten oder gar stei¬genden Grenzprodukts der Arbeit wesentlich realitätsnäher. Eine solche Annahme stützt Schaubild 4, demzufolge in der westdeutschen Wirtschaft in der Nachkriegszeit Arbeitsproduktivität, Reallohn und Beschäftigung positiv mitein¬ander korreliert gewesen sind.
Als KEYNES (1939) von ersten empirischen Untersuchungen erfuhr, die statt des erwarteten negativen Zusammenhangs zwi¬schen Reallohn und Beschäftigung im Konjunkturzyklus eine gleichlaufende Entwicklung dieser beiden Größen ermittelten, be¬dauerte er, in der „General Theory" von der traditionellen nega¬tiven Beziehung ausgegangen zu sein. Zwar habe er betont, die Erhöhung der Beschäftigung sei die Ursache, das Sinken des Real¬lohns nur eine Voraussetzung, aber der angenommene negative Zusammenhang widerspräche eben auch nicht der von ihm kriti¬sierten neoklassischen Position, wonach der sinkende Reallohn die Ursache für die Mehrbeschäftigung sei“ (Kromphardt, a.a.O., S. 69).
IV. Geldmenge (M3), Inflationsrate des BIP und reales Wachstum
„Die Wiederbelebung der Quantitätstheorie durch FRIEDMAN be¬läßt der Geldpolitik mittels Geldmengenvariationen eine - wenn auch nur vorübergehende - Wirkung auf das reale Sozialprodukt. Die (neo-)klassische Dichotomie zwischen Geld- und Gütersphäre wird nicht voll rehabilitiert. Ihre Wiederherstellung geschieht erst durch einen weiteren, über FRIEDMAN hinausgehenden Schritt, nämlich durch die Verknüpfung der neoklassisch-monetaristi¬schen Theorie mit der Hypothese „rationaler Erwartungen". Unterstellt man, daß alle Wirtschaftssubjekte die monetaristische Inflationstheorie für die richtige halten und entsprechende modellkonsistente Erwar¬tungen über die Wirkung von Geldmengenerhöhungen haben, so werden sie diese Wirkung sofort erwarten und dementsprechend nur mit Preisen und Löhnen reagieren, nicht aber mit Mengen …
Dafür, daß die Mengen zumindest kurzfristig sehr kräftig auf Änderungen im Tempo der monetären Expansion reagieren, spre¬chen die Angaben für Deutschland, die ich in Schaubild 5 zu¬sammengestellt habe. Dort werden die Änderungsraten der Geldmenge M3, der Entwicklung der Inflationsrate und des realen BIP gegenübergestellt.
Schaubild 5 zeigt deutlich, daß auf die Änderungen von M3 zu¬-nächst vor- allem die Mengen reagieren. Eine Verlangsamung der monetären Expansion trifft also zunächst an erster Stelle Produk¬tion und Beschäftigung, während die Inflationsrate weniger heftig und außerdem verzögert reagiert.
Außerdem zeigt ein langfristiger Vergleich, daß eine rasche mo¬netäre Expansion keineswegs eine hohe Inflationsrate hervorrufen muß: Von 1961 bis 1966 wuchs die Geldmenge M3 ungefähr so rasch wie von 1970 bis 1978, aber die Inflationsrate war deutlich niedriger. Die rasche monetäre Expansion war stattdessen mit ho¬hem realen Wachstum verbunden, für das sie den Spielraum ge¬schaffen hat“ (Kromphardt, a.a.O., S. 181f).
I. Arbeitslosenquote. Eine problematische Größe
„Der übliche Indikator für das Ausmaß an Arbeitslosigkeit und damit für die Abweichung von der Vollbeschäftigung ist die Ar¬beitslosenquote. Sie wird als Verhältnis der Zahl der als arbeitslos erfassten Personen zur Zahl der abhängigen Erwerbspersonen(Erwerbspersonen sind in der Definition des Statistischen Bundesamtes Personen mit Wohnsitz im Bundesgebiet, die eine unmittelbar oder mit¬telbar auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben oder suchen) be¬rechnet, wobei diese abhängig beschäftigt oder arbeitslos sein können. Manchmal wird auch die Relation Arbeitslose zu Ge¬samtzahl der Erwerbspersonen (abhängige und unabhängige) ver¬wendet.
Welche der beiden Größen im Nenner geeigneter ist, hängt da¬von ab, ob im Zähler nur abhängige Erwerbspersonen erfasst werden oder auch vorher selbständige, die sich arbeitslos melden oder als arbeitslos selbst einordnen.
Welche Personen als arbeitslos gezählt werden, hängt von der Art der Statistik ab. Die in Deutschland am häufigsten verwendete Arbeitslosenquote bezieht sich auf die bei den Arbeitsämtern registrierten Arbeitslosen. Diese Arbeitslosenquote ist für die Be¬schreibung des Ausmaßes der Unterbeschäftigung nur unvoll¬kommen geeignet. Das liegt vor allem an zwei Dingen:
1. Die Arbeitslosenquote ist auf im Inland lebende Personen be¬schränkt, die keine Beschäftigung haben, aber eine abhängige Beschäftigung suchen. Damit werden ausländische Arbeitneh¬mer ausgeschlossen, die arbeitslos geworden und deshalb in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind. Kurzarbeiter werden ebenfalls ausgeschlossen.
2. Die Arbeitslosenstatistik erfasst nur diejenigen Arbeitslosen, die sich bei den Arbeitsämtern als arbeitslos melden und bereit sind, jede ihnen zumutbare Arbeit anzunehmen. Vermutlich melden sich alle diejenigen Arbeitslosen beim Arbeitsamt, die aufgrund ihrer Meldung direkt finanzielle Leistungen erhalten, nämlich entweder Arbeitslosengeld, das nur für begrenzte Zeit - normalerweise 12 Monate - gewährt wird, oder Arbeits¬losenhilfe, die im Anschluß oder anstelle von Arbeitslosengeld, aber nur bei Bedürftigkeit gewährt wird.
Zu großen Teilen dürften sich auch diejenigen Personen mel¬den, die durch die Meldung finanzielle Ansprüche für Krankheit oder fürs Alter erwerben; denn die Zeiten registrierter Arbeits¬losigkeit werden bei der Rentenberechnung als Beitragszeiten berücksichtigt und die Bundesanstalt für Arbeit übernimmt die Krankenversicherungsbeiträge. Dieser Anreiz entfällt bei Perso¬nen, die über ihren Ehepartner in der Alters- und Krankenversi¬cherung mitversichert sind.
Personen ohne Arbeit, die durch eine Meldung weder finan¬zielle Ansprüche erwerben noch eine Chance sehen, vorn Arbeits¬amt vermittelt zu werden, dürften größtenteils auf die Meldung verzichten.
Die Forderung, zur Annahme zumutbarer Arbeit bereit zu sein, hat ebenfalls statistische Konsequenzen. Die Zumutbarkeitsregelungen sind seit 1979 wiederholt verschärft worden: Eine Beschäf¬tigung ist nur dann unzumutbar, wenn das dort erzielbare Netto¬entgelt unter der Lohnersatzleistung liegt (dies gilt nach sechs Monaten) oder wenn der Arbeitsort außerhalb des Tagespendelbereichs liegt und der Arbeitslose Kinder zu beaufsichtigen oder pflegebedürftige Familienmitglieder zu betreuen hat. Für den Weg zwischen Wohnung- und Arbeitsstätte ist bei Vollzeitbeschäftigung ein Aufwand von täglich zweieinhalb Stunden zumutbar.
Diese Zumutbarkeitsregelung führt zum Ausschluß von drei Personengruppen:
a) Schulabgänger, die eine Lehrstelle suchen. Sie werden nicht als Arbeitslose geführt, da für sie als Ungelernte jede Arbeit zu¬mutbar ist, sie aber nicht dafür zur Verfügung stehen, da sie eine Lehrstelle - also nur eine ganz bestimmte Arbeit - suchen.
b) Arbeitslos gemeldete Personen, die wiederholt eine ihnen zu¬mutbare Arbeit ablehnen. Nach der ersten Ablehnung erhalten sie eine Sperrfrist von 12 Wochen, zählen aber weiterhin als Ar¬beitslose. Sind sie beim nächsten zumutbaren Arbeitsangebot nicht bereit, dieses anzunehmen oder eine zumutbare Umschu¬lungsmaßnahme zu akzeptieren, so werden sie aus der Arbeits¬losenstatistik gestrichen.
c) Personen, die sich wegen dieser Regelung gar nicht erst mel¬den, wie z. B. kinderlose Personen, deren (Ehe-)Partner eine Beschäftigung hat und die nicht bereit sind, eine Arbeit außer¬halb des Tagespendelbereichs anzunehmen.
Aus den dargelegten Gründen werden längst nicht alle Perso¬nen, die eine Arbeit suchen, als Arbeitslose registriert. Beschränkt aussagefähig sind auch die Ergebnisse des Mikrozensus über Er¬werbstätige und Erwerbslose: In dieser jährlichen Stichprobenerhebung wird zu internationalen Vergleichbarkeit die Abgren¬zung des „International Labour Office - ILO" (Genf) verwendet. Danach gilt jeder als erwerbstätig, der in der Befragungswoche ir¬gendeine bezahlte Arbeit geleistet hat, und sei es als Babysitter! Um als arbeitslos eingestuft zu werden, darf man keine bezahlte Arbeit geleistet haben und muß dem Arbeitsmarkt innerhalb von zwei Wochen zur Verfügung stehen.
Erwerbssuchende, die nicht als Arbeitslose erfaßt werden, zäh¬len zur „Stillen Reserve" des Arbeitsmarktes. Die Höhe und die Zusammensetzung dieser Stillen Reserve können nur geschätzt werden. Solche Schätzungen nimmt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg im Zuge der Erstellung von Arbeitskräftebilanzen vor, in denen das Erwerbspersonenpotential aus Erwerbstätigen, registrierten Ar¬beitslosen und Stiller Reserve ermittelt wird.
In der Tabelle 1 ist diese Arbeitskräftebilanz für die Jahre 1970-1996 wiedergegeben. Die Zahlen verdeutlichen das Ausmaß nicht regi¬strierter Arbeitslosigkeit: Die Stille Reserve steigt seit 1970 mit Ausnahme von 1987, 1990 und 1991 von Jahr zu Jahr an und er¬reicht 1996 rund 3,3 Mio. Personen und beläuft sich damit auf mehr als 80 % der registrierten Arbeitslosenzahl. Mit anderen Worten: Nur knapp 60 % der Personen, die erwerbstätig sein möchten, aber es nicht sein können, werden registriert.
Wichtige Personengruppen innerhalb der Stillen Reserve sind verheiratete Frauen in den mittleren Altersjahrgängen, Jugend¬liche, die weder .eine Arbeits- noch eine Ausbildungsstelle finden konnten sowie Arbeitnehmer, die wegen länger anhaltender Ar¬beitslosigkeit vorzeitig verrentet worden sind. Bei dieser letzten Gruppe stellt sich die Frage, ob sie tatsächlich im Falle günstigerer Beschäftigungsbedingungen bereit wären, wieder aktiv erwerbstä¬tig zu werden.
Schließlich gibt die Arbeitslosenquote auch deswegen nur be¬schränkt Auskunft, weil sie eine Relation von Bestandsgrößen darstellt. Der durchschnittliche Bestand an Arbeitslosen in einer bestimmten Periode ist jedoch das Ergebnis von sehr hohen Zu¬gängen und Abgängen, wobei manche Arbeitslose während der gesamten Periode, andere aber nur zeitweise arbeitslos sind. Das Ausmaß solcher Bewegungen ist ein Hinweis auf die Flexibilität und Mobilität der Arbeitskräfte
Wegen der eingeschränkten Aussagefähigkeit der Arbeitslosen¬quote ist es notwendig, zur Kennzeichnung des Ausmaßes der Unterbeschäftigung weitere Indikatoren heranzuziehen. Einer die¬ser Indikatoren ist die Zahl der offenen Stellen, die der Zahl der Ar¬beitslosen gegenübergestellt werden kann. Die Statistik der offe¬nen Stellen ist jedoch sehr unbefriedigend; es wird geschätzt, dass nur rund ein Viertel der tatsächlich offenen Stellen den Arbeits¬ämtern gemeldet und damit statistisch erfasst werden. Die Koexi¬stenz von offenen Stellen und Arbeitssuchenden spielt insbeson¬dere bei der strukturellen Arbeitslosigkeit eine Rolle. Ein weiterer Indikator ist die Entwicklung der Beschäftigtenzahl. An ihr kann abgelesen werden - ohne dass die Ungenauigkeiten der Arbeitslosenstatistik das Bild trüben - wie sich die Zahl der Beschäftigten verändert hat. Solange die Zahl der Arbeitssuchenden die Zahl der angebotenen Arbeitsplätze übersteigt und soweit die Besetzung dieser Arbeitsplätze nicht durch strukturbedingte Faktoren verhindert wird, schlägt sich in die¬ser Zahl die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften nie¬der (in die Arbeitslosenquote gehen dagegen Nachfrage und An¬gebot an Arbeit ein). Diese Zahlen sind in der Arbeitskräftebilanz (siehe Tabelle 1) enthalten“ (Kromphardt, a.a.O., S. 30-36).
II. Vollbeschäftigung und Preisstabilität
„Im Vergleich zu den Problemen, die sich bei den Indikatoren der (Unter-)Beschäftigung ergeben, kann bezüglich der Preisstabilität das Indikatorproblem fast als gelöst betrachtet werden; denn die Berechnung von Preisindizes ist - trotz mancher Detailfragen - kaum grundsätzlicher Kritik ausgesetzt.
Als Indikatoren für die Entwicklung des Preisniveaus werden vor allem zwei Preisindizes verwandt, nämlich der Preisindex der Lebenshaltung der privaten Haushalte und der implizite Preisin¬dex des Bruttoinlandsprodukts, der sich auf die Gesamtwirtschaft bezieht und im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrech¬nung ermittelt wird.
Da sich die beiden Indizes auf unterschiedliche Aggregate be¬ziehen, hängt es von der Fragestellung ab, welchen der beiden man bevorzugt. So wird jemand, den die Wirkung der Inflation auf die Kaufkraft der privaten Haushalte interessiert, den Preis¬index der Lebenshaltung bevorzugen. Für andere Fragen mag der umfassendere, auf das Sozialprodukt bezogene Indikator vorzu¬ziehen sein.
Ist die Entscheidung für einen der beiden Indikatoren getroffen, bietet es sich an, von Preisstabilität zu sprechen, wenn der Preis¬index sich gegenüber der Vorperiode (z. B. dem Vorjahr) nicht ge¬ändert hat. Dies hätte zur Konsequenz, dass in allen Perioden mit steigendem Indexwert von Inflation gesprochen werden müsste. Daher werden häufig an den Begriff „Preisstabilität" weniger hohe Anforderungen gestellt und z. B. jährliche Preissteigerungen unter 2 % als Preisstabilität bezeichnet. Eine Inflationsrate von Null würde angesichts steigender Preise für personalintensive private und öffentliche Dienstleistungen bedeuten, daß die Industriegüterpreise sinken müssten. Dies könnte jedoch der Beschäftigungsent¬wicklung abträglich sein.
Als erstes sei für Deutschland die Entwicklung von Arbeitslosig¬keit und Inflation im Verlauf der Nachkriegszeit wiedergegeben. Dies geschieht in Schaubild 1. Da die Inflationsrate, hier gemessen am Preisindex des Bruttoinlandsproduktes, deutlich ausgeprägte, mehrjährige Schwankungen aufweist, liegt die Vermutung nahe, dass diese Schwankungen mit den ebenfalls mehrjährigen konjunk¬turellen Schwankungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und der gesamtwirtschaftlichen Nachfrageaggregate zusammenhängen, die in allen kapitalistisch organisierten Marktwirtschaften zu be¬obachten sind. Für diese Vermutung spricht der Vergleich mit der … in Schaubild 1 ebenfalls eingetragenen Kurve der Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP). Beide Kurven weisen einen häufig gleichgerichteten Verlauf auf, wobei allerdings die Maxima und Minima bei der Inflationsrate - außer im Jahre 1967 - immer ein oder zwei Jahre später eintreten als beim realen So¬zialprodukt. Dies zeigt, daß im Konjunkturverlauf die Mengen ra¬scher auf Nachfrageänderungen reagieren als die Preise. Diese zeitliche Reihenfolge ist inzwischen unbestritten und wird von RAMSER (1981, S. 37) „zu den allgemein akzeptierten stilisierten Fakten des ökonomischen Prozesses" gezählt.
Die Arbeitslosenquote wird in Schaubild 1 von der konjunktu¬rellen Entwicklung in den Jahren von 1960-1973 nur wenig beeinflußt. In diesen Jahren wurden die Schwankungen in der Nach¬frage nach Arbeit weitgehend durch verstärkten Zustrom oder Rückkehr von ausländischen Arbeitnehmern aufgefangen. Ein -et¬was stärkerer Einfluß auf die Beschäftigungslage ist in Schaubild 2 zu erkennen, in dem die Veränderungsrate der Erwerbstätigenzahlen wiedergegeben ist; es zeigt sich, daß die Erwerbstätigenzahlen durch viele Einflüsse, die die Aussagefähigkeit der Arbeitslosen¬quote vermindern, nicht berührt werden. Auf der anderen Seite ist auch die Aussagefähigkeit der Zahl der Erwerbstätigen begrenzt, u. a. dadurch, daß alle Erwerbstätigen als eine Person gezählt wer¬den, auch wenn sie nur kurzarbeiten oder nur eine Halbtags- oder andere Teilzeitbeschäftigung haben.
Gemäß Schaubild 2 schwankt die Erwerbstätigkeit wesentlich weniger als die Produktion. Dies zeigt, daß die Arbeitgeber nicht im gleichen Umfang Personen entlassen bzw. einstellen, wie ihre Produktion zurückgeht bzw. ausgedehnt wird. Bei rückläufiger oder langsamer wachsender Produktion wird die Arbeitszeit ver¬kürzt (Abbau von Überstunden, Übergang zu Kurzarbeit) und es werden Arbeitskräfte gehortet, damit sie dem Arbeitgeber bei wie¬der zunehmender Produktion zur Verfügung stehen. (Der Abstand zwischen den Kurven des Sozialproduktswachstums und der Ver¬änderung der Erwerbstätigkeit zeigt die Zunahme der Produktion je Erwerbstätigen an.) Der Verlauf der Kurve der Wachstumsraten des nominalen Sozialprodukts bestätigt den Hinweis von Schau¬bild 1 darauf, daß die gemessene Inflationsrate an der Preisent¬wicklung des BIP stark vom Konjunkturverlauf geprägt ist.
Beide Schaubilder zeigen, daß Inflationsrate und Arbeitslosen¬quote sich überwiegend einander entgegengesetzt verändern: In Perioden mit hoher Inflationsrate ist die Arbeitslosenquote tendenziell niedrig; in Zeiten niedriger Inflationsrate ist es tendenziell um¬gekehrt. Dennoch dürfte es überraschen, wie wenig diese gegen¬läufige Entwicklung in einem Schaubild in Erscheinung tritt, das nach seinem Erfinder als Phillips-Kurve bezeichnet wird (genauer gesagt: als modifizierte Phillipskurve, da sich die von Phillips verwendete Kurve auf das Verhältnis von Arbeitslosenquote und Veränderungsrate des Lohnniveaus bezog) und auf dessen Ordi¬naten die Inflationsrate und die Arbeitslosenquote abgetragen werden (Kromphardt, a.a.O., S. 36-41).
III. Arbeitsproduktivität, Reallohn und Beschäftigung
„KEYNES übernimmt des Weiteren von der Neoklassik das Ge¬setz des abnehmenden Grenzertrags der Arbeit. Aufgrund des 1. Grundpostulats folgert KEYNES (1936, The General theory of Employment, Interest and Money. London, S. 17) daraus: Da mit zunehmendem Arbeitseinsatz das Grenzprodukt der Arbeit fällt, muß bei steigender Beschäftigung der Reallohn sinken. Der sin¬kende Reallohn ist eine notwendige, aber keine hinreichende Be¬dingung für mehr Beschäftigung; denn die Höhe der Beschäfti¬gung wird durch den Geld- und Gütermarkt bestimmt.
Die Übernahme des Gesetzes vom abnehmenden Grenzertrag ist sehr rasch kritisiert worden. So äußerte der neoklassisch orien¬tierte JACOB VINER (1937) schon kurz nach Erscheinen der „Ge¬neral Theory", es handele sich um eine voreilige Übernahme eines Gesetzes, das für die Variation des Arbeitseinsatzes bei konstantem Sachkapitaleinsatz gilt, auf die Situation der Unterbeschäftigung mit unausgelasteten Kapazitäten aber nicht angewendet werden könne. In einer solchen Situation nämlich setzen die Unterneh¬men, falls sie mehr Güter produzieren wollen, gleichzeitig mehr Arbeit und mehr Sachkapital (gemessen z. B. in Maschinenstun¬den) ein; mithin ist das „Gesetz" vom abnehmenden Grenzertrag nicht anwendbar, und solange noch unterausgelastete Kapazitäten vorhanden sind, ist die Annahme eines konstanten oder gar stei¬genden Grenzprodukts der Arbeit wesentlich realitätsnäher. Eine solche Annahme stützt Schaubild 4, demzufolge in der westdeutschen Wirtschaft in der Nachkriegszeit Arbeitsproduktivität, Reallohn und Beschäftigung positiv mitein¬ander korreliert gewesen sind.
Als KEYNES (1939) von ersten empirischen Untersuchungen erfuhr, die statt des erwarteten negativen Zusammenhangs zwi¬schen Reallohn und Beschäftigung im Konjunkturzyklus eine gleichlaufende Entwicklung dieser beiden Größen ermittelten, be¬dauerte er, in der „General Theory" von der traditionellen nega¬tiven Beziehung ausgegangen zu sein. Zwar habe er betont, die Erhöhung der Beschäftigung sei die Ursache, das Sinken des Real¬lohns nur eine Voraussetzung, aber der angenommene negative Zusammenhang widerspräche eben auch nicht der von ihm kriti¬sierten neoklassischen Position, wonach der sinkende Reallohn die Ursache für die Mehrbeschäftigung sei“ (Kromphardt, a.a.O., S. 69).
IV. Geldmenge (M3), Inflationsrate des BIP und reales Wachstum
„Die Wiederbelebung der Quantitätstheorie durch FRIEDMAN be¬läßt der Geldpolitik mittels Geldmengenvariationen eine - wenn auch nur vorübergehende - Wirkung auf das reale Sozialprodukt. Die (neo-)klassische Dichotomie zwischen Geld- und Gütersphäre wird nicht voll rehabilitiert. Ihre Wiederherstellung geschieht erst durch einen weiteren, über FRIEDMAN hinausgehenden Schritt, nämlich durch die Verknüpfung der neoklassisch-monetaristi¬schen Theorie mit der Hypothese „rationaler Erwartungen". Unterstellt man, daß alle Wirtschaftssubjekte die monetaristische Inflationstheorie für die richtige halten und entsprechende modellkonsistente Erwar¬tungen über die Wirkung von Geldmengenerhöhungen haben, so werden sie diese Wirkung sofort erwarten und dementsprechend nur mit Preisen und Löhnen reagieren, nicht aber mit Mengen …
Dafür, daß die Mengen zumindest kurzfristig sehr kräftig auf Änderungen im Tempo der monetären Expansion reagieren, spre¬chen die Angaben für Deutschland, die ich in Schaubild 5 zu¬sammengestellt habe. Dort werden die Änderungsraten der Geldmenge M3, der Entwicklung der Inflationsrate und des realen BIP gegenübergestellt.
Schaubild 5 zeigt deutlich, daß auf die Änderungen von M3 zu¬-nächst vor- allem die Mengen reagieren. Eine Verlangsamung der monetären Expansion trifft also zunächst an erster Stelle Produk¬tion und Beschäftigung, während die Inflationsrate weniger heftig und außerdem verzögert reagiert.
Außerdem zeigt ein langfristiger Vergleich, daß eine rasche mo¬netäre Expansion keineswegs eine hohe Inflationsrate hervorrufen muß: Von 1961 bis 1966 wuchs die Geldmenge M3 ungefähr so rasch wie von 1970 bis 1978, aber die Inflationsrate war deutlich niedriger. Die rasche monetäre Expansion war stattdessen mit ho¬hem realen Wachstum verbunden, für das sie den Spielraum ge¬schaffen hat“ (Kromphardt, a.a.O., S. 181f).
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Objective breakdown of the data tables:
A. Beschäftigungsentwicklung
A.1 Bevölkerung, Erwerbstätige, Entwicklung der Arbeitslosigkeit (1960-1997)
A.2 Arbeitskräftebilanz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB, Nürnberg) nach dem Inlandskonzept (1950-1998)
A.3 Arbeitslosigkeit im Bundesgebiet (West einschließlich Berlin) (1950-1998)
B. Charakterisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Zur Charakterisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung werden Größen verwendet, die in der Berichterstattung der Bundesbank und der Bundesregierung eine zentrale Rolle spielen:
B.1 Wachstumsraten des realen BIP, der Inflationsrate des BIP und der Arbeitslosenquote (1960-1997)
B.2 Wachstumsraten des nominalen und des realen Bruttoinlandsprodukts und der Erwerbstätigkeit (1961-1997)
B.3 Wachstumsraten des realen Bruttoinlandsprodukts, der Erwerbstätigen, der Arbeitsproduktivität je Arbeitnehmer (1960-1997)
B.4 Geldmenge M3, Inflationsrate des Bruttoinlandsprodukts und reales Wachstum (1960-1997)
C. Geldwert, Beschäftigung, Währungsreserven, Wirtschaftswachstum
(Währungsreserven der Bank deutscher Länder bzw. Deutschen Bundesbank als Maß für die außenwirtschaftliche Lage und das Zahlungsbilanzziel der Notenbank)
C.1 Geldwert, Beschäftigung, Wechselkurs und Wirtschaftswachstum (1950-1998)
C.2 Wechselkurs: DM/$-Wechselkurs (Monatsdurchschnitte)
D. Ergänzende Tabellen
D.1 Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Produktivität, ökonomisch aktive Bevölkerung, Realeinkommen, Arbeitslosenquote und Bereinigte Lohnquote (1961-1999)
D.2 Zeitreihen im Zusammenhang mit der Arbeitsnachfrage (1960-1994)
D.3 Bruttoinlandsprodukt, Arbeitsvolumen, Erwerbstätige, Arbeitszeit und Arbeitsproduktivität (1960-1996)
D.4 Arbeitnehmerentgelt, Löhne und Gehälter (Inländer), Lohnkosten, Verdienste, Lohnstückkosten und Lohnquote (1960-1998)
D.5 Realverdienste im produzierenden Gewerbe (1960-1997)
A. Beschäftigungsentwicklung
A.1 Bevölkerung, Erwerbstätige, Entwicklung der Arbeitslosigkeit (1960-1997)
A.2 Arbeitskräftebilanz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB, Nürnberg) nach dem Inlandskonzept (1950-1998)
A.3 Arbeitslosigkeit im Bundesgebiet (West einschließlich Berlin) (1950-1998)
B. Charakterisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Zur Charakterisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung werden Größen verwendet, die in der Berichterstattung der Bundesbank und der Bundesregierung eine zentrale Rolle spielen:
B.1 Wachstumsraten des realen BIP, der Inflationsrate des BIP und der Arbeitslosenquote (1960-1997)
B.2 Wachstumsraten des nominalen und des realen Bruttoinlandsprodukts und der Erwerbstätigkeit (1961-1997)
B.3 Wachstumsraten des realen Bruttoinlandsprodukts, der Erwerbstätigen, der Arbeitsproduktivität je Arbeitnehmer (1960-1997)
B.4 Geldmenge M3, Inflationsrate des Bruttoinlandsprodukts und reales Wachstum (1960-1997)
C. Geldwert, Beschäftigung, Währungsreserven, Wirtschaftswachstum
(Währungsreserven der Bank deutscher Länder bzw. Deutschen Bundesbank als Maß für die außenwirtschaftliche Lage und das Zahlungsbilanzziel der Notenbank)
C.1 Geldwert, Beschäftigung, Wechselkurs und Wirtschaftswachstum (1950-1998)
C.2 Wechselkurs: DM/$-Wechselkurs (Monatsdurchschnitte)
D. Ergänzende Tabellen
D.1 Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Produktivität, ökonomisch aktive Bevölkerung, Realeinkommen, Arbeitslosenquote und Bereinigte Lohnquote (1961-1999)
D.2 Zeitreihen im Zusammenhang mit der Arbeitsnachfrage (1960-1994)
D.3 Bruttoinlandsprodukt, Arbeitsvolumen, Erwerbstätige, Arbeitszeit und Arbeitsproduktivität (1960-1996)
D.4 Arbeitnehmerentgelt, Löhne und Gehälter (Inländer), Lohnkosten, Verdienste, Lohnstückkosten und Lohnquote (1960-1998)
D.5 Realverdienste im produzierenden Gewerbe (1960-1997)
Processing instructions
Archival date: September 2006
Year of online publication: 1998
Editor in GESIS: Alexander Todorov/Jürgen Sensch
Version: Version 1.0.0
Access class: A
Year of online publication: 1998
Editor in GESIS: Alexander Todorov/Jürgen Sensch
Version: Version 1.0.0
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