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Studien Zeitreihen |
ZA 8231 | Geld | Sprenger, Bernd, Änderungen der Geldmenge in Deutschland seit 1835. |
146 Zeitreihen (1835 - 1998) 26 Tabellen |
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Bibliographische Angaben
Studiennummer: ZA 8231
Studientitel: Änderungen der Geldmenge in Deutschland seit 1835.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1835 - 1998
Primärforscher: Sprenger, Bernd
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Sprenger, B., 1982: Geldmengenänderungen in Deutschland im Zeitalter der Industrialisierung (1835 bis 1913). Kölner Vorträge und Abhandlungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Heft 36. Köln: Selbstverlag.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Sprenger, Bernd, ( [2006]) Änderungen der Geldmenge in Deutschland seit 1835.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8231
Datenfile Version 1.0.0
Studientitel: Änderungen der Geldmenge in Deutschland seit 1835.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1835 - 1998
Primärforscher: Sprenger, Bernd
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Sprenger, B., 1982: Geldmengenänderungen in Deutschland im Zeitalter der Industrialisierung (1835 bis 1913). Kölner Vorträge und Abhandlungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Heft 36. Köln: Selbstverlag.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Sprenger, Bernd, ( [2006]) Änderungen der Geldmenge in Deutschland seit 1835.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8231
Datenfile Version 1.0.0
Inhalt der Studie
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Studienbeschreibung:
Die Ermittlung der Geldmenge für eine Zeit fehlender zentraler Statistiken und Registraturen, eines noch in der Entwicklung begriffenen Zentralbanknotensystems und eines zunächst noch breit aufgefächerten Papiergeldwesens ist lange Zeit unterblieben. Der Autor hat sich nur schwer erschließbare Quellen angenommen. Seine Untersuchung stellt einen ersten Versuch dar, eine umfassende Darstellung der Geldmengenentwicklung und ihrer Bedeutung für den Zeitabschnitt der Industrialisierung in Deutschlands zu geben.
„Über Wesen, Auswirkungen und Bedeutung monetärer Vorgänge besteht unter Wirtschaftswissenschaftlern keineswegs Einigkeit. Die komplexen Beziehungen zwischen monetärem und realem Sektor einer Volkswirtschaft sind, wie nicht zuletzt die Kontroversen zwischen monetaristischer und fiskalischer Schule zeigen, bis heute umstritten. In der unüberschaubaren Fülle an Literatur, die sich mit dem Thema Geld beschäftigt, gibt es zahlreiche Beiträge zur Geldmengenentwicklung, die aber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur die jüngste Vergangenheit betreffen. Eine umfassende Untersuchung über die Veränderungen der Geld- bzw. Zahlungsmittelmenge in Deutschland während der Industrialisierungsphase fehlt dagegen. Die bisherigen Veröffentlichungen zur Geldmengenentwicklung in Deutschland vor 1914 beginnen zumeist erst in den 1870er Jahren und beschranken sich überwiegend auf die Darlegung von Zahlenmaterial ohne nähere Analyse. Darüber hinaus lassen sie in der Regel eine ausführliche und für den Vergleich mit heutigen Geldmengenstatistiken vorteilhafte Zusammenstellung vermissen. Die vorliegende Arbeit versucht hier bestehende Lücken wirtschaftshistorischer Forschung zu schließen, wobei Währungswesen und Geldordnung weitgehend als bekannt vorausgesetzt werden. Im Mittelpunkt stehen:
1. Die systematische Aufbereitung statistischer Daten über Geldmengenänderungen von 1835 bis 1913 in Form von Zeitreihen.
2. Eine Darstellung der Entwicklung der einzelnen Geld- bzw. Geldsurrogatarten einschließlich der Ursachen ihrer Veränderungen.
3. Analyse und Erörterung von Interdependenzen zwischen Geldmenge und Wirtschaftsverlauf.
Zur Aufbereitung des vorhandenen, vielfach unzulänglichen Quellenmaterials und zur Aufstellung von Zeitreihen über die Entwicklung der einzelnen Geldarten (bzw. Geldsurrogatarten) waren umfangreiche Forschungen notwendig, die aber nicht alle Unsicherheiten beseitigen konnten. Die vorgelegten Daten können deshalb, bis auf wenige Ausnahmen, nur als Näherungswerte gelten. Andererseits ist zu berücksichtigen, daß in erster Linie, zumindest in langfristiger Sicht, Größenordnung und trendmäßige Entwicklung entscheidend sind. Hierfür aber ist der Genauigkeitsgrad der Zahlenreihen vollkommen ausreichend.
Bei den verwendeten Geld- bzw. Geldmengenbegriffen mußten Kompromisse geschlossen werden: Einerseits erfolgte eine weitgehende Berücksichtigung der heutigen Geldtheorie und deren Erklärungsmöglichkeiten, andererseits mußte der zeitgenössischen Geldauffassung Rechnung getragen werden, und drittens war eine Anpassung an die Realisierungsmöglichkeiten bei der Ermittlung der verschiedenen Teile der Geldmenge aufgrund der unzulänglichen Quellenbasis notwendig.
Im Mittelpunkt der Erörterungen des ersten Teils der Arbeit stehen die Veränderungen der vier verschiedenen Geld- bzw. Geldsurrogatarten Metallgeld, Papiergeld, Buchgeld und Wechsel. Ein Eingehen auf die einzelnen Zahlungsmittel ist notwendig, weil die Ursachen ihrer Entwicklung unterschiedlich waren und weil Änderungen im Wirtschaftsverlauf die Geldarten unterschiedlich beeinflußt haben.
Der zweite Teil beschäftigt sich, aufbauend auf den ersten, mit den Veränderungen der gesamten Geldmenge und ihren Beziehungen zur wirtschaftlichen Entwicklung. Dabei wurde der Untersuchungszeitraum in vier Phasen unterteilt:
- die Frühzeit der Industrialisierung bis 1850,
- die Aufschwungsspanne 1850 bis 1873,
- die Stockungsspanne 1873 bis 1894,
- die Aufschwungsspanne 1894 bis 1913.
Voraus geht ein Abschnitt über die Problematik der Anwendung des heutigen Geldbegriffs auf die Zeit vor 1914.
Da das vorliegende Quellenmaterial die Ermittlung von Jahresdurchschnittswerten häufig nur auf Kosten der Genauigkeit zugelassen hätte, fanden in den Tabellen Jahresendwerte Verwendung“.
(Sprenger, B., 1982: Geldmengenänderungen in Deutschland im Zeitalter der Industrialisierung (1835 bis 1913). Kölner Vorträge und Abhandlungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Heft 36. Köln: Selbstverlag, S. 9-14).
Zusammenfassung der Ergebnisse
„In der vorliegenden Untersuchung war es nicht möglich, alle Aspekte der Geldmengenänderungen während der Industrialisierungsphase in Deutschland zu behandeln, da dies den Rahmen der Arbeit weit überschritten hätte. Neben ausführlichen Statistiken zur deutschen Geldmengenentwicklung von 1835 bis 1913 konnte aber eine Darstellung der wichtigsten Beziehungen zwischen Geldmengen- und Wirtschaftsverlauf vorgelegt werden. Ferner wurden die Bewegungen einzelner Geldarten (bzw. Geldsurrogatarten) und die Veränderungen des gesamten Geldvolumens analysiert.
Dabei zeigte sich, daß die Geldmenge entscheidenden Veränderungen in doppelter Hinsicht unterlag. Einerseits erfuhr sie eine beträchtliche Vermehrung, andererseits verschob sich ihre Zusammensetzung grundlegend.
Die monetäre Basis des damaligen Währungssystems, der Metallgeldbestand, versechsfachte sich von 850 Mio. Mk. (7835) auf 5200 Mio. Mk. (1913), was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 2,35 v. H. entspricht. Papiergeld und Buchgeld dehnten sich schneller aus. Der Papiergeldbestand erhöhte sich von 84 Mio. Mk. (1835) auf fast 3000 Mio. Mk. (1913)367. Das bedeutete einen Zuwachs von 4,7 v. H. im Jahresdurchschnitt. Die gesamten Bankeinlagen der Nichtbanken (Buchgeld) nahmen von knapp 0,2 Mrd. Mk. (1835) auf 38 Mrd. Mk. (1913) zu. Hier betrug die Wachstumsrate im Jahresdurchschnitt 7,2 v. H.
Das Geldvolumen, d. h. die Geldmenge des Nichtbankensektors, entwickelte sich je nach Abgrenzung von 1835 bis 1913 unterschiedlich:
- G(1), (Metallgeldvolumen) stieg von 0,82 Mrd. Mk. auf 3,03 Mrd. Mk.
- G(2) (Stückgeldvolumen) stieg von 0,910 Mrd. Mk. auf 5,25 Mrd. Mk.
- G(3) (Stückgeld- und Buchgeldvolumen) stieg von 1,07 Mrd. Mk. auf 43,67 Mrd. Mk.
In den Zahlen spiegelt sich die stetig abnehmende Bedeutung des Metallgeldes und die im Gegensatz dazu stark zunehmende Rolle des Buchgeldes wider.
Dementsprechend veränderten sich die Anteile der einzelnen Geldarten am Geldvolumen in der weiteren Fassung (G(3) ) folgendermaßen:
- Metallgeld fiel von 77 v. H. 1835 auf 50 v. H. 1856, 30 v. H. 1870, 20 v. H. 1882, 11 v. H. 1894/1900 und 7 v. H. 1913.
- Papiergeld erhöhte sich zunächst von 7 v. H. 1835 auf 25 v. H. 1871, nahm dann aber ständig ab und erreichte 1913 einen Stand von nur noch 5 v. H.
- Buchgeld dehnte sich dagegen stetig aus; es stieg von 16 v. H. 1835 auf 51 v. H. 1871, 75 v. H. 1888 und 1888 v. H. 1913.
Die außergewöhnlichen Strukturverschiebungen des Geldvolumens lassen die zunehmende Bedeutung des Kreditgeldes und damit des flexibleren Teils der Geldmenge erkennen, der sich den wirtschaftlichen Bedürfnissen und Bedingungen besser anpassen konnte. Eine Geldmenge, bei der Metallgeld, d. h. Warengeld mit dauerndem Charakter dominant geblieben wäre, hätte sich sehr hemmend auf die Industrialisierung auswirken müssen.
Der Wechsel, der im 19. Jahrhundert als Zahlungsmittel und als Kreditmittel eine hervorragende Rolle spielte, hätte die Lücke allein wahrscheinlich nicht schließen können. Nur die fortschreitende Erhöhung des Kreditgeldvolumens, das sich entsprechend der Kreditgewährung veränderte, ermöglichte die Bereitstellung ausreichender Zahlungsmittel. Dabei wurde diese Funktion zunächst, seit den 1850er Jahren, von der Banknote und seit der zweiten Hälfte der 1870er Jahre ergänzend und im verstärkten Maße vom Giralgeld wahrgenommen.
Zwischen dem Metallgeldbestand (bzw. dem Goldbestand) und dem Geldvolumen gab es keine feste, unveränderliche Relation, wie sie für eine volle Funktionsfähigkeit der Goldwährung oder des Goldmechanismus notwendig ist 371 Das kräftige Wachstum des Buchgeldes zeigt, daß eine Expansion des Geldvolumens unabhängig von der Metallgeldbasis möglich war. Der Quotient aus Buchgeldvolumen und Metallgeldbestand stieg von 0,2 (1835) auf 7,4 (1913) "1. Dementsprechend veränderte sich auch der Quotient aus dem Geldvolumen in der weiteren Fassung (G,) und dem Metallgeldbestand, der von 1,26 (1835) auf 8,4 (1913) zunahm "'. Von einer Beherrschung des Geldangebots durch eine zentrale Instanz oder durch einen anonymen Mechanismus - eine Grundforderung der Geldpolitik zur Aufrechterhaltung eines stabilen Preisniveaus 37 - kann angesichts dieser Entwicklung für den hier zugrunde liegenden Zeitraum in Deutschland kaum gesprochen werden.
Das Verhältnis von Stückgeldvolumen zu Metallgeldbestand verharrte dagegen bei einem Wert von ungefähr 1,1 (mit einer Schwankungsbreite von 0,9 bis 1,3). Doch auch hier gab es letztlich kein Abhängigkeitsverhältnis. Der Zufall wollte es, daß die Ausdehnung der Papiergeldzirkulation einherging mit einer ständigen Zunahme der Metallgeldreserven des wachsenden Bankensektors. Demgegenüber stieg die Relation zwischen Papiergeldumlauf (Papiergeldvolumen plus Papiergeldreserven der Banken ohne Notenbanken) und Metall
geldbestand säkular an.
Eine Konstanz der Geldumlaufsgeschwindigkeit gab es in Deutschland während der Industrialisierung nicht. Die Umlaufsgeschwindigkeit des Metallgeldbestandes und die des Stückgeldvolumens verdoppelten sich im säkularen Verlauf von rund 5 (1850) auf 10 (1913), wobei die stärksten Zunahmen in die 1880er Jahre fielen. Ursache dieser Entwicklung war vor allem der Ausbau des Kreditsektors, der durch die Einrichtung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs eine effektivere Nutzung des Stückgeldes bzw. des Metallgeldes ermög
lichte.
Für die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldvolumens in der weiteren Fassung ist dagegen eine säkulare Verminderung von 4 auf 1,2 festzustellen. Im Rahmen des Konjunkturzyklusses unterlag sie, im Gegensatz zu den übrigen Abgrenzungen der Geldumlaufsgeschwindigkeiten, die im Aufschwung stiegen und im Abschwung fielen, kaum Schwankungen.
Gerade für die Phase der Industrialisierung zeigt sich, daß eine Quantifizierung der Geldmenge allein wenig aussagekräftig ist, wenn nicht darüber hinaus die Geldumlaufsgeschwindigkeit, in der sich letztlich menschliches Verhalten ausdrückt, berücksichtigt wird.
Zwischen Geldmenge und nominalem Sozialprodukt bestand langfristig eine gleichgerichtete Entwicklung. Dagegen übten Geldmengenveränderungen auf das reale Wirtschaftswachstum im säkularen Verlauf keinen sichtbaren Einfluß aus. Das läßt sich unter anderem für die sog. Stockungsphase 1874 bis 1894 nachweisen, in der es trotz Geldmengenschrumpfungen - abgesehen von G(3) - und Preisrückgängen zu einem beachtlichen Wirtschaftswachstum kam.
Die in der Gegenwart heftig diskutierte Frage, ob die Geldmenge in erster Linie eine aktive Rolle spielt, d. h. ob von ihr autonome Impulse auf die Wirtschaft ausgehen, oder ob sie sich vornehmlich passiv der Wirtschaftsaktivität anpaßt, läßt sich für Deutschland in der Industrialisierungsphase nicht eindeutig beantworten. Die Metallgeldveränderungen waren von der wirtschaftlichen Aktivität weitgehend unabhängig, so zum Beispiel 1871/73, während sich umgekehrt die Entwicklung der Banknotenzirkulation in der Regel dem wirtschaftlichen Geschehen anpaßte, besonders deutlich in der Stockungsspanne 1874 bis 1894. Für tiefer gehende Analysen fehlen allerdings ausreichend exakte statistische Unterlagen.
Die Höhe des Zinssatzes war weniger vom Umfang der Geldmenge abhängig, als vielmehr von der im Rahmen des Konjunkturzyklusses wechselnden Geldund Kreditnachfrage, zuweilen auch von politischen Ereignissen. So lag der Zins in Prosperitäts- und Boomphasen in der Regel auf einem hohen Niveau, während er in Niedergangs- und Stockungsphasen meistens niedrig war.
Ferner zeigten sich vorwiegend säkulare, aber kaum kurzfristige Abhängigkeiten zwischen Preis- und Geldmengenentwicklung. Vereinzelt kam es zu einer Verstärkung konjunktureller Bewegungen durch exogene Geldmengenveränderungen, so vor allem in den Gründerjahren.
Am Ende unseres Betrachtungszeitraumes (1933) hatte das Geldvolumen in der weiteren Fassung (G(3)) im Deutschen Reich eine Struktur erreicht, die mit der gegenwärtigen Zusammensetzung des Geldvolumens in der Bundesrepublik Deutschland weitgehend übereinstimmt:
- G(3) , bestand am Jahresende 1913 zu 12 v. H. aus Stückgeld und zu 88 v. H. aus Buchgeld,
- M(3) setzte sich am Jahresende 1980 zu 11 v. H. aus Stückgeld und zu 89 v. H. aus Buchgeld zusammen.
Trotz der Metallwährung als Grundlage des Geldwesens hatte sich im Zeitalter der Industrialisierung in Deutschland der allmähliche Obergang vom traditionellen Sach- oder Warengeldsystem zum modernen Kreditgeldsystem vollzogen“ (Sprenger, a.a.O., S. 115-119).
Zur Weiterführung der Geldmengenentwicklung in Deutschland von 1913 bis 1998 siehe:
Sprenger, B., 2002: Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart. 3. aktualisierte Auflage. Paderborn u.a.: Ferdinand Schöningh, S. 197-255.
Die Ermittlung der Geldmenge für eine Zeit fehlender zentraler Statistiken und Registraturen, eines noch in der Entwicklung begriffenen Zentralbanknotensystems und eines zunächst noch breit aufgefächerten Papiergeldwesens ist lange Zeit unterblieben. Der Autor hat sich nur schwer erschließbare Quellen angenommen. Seine Untersuchung stellt einen ersten Versuch dar, eine umfassende Darstellung der Geldmengenentwicklung und ihrer Bedeutung für den Zeitabschnitt der Industrialisierung in Deutschlands zu geben.
„Über Wesen, Auswirkungen und Bedeutung monetärer Vorgänge besteht unter Wirtschaftswissenschaftlern keineswegs Einigkeit. Die komplexen Beziehungen zwischen monetärem und realem Sektor einer Volkswirtschaft sind, wie nicht zuletzt die Kontroversen zwischen monetaristischer und fiskalischer Schule zeigen, bis heute umstritten. In der unüberschaubaren Fülle an Literatur, die sich mit dem Thema Geld beschäftigt, gibt es zahlreiche Beiträge zur Geldmengenentwicklung, die aber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur die jüngste Vergangenheit betreffen. Eine umfassende Untersuchung über die Veränderungen der Geld- bzw. Zahlungsmittelmenge in Deutschland während der Industrialisierungsphase fehlt dagegen. Die bisherigen Veröffentlichungen zur Geldmengenentwicklung in Deutschland vor 1914 beginnen zumeist erst in den 1870er Jahren und beschranken sich überwiegend auf die Darlegung von Zahlenmaterial ohne nähere Analyse. Darüber hinaus lassen sie in der Regel eine ausführliche und für den Vergleich mit heutigen Geldmengenstatistiken vorteilhafte Zusammenstellung vermissen. Die vorliegende Arbeit versucht hier bestehende Lücken wirtschaftshistorischer Forschung zu schließen, wobei Währungswesen und Geldordnung weitgehend als bekannt vorausgesetzt werden. Im Mittelpunkt stehen:
1. Die systematische Aufbereitung statistischer Daten über Geldmengenänderungen von 1835 bis 1913 in Form von Zeitreihen.
2. Eine Darstellung der Entwicklung der einzelnen Geld- bzw. Geldsurrogatarten einschließlich der Ursachen ihrer Veränderungen.
3. Analyse und Erörterung von Interdependenzen zwischen Geldmenge und Wirtschaftsverlauf.
Zur Aufbereitung des vorhandenen, vielfach unzulänglichen Quellenmaterials und zur Aufstellung von Zeitreihen über die Entwicklung der einzelnen Geldarten (bzw. Geldsurrogatarten) waren umfangreiche Forschungen notwendig, die aber nicht alle Unsicherheiten beseitigen konnten. Die vorgelegten Daten können deshalb, bis auf wenige Ausnahmen, nur als Näherungswerte gelten. Andererseits ist zu berücksichtigen, daß in erster Linie, zumindest in langfristiger Sicht, Größenordnung und trendmäßige Entwicklung entscheidend sind. Hierfür aber ist der Genauigkeitsgrad der Zahlenreihen vollkommen ausreichend.
Bei den verwendeten Geld- bzw. Geldmengenbegriffen mußten Kompromisse geschlossen werden: Einerseits erfolgte eine weitgehende Berücksichtigung der heutigen Geldtheorie und deren Erklärungsmöglichkeiten, andererseits mußte der zeitgenössischen Geldauffassung Rechnung getragen werden, und drittens war eine Anpassung an die Realisierungsmöglichkeiten bei der Ermittlung der verschiedenen Teile der Geldmenge aufgrund der unzulänglichen Quellenbasis notwendig.
Im Mittelpunkt der Erörterungen des ersten Teils der Arbeit stehen die Veränderungen der vier verschiedenen Geld- bzw. Geldsurrogatarten Metallgeld, Papiergeld, Buchgeld und Wechsel. Ein Eingehen auf die einzelnen Zahlungsmittel ist notwendig, weil die Ursachen ihrer Entwicklung unterschiedlich waren und weil Änderungen im Wirtschaftsverlauf die Geldarten unterschiedlich beeinflußt haben.
Der zweite Teil beschäftigt sich, aufbauend auf den ersten, mit den Veränderungen der gesamten Geldmenge und ihren Beziehungen zur wirtschaftlichen Entwicklung. Dabei wurde der Untersuchungszeitraum in vier Phasen unterteilt:
- die Frühzeit der Industrialisierung bis 1850,
- die Aufschwungsspanne 1850 bis 1873,
- die Stockungsspanne 1873 bis 1894,
- die Aufschwungsspanne 1894 bis 1913.
Voraus geht ein Abschnitt über die Problematik der Anwendung des heutigen Geldbegriffs auf die Zeit vor 1914.
Da das vorliegende Quellenmaterial die Ermittlung von Jahresdurchschnittswerten häufig nur auf Kosten der Genauigkeit zugelassen hätte, fanden in den Tabellen Jahresendwerte Verwendung“.
(Sprenger, B., 1982: Geldmengenänderungen in Deutschland im Zeitalter der Industrialisierung (1835 bis 1913). Kölner Vorträge und Abhandlungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Heft 36. Köln: Selbstverlag, S. 9-14).
Zusammenfassung der Ergebnisse
„In der vorliegenden Untersuchung war es nicht möglich, alle Aspekte der Geldmengenänderungen während der Industrialisierungsphase in Deutschland zu behandeln, da dies den Rahmen der Arbeit weit überschritten hätte. Neben ausführlichen Statistiken zur deutschen Geldmengenentwicklung von 1835 bis 1913 konnte aber eine Darstellung der wichtigsten Beziehungen zwischen Geldmengen- und Wirtschaftsverlauf vorgelegt werden. Ferner wurden die Bewegungen einzelner Geldarten (bzw. Geldsurrogatarten) und die Veränderungen des gesamten Geldvolumens analysiert.
Dabei zeigte sich, daß die Geldmenge entscheidenden Veränderungen in doppelter Hinsicht unterlag. Einerseits erfuhr sie eine beträchtliche Vermehrung, andererseits verschob sich ihre Zusammensetzung grundlegend.
Die monetäre Basis des damaligen Währungssystems, der Metallgeldbestand, versechsfachte sich von 850 Mio. Mk. (7835) auf 5200 Mio. Mk. (1913), was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 2,35 v. H. entspricht. Papiergeld und Buchgeld dehnten sich schneller aus. Der Papiergeldbestand erhöhte sich von 84 Mio. Mk. (1835) auf fast 3000 Mio. Mk. (1913)367. Das bedeutete einen Zuwachs von 4,7 v. H. im Jahresdurchschnitt. Die gesamten Bankeinlagen der Nichtbanken (Buchgeld) nahmen von knapp 0,2 Mrd. Mk. (1835) auf 38 Mrd. Mk. (1913) zu. Hier betrug die Wachstumsrate im Jahresdurchschnitt 7,2 v. H.
Das Geldvolumen, d. h. die Geldmenge des Nichtbankensektors, entwickelte sich je nach Abgrenzung von 1835 bis 1913 unterschiedlich:
- G(1), (Metallgeldvolumen) stieg von 0,82 Mrd. Mk. auf 3,03 Mrd. Mk.
- G(2) (Stückgeldvolumen) stieg von 0,910 Mrd. Mk. auf 5,25 Mrd. Mk.
- G(3) (Stückgeld- und Buchgeldvolumen) stieg von 1,07 Mrd. Mk. auf 43,67 Mrd. Mk.
In den Zahlen spiegelt sich die stetig abnehmende Bedeutung des Metallgeldes und die im Gegensatz dazu stark zunehmende Rolle des Buchgeldes wider.
Dementsprechend veränderten sich die Anteile der einzelnen Geldarten am Geldvolumen in der weiteren Fassung (G(3) ) folgendermaßen:
- Metallgeld fiel von 77 v. H. 1835 auf 50 v. H. 1856, 30 v. H. 1870, 20 v. H. 1882, 11 v. H. 1894/1900 und 7 v. H. 1913.
- Papiergeld erhöhte sich zunächst von 7 v. H. 1835 auf 25 v. H. 1871, nahm dann aber ständig ab und erreichte 1913 einen Stand von nur noch 5 v. H.
- Buchgeld dehnte sich dagegen stetig aus; es stieg von 16 v. H. 1835 auf 51 v. H. 1871, 75 v. H. 1888 und 1888 v. H. 1913.
Die außergewöhnlichen Strukturverschiebungen des Geldvolumens lassen die zunehmende Bedeutung des Kreditgeldes und damit des flexibleren Teils der Geldmenge erkennen, der sich den wirtschaftlichen Bedürfnissen und Bedingungen besser anpassen konnte. Eine Geldmenge, bei der Metallgeld, d. h. Warengeld mit dauerndem Charakter dominant geblieben wäre, hätte sich sehr hemmend auf die Industrialisierung auswirken müssen.
Der Wechsel, der im 19. Jahrhundert als Zahlungsmittel und als Kreditmittel eine hervorragende Rolle spielte, hätte die Lücke allein wahrscheinlich nicht schließen können. Nur die fortschreitende Erhöhung des Kreditgeldvolumens, das sich entsprechend der Kreditgewährung veränderte, ermöglichte die Bereitstellung ausreichender Zahlungsmittel. Dabei wurde diese Funktion zunächst, seit den 1850er Jahren, von der Banknote und seit der zweiten Hälfte der 1870er Jahre ergänzend und im verstärkten Maße vom Giralgeld wahrgenommen.
Zwischen dem Metallgeldbestand (bzw. dem Goldbestand) und dem Geldvolumen gab es keine feste, unveränderliche Relation, wie sie für eine volle Funktionsfähigkeit der Goldwährung oder des Goldmechanismus notwendig ist 371 Das kräftige Wachstum des Buchgeldes zeigt, daß eine Expansion des Geldvolumens unabhängig von der Metallgeldbasis möglich war. Der Quotient aus Buchgeldvolumen und Metallgeldbestand stieg von 0,2 (1835) auf 7,4 (1913) "1. Dementsprechend veränderte sich auch der Quotient aus dem Geldvolumen in der weiteren Fassung (G,) und dem Metallgeldbestand, der von 1,26 (1835) auf 8,4 (1913) zunahm "'. Von einer Beherrschung des Geldangebots durch eine zentrale Instanz oder durch einen anonymen Mechanismus - eine Grundforderung der Geldpolitik zur Aufrechterhaltung eines stabilen Preisniveaus 37 - kann angesichts dieser Entwicklung für den hier zugrunde liegenden Zeitraum in Deutschland kaum gesprochen werden.
Das Verhältnis von Stückgeldvolumen zu Metallgeldbestand verharrte dagegen bei einem Wert von ungefähr 1,1 (mit einer Schwankungsbreite von 0,9 bis 1,3). Doch auch hier gab es letztlich kein Abhängigkeitsverhältnis. Der Zufall wollte es, daß die Ausdehnung der Papiergeldzirkulation einherging mit einer ständigen Zunahme der Metallgeldreserven des wachsenden Bankensektors. Demgegenüber stieg die Relation zwischen Papiergeldumlauf (Papiergeldvolumen plus Papiergeldreserven der Banken ohne Notenbanken) und Metall
geldbestand säkular an.
Eine Konstanz der Geldumlaufsgeschwindigkeit gab es in Deutschland während der Industrialisierung nicht. Die Umlaufsgeschwindigkeit des Metallgeldbestandes und die des Stückgeldvolumens verdoppelten sich im säkularen Verlauf von rund 5 (1850) auf 10 (1913), wobei die stärksten Zunahmen in die 1880er Jahre fielen. Ursache dieser Entwicklung war vor allem der Ausbau des Kreditsektors, der durch die Einrichtung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs eine effektivere Nutzung des Stückgeldes bzw. des Metallgeldes ermög
lichte.
Für die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldvolumens in der weiteren Fassung ist dagegen eine säkulare Verminderung von 4 auf 1,2 festzustellen. Im Rahmen des Konjunkturzyklusses unterlag sie, im Gegensatz zu den übrigen Abgrenzungen der Geldumlaufsgeschwindigkeiten, die im Aufschwung stiegen und im Abschwung fielen, kaum Schwankungen.
Gerade für die Phase der Industrialisierung zeigt sich, daß eine Quantifizierung der Geldmenge allein wenig aussagekräftig ist, wenn nicht darüber hinaus die Geldumlaufsgeschwindigkeit, in der sich letztlich menschliches Verhalten ausdrückt, berücksichtigt wird.
Zwischen Geldmenge und nominalem Sozialprodukt bestand langfristig eine gleichgerichtete Entwicklung. Dagegen übten Geldmengenveränderungen auf das reale Wirtschaftswachstum im säkularen Verlauf keinen sichtbaren Einfluß aus. Das läßt sich unter anderem für die sog. Stockungsphase 1874 bis 1894 nachweisen, in der es trotz Geldmengenschrumpfungen - abgesehen von G(3) - und Preisrückgängen zu einem beachtlichen Wirtschaftswachstum kam.
Die in der Gegenwart heftig diskutierte Frage, ob die Geldmenge in erster Linie eine aktive Rolle spielt, d. h. ob von ihr autonome Impulse auf die Wirtschaft ausgehen, oder ob sie sich vornehmlich passiv der Wirtschaftsaktivität anpaßt, läßt sich für Deutschland in der Industrialisierungsphase nicht eindeutig beantworten. Die Metallgeldveränderungen waren von der wirtschaftlichen Aktivität weitgehend unabhängig, so zum Beispiel 1871/73, während sich umgekehrt die Entwicklung der Banknotenzirkulation in der Regel dem wirtschaftlichen Geschehen anpaßte, besonders deutlich in der Stockungsspanne 1874 bis 1894. Für tiefer gehende Analysen fehlen allerdings ausreichend exakte statistische Unterlagen.
Die Höhe des Zinssatzes war weniger vom Umfang der Geldmenge abhängig, als vielmehr von der im Rahmen des Konjunkturzyklusses wechselnden Geldund Kreditnachfrage, zuweilen auch von politischen Ereignissen. So lag der Zins in Prosperitäts- und Boomphasen in der Regel auf einem hohen Niveau, während er in Niedergangs- und Stockungsphasen meistens niedrig war.
Ferner zeigten sich vorwiegend säkulare, aber kaum kurzfristige Abhängigkeiten zwischen Preis- und Geldmengenentwicklung. Vereinzelt kam es zu einer Verstärkung konjunktureller Bewegungen durch exogene Geldmengenveränderungen, so vor allem in den Gründerjahren.
Am Ende unseres Betrachtungszeitraumes (1933) hatte das Geldvolumen in der weiteren Fassung (G(3)) im Deutschen Reich eine Struktur erreicht, die mit der gegenwärtigen Zusammensetzung des Geldvolumens in der Bundesrepublik Deutschland weitgehend übereinstimmt:
- G(3) , bestand am Jahresende 1913 zu 12 v. H. aus Stückgeld und zu 88 v. H. aus Buchgeld,
- M(3) setzte sich am Jahresende 1980 zu 11 v. H. aus Stückgeld und zu 89 v. H. aus Buchgeld zusammen.
Trotz der Metallwährung als Grundlage des Geldwesens hatte sich im Zeitalter der Industrialisierung in Deutschland der allmähliche Obergang vom traditionellen Sach- oder Warengeldsystem zum modernen Kreditgeldsystem vollzogen“ (Sprenger, a.a.O., S. 115-119).
Zur Weiterführung der Geldmengenentwicklung in Deutschland von 1913 bis 1998 siehe:
Sprenger, B., 2002: Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart. 3. aktualisierte Auflage. Paderborn u.a.: Ferdinand Schöningh, S. 197-255.
Methodologie
Untersuchungsgebiet:
Deutschland: im Zeitalter der Industrialisierung 1815 bis 1913; die Zeit der Inflation bis 1923; die Entwicklung des Geldwesens bis zur Weltwirtschaftskrise 1929/33. Die Entwicklung der Geldmenge unter dem Nationalsozialismus 1933 bis 1945. Bundesrepublik Deutschland von 1948 bis 1998.
Deutschland: im Zeitalter der Industrialisierung 1815 bis 1913; die Zeit der Inflation bis 1923; die Entwicklung des Geldwesens bis zur Weltwirtschaftskrise 1929/33. Die Entwicklung der Geldmenge unter dem Nationalsozialismus 1933 bis 1945. Bundesrepublik Deutschland von 1948 bis 1998.
Mehr
Quellentypen:
Forschungsberichte (Bücher, sonstige Veröffentlichungen und wiss. Arbeiten)
Zu den verwendeten Aufsätzen, Monographien, Sammelbänden siehe das Literaturverzeichnis in der beigefügten PDF-Datei.
Datenquellen:
Deutsche Bundesbank: Deutsches Papiergeld 1772-1870, Frankfurt/M. o.J. (1963?).
Deutsche Bundesbank: Das Papiergeld im Deutschen Reich 1971-1948, Frankfurt/M, (1965).
Deutsche Bundesbank: Deutsches Geld- und Bankwesen in Zahlen 1876-1975, Frankfurt/M., 1976.
Forst, H.: die Geldmenge in Deutschland 1927-1937 (unter besonderer Berücksichtigung des Giralgeldes), Rostock 1939.
Hoffmann, W.G.: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Berlin – Heidelberg – New York 1965.
Jacobs, A./Richter, H.: Die Großhandelspreise in Deutschland von 1792 bis 1934, Berlin 1935.
Reichsbank 1876-1900, Die (hrsg. v.d. Reichsbank), Berlin o.J. (1901?)
Reichsbank 1876 bis 1910, Die Organisation und Geschäftsverkehr statistisch dargestellt (hrsg. v.d. Reichsbank), Berlin 1912.
Reichsbank 1901-1925, Die (hrsg. v.d. Reichsbank), Berlin o.J. (1926?)
Rittmann, H.: Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, München 1975.
Spiethoff, A.: die wirtschaftlichen Wechsellage, Bd. 1: Erklärende Beschreibung, Bd. 2: Lange statistische Reihen, Tübingen – Zürich 1955.
Spree, R.: die Wachstumszyklen der deutschen Wirtschaft von 1840 bis 1880, Berlin 1977.
Spree, R.: Wachstumstrends und Konjunkturzyklen in der deutschen Wirtschaft von 1820 bis 1913, Göttingen 1978.
Statistisches Handbuch für das Deutsche Reich, hrsg. v. Kaiserlichen Statistischen Amt, 1. Teil, Berlin 1907.
Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1.Jg. 1880, Berlin 1880, bis 35. Jg. 1914, Berlin 1914, hrsg. v. Kaiserlichen Statistischen Amt; 48. Jg. 1929, Berlin 1929, hrsg. v. Statistischen Reichsamt.
Thorwart, F.: die Entwicklung des Banknotenumlaufs in Deutschland von 1851-1880, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Neue Folge, 7. Bd. (der ganzen Folge 41. Bd.), Jena 1883, S. 193 bis 250.
Tilly, R.: Zeitreihen zum Geldumlauf in Deutschland 1870-1913, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Bd. 187, Stuttgart 1972/73, S. 330 bis 363.
Trapp, P.: Geldmenge, Ausgaben und Preisanstieg in der Bundesrepublik Deutschland, Tübingen 1976.
Forschungsberichte (Bücher, sonstige Veröffentlichungen und wiss. Arbeiten)
Zu den verwendeten Aufsätzen, Monographien, Sammelbänden siehe das Literaturverzeichnis in der beigefügten PDF-Datei.
Datenquellen:
Deutsche Bundesbank: Deutsches Papiergeld 1772-1870, Frankfurt/M. o.J. (1963?).
Deutsche Bundesbank: Das Papiergeld im Deutschen Reich 1971-1948, Frankfurt/M, (1965).
Deutsche Bundesbank: Deutsches Geld- und Bankwesen in Zahlen 1876-1975, Frankfurt/M., 1976.
Forst, H.: die Geldmenge in Deutschland 1927-1937 (unter besonderer Berücksichtigung des Giralgeldes), Rostock 1939.
Hoffmann, W.G.: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Berlin – Heidelberg – New York 1965.
Jacobs, A./Richter, H.: Die Großhandelspreise in Deutschland von 1792 bis 1934, Berlin 1935.
Reichsbank 1876-1900, Die (hrsg. v.d. Reichsbank), Berlin o.J. (1901?)
Reichsbank 1876 bis 1910, Die Organisation und Geschäftsverkehr statistisch dargestellt (hrsg. v.d. Reichsbank), Berlin 1912.
Reichsbank 1901-1925, Die (hrsg. v.d. Reichsbank), Berlin o.J. (1926?)
Rittmann, H.: Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, München 1975.
Spiethoff, A.: die wirtschaftlichen Wechsellage, Bd. 1: Erklärende Beschreibung, Bd. 2: Lange statistische Reihen, Tübingen – Zürich 1955.
Spree, R.: die Wachstumszyklen der deutschen Wirtschaft von 1840 bis 1880, Berlin 1977.
Spree, R.: Wachstumstrends und Konjunkturzyklen in der deutschen Wirtschaft von 1820 bis 1913, Göttingen 1978.
Statistisches Handbuch für das Deutsche Reich, hrsg. v. Kaiserlichen Statistischen Amt, 1. Teil, Berlin 1907.
Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1.Jg. 1880, Berlin 1880, bis 35. Jg. 1914, Berlin 1914, hrsg. v. Kaiserlichen Statistischen Amt; 48. Jg. 1929, Berlin 1929, hrsg. v. Statistischen Reichsamt.
Thorwart, F.: die Entwicklung des Banknotenumlaufs in Deutschland von 1851-1880, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Neue Folge, 7. Bd. (der ganzen Folge 41. Bd.), Jena 1883, S. 193 bis 250.
Tilly, R.: Zeitreihen zum Geldumlauf in Deutschland 1870-1913, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Bd. 187, Stuttgart 1972/73, S. 330 bis 363.
Trapp, P.: Geldmenge, Ausgaben und Preisanstieg in der Bundesrepublik Deutschland, Tübingen 1976.
Verwendete Quellen (ausführliches Verzeichnis):
Ausführliche Quellenangaben und das Literaturverzeichnis: siehe die beigefügte PDF-Datei.
Ausführliche Quellenangaben und das Literaturverzeichnis: siehe die beigefügte PDF-Datei.
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Anmerkungen:
Zu ausgewählten Tabellen vgl. die Anmerkungen in der beigefügten PDF-Datei.
Zeitliche und begriffliche Abgrenzungen:
„In Deutschland setzte die Industrialisierung in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ein. Bis 1913 hatte sich aus dem ehemaligen Agrarstaat ein Industriestaat entwickelt, so daß eine Untersuchung der Geldmengenänderungen Deutschlands während der Industrialisierung den Zeitraum von etwa 1835 bis 1913 umfaßt.
Darüber hinaus liegen weitere Gründe für diese Art der zeitlichen Abgrenzung vor. Die Quellenlage ist für die Zeit vor 1835 so schlecht, daß kaum noch sinnvolle Schätzungen zur Geldmengenentwicklung in Form von Zeitreihen mit jährlichen Angaben möglich sind. Zudem war 1913 das letzte Jahr der Metallwährung; der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 führte zur Abkehr vom Goldstandard in Deutschland b. Die 1924 erfolgte Einführung des Golddevisenstandards brachte keine vollständige Rückkehr, denn neue Goldmünzen wurden nicht geprägt und alte liefen nicht mehr um. Der Zeitraum 1835 bis 1913 umfaßt deshalb - zumindest für den inländischen Zahlungsverkehr - das letzte Stadium der (Edel-) Metallwährung in Deutschland.
Von besonderer Problematik ist bis auf den heutigen Tag die Abgrenzung des Geldbegriffs und demzufolge die „richtige" Definition der Geldmenge e. „Natürlich braucht man zu statistischen Zwecken eine Abgrenzung des Geldbegriffes, wobei man nach irgendeiner Konvention sich richtet. Aber die Theorie des Geldes kann nicht überzeugend beweisen, wo die Grenzen des Begriffes Geld zu ziehen sind". Aus diesem Grund werden häufig mehrere Geldmengengrößen verwendet.
Bei einer historischen Untersuchung kommt erschwerend hinzu, daß auch die zeitgenössischen Geldauffassungen zu berücksichtigen sind. Da sich der Geldbegriff in den vergangenen rund 100 Jahren bedeutend gewandelt hat, können bei der vorliegenden Arbeit aktuelle Gelddefinitionen nicht ohne Modifikationen Anwendung finden. Es ist zwar sinnvoll und notwendig, sich den heutigen Stand der Geldtheorie zunutze zu machen und von aktuellen Geldmengenbegriffen auszugehen, sie müssen jedoch auf die von 1835 bis 1913 in Deutschland herrschende Währung abgestimmt werden. Eine Analyse, die dies nicht beachtet, wie z. B. diejenige von Richard Tilly (Tilly, R.: zum Geldumlauf in Deutschland 1870-1913, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Bd. 187, Stuttgart, 1972/73, S. 330-363), wird den charakteristischen Eigenschaften der deutschen Metallwährung nicht gerecht. So rechnet Tilly zur Geldbasis bzw. zum „Supergeld" Münzen, Banknoten, Reichskassenscheine und Giroguthaben bei der Reichsbank bzw. den Notenbanken. Er berücksichtigt dabei nicht, daß sein „Supergeld" eine sehr heterogene Größe ist (Münzgeld diente zur Deckung von Banknoten und als Reserve für Giroeinlagen bei Notenbanken einschließlich der Reichsbank), während die Geldbasis heute eine homogene Größe darstellt, die von der Bundesbank, die in ihrer Geldschöpfung unabhängig und an keine Deckungsregeln gebunden ist, kontrolliert wird.
Ein zu eng konzipierter Geldbegriff würde, insbesondere vor 1914, nur einen Teil der Zahlungsmittel erfassen, so daß eine Untersuchung von Geldmengenänderungen bruchstückhaft wäre. Hier soll deshalb ein weit gefaßter Geldbegriff zugrunde gelegt werden, der neben Metallgeld (Münzgeld), Papiergeld und Buchgeld (kurzfristig verfügbare Bankeinlagen) auch den Wechsel berücksichtigt, weil dieser im 19. Jahrhundert ein wichtiges Zahlungsmittel darstellte. Nur Metallgeld war nach damaliger Terminologie Bargeld, die übrigen Zahlungsmittelarten galten als Kreditgeld oder als Geldsurrogate.
Um die verschiedenen Geldmengenabgrenzungen der vorliegenden Untersuchung eindeutig voneinander zu trennen, finden die Begriffe Geldmenge, Geldbestand, Geldumlauf und Geldvolumen im folgenden unterschiedliche Verwendung:
- Geldmenge (Metallgeldmenge, Papiergeldmenge, etc.) wird als eine allgemeine, nicht näher differenzierte Geldgröße benutzt.
- Der Geldbestand (Metallgeldbestand, Papiergeldbestand, etc.) umfasst das Geld der gesamten Volkswirtschaft einschließlich des Staates, d. h. das Geld bei Nichtbanken und Banken (Banken einschließlich Notenbanken, Sparkassen, Kreditgenossenschaften, etc.).
- Der Geldumlauf (Metallgeldumlauf, Papiergeldumlauf, etc.) umfasst das Geld bei Nichtbanken und Banken außer den Notenbanken.
- Das Geldvolumen (Metallgeldvolumen, Papiergeldvolumen, etc.) umfasst das Geld bei den Nichtbanken“ (Sprenger, B., a.a.O., S. 11-13).
Verwendete Abkürzungen (und Variablen):
B: Buchgeldvolumen (Bankeinlagen der Nichtbanken);
B(aB): Banknotenbestand;
B(aBZ): Banknotenemission der Königlichen Bank in Berlin (bis 1846) bzw. der Preußischen Bank (1847 bis 1875) bzw. der Reichsbank (ab 1876);
B(aBÜ) Banknotenemission der übrigen deutschen Notenbanken
fl.: Gulden;
G(1) Geldvolumen in der engsten Fassung (M(V)); = Metallgeld bei Nichtbanken; = Metallgeldvolumen;
G(2): Geldvolumen in engeren Fassung (M(V)+P(V)); Stückgeld bei Nichtbanken; = Stückgeldvolumen;
G(3): Geldvolumen in der weiteren Fassung (M(V) + P(V) + B); Stückgeld bei Nichtbanken und Bankeinlagen der Nichtbanken; = Stückgeld- und Buchgeldvolumen.
i: Privatdiskontsatz (Marktzinsfuß);
J: Großhandelspreisindex (1913=100);
M(B): Metallgeldbestand;
M(BA): Metallgeldbestand in Form ausländischer Münzen;
M(R): Metallgeldreserven des gesamten Bankensystems;
M(RB): Metallgeldreserven des Bankensystems ohne Notenbanken;
M(RN): Metallgeldreserven der Notenbanken;
M(U): Metallgeldumlauf;
M(UG): Goldmünzenumlauf;
M(V): Metallgeldvolumen;
Mk.: Mark;
P(B) Papiergeldbestand;
P(R): Papiergeldreserven des gesamten Bankensystems;
P(RB): Papiergeldreserven des Bankensystems ohne Notenbanken;
P(RN): Papiergeldreserven der Notenbanken;
P(U): Papiergeldumlauf;
P(V): Papiergeldvolumen;
P(rB) Privatpapiergeldbestand;
S(B): Stückgeldbestand;
S(R): Stückgeldreserven des gesamten Bankensystems;
S(RB): Stückgeldreserven des Bankensystems ohne Notenbanken;
S(RN): Stückgeldreserven der Notenbanken;
S(U): Stückgeldumlauf;
S(V): Stückgeldvolumen;
St(B): Staatspapiergeldbestand;
Tlr.: Taler;
U(1): Umlaufgeschwindigkeit des Metallgeldbestandes;
U(2): Umlaufgeschwindigkeit des Geldvolumens in der engeren Fassung (Stückgeldvolumen);
U(3): Umlaufgeschwindigkeit des Geldvolumens in der weiteren Fassung;
Y(n): Nettosozialprodukt zu Markpreisen in laufenden Preisen;
Y(r): Nettosozialprodukt zu Marktpreisen in Preisen von 1913.
Beziehungen zwischen den Variablen:
(1) Tabelle A.1:
M(B) = M(BA) + M(BD)
M(B) = M(RN) + M(U)
M(B) = M(R) + M(V)
M(B) = M(RN) + M(RB) + M(V)
M(R) = M(RN) + M(RB)
M(U) = M(RB) + M(V)
(2) Tabelle A.2:
Ba(B) = Ba(BZ) + Ba(BÜ)
(3) Tabelle 4:
P(B) = Ba(B) + ST(B) + Pr(B)
P(B) = P(RN) + P(U)
P(B) = P(R) + P(V)
P(B) = P(RN) + P(RB) + P(V)
P(R) = P(RN) + P(RB)
P(U) = P(RB) + P(V)
(4) Tabelle 7:
S(B) = M(B) + P(B)
S(R) = M(R) + P(R)
S(RN) = M(RN) + P(RN)
S(RB) = M(RB) + P(RB)
S(U) = M(U) + P(U)
S(V) = M(V) + P(V)
S(B) = S(RN) + S(U)
S(B) = S(R) + S(V)
S(B) = S(RN) + S(RB) + S(V)
S(R) = S(RN) + S(RB)
S(U) = S(RB) + S(V)
(5) Tabelle 9:
G(1) = M(V)
G(2) = M(V) + P(V) = S(V) = G(1) + P(V)
G(3) = M(V) + P(V) + B = S(V) + B = G(2) + B
(6) Tabelle 10:
G(3) = M(V) + P(V) + B
(7) Tabelle 11:
U(1) = Y(n) : M(B)
U(2) = Y(n) : G(2)
U(3) = Y(n) : G(3)
Mit: Y(n) = Nettosozialprodukt zu Marktpreisen in laufenden Preisen; M(B) = Metallgeldbestand.
Zur Berechnung der Geldumlaufgeschwindigkeit wurden nicht die Jahresendwerte von M(B), G(2) und G(3) zugrunde gelegt, wie sie in Tab. 1 und Tab. 9 aufgeführt sind, sondern Jahresdurchschnittswerte. Sie lassen sich ermitteln, indem der Jahresendwert des betreffenden Jahres mit dem Jahresendwert des vorhergehenden Jahres addiert und das Ergebnis durch 2 dividiert wird.
Zu ausgewählten Tabellen vgl. die Anmerkungen in der beigefügten PDF-Datei.
Zeitliche und begriffliche Abgrenzungen:
„In Deutschland setzte die Industrialisierung in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ein. Bis 1913 hatte sich aus dem ehemaligen Agrarstaat ein Industriestaat entwickelt, so daß eine Untersuchung der Geldmengenänderungen Deutschlands während der Industrialisierung den Zeitraum von etwa 1835 bis 1913 umfaßt.
Darüber hinaus liegen weitere Gründe für diese Art der zeitlichen Abgrenzung vor. Die Quellenlage ist für die Zeit vor 1835 so schlecht, daß kaum noch sinnvolle Schätzungen zur Geldmengenentwicklung in Form von Zeitreihen mit jährlichen Angaben möglich sind. Zudem war 1913 das letzte Jahr der Metallwährung; der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 führte zur Abkehr vom Goldstandard in Deutschland b. Die 1924 erfolgte Einführung des Golddevisenstandards brachte keine vollständige Rückkehr, denn neue Goldmünzen wurden nicht geprägt und alte liefen nicht mehr um. Der Zeitraum 1835 bis 1913 umfaßt deshalb - zumindest für den inländischen Zahlungsverkehr - das letzte Stadium der (Edel-) Metallwährung in Deutschland.
Von besonderer Problematik ist bis auf den heutigen Tag die Abgrenzung des Geldbegriffs und demzufolge die „richtige" Definition der Geldmenge e. „Natürlich braucht man zu statistischen Zwecken eine Abgrenzung des Geldbegriffes, wobei man nach irgendeiner Konvention sich richtet. Aber die Theorie des Geldes kann nicht überzeugend beweisen, wo die Grenzen des Begriffes Geld zu ziehen sind". Aus diesem Grund werden häufig mehrere Geldmengengrößen verwendet.
Bei einer historischen Untersuchung kommt erschwerend hinzu, daß auch die zeitgenössischen Geldauffassungen zu berücksichtigen sind. Da sich der Geldbegriff in den vergangenen rund 100 Jahren bedeutend gewandelt hat, können bei der vorliegenden Arbeit aktuelle Gelddefinitionen nicht ohne Modifikationen Anwendung finden. Es ist zwar sinnvoll und notwendig, sich den heutigen Stand der Geldtheorie zunutze zu machen und von aktuellen Geldmengenbegriffen auszugehen, sie müssen jedoch auf die von 1835 bis 1913 in Deutschland herrschende Währung abgestimmt werden. Eine Analyse, die dies nicht beachtet, wie z. B. diejenige von Richard Tilly (Tilly, R.: zum Geldumlauf in Deutschland 1870-1913, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Bd. 187, Stuttgart, 1972/73, S. 330-363), wird den charakteristischen Eigenschaften der deutschen Metallwährung nicht gerecht. So rechnet Tilly zur Geldbasis bzw. zum „Supergeld" Münzen, Banknoten, Reichskassenscheine und Giroguthaben bei der Reichsbank bzw. den Notenbanken. Er berücksichtigt dabei nicht, daß sein „Supergeld" eine sehr heterogene Größe ist (Münzgeld diente zur Deckung von Banknoten und als Reserve für Giroeinlagen bei Notenbanken einschließlich der Reichsbank), während die Geldbasis heute eine homogene Größe darstellt, die von der Bundesbank, die in ihrer Geldschöpfung unabhängig und an keine Deckungsregeln gebunden ist, kontrolliert wird.
Ein zu eng konzipierter Geldbegriff würde, insbesondere vor 1914, nur einen Teil der Zahlungsmittel erfassen, so daß eine Untersuchung von Geldmengenänderungen bruchstückhaft wäre. Hier soll deshalb ein weit gefaßter Geldbegriff zugrunde gelegt werden, der neben Metallgeld (Münzgeld), Papiergeld und Buchgeld (kurzfristig verfügbare Bankeinlagen) auch den Wechsel berücksichtigt, weil dieser im 19. Jahrhundert ein wichtiges Zahlungsmittel darstellte. Nur Metallgeld war nach damaliger Terminologie Bargeld, die übrigen Zahlungsmittelarten galten als Kreditgeld oder als Geldsurrogate.
Um die verschiedenen Geldmengenabgrenzungen der vorliegenden Untersuchung eindeutig voneinander zu trennen, finden die Begriffe Geldmenge, Geldbestand, Geldumlauf und Geldvolumen im folgenden unterschiedliche Verwendung:
- Geldmenge (Metallgeldmenge, Papiergeldmenge, etc.) wird als eine allgemeine, nicht näher differenzierte Geldgröße benutzt.
- Der Geldbestand (Metallgeldbestand, Papiergeldbestand, etc.) umfasst das Geld der gesamten Volkswirtschaft einschließlich des Staates, d. h. das Geld bei Nichtbanken und Banken (Banken einschließlich Notenbanken, Sparkassen, Kreditgenossenschaften, etc.).
- Der Geldumlauf (Metallgeldumlauf, Papiergeldumlauf, etc.) umfasst das Geld bei Nichtbanken und Banken außer den Notenbanken.
- Das Geldvolumen (Metallgeldvolumen, Papiergeldvolumen, etc.) umfasst das Geld bei den Nichtbanken“ (Sprenger, B., a.a.O., S. 11-13).
Verwendete Abkürzungen (und Variablen):
B: Buchgeldvolumen (Bankeinlagen der Nichtbanken);
B(aB): Banknotenbestand;
B(aBZ): Banknotenemission der Königlichen Bank in Berlin (bis 1846) bzw. der Preußischen Bank (1847 bis 1875) bzw. der Reichsbank (ab 1876);
B(aBÜ) Banknotenemission der übrigen deutschen Notenbanken
fl.: Gulden;
G(1) Geldvolumen in der engsten Fassung (M(V)); = Metallgeld bei Nichtbanken; = Metallgeldvolumen;
G(2): Geldvolumen in engeren Fassung (M(V)+P(V)); Stückgeld bei Nichtbanken; = Stückgeldvolumen;
G(3): Geldvolumen in der weiteren Fassung (M(V) + P(V) + B); Stückgeld bei Nichtbanken und Bankeinlagen der Nichtbanken; = Stückgeld- und Buchgeldvolumen.
i: Privatdiskontsatz (Marktzinsfuß);
J: Großhandelspreisindex (1913=100);
M(B): Metallgeldbestand;
M(BA): Metallgeldbestand in Form ausländischer Münzen;
M(R): Metallgeldreserven des gesamten Bankensystems;
M(RB): Metallgeldreserven des Bankensystems ohne Notenbanken;
M(RN): Metallgeldreserven der Notenbanken;
M(U): Metallgeldumlauf;
M(UG): Goldmünzenumlauf;
M(V): Metallgeldvolumen;
Mk.: Mark;
P(B) Papiergeldbestand;
P(R): Papiergeldreserven des gesamten Bankensystems;
P(RB): Papiergeldreserven des Bankensystems ohne Notenbanken;
P(RN): Papiergeldreserven der Notenbanken;
P(U): Papiergeldumlauf;
P(V): Papiergeldvolumen;
P(rB) Privatpapiergeldbestand;
S(B): Stückgeldbestand;
S(R): Stückgeldreserven des gesamten Bankensystems;
S(RB): Stückgeldreserven des Bankensystems ohne Notenbanken;
S(RN): Stückgeldreserven der Notenbanken;
S(U): Stückgeldumlauf;
S(V): Stückgeldvolumen;
St(B): Staatspapiergeldbestand;
Tlr.: Taler;
U(1): Umlaufgeschwindigkeit des Metallgeldbestandes;
U(2): Umlaufgeschwindigkeit des Geldvolumens in der engeren Fassung (Stückgeldvolumen);
U(3): Umlaufgeschwindigkeit des Geldvolumens in der weiteren Fassung;
Y(n): Nettosozialprodukt zu Markpreisen in laufenden Preisen;
Y(r): Nettosozialprodukt zu Marktpreisen in Preisen von 1913.
Beziehungen zwischen den Variablen:
(1) Tabelle A.1:
M(B) = M(BA) + M(BD)
M(B) = M(RN) + M(U)
M(B) = M(R) + M(V)
M(B) = M(RN) + M(RB) + M(V)
M(R) = M(RN) + M(RB)
M(U) = M(RB) + M(V)
(2) Tabelle A.2:
Ba(B) = Ba(BZ) + Ba(BÜ)
(3) Tabelle 4:
P(B) = Ba(B) + ST(B) + Pr(B)
P(B) = P(RN) + P(U)
P(B) = P(R) + P(V)
P(B) = P(RN) + P(RB) + P(V)
P(R) = P(RN) + P(RB)
P(U) = P(RB) + P(V)
(4) Tabelle 7:
S(B) = M(B) + P(B)
S(R) = M(R) + P(R)
S(RN) = M(RN) + P(RN)
S(RB) = M(RB) + P(RB)
S(U) = M(U) + P(U)
S(V) = M(V) + P(V)
S(B) = S(RN) + S(U)
S(B) = S(R) + S(V)
S(B) = S(RN) + S(RB) + S(V)
S(R) = S(RN) + S(RB)
S(U) = S(RB) + S(V)
(5) Tabelle 9:
G(1) = M(V)
G(2) = M(V) + P(V) = S(V) = G(1) + P(V)
G(3) = M(V) + P(V) + B = S(V) + B = G(2) + B
(6) Tabelle 10:
G(3) = M(V) + P(V) + B
(7) Tabelle 11:
U(1) = Y(n) : M(B)
U(2) = Y(n) : G(2)
U(3) = Y(n) : G(3)
Mit: Y(n) = Nettosozialprodukt zu Marktpreisen in laufenden Preisen; M(B) = Metallgeldbestand.
Zur Berechnung der Geldumlaufgeschwindigkeit wurden nicht die Jahresendwerte von M(B), G(2) und G(3) zugrunde gelegt, wie sie in Tab. 1 und Tab. 9 aufgeführt sind, sondern Jahresdurchschnittswerte. Sie lassen sich ermitteln, indem der Jahresendwert des betreffenden Jahres mit dem Jahresendwert des vorhergehenden Jahres addiert und das Ergebnis durch 2 dividiert wird.
Mehr
Sachliche Untergliederung der Datentabellen:
A. Geldmengenänderungen in Deutschland im Zeitalter der Industrialisierung (1835 bis 1913)
(Tabellen 1 bis 8 von Sprenger, 1982)
A.1 Die Entwicklung der Metallgeldmenge in Deutschland (1835-1913)
A.2 Die Entwicklung des Banknotenbestandes (1835-1913)
A.3 Die Entwicklung des Staatspapiergeldbestandes (1835-1913)
A.4 Die Entwicklung der Papiergeldmenge (1835-1913)
A.5 Die Zusammensetzung des Papiergeldbestandes (1835-1913)
A.6 Die Entwicklung des Buchgeldvolumens (1835-1913)
A.7 Die Entwicklung der Stückgeldmenge (1835-1913)
A.8 Die Zusammensetzung der Stückgeldmenge (1835-1913)
A.9 Entwicklung und Zusammensetzung der Geldmenge in Großbritannien, Frankreich und Deutschland (1850-1913)
B. Die Entwicklung des Geldvolumens im Zeitalter der Industrialisierung (1835 bis 1913)
(Tabellen 9 bis 11 von Sprenger, 1982)
B.1 Die Entwicklung des Geldvolumens in verschiedenen Abgrenzungen (1835-1913)
B.2 Die Zusammensetzung des Geldvolumens in der weiteren Fassung (1835-1913)
B.3 Die Entwicklung der Geldumlaufgeschwindigkeit (1850-1913)
C. Entwicklung der Geldmenge 1918 bis 1945
C.1 Die Entwicklung der Stückgeldmenge in Mrd. Mark (1913-1918)
C.2 Preisentwicklung und Dollarkurs (1913-1918)
C.3a Die Entwicklung der Stückgeldmenge und der schwebenden Reichsschuld (1918-1923)
C.3b Die Entwicklung der Stückgeldmenge und der schwebenden Reichsschuld (1918-1923)
C.4 Preisentwicklung und Dollarkurs (1918-1923)
C.5 Entwicklung und Zusammensetzung der Geldmenge (1924-1933)
C.6 Die Entwicklung von Geldmenge, Preisniveau, Sozialprodukt und Reichsverschuldung unter dem Nationalsozialismus (1933-1945)
C.7 Die Entwicklung der Stückgeldmenge (1928-1945)
C.8 Zusammensetzung der Geldbasis in Deutschland (1914-1922)
D. Die Entwicklung der Geldmenge in der Bundesrepublik Deutschland
D.1 Geldmenge, Preise und Zinsen in der Bundesrepublik Deutschland (1948-1998)
E. Ergänzende Zeitreihen
E.1 Ergänzende Zeitreihen (1835-1959)
E.2 Die Zusammensetzung des Bargeldvorrats – Die Reichsbank (1876-1921)
E.3 Durchschnittliche Zusammensetzung des Metallgeldvorrats – Die Reichsbank (1876-
E.4 Giroverkehr – Die Reichsbank (1876-1924)
A. Geldmengenänderungen in Deutschland im Zeitalter der Industrialisierung (1835 bis 1913)
(Tabellen 1 bis 8 von Sprenger, 1982)
A.1 Die Entwicklung der Metallgeldmenge in Deutschland (1835-1913)
A.2 Die Entwicklung des Banknotenbestandes (1835-1913)
A.3 Die Entwicklung des Staatspapiergeldbestandes (1835-1913)
A.4 Die Entwicklung der Papiergeldmenge (1835-1913)
A.5 Die Zusammensetzung des Papiergeldbestandes (1835-1913)
A.6 Die Entwicklung des Buchgeldvolumens (1835-1913)
A.7 Die Entwicklung der Stückgeldmenge (1835-1913)
A.8 Die Zusammensetzung der Stückgeldmenge (1835-1913)
A.9 Entwicklung und Zusammensetzung der Geldmenge in Großbritannien, Frankreich und Deutschland (1850-1913)
B. Die Entwicklung des Geldvolumens im Zeitalter der Industrialisierung (1835 bis 1913)
(Tabellen 9 bis 11 von Sprenger, 1982)
B.1 Die Entwicklung des Geldvolumens in verschiedenen Abgrenzungen (1835-1913)
B.2 Die Zusammensetzung des Geldvolumens in der weiteren Fassung (1835-1913)
B.3 Die Entwicklung der Geldumlaufgeschwindigkeit (1850-1913)
C. Entwicklung der Geldmenge 1918 bis 1945
C.1 Die Entwicklung der Stückgeldmenge in Mrd. Mark (1913-1918)
C.2 Preisentwicklung und Dollarkurs (1913-1918)
C.3a Die Entwicklung der Stückgeldmenge und der schwebenden Reichsschuld (1918-1923)
C.3b Die Entwicklung der Stückgeldmenge und der schwebenden Reichsschuld (1918-1923)
C.4 Preisentwicklung und Dollarkurs (1918-1923)
C.5 Entwicklung und Zusammensetzung der Geldmenge (1924-1933)
C.6 Die Entwicklung von Geldmenge, Preisniveau, Sozialprodukt und Reichsverschuldung unter dem Nationalsozialismus (1933-1945)
C.7 Die Entwicklung der Stückgeldmenge (1928-1945)
C.8 Zusammensetzung der Geldbasis in Deutschland (1914-1922)
D. Die Entwicklung der Geldmenge in der Bundesrepublik Deutschland
D.1 Geldmenge, Preise und Zinsen in der Bundesrepublik Deutschland (1948-1998)
E. Ergänzende Zeitreihen
E.1 Ergänzende Zeitreihen (1835-1959)
E.2 Die Zusammensetzung des Bargeldvorrats – Die Reichsbank (1876-1921)
E.3 Durchschnittliche Zusammensetzung des Metallgeldvorrats – Die Reichsbank (1876-
E.4 Giroverkehr – Die Reichsbank (1876-1924)
Bearbeitungshinweise
Datum der Archivierung: Mai 2006
Jahr der Online-Publikation:
Bearbeiter in GESIS: Alexander Todorov/Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Jahr der Online-Publikation:
Bearbeiter in GESIS: Alexander Todorov/Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Materialien zur Studie
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