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Studien Zeitreihen |
ZA 8280 | Geld | Eistert, Ekkehard; Ringel, Johannes, Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913. |
26 Zeitreihen (1883 - 1913) 8 Tabellen |
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Bibliographische Angaben
Studiennummer: ZA 8280
Studientitel: Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1883 - 1913
Primärforscher: Eistert, Ekkehard; Ringel, Johannes
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Eistert, E./Ringel, J., 1971: Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913. In: Hoffmann, W. G. (Hrsg.), 1971: Untersuchungen zum Wachstum der deutschen Wirtschaft. Tübingen: Mohr (Paul Siebeck), S. 93-165.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Eistert, Ekkehard; Ringel, Johannes, (1971 [2007]) Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8280
Datenfile Version 1.0.0
Studientitel: Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1883 - 1913
Primärforscher: Eistert, Ekkehard; Ringel, Johannes
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Eistert, E./Ringel, J., 1971: Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913. In: Hoffmann, W. G. (Hrsg.), 1971: Untersuchungen zum Wachstum der deutschen Wirtschaft. Tübingen: Mohr (Paul Siebeck), S. 93-165.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Eistert, Ekkehard; Ringel, Johannes, (1971 [2007]) Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8280
Datenfile Version 1.0.0
Inhalt der Studie
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Studienbeschreibung:
Die Untersuchung hat das Ziel, den Zusammenhang zwischen der Kreditgewährung der Finanzierungsinstitutionen und der wirtschaftlichen Entwicklung zu beschreiben. Als Indikatoren der wirtschaftlichen Entwicklung werden sowohl das Volkseinkommen als auch die Investitionen verwendet werden. Eine Analyse in dieser Richtung auf der Grundlage der Zahlen von Walther G. Hoffmann (1965) führt zwar zu dem Ergebnis einer ständig steigenden Bedeutung der Finanzierungsinstitutionen, insbesondere der Banken. Es bestehen aber erhebliche theoretische Bedenken gegenüber der Verwendbarkeit der Hoffmann-Zahlen, denn eine exakte Analyse erfordert Strömungsgrößen der Kreditgewährung. Die Studie ermittelt die notwendigen Strömungsgrößen und vergleicht diese mit den Bestandsgrößen (Hoffmann-Zahlen). Da es nicht möglich war, das vorhandene Zahlenmaterial von Hoffmann (1965) in einer der Themenstellung adäquaten Form umzurechnen), war eine eigenen Zahlenermittlung erforderlich, die auf dem Urmaterial (Bankstatistiken) aufbaut und unter Anwendung geeigneter Schätzverfahren die Strömungsgrößen des Bankensystems ermittelt. Bei der Zahlengewinnung der Bankkredite von 1883 bis 1913 werden die Reichsbank, die Privatnotenbanken und die Aktien-Kreditbanken (in der Untersuchung mit dem Begriff „Bankensystem“ bezeichnet) statistisch erfasst.
Danach konnte in einem Vergleich gezeigt werden, dass erhebliche Divergenzen nicht nur im Niveau, sondern auch in der Richtungsänderung und der Wachstumsrate der gewährten Kredite bestehen. Das bedeutet, dass eine Analyse über den Zusammenhang von Volkseinkommen oder Investitionen (als Indikator der wirtschaftlichen Entwicklung) und gewährten Krediten des Bankensystems, die auf der Grundlage von Bestands- oder Bestandsveränderungszahlen durchgeführt wird, fast durchgehend zu irreführenden Schlüssen gelangen muss.
„Die größte Schwierigkeit, auf die eine Beschreibung des Zusammenhanges stößt, ist die Ermittlung der gewährten Kredite der Finanzierungsinstitutionen. Denn, wie durchaus einsichtig, ist eine periodenbezogene Gegenüberstellung von Investitionen. (oder Volkseinkommen) und gewährten Krediten nur dann sinnvoll, wenn der Strömungsgröße Investitionen ebenfalls eine Strömungsgröße, also die in einer Periode neu gewährten Kredite, gegenübergestellt wird. Nur dann ist eine Aussage über den Anteil der Kreditfinanzierung an der „Ausgabe" Investitionen möglich. Hier Bestandsgrößen der Kreditgewährung zu verwenden, ist äußerst problematisch. Denn einmal sind in der periodenbezogenen Bestandsgröße Bestände vorhergehender Perioden (besonders bei langfristigen Krediten) enthalten und zum anderen sind die von den neu gewährten Krediten in der gleichen Periode zurückgezahlten Teile in ihr nicht mehr erfaßt. Und die Annahme, daß sich diese beiden entgegen gesetzten Tendenzen gegeneinander aufheben ist durch nichts begründbar.
Untersucht man unter diesem Gesichtspunkt das bisher einzig vorhandene Datenmaterial von Hoffmann, Grumbach und Hesse (Hoffmann, W.G./Grumbach, F./Hesse H., 1965: Das Wachstum der Deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin/Heidelberg/New York: Springer, S. 728ff), dann treten erhebliche Zweifel an der Verwendbarkeit ihrer Zahlen auf, da sie u. a. bei der Ermittlung der sog. „insgesamten Nettofinanzierung" aller Finanzierungsinstitutio¬nen ohne Ausnahme mit Bestandsgrößen bzw. deren Veränderungen argu¬mentieren. Kann sich dies bei den langfristigen Kreditarten noch als relativ unproblematisch herausstellen, so muß diese Methode der Ermittlung von Finanzierungsreihen für die kurzfristigen Kreditarten zu irreführenden Er¬gebnissen führen. Das bedeutet, daß zumindest die für das Bankensystem (Geschäfts- und Notenbanken) ermittelten Zahlen keine echte Wiedergabe der von den Banken pro Periode bereitgestellten Kredite sind. Aus diesem Grunde wird es notwendig, eigene Reihen der Kreditgewährung der Bank im Hinblick auf das Ziel der Analyse - Darstellung der Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums in Deutschland mit Hilfe von Krediten – zu ermitteln.
Die Untersuchung gliedert sich in zwei Abschnitte. In einem ersten Teil wird eine auf den Zahlen von Hoffmann, Grumbach und Hesse aufbauende Analyse der Finanzierung der Nettoinvestitionen in Deutschland von 1850 bis 1913 vorgenommen. In einem zweiten Teil schließt sich dann eine speziell auf die Banken bezo¬gene Untersuchung über die Finanzierung der Investitionen und des Volks¬einkommens in Deutschland 1883-1913 an, die auf Strömungsgrößen der Kreditgewährung der Banken basiert. Dabei liegt das Hauptgewicht auf einer möglichst umfassenden Beschreibung der Ermittlung der Zahlen, um eine Weiterverwendung zu ermöglichen. Diese Intention ist auch mit ein Grund dafür, daß von einer tiefergehenden Spezifizierung des Datenmate¬rials abgesehen wurde, da diese die Gefahr in sich birgt, daß das Material lediglich für wenige Fragestellungen verwendbar ist“
(Eistert, E./Ringel, J., 1971: Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913. In: Hoffmann, W. G. (Hrsg.), 1971: Untersuchungen zum Wachstum der deutschen Wirtschaft. Tübingen: Mohr (Paul Siebeck), S. 96f).
„Die sich an diesen Vergleich anschließende Gegenüberstellung von Volkseinkommen und neu gewährten Krediten brachte im Einzelnen folgende Ergebnisse:
- Tendenziell nimmt die Bedeutung der Banken als Finanzierungsquelle für das wirtschaftliche Wachstum ständig zu.
- Zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und den von Banken neu gewährten Krediten besteht kein Zusammenhang derart, dass einer Verminderung/Erhöhung der neu gewährten Kredite eine Senkung/Steigerung des Wachstums notwendigerweise folgt. Vielmehr ist in ca. 30 % des Unter¬suchungszeitraumes eine Volkseinkommenssteigerung trotz sinkender Kredite der Banken eingetreten.
- Für die Finanzierung des Wachstums stellen die Banken fast ausschließlich kurzfristige Mittel zur Verfügung. So nimmt der Anteil der Kontokor¬rentkredite an der Gesamtheit der von Banken neu gewährten Kredite von 50,8 % (1883) bis auf 70,7% (1909) zu, während der Anteil der langfristigen Kredite (Wertpapiere) von 12 % (1883) auf 0,3 % (1913) zur Bedeutungslosigkeit abfällt.
- Als Träger der Wachstumsfinanzierung sind innerhalb des Banksektors die Geschäftsbanken dominierend. Sie stellen zwischen 84,5 % (1883) und 95,8 % (1913) aller neu gewährten Kredite dar. Der von der Reichsbank zur Verfügung gestellte Anteil ist damit für eine Beeinflussung der wirtschaftlichen Entwicklung unerheblich.
- Der strukturelle Aufbau der Kreditarten ist bei den Geschäftsbanken und der Reichsbank ähnlich. Bei beiden dominieren Kontokorrentkredite vor Wechseln und Lombarddarlehen.
Nach der Gegenüberstellung von Volkseinkommen und neu gewährten Krediten der Banken wurde versucht, die Bedeutung der Bankenfinanzierung für die Entwicklung der Investitionen zu beschreiben. Dabei ergab sich, dass von 1883 bis 1895 durchschnittlich 50 % der Nettoinvestitionen durch langfristige Kredite der Banken (Wertpapiere) finanziert werden. Danach sinkt der Anteil auf ca. 25 % ab. Ähnlich wie bei der Gegenüberstellung von Volkseinkom¬men und Krediten lässt sich auch für Investitionen und Investitionskredite kein Zusammenhang feststellen derart, daß Richtungsänderungen und Wachstumsraten von Krediten und Investitionen in jedem Falle gleich verlaufen“ /Eistert, E./Ringel, J., a.a.O., S. 165).
Die Untersuchung hat das Ziel, den Zusammenhang zwischen der Kreditgewährung der Finanzierungsinstitutionen und der wirtschaftlichen Entwicklung zu beschreiben. Als Indikatoren der wirtschaftlichen Entwicklung werden sowohl das Volkseinkommen als auch die Investitionen verwendet werden. Eine Analyse in dieser Richtung auf der Grundlage der Zahlen von Walther G. Hoffmann (1965) führt zwar zu dem Ergebnis einer ständig steigenden Bedeutung der Finanzierungsinstitutionen, insbesondere der Banken. Es bestehen aber erhebliche theoretische Bedenken gegenüber der Verwendbarkeit der Hoffmann-Zahlen, denn eine exakte Analyse erfordert Strömungsgrößen der Kreditgewährung. Die Studie ermittelt die notwendigen Strömungsgrößen und vergleicht diese mit den Bestandsgrößen (Hoffmann-Zahlen). Da es nicht möglich war, das vorhandene Zahlenmaterial von Hoffmann (1965) in einer der Themenstellung adäquaten Form umzurechnen), war eine eigenen Zahlenermittlung erforderlich, die auf dem Urmaterial (Bankstatistiken) aufbaut und unter Anwendung geeigneter Schätzverfahren die Strömungsgrößen des Bankensystems ermittelt. Bei der Zahlengewinnung der Bankkredite von 1883 bis 1913 werden die Reichsbank, die Privatnotenbanken und die Aktien-Kreditbanken (in der Untersuchung mit dem Begriff „Bankensystem“ bezeichnet) statistisch erfasst.
Danach konnte in einem Vergleich gezeigt werden, dass erhebliche Divergenzen nicht nur im Niveau, sondern auch in der Richtungsänderung und der Wachstumsrate der gewährten Kredite bestehen. Das bedeutet, dass eine Analyse über den Zusammenhang von Volkseinkommen oder Investitionen (als Indikator der wirtschaftlichen Entwicklung) und gewährten Krediten des Bankensystems, die auf der Grundlage von Bestands- oder Bestandsveränderungszahlen durchgeführt wird, fast durchgehend zu irreführenden Schlüssen gelangen muss.
„Die größte Schwierigkeit, auf die eine Beschreibung des Zusammenhanges stößt, ist die Ermittlung der gewährten Kredite der Finanzierungsinstitutionen. Denn, wie durchaus einsichtig, ist eine periodenbezogene Gegenüberstellung von Investitionen. (oder Volkseinkommen) und gewährten Krediten nur dann sinnvoll, wenn der Strömungsgröße Investitionen ebenfalls eine Strömungsgröße, also die in einer Periode neu gewährten Kredite, gegenübergestellt wird. Nur dann ist eine Aussage über den Anteil der Kreditfinanzierung an der „Ausgabe" Investitionen möglich. Hier Bestandsgrößen der Kreditgewährung zu verwenden, ist äußerst problematisch. Denn einmal sind in der periodenbezogenen Bestandsgröße Bestände vorhergehender Perioden (besonders bei langfristigen Krediten) enthalten und zum anderen sind die von den neu gewährten Krediten in der gleichen Periode zurückgezahlten Teile in ihr nicht mehr erfaßt. Und die Annahme, daß sich diese beiden entgegen gesetzten Tendenzen gegeneinander aufheben ist durch nichts begründbar.
Untersucht man unter diesem Gesichtspunkt das bisher einzig vorhandene Datenmaterial von Hoffmann, Grumbach und Hesse (Hoffmann, W.G./Grumbach, F./Hesse H., 1965: Das Wachstum der Deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin/Heidelberg/New York: Springer, S. 728ff), dann treten erhebliche Zweifel an der Verwendbarkeit ihrer Zahlen auf, da sie u. a. bei der Ermittlung der sog. „insgesamten Nettofinanzierung" aller Finanzierungsinstitutio¬nen ohne Ausnahme mit Bestandsgrößen bzw. deren Veränderungen argu¬mentieren. Kann sich dies bei den langfristigen Kreditarten noch als relativ unproblematisch herausstellen, so muß diese Methode der Ermittlung von Finanzierungsreihen für die kurzfristigen Kreditarten zu irreführenden Er¬gebnissen führen. Das bedeutet, daß zumindest die für das Bankensystem (Geschäfts- und Notenbanken) ermittelten Zahlen keine echte Wiedergabe der von den Banken pro Periode bereitgestellten Kredite sind. Aus diesem Grunde wird es notwendig, eigene Reihen der Kreditgewährung der Bank im Hinblick auf das Ziel der Analyse - Darstellung der Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums in Deutschland mit Hilfe von Krediten – zu ermitteln.
Die Untersuchung gliedert sich in zwei Abschnitte. In einem ersten Teil wird eine auf den Zahlen von Hoffmann, Grumbach und Hesse aufbauende Analyse der Finanzierung der Nettoinvestitionen in Deutschland von 1850 bis 1913 vorgenommen. In einem zweiten Teil schließt sich dann eine speziell auf die Banken bezo¬gene Untersuchung über die Finanzierung der Investitionen und des Volks¬einkommens in Deutschland 1883-1913 an, die auf Strömungsgrößen der Kreditgewährung der Banken basiert. Dabei liegt das Hauptgewicht auf einer möglichst umfassenden Beschreibung der Ermittlung der Zahlen, um eine Weiterverwendung zu ermöglichen. Diese Intention ist auch mit ein Grund dafür, daß von einer tiefergehenden Spezifizierung des Datenmate¬rials abgesehen wurde, da diese die Gefahr in sich birgt, daß das Material lediglich für wenige Fragestellungen verwendbar ist“
(Eistert, E./Ringel, J., 1971: Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913. In: Hoffmann, W. G. (Hrsg.), 1971: Untersuchungen zum Wachstum der deutschen Wirtschaft. Tübingen: Mohr (Paul Siebeck), S. 96f).
„Die sich an diesen Vergleich anschließende Gegenüberstellung von Volkseinkommen und neu gewährten Krediten brachte im Einzelnen folgende Ergebnisse:
- Tendenziell nimmt die Bedeutung der Banken als Finanzierungsquelle für das wirtschaftliche Wachstum ständig zu.
- Zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und den von Banken neu gewährten Krediten besteht kein Zusammenhang derart, dass einer Verminderung/Erhöhung der neu gewährten Kredite eine Senkung/Steigerung des Wachstums notwendigerweise folgt. Vielmehr ist in ca. 30 % des Unter¬suchungszeitraumes eine Volkseinkommenssteigerung trotz sinkender Kredite der Banken eingetreten.
- Für die Finanzierung des Wachstums stellen die Banken fast ausschließlich kurzfristige Mittel zur Verfügung. So nimmt der Anteil der Kontokor¬rentkredite an der Gesamtheit der von Banken neu gewährten Kredite von 50,8 % (1883) bis auf 70,7% (1909) zu, während der Anteil der langfristigen Kredite (Wertpapiere) von 12 % (1883) auf 0,3 % (1913) zur Bedeutungslosigkeit abfällt.
- Als Träger der Wachstumsfinanzierung sind innerhalb des Banksektors die Geschäftsbanken dominierend. Sie stellen zwischen 84,5 % (1883) und 95,8 % (1913) aller neu gewährten Kredite dar. Der von der Reichsbank zur Verfügung gestellte Anteil ist damit für eine Beeinflussung der wirtschaftlichen Entwicklung unerheblich.
- Der strukturelle Aufbau der Kreditarten ist bei den Geschäftsbanken und der Reichsbank ähnlich. Bei beiden dominieren Kontokorrentkredite vor Wechseln und Lombarddarlehen.
Nach der Gegenüberstellung von Volkseinkommen und neu gewährten Krediten der Banken wurde versucht, die Bedeutung der Bankenfinanzierung für die Entwicklung der Investitionen zu beschreiben. Dabei ergab sich, dass von 1883 bis 1895 durchschnittlich 50 % der Nettoinvestitionen durch langfristige Kredite der Banken (Wertpapiere) finanziert werden. Danach sinkt der Anteil auf ca. 25 % ab. Ähnlich wie bei der Gegenüberstellung von Volkseinkom¬men und Krediten lässt sich auch für Investitionen und Investitionskredite kein Zusammenhang feststellen derart, daß Richtungsänderungen und Wachstumsraten von Krediten und Investitionen in jedem Falle gleich verlaufen“ /Eistert, E./Ringel, J., a.a.O., S. 165).
Methodologie
Untersuchungsgebiet:
Deutsches Reich, 1883 bis 1913.
Deutsches Reich, 1883 bis 1913.
Mehr
Quellentypen:
Die Reichsbank 1876-1925, Berlin.
Der Deutsche Oekonomist, Wochenschrift für finanzielle und volkswirtschaftliche Angelegenheiten und Versicherungen, Berlin 1. Jg. (1883), ff
Verwendete Publikationen:
J. Lienhart, Die Reichsbank von 1876-1933 auf Grund ihrer Bilanzen und Erfolgsrechnungen, Würzburg 1936; S. 216f.
H. Kleiner, Emissionsstatistik in Deutschland. In: Münchener Volkswirtschaftliche Studien, Hrsg. L. Brentano und W. Lotz. 131. Stück, Stuttgart und Berlin.
Die Reichsbank 1876-1925, Berlin.
Der Deutsche Oekonomist, Wochenschrift für finanzielle und volkswirtschaftliche Angelegenheiten und Versicherungen, Berlin 1. Jg. (1883), ff
Verwendete Publikationen:
J. Lienhart, Die Reichsbank von 1876-1933 auf Grund ihrer Bilanzen und Erfolgsrechnungen, Würzburg 1936; S. 216f.
H. Kleiner, Emissionsstatistik in Deutschland. In: Münchener Volkswirtschaftliche Studien, Hrsg. L. Brentano und W. Lotz. 131. Stück, Stuttgart und Berlin.
Mehr
Verwendete Quellen (ausführliches Verzeichnis):
Tabelle 1:
Die Reichsbank 1876 1910, Berlin 1912, S. 131 und 158f.; Die Reichsbank 1901-1925, Berlin, o. J., S. 69 und 76f.
Die im Zeitraum 1883-1910 in Deutschland in Umlauf gelangten Wechsel: J. Lienhart, Die Reichsbank von 1876-1933 auf Grund ihrer Bilanzen und Erfolgsrechnungen, Würzburg 1936; S. 216f.
1911-1913: Das angewandte Verfahren ist beschrieben in Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 161. Fußnote 2. Der als Ausgangsbasis notwendige Ertrag der Wechselstempelsteuer der Jahre 1911-1913 ist entnommen aus: Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, Hrsg. Vom Kaiserlichen Statistischen Amt Berlin, 36. Jg. (1915) und 40. Jg. (1919).
Der Deutsche Oekonomist, a.a.O., 32. Jg. (1914), S. 570.
Ebenda, S. 595.
Reichsbankbilanzen. Veröffentlicht in: Verwaltungsberichte der Reichsbank für die Jahre 1883 ff., Berlin o.J.
Tabelle 2:
Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 130; Die Reichsbank 1901 bis 1925, a.a.O., S. 68.
Tabelle 3:
Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 131 ff.; Die Reichsbank 1901-1925, a.a.O., S. 69 ff.
Der Zeitraum, in dem die Reichsbank durchschnittlich die angekauften Wechsel in ihrem Portefeuille hält, ist für jedes einzelne Jahr angegeben in Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 131, J. Lienhart, a.a.O., S. 127.
Tabelle 4:
Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 166; Die Reichsbank 1901 bis 1925, a.a.O., S. 80.
Tabelle 5:
Der Deutsche Oekonomist, a.a.O., 32. Jg. (1914), S. 570 und 595.
Tabelle 6:
Verwaltungsberichte der Reichsbank für die Jahre 1883 ff. Berlin o. J.
Der Deutsche Oekonomist, a.a.O., 32. Jg. (1914), S. 570 und 595.
Der Deutsche Oekonomist, a.a.O., 32. Jg. (1914), S. 561.
H. Kleiner, Emissionsstatistik in Deutschland. In: Münchener Volkswirtschaftliche Studien, Hrsg. L. Brentano und W. Lotz. 131. Stück, Stuttgart und Berlin.
Tabelle 7:
Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich. Hrsg. vom Kaiserlichen Statistischen Amt. Jg. 12 (1891) ff. Abschnitt XV. Finanzwesen. Reichstempelabgabe für Wertpapiere.
Zulassungsstatistik des Deutschen Oekonomist von 1883 bis 1895. Zusammengefasst in H. Kleiner, a.a.O., S. 119 ff.
Reichsgesetz vom 1.7.1881 in Reichs-Gesetzblatt 1881, S. 185 ff. Reichsgesetz vom 29.5.1885 in Reichs-Gesetzblatt 1885, S. 171 und 179. Reichsgesetz vom 24.4.1894. Zitiert nach H. Kleiner, a.a.O., S. 50 und 59.
Salings Börsenpapiere. 2ter Teil. Jg. 1882/83 ff. Kapitel ‚Staatspapiere’.
Tabelle 8:
H. Kleiner, a.a.O., S. 125-128 und S. 132 f.
Tabelle 1:
Die Reichsbank 1876 1910, Berlin 1912, S. 131 und 158f.; Die Reichsbank 1901-1925, Berlin, o. J., S. 69 und 76f.
Die im Zeitraum 1883-1910 in Deutschland in Umlauf gelangten Wechsel: J. Lienhart, Die Reichsbank von 1876-1933 auf Grund ihrer Bilanzen und Erfolgsrechnungen, Würzburg 1936; S. 216f.
1911-1913: Das angewandte Verfahren ist beschrieben in Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 161. Fußnote 2. Der als Ausgangsbasis notwendige Ertrag der Wechselstempelsteuer der Jahre 1911-1913 ist entnommen aus: Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, Hrsg. Vom Kaiserlichen Statistischen Amt Berlin, 36. Jg. (1915) und 40. Jg. (1919).
Der Deutsche Oekonomist, a.a.O., 32. Jg. (1914), S. 570.
Ebenda, S. 595.
Reichsbankbilanzen. Veröffentlicht in: Verwaltungsberichte der Reichsbank für die Jahre 1883 ff., Berlin o.J.
Tabelle 2:
Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 130; Die Reichsbank 1901 bis 1925, a.a.O., S. 68.
Tabelle 3:
Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 131 ff.; Die Reichsbank 1901-1925, a.a.O., S. 69 ff.
Der Zeitraum, in dem die Reichsbank durchschnittlich die angekauften Wechsel in ihrem Portefeuille hält, ist für jedes einzelne Jahr angegeben in Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 131, J. Lienhart, a.a.O., S. 127.
Tabelle 4:
Die Reichsbank 1876-1910, a.a.O., S. 166; Die Reichsbank 1901 bis 1925, a.a.O., S. 80.
Tabelle 5:
Der Deutsche Oekonomist, a.a.O., 32. Jg. (1914), S. 570 und 595.
Tabelle 6:
Verwaltungsberichte der Reichsbank für die Jahre 1883 ff. Berlin o. J.
Der Deutsche Oekonomist, a.a.O., 32. Jg. (1914), S. 570 und 595.
Der Deutsche Oekonomist, a.a.O., 32. Jg. (1914), S. 561.
H. Kleiner, Emissionsstatistik in Deutschland. In: Münchener Volkswirtschaftliche Studien, Hrsg. L. Brentano und W. Lotz. 131. Stück, Stuttgart und Berlin.
Tabelle 7:
Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich. Hrsg. vom Kaiserlichen Statistischen Amt. Jg. 12 (1891) ff. Abschnitt XV. Finanzwesen. Reichstempelabgabe für Wertpapiere.
Zulassungsstatistik des Deutschen Oekonomist von 1883 bis 1895. Zusammengefasst in H. Kleiner, a.a.O., S. 119 ff.
Reichsgesetz vom 1.7.1881 in Reichs-Gesetzblatt 1881, S. 185 ff. Reichsgesetz vom 29.5.1885 in Reichs-Gesetzblatt 1885, S. 171 und 179. Reichsgesetz vom 24.4.1894. Zitiert nach H. Kleiner, a.a.O., S. 50 und 59.
Salings Börsenpapiere. 2ter Teil. Jg. 1882/83 ff. Kapitel ‚Staatspapiere’.
Tabelle 8:
H. Kleiner, a.a.O., S. 125-128 und S. 132 f.
Mehr
Anmerkungen:
(1) Bankensystem
Der Begriff „Bankensystem bedeutet in dieser Untersuchung Reichsbank, Privatnotenbanken und Aktienkreditbanken.
(Zitate aus: Eistert, E./Ringel, J., 1971: Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913. In: Hoffmann, W. G. (Hrsg.), 1971: Untersuchungen zum Wachstum der deutschen Wirtschaft. Tübingen: Mohr (Paul Siebeck), S. 93-165):
2. Zahlengewinnung der Bankkredite (Strömungsgrößen)
2.1. Definitorische Vorbemerkungen und Abgrenzungen
(S. 131-133)
„Im Folgenden sollen nun die Bankkredite statistisch erfaßt werden. Bei die¬ser Zahlengewinnung liegt das entscheidende Gewicht darauf, daß nicht Be¬standsgrößen bzw. ihre jährlichen Differenzen verwendet werden, sondern mit Hilfe geeigneter Berechnungs- und Schätzverfahren, die allerdings zum Teil wegen mangelnden statistischen Materials nur sehr grob sein können, Strömungsgrößen der Bankkredite zu ermitteln wären. Unter diesen Strö¬mungsgrößen sind sämtliche im Laufe des jeweils betrachteten Jahres neu gewährten Bankkredite, aufgeteilt nach einzelnen Kreditarten, zu verstehen. Die in den Bestandsgrößen der Bankkredite teilweise erfolgte Saldierung der neu gewährten Kredite mit Kreditrückzahlungen soll ausgeschaltet wer¬den. Je größer die Umschlagshäufigkeit der jeweiligen Kreditart, d. h. je kurzfristiger die durchschnittliche Kreditgewährung, um so notwendiger wird dieses Erfordernis. Je längerfristig die Kreditart, desto besser nähert sich die jährliche Bestandsdifferenz der entsprechenden Strömungsgröße an.
Die Zahlengewinnung beschränkt sich auf den Zeitrum 1883-1913 und • erstreckt sich nur auf die Kreditbanken und Notenbanken. Diese beiden Begrenzungen rühren hauptsächlich von der Verfügbarkeit des erforderlichen statistischen Urmaterials her; zudem ist die Notwendigkeit einer neuen Zah¬lengewinnung für die Kreditbanken und Notenbanken wegen ihrer gegen¬über Hypothekenbanken und Sparkassen relativ kurzfristigen Kreditgeschäf¬te am dringlichsten.
Bei der Zahlengewinnung der Bankkredite von 1883-1913 werden die Reichsbank, die Privatnotenbanken und die Aktien-Kreditbanken statistisch erfaßt. Da die Quantifizierung der Bankkredite zum großen Teil auf der Sta¬tistik des Deutschen Oekonomist53 aufbaut und dieser nur Aktien-Kredit¬banken mit einem Grundkapital von über einer Million Mark berücksichtigt, bleiben also die kleineren Aktien-Kreditbanken im folgenden außer Betracht. Ein quantitativ bedeutender Fehler entsteht dadurch aber nicht, weil die Aktien-Kreditbanken mit einem Aktienkapital von mehr als einer Million Mark im Untersuchungszeitraum eine ganz dominierende Stellung innehaben, was schon daraus hervorgeht, daß diese Kreditbanken einen Anteil von über 97% am Aktienkapital sämtlicher Aktien-Kreditbanken auf sich vereinigen.
Auf Grund der Gleichartigkeit der hauptsächlichsten Geschäftsarten ein¬mal der Aktien-Kreditbanken und zum anderen der Privatnotenbanken wer¬den diese Kreditinstitute bei der Zahlengewinnung zu der Gruppe der Ge¬schäftsbanken zusammengefaßt und der Reichsbank, der im betrachteten Un¬tersuchungszeitraum von 1883-1913 eine Monopolstellung für Währungs¬aufgaben zukommt, gegenübergestellt. Für die sich anschließenden Analysen werden die Kreditgewährungen der Reichsbank und der Geschäftsbanken wiederum unter den Oberbegriff „Kreditgewährungen des Bankensystems" subsumiert.
2.2. Kreditgewährungen der Banken mittels angekaufter Wechsel
2.2.1. Zusammensetzung der Wechsel und generelle Verfahrensweise zur Zahlenermittlung der Wechselkredite
Ziel der Zahlengewinnung ist die Erfassung der im Laufe eines Jahres ge¬währten Bankkredite mittels Wechsel. Dazu müssen die in den einzelnen Jah¬ren erfolgten Wechseldiskontierungen der Banken quantifiziert werden. Im Anschluß daran sind, um Doppelzählungen zu vermeiden, Rediskontierungen von Wechseln mit Hilfe eines geeigneten Verfahrens zu eliminieren. Zuvor soll kurz auf die Zusammensetzung der von den Banken angekauften Wech¬sel eingegangen werden.
Eine erste grobe Unterteilung der gesamten Wechselankäufe der Banken ist die Klassifizierung in ausländische und inländische Wechsel. Den Auslands¬wechseln, die die Banken ankaufen, liegt in der Regel ein Warenexportge¬schäft zugrunde, während ausländische Finanzwechsel von den Kreditinstitu¬ten abgelehnt werden. Eine Untergliederung der inländischen Wechsel gibt W. Prion. Während das Wechselmaterial der Reichsbank aus Waren-, Kre¬dit- (Bankakzepten), Genossenschaftswechseln und Rediskontierungen von Waren- und Kreditwechseln der Geschäftsbanken besteht, teilt Prion das Diskontgeschäft der Geschäftsbanken in Primapapiere (Bankakzepte für Kre¬ditgewährungen an Handel und Industrie und für Börsenspekulationszwecke), Kommerzpapiere (Warenwechsel, die von ersten Handels- und Industriefir¬men ausgestellt sind), Bankwechsel und den sog. Schund ein.
Da das Zahlenmaterial für die von der Reichsbank angekauften Wechsel unmittelbar vorliegt, besteht ein Problem der Zahlengewinnung nur für die von den Geschäftsbanken erfolgten Wechseldiskontierungen. Dabei wird fol¬gendes Verfahren angewendet: Ausgehend von den in Deutschland in Um¬lauf gekommenen Wechseln wird der durchschnittliche Wechselumlauf berech¬net. Dazu wird die durchschnittliche Laufzeit der Wechsel benötigt.
Daran anschließend wird der Wechselbestand der Geschäftsbanken vom Jahresende mit Hilfe eines Schätzverfahrens in den Wechselbestand im Jahresdurchschnitt umgerechnet. Indem geschätzt wird, wie lange durchschnittlich die Geschäftsbanken die angekauften Wechsel in ihrem Portefeuille halten, kann unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Wechsellaufzeit aus dem zunächst zu berechnenden Anteil des Wechselbestandes der Geschäftsbanken im Jahresdurchschnitt an dem durchschnittlichen Wechselumlauf in Deutsch¬land der Anteil der von den Geschäftsbanken angekauften Wechsel an den in Deutschland in Umlauf gelangten Wechseln ermittelt werden. Aus letzterem Anteil läßt sich schließlich durch Multiplikation mit den in Deutschland in Umlauf gelangten Wechseln die gewünschte Strömungsgröße „von den Ge¬schäftsbanken im Laufe der jeweiligen Jahre angekaufte Wechsel berechnen“.
2.2.2 Zahlengewinnung der Bankkredite mittels Wechseln
S. 133-137
„Für den Zeitraum 1883-1910 gibt J. Lienhart die in Deutschland in Umlauf gelangten Wechsel an. Die entsprechenden Zahlen für die Jahre 1911 bis 1913 werden nach derselben Methode berechnet wie die Angaben bis 1910 (siehe Tabelle 1).
Um den durchschnittlichen Wechselumlauf berechnen zu können, ist die Kenntnis der durchschnittlichen Laufzeit der Wechsel erforderlich. Von den unterschiedlichen Schätzungen der durchschnittlichen Wechsellaufzeit scheint uns die Berechnung von W. Prion, der auf eine durchschnittliche Laufzeit von 75 Tagen kommt, die tatsächlichen Verhältnisse in Deutschland von 1883 bis 1913 am besten zu treffen, da er zu diesem Ergebnis unter Berücksichtig des Anteils der verschiedenen Wechselgruppen mit ihren unterschiedlich langen durchschnittlichen Laufzeiten an dem gesamten Wechselmaterial gelangt. Der Wechselbestand der Geschäftsbanken am Jahresende (vgl. Tabelle 1) ergibt sich, indem die Wechselbestände der Aktien-Kreditbanken und der ge¬nanten Notenbanken addiert werden und davon die Wechselbestände der Reichsbank subtrahiert werden, da diese in der Position „gesamte Noten¬haken" enthalten sind.
Problematischer ist die Ermittlung der Wechselbestände der Geschäftsbanken im Jahresdurchschnitt, da hierfür keine unmittelbaren Zahlenangaben vorhanden
sind. Somit bleibt nur die Möglichkeit einer eigenen Schätzung, ausgehend von den Wechselbeständen der Geschäftsbanken am Jahresende. Die
Wechselbestände der Geschäftsbanken im Jahresdurchschnitt sind größer als Jahresendbestände, weil die Geschäftsbanken am Jahresende in stärkerem Maße
als in der übrigen Zeit Wechsel von der Reichsbank rediskontieren lassen, einmal um sich die für die gegen Jahresende kumulierenden Zahlungen endigen liquiden Mittel zu verschaffen und zum anderen auf Grund des sog. ,window-dressing’ bei der Bilanzaufstellung. Das Ergebnis dieser Politik der Geschäftsbanken sind erheblich höhere Jahresendbestände an Wechseln bei der Reichsbank gegenüber ihrem Jahresdurchschnittsbetrag. Indem die Differenz zwischen Jahresendbestand und Jahresdurchschnittsbetrag an Wech¬seln der Reichsbank gebildet und dem Jahresendbestand der Geschäftsbanken zugezählt wird, dürfte sich cum grano salis der durchschnittliche Jahresbestand der Geschäftsbanken an Wechseln ergeben (siehe Tabelle 2).
Aus Spalte 2 Tabelle 2 und Spalte 3 Tabelle 1 wird der Anteil des Wechselbestands der Geschäftsbanken im Jahresdurchschnitt am durchschnittli¬chen Wechselumlauf in Deutschland berechnet (Tabelle 2). Ausgehend von diesem Anteil läßt sich durch Multiplikation mit dem durchschnittlichen Wechselumlauf in Deutschland (75 Tage) und durch Division mit dem durch¬schnittlichen Zeitraum, in dem die Geschäftsbanken angekaufte Wechsel in ihrem Portefeuille halten (25 Tage), der Anteil der von den Geschäftsbanken angekauften Wechsel an den in Deutschland in Umlauf gelangten Wechsel ermitteln. Durch Multiplikation des letzteren Anteils mit den in Deutschland in Umlauf gelangten Wechseln (Spalte 2 Tabelle 1) ergeben sich die von den Geschäftsbanken im Laufe des jeweiligen Jahres angekauften Wechsel (siehe Tabelle 2)“.
2.2.3. Eliminierung von Doppelzahlungen auf Grund von Wechselrediskontierungen
S 137
„Ein Vergleich der nun vorliegenden Strömungsgrößen der Bankkreditge¬währungen mittels angekaufter Wechsel der Geschäftsbanken (Spalte 4 Ta¬belle 2) und der Reichsbank zeigt, daß Geschäftsbanken und Reichsbank in jedem Jahr des Untersuchungszeitraumes mehr Wechsel ankaufen, als überhaupt in Umlauf kommen. Der Grund dafür ist in Doppel- bzw. Mehrfachzählungen zu sehen, die immer dann auftreten, wenn beispiels¬weise Berliner Großbanken von Provinzbanken ankaufen und/oder die Reichsbank Wechsel der Geschäftsbanken rediskontiert. Um diese Mehrfach¬zählungen auszuschalten, muss der Kreditbetrag eines Wechsels, der von meh¬reren Banken in zeitlicher Aufeinanderfolge erworben wird, auf die einzelnen Banken aufgeteilt werden. Als Verfahren bietet sich hierfür an, die von den Geschäftsbanken angekauften Wechsel mit der durchschnittlichen Zeitdauer, in der die Geschäftsbanken die Wechsel in ihrem Portefeuille haben (25 Tage), dividiert durch die durchschnittliche Laufzeit der Wechsel (75 Tage) zu mul¬tiplizieren; analog wird für die Reichsbank verfahren, indem die Summe der von ihr angekauften Wechsel mit dem durchschnittlichen Zeitraum, in welchem sie die Wechsel in ihrem Besitz hat, multipliziert und wiederum durch die durchschnittliche Laufzeit der Wechsel dividiert wird. Unter An¬wendung dieses Verfahrens (vgl. Tabelle 3) wird also die Gesamtsumme des Wechselkredits auf die Remittenten (Private, Wirtschaftssubjekte, Ge¬schäftsbanken, Reichsbank, sonstige Kreditinstitute) aufgeteilt. Der gesamte Wechselbetrag wird nur dann einen Remittenten vollständig zugerechnet, wenn dieser den Wechsel während der gesamten Laufzeit besitzt. Der dem Wechselbezogenen einmal gewährte Wechselkredit wird auf diese Weise in Bezug auf die gesamte Kreditsumme auch bei den Kreditgläubigern, unab¬hängig von der Anzahl der Indossierungen, nur einmal erfaßt. Mit Hilfe dieses Verfahrens sind also die aufgetretenen Mehrfachzählungen bei den Banken beseitigt“.
2.3.1 Verwendung der Lombarddarlehen
S. 138f
„Zur Erfassung der Kreditgewährungen der Banken via Lombarddarlehen sind die im Laufe eines Jahres neu gewährten Lombarddarlehen der Reichsbank und der Geschäftsbanken zu ermitteln. Den Lombarddarlehen, welche Forderungen der Banken aus verzinslichen Darlehen gegen bewegliche Pfän¬der mit einer Kreditlaufzeit von höchstens drei Monaten darstellen, dienen. in dem betrachteten Untersuchungszeitraum 1883-1913 Gold und Silber, Effekten (inkl. Wechsel) und Waren als Pfandobjekte. Von den privaten Kre¬ditnehmern werden die Lombarddarlehen zur Finanzierung von Importen, für Spekulationszwecke an Waren- und Effektenbörsen und zur Beschaffung von Betriebsmitteln für die heimische Industrie, Land- und Forstwirtschaft verwendet. Außerdem erfolgen zahlreiche Kreditgewährungen in Gestalt von Lombarddarlehen innerhalb -des Bankensystems, beispielsweise zwi¬schen zwei Geschäftsbanken bei Liquiditätsengpässen einzelner Banken oder zwischen der Reichsbank als Darlehensgeber und Geschäftsbanken als Kre¬ditnehmern gegen Verpfändung von Effekten und Wechseln“.
2.3.2. Die Gewinnung der Zahlen für Lombarddarlehen
S. 139
„Von den benötigten Zahlen der Reichsbank und der Geschäftsbanken sind lediglich die im Laufe der jeweiligen Jahre neu gewährten Lombarddarlehen der Reichsbank" unmittelbar vorhanden (siehe Tabelle 4), während die entsprechenden Strömungsgrößen der Geschäftsbanken geschätzt werden müssen Anders als bei den Kontokorrentkrediten, dem Diskont- und Wertpapiergeschäft unterscheiden sich die Reichsbank und die Geschäftsbanken bei der Gewährung von Lombarddarlehen nicht wesentlich; denn während beim Diskontgeschäft beispielsweise die Reichsbank keine Wechselakzepte wie die Geschäftsbanken gewähren darf, die Reichsbank keine Kontokorrentkredite vergibt und im Rahmen ihres Wertpapiergeschäfts nur deutsche Staatsanleihe für eigene Rechnung erwirbt, gewährt sie ebenso wie die Geschäftsbanken Lombarddarlehen gegen Sicherstellung mittels gleicher Arten von Pfandobjekten und an dieselben Gruppen von Wirtschaftssubjekten, Importeure, Börsenspekulanten, Banken etc. Da sich Reichsbank und Geschäftsbanken in bezug auf das Lombardgeschäft sehr ähnlich sind, kann bei der Schätzung der neu gewährten Lombarddarlehen der Geschäftsbanken die Reichsbank als repräsentativ angesehen werden. In dem für die Reichsbank die statistische Messzahl, die definiert wird als Quotient aus neu gewährten Lombarddarlehen zu dem jeweiligen Jahresendbestand, berechnet wird (siehe Tabelle 4), ergibt sich durch Multiplikation des Jahresendbestandes der Geschäftsbanken an Lombarddarlehen mit der statistischen Messzahl die Strömungsgröße im Laufe des jeweiligen Jahres neu gewährte Lombarddarlehen der Geschäftsbanken (siehe Tabelle 5). Die neu erteilten Lombarddarlehen des Bankensystems (Tabelle 5, Spalte 4) ergeben sich aus der Summe der entsprechenden Reihen der Reichsbank (Tabelle 4, Spalte 2) und der Geschäftsbanken (Tabelle 5, Spalte 3)“.
2.4. Kontokorrentkredite der Geschäftsbanken
S. 142
„Wie aus den Geschäftsberichten und Bilanzen" der Reichsbank hervorgeht, gewährt im betrachteten Untersuchungszeitraum die Reichsbank keine Kon¬tokorrentkredite. Somit besteht allein die Aufgabe, die Strömungsgröße »im Laufe der jeweiligen Jahre gewährte Kontokorrentkredite der Geschäftsban¬ken" zu ermitteln. Dabei wird von der Position „Debitoren und Diverse" am Jahresende der Statistik des Deutschen Oekonomist ausgegangen. Hiervon müssen die Debitoren, deren Entstehen auf Bankakzepte zurückzuführen ist, subtrahiert werden, um Doppelzählungen bei den Kreditgewährungen der Banken zu vermeiden, weil diese Debitoren bereits bei den Kreditgewährun¬gen der Banken mittels angekaufter Wechsel erfaßt sind (siehe Tabelle 6). Nach Abzug der Bankakzepte von den „Debitoren und Diverse" ergeben sich die Kontokorrentkredite der Geschäftsbanken am Jahresende, die von den Kreditnehmern zur Finanzierung ihres Umlaufs- und Anlagevermögens und für Spekulationszwecke verwendet werden. Da nicht für sämtliche Ge¬schäftsbanken die entsprechenden Strömungsgrößen vorliegen, wird ein re¬präsentativer Durchschnitt aus den Angaben der Bergisch-Märkischen Bank, Breslauer Disconto-Bank, Danziger-Privat-Aktien-Bank, Deutschen Bank, Deutschen Überseeischen Bank, Disconto-Gesellschaft, Dresdner Bank, Essener Bankverein, Essener Credit-Anstalt, Magdeburger Privatbank, Norddeutsche Bank, Ostbank für Handel und Gewerbe, Pfälzischen Bank, Rheinischen Cre¬ditbank Mannheim und Sächsischen Bank zu Dresden gebildet, mit dem die Bestandswerte sämtlicher Geschäftbanken hochgerechnet werden. Die Spalte 3 von Tabelle 6 enthält die im Laufe eines Jahres gewährten Kontokorrentkre¬dite der Geschäftsbanken.
2.5.1 Allgemeines Vorgehen
S. 143-144
„Zunächst ist die Frage zu beantworten, inwiefern beim Wertpapiergeschäft der Banken von Kreditgewährungen – gemäß der Aufgabenstellung zur Zahlenermittlung dieser Analyse - gesprochen werden kann. Es ist zu untersuchen, ob durch die Wertpapierankäufe der Banken für eigene Rechnung der Wertpapierveräußerer als Kreditnehmer in dem Sinne zu bezeichnen ist, daß er erstens der Bank gegenüber eine Verpflichtung eingeht und zweitens die Wertpapiere verkauft, um finanzielle Mittel zur Finanzierung von Aus¬gaben zu erhalten. Unter diesem Gesichtspunkt sind die gesamten Wertpapier¬ankäufe der Banken im Laufe eines Jahres in zwei Gruppen zu unterteilen: einmal die Effektenankäufe der Banken im Zuge von Emissionen und zum anderen Erwerb von bereits im Börsenhandel befindlichen Wertpapieren. Während bei der ersten Gruppe die Kaufsumme der Banken in den Emissions¬erlös des Emittenten (private und öffentliche Wirtschaftssubjekte) fließt, zur Finanzierung von beispielsweise privaten Investitionen oder öffentlichen Auf¬gaben verwendet wird und bei Obligationen das Entstehen eines Gläubiger¬rechts für die Bank als Erwerber des Wertpapiers an dem Vermögen des Emittenten bzw. bei Aktien ein Anteilsrecht bewirkt, kann bei einem Er¬werb von bereits in Umlauf befindlichen Effekten durch die Banken an der Börse nicht von einer Kreditgewährung der Banken an den Wertpapierver¬äußerer gesprochen werden; denn der Wertpapierveräußerer wird nicht Schuldner der Bank, sondern es findet lediglich eine Vermögensänderung, ver¬bunden mit einer Veränderung des Liquiditätgrades statt. Zudem kommt der Verkaufserlös auch nicht dem Emittenten des veräußerten Wertpapiers zu¬gute, und ob der Wertpapierverkäufer den Verkaufserlös zur Finanzierung von Ausgaben verwendet, kann a priori nicht bestimmt werden. Daher wird der Effektenerwerb der Bank an der Börse, ebenso wie auch der Kauf von Grundstücken, Gebäuden und Einrichtungsgegenständen durch die Banken, nicht zu den Bankkrediten gezählt, sondern lediglich der Ankauf von Wert¬papieren im Zuge von Neuemissionen für eigene Rechnung der Banken. Da in den Geschäftsberichten und Bilanzen der Banken das erforderliche statisti¬sche Material zur Erfassung der Wertpapierankäufe von neu aufgelegten Effekten durch die Banken nicht ausgewiesen wird, muß auf die Ausgabe- und Placierungsstatistiken zurückgegriffen werden. Die Ausgabestatistik, die von der Frankfurter Zeitung aufgestellt wird, erfaßt die mit Hilfe der Ban¬ken neu ausgegebenen Effekten in Deutschland, wobei Konversionen ausge¬schaltet werden. Die Placierungsstatistik hingegen zählt die Wertpapiere erst, wenn sie im Publikum (außerhalb des Banksektors) placiert sind. Auch hier¬bei bleiben Konversionen unberücksichtigt". Bildet man in den einzelnen Jah¬ren des Zeitraumes 1883-1913 die Differenz der jährlichen Kurswerte aus Ausgabe- und Placierungsstatistik, dann ergeben sich die von den Banken für eigene Rechnung übernommenen Wertpapiere aus Emissionen“.
2.5.2. Quantifizierung der Bankkredite mittels Wertpapieren
S. 145
„Die Zahlenermittlung für die Jahre 1883-1913 wird aus statistischen Gründen in die beiden Teilzeiträume 1883-1895 und 1896-1913 unter¬teilt. Da für die Jahre 1883-1895 die Ausgabestatistik der Frankfurter Zei¬tung noch nicht existiert, werden die Werte der Ausgabestatistik mit einem Schätzverfahren ermittelt, das auf der Berechnungsmethode der Frankfurter Zeitung für die Jahre 1896-1913 basiert. Mit Hilfe der Gesamtsteuerbe¬träge" für ausgegebene Wertpapiere in Deutschland wird die Gesamtsumme der ausgegebenen, versteuerten Effekten berechnet. Die für Etatsjahre ange¬gebenen Steuererträge werden zunächst auf Kalenderjahre umgerechnet unter der Annahme, daß die ausgegebenen Wertpapiere und damit die Steuerer¬träge sich gleichmäßig über das Jahr verteilen. Indem die Gesamtsteuersumme ausgegebener Wertpapiere für Kalenderjahre zur Gesamtsteuersumme der zur Börse zugelassenen Wertpapiere, die mittels Steuertarifbestimmungen für Wertpapiere" berechnet wird, in Beziehung gesetzt wird, können mit dem sich ergebenden Verhältnis die gesamten zugelassenen Effekten auf die ausgegebe¬nen, versteuerten Wertpapiere hochgerechnet werden (Tabelle 7, Spalte 2). Da die deutschen Staatsanleihen als einzige Effektenart bei der Ausgabe steuer¬frei bleiben, müssen die ausgegebenen, deutschen Staatsanleihen zu den aus¬gegebenen, versteuerten Wertpapieren addiert werden. Ermitteln lassen sich die deutschen Staatsanleihen nach der Ausgabestatistik aus Salings Börsen¬papieren durch Addition der ausgegebenen Beträge der einzelnen deutschen Staatsanleihen (Tabelle 7, Spalte 3).
Zur Erfassung der im Publikum placierten Wertpapiere kann für die Jahre 1883 bis 1895 die Zulassungsstatistik des Deutschen Oekonomist verwendet werden (Tabelle 7, Spalte 5). Die Differenz zwischen den jährlichen Werten der Ausgabe- und Placierungsstatistik sind die von dem Bankensystem ange¬kauften Wertpapiere aus Emissionen (Tabelle 7, Spalte 6).
Für den Zeitraum 1896-1913 sind die Ausgabe- und Placierungsstatistik unmittelbar vorhanden, so dass sich ohne Schwierigkeiten die Bankkreditgewährungen mittels Wertpapiere berechnen lassen (Tabelle 8, Spalte 5). Zuvor müssen lediglich die Werte der Ausgabestatistik für die Jahre 1896-1907, die für Etatsjahre angegeben sind, entsprechend obigem Verfahren auf Kalenderjahre umgerechnet werden“.
(1) Bankensystem
Der Begriff „Bankensystem bedeutet in dieser Untersuchung Reichsbank, Privatnotenbanken und Aktienkreditbanken.
(Zitate aus: Eistert, E./Ringel, J., 1971: Die Finanzierung des wirtschaftlichen Wachstums durch die Banken 1850 bis 1913. In: Hoffmann, W. G. (Hrsg.), 1971: Untersuchungen zum Wachstum der deutschen Wirtschaft. Tübingen: Mohr (Paul Siebeck), S. 93-165):
2. Zahlengewinnung der Bankkredite (Strömungsgrößen)
2.1. Definitorische Vorbemerkungen und Abgrenzungen
(S. 131-133)
„Im Folgenden sollen nun die Bankkredite statistisch erfaßt werden. Bei die¬ser Zahlengewinnung liegt das entscheidende Gewicht darauf, daß nicht Be¬standsgrößen bzw. ihre jährlichen Differenzen verwendet werden, sondern mit Hilfe geeigneter Berechnungs- und Schätzverfahren, die allerdings zum Teil wegen mangelnden statistischen Materials nur sehr grob sein können, Strömungsgrößen der Bankkredite zu ermitteln wären. Unter diesen Strö¬mungsgrößen sind sämtliche im Laufe des jeweils betrachteten Jahres neu gewährten Bankkredite, aufgeteilt nach einzelnen Kreditarten, zu verstehen. Die in den Bestandsgrößen der Bankkredite teilweise erfolgte Saldierung der neu gewährten Kredite mit Kreditrückzahlungen soll ausgeschaltet wer¬den. Je größer die Umschlagshäufigkeit der jeweiligen Kreditart, d. h. je kurzfristiger die durchschnittliche Kreditgewährung, um so notwendiger wird dieses Erfordernis. Je längerfristig die Kreditart, desto besser nähert sich die jährliche Bestandsdifferenz der entsprechenden Strömungsgröße an.
Die Zahlengewinnung beschränkt sich auf den Zeitrum 1883-1913 und • erstreckt sich nur auf die Kreditbanken und Notenbanken. Diese beiden Begrenzungen rühren hauptsächlich von der Verfügbarkeit des erforderlichen statistischen Urmaterials her; zudem ist die Notwendigkeit einer neuen Zah¬lengewinnung für die Kreditbanken und Notenbanken wegen ihrer gegen¬über Hypothekenbanken und Sparkassen relativ kurzfristigen Kreditgeschäf¬te am dringlichsten.
Bei der Zahlengewinnung der Bankkredite von 1883-1913 werden die Reichsbank, die Privatnotenbanken und die Aktien-Kreditbanken statistisch erfaßt. Da die Quantifizierung der Bankkredite zum großen Teil auf der Sta¬tistik des Deutschen Oekonomist53 aufbaut und dieser nur Aktien-Kredit¬banken mit einem Grundkapital von über einer Million Mark berücksichtigt, bleiben also die kleineren Aktien-Kreditbanken im folgenden außer Betracht. Ein quantitativ bedeutender Fehler entsteht dadurch aber nicht, weil die Aktien-Kreditbanken mit einem Aktienkapital von mehr als einer Million Mark im Untersuchungszeitraum eine ganz dominierende Stellung innehaben, was schon daraus hervorgeht, daß diese Kreditbanken einen Anteil von über 97% am Aktienkapital sämtlicher Aktien-Kreditbanken auf sich vereinigen.
Auf Grund der Gleichartigkeit der hauptsächlichsten Geschäftsarten ein¬mal der Aktien-Kreditbanken und zum anderen der Privatnotenbanken wer¬den diese Kreditinstitute bei der Zahlengewinnung zu der Gruppe der Ge¬schäftsbanken zusammengefaßt und der Reichsbank, der im betrachteten Un¬tersuchungszeitraum von 1883-1913 eine Monopolstellung für Währungs¬aufgaben zukommt, gegenübergestellt. Für die sich anschließenden Analysen werden die Kreditgewährungen der Reichsbank und der Geschäftsbanken wiederum unter den Oberbegriff „Kreditgewährungen des Bankensystems" subsumiert.
2.2. Kreditgewährungen der Banken mittels angekaufter Wechsel
2.2.1. Zusammensetzung der Wechsel und generelle Verfahrensweise zur Zahlenermittlung der Wechselkredite
Ziel der Zahlengewinnung ist die Erfassung der im Laufe eines Jahres ge¬währten Bankkredite mittels Wechsel. Dazu müssen die in den einzelnen Jah¬ren erfolgten Wechseldiskontierungen der Banken quantifiziert werden. Im Anschluß daran sind, um Doppelzählungen zu vermeiden, Rediskontierungen von Wechseln mit Hilfe eines geeigneten Verfahrens zu eliminieren. Zuvor soll kurz auf die Zusammensetzung der von den Banken angekauften Wech¬sel eingegangen werden.
Eine erste grobe Unterteilung der gesamten Wechselankäufe der Banken ist die Klassifizierung in ausländische und inländische Wechsel. Den Auslands¬wechseln, die die Banken ankaufen, liegt in der Regel ein Warenexportge¬schäft zugrunde, während ausländische Finanzwechsel von den Kreditinstitu¬ten abgelehnt werden. Eine Untergliederung der inländischen Wechsel gibt W. Prion. Während das Wechselmaterial der Reichsbank aus Waren-, Kre¬dit- (Bankakzepten), Genossenschaftswechseln und Rediskontierungen von Waren- und Kreditwechseln der Geschäftsbanken besteht, teilt Prion das Diskontgeschäft der Geschäftsbanken in Primapapiere (Bankakzepte für Kre¬ditgewährungen an Handel und Industrie und für Börsenspekulationszwecke), Kommerzpapiere (Warenwechsel, die von ersten Handels- und Industriefir¬men ausgestellt sind), Bankwechsel und den sog. Schund ein.
Da das Zahlenmaterial für die von der Reichsbank angekauften Wechsel unmittelbar vorliegt, besteht ein Problem der Zahlengewinnung nur für die von den Geschäftsbanken erfolgten Wechseldiskontierungen. Dabei wird fol¬gendes Verfahren angewendet: Ausgehend von den in Deutschland in Um¬lauf gekommenen Wechseln wird der durchschnittliche Wechselumlauf berech¬net. Dazu wird die durchschnittliche Laufzeit der Wechsel benötigt.
Daran anschließend wird der Wechselbestand der Geschäftsbanken vom Jahresende mit Hilfe eines Schätzverfahrens in den Wechselbestand im Jahresdurchschnitt umgerechnet. Indem geschätzt wird, wie lange durchschnittlich die Geschäftsbanken die angekauften Wechsel in ihrem Portefeuille halten, kann unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Wechsellaufzeit aus dem zunächst zu berechnenden Anteil des Wechselbestandes der Geschäftsbanken im Jahresdurchschnitt an dem durchschnittlichen Wechselumlauf in Deutsch¬land der Anteil der von den Geschäftsbanken angekauften Wechsel an den in Deutschland in Umlauf gelangten Wechseln ermittelt werden. Aus letzterem Anteil läßt sich schließlich durch Multiplikation mit den in Deutschland in Umlauf gelangten Wechseln die gewünschte Strömungsgröße „von den Ge¬schäftsbanken im Laufe der jeweiligen Jahre angekaufte Wechsel berechnen“.
2.2.2 Zahlengewinnung der Bankkredite mittels Wechseln
S. 133-137
„Für den Zeitraum 1883-1910 gibt J. Lienhart die in Deutschland in Umlauf gelangten Wechsel an. Die entsprechenden Zahlen für die Jahre 1911 bis 1913 werden nach derselben Methode berechnet wie die Angaben bis 1910 (siehe Tabelle 1).
Um den durchschnittlichen Wechselumlauf berechnen zu können, ist die Kenntnis der durchschnittlichen Laufzeit der Wechsel erforderlich. Von den unterschiedlichen Schätzungen der durchschnittlichen Wechsellaufzeit scheint uns die Berechnung von W. Prion, der auf eine durchschnittliche Laufzeit von 75 Tagen kommt, die tatsächlichen Verhältnisse in Deutschland von 1883 bis 1913 am besten zu treffen, da er zu diesem Ergebnis unter Berücksichtig des Anteils der verschiedenen Wechselgruppen mit ihren unterschiedlich langen durchschnittlichen Laufzeiten an dem gesamten Wechselmaterial gelangt. Der Wechselbestand der Geschäftsbanken am Jahresende (vgl. Tabelle 1) ergibt sich, indem die Wechselbestände der Aktien-Kreditbanken und der ge¬nanten Notenbanken addiert werden und davon die Wechselbestände der Reichsbank subtrahiert werden, da diese in der Position „gesamte Noten¬haken" enthalten sind.
Problematischer ist die Ermittlung der Wechselbestände der Geschäftsbanken im Jahresdurchschnitt, da hierfür keine unmittelbaren Zahlenangaben vorhanden
sind. Somit bleibt nur die Möglichkeit einer eigenen Schätzung, ausgehend von den Wechselbeständen der Geschäftsbanken am Jahresende. Die
Wechselbestände der Geschäftsbanken im Jahresdurchschnitt sind größer als Jahresendbestände, weil die Geschäftsbanken am Jahresende in stärkerem Maße
als in der übrigen Zeit Wechsel von der Reichsbank rediskontieren lassen, einmal um sich die für die gegen Jahresende kumulierenden Zahlungen endigen liquiden Mittel zu verschaffen und zum anderen auf Grund des sog. ,window-dressing’ bei der Bilanzaufstellung. Das Ergebnis dieser Politik der Geschäftsbanken sind erheblich höhere Jahresendbestände an Wechseln bei der Reichsbank gegenüber ihrem Jahresdurchschnittsbetrag. Indem die Differenz zwischen Jahresendbestand und Jahresdurchschnittsbetrag an Wech¬seln der Reichsbank gebildet und dem Jahresendbestand der Geschäftsbanken zugezählt wird, dürfte sich cum grano salis der durchschnittliche Jahresbestand der Geschäftsbanken an Wechseln ergeben (siehe Tabelle 2).
Aus Spalte 2 Tabelle 2 und Spalte 3 Tabelle 1 wird der Anteil des Wechselbestands der Geschäftsbanken im Jahresdurchschnitt am durchschnittli¬chen Wechselumlauf in Deutschland berechnet (Tabelle 2). Ausgehend von diesem Anteil läßt sich durch Multiplikation mit dem durchschnittlichen Wechselumlauf in Deutschland (75 Tage) und durch Division mit dem durch¬schnittlichen Zeitraum, in dem die Geschäftsbanken angekaufte Wechsel in ihrem Portefeuille halten (25 Tage), der Anteil der von den Geschäftsbanken angekauften Wechsel an den in Deutschland in Umlauf gelangten Wechsel ermitteln. Durch Multiplikation des letzteren Anteils mit den in Deutschland in Umlauf gelangten Wechseln (Spalte 2 Tabelle 1) ergeben sich die von den Geschäftsbanken im Laufe des jeweiligen Jahres angekauften Wechsel (siehe Tabelle 2)“.
2.2.3. Eliminierung von Doppelzahlungen auf Grund von Wechselrediskontierungen
S 137
„Ein Vergleich der nun vorliegenden Strömungsgrößen der Bankkreditge¬währungen mittels angekaufter Wechsel der Geschäftsbanken (Spalte 4 Ta¬belle 2) und der Reichsbank zeigt, daß Geschäftsbanken und Reichsbank in jedem Jahr des Untersuchungszeitraumes mehr Wechsel ankaufen, als überhaupt in Umlauf kommen. Der Grund dafür ist in Doppel- bzw. Mehrfachzählungen zu sehen, die immer dann auftreten, wenn beispiels¬weise Berliner Großbanken von Provinzbanken ankaufen und/oder die Reichsbank Wechsel der Geschäftsbanken rediskontiert. Um diese Mehrfach¬zählungen auszuschalten, muss der Kreditbetrag eines Wechsels, der von meh¬reren Banken in zeitlicher Aufeinanderfolge erworben wird, auf die einzelnen Banken aufgeteilt werden. Als Verfahren bietet sich hierfür an, die von den Geschäftsbanken angekauften Wechsel mit der durchschnittlichen Zeitdauer, in der die Geschäftsbanken die Wechsel in ihrem Portefeuille haben (25 Tage), dividiert durch die durchschnittliche Laufzeit der Wechsel (75 Tage) zu mul¬tiplizieren; analog wird für die Reichsbank verfahren, indem die Summe der von ihr angekauften Wechsel mit dem durchschnittlichen Zeitraum, in welchem sie die Wechsel in ihrem Besitz hat, multipliziert und wiederum durch die durchschnittliche Laufzeit der Wechsel dividiert wird. Unter An¬wendung dieses Verfahrens (vgl. Tabelle 3) wird also die Gesamtsumme des Wechselkredits auf die Remittenten (Private, Wirtschaftssubjekte, Ge¬schäftsbanken, Reichsbank, sonstige Kreditinstitute) aufgeteilt. Der gesamte Wechselbetrag wird nur dann einen Remittenten vollständig zugerechnet, wenn dieser den Wechsel während der gesamten Laufzeit besitzt. Der dem Wechselbezogenen einmal gewährte Wechselkredit wird auf diese Weise in Bezug auf die gesamte Kreditsumme auch bei den Kreditgläubigern, unab¬hängig von der Anzahl der Indossierungen, nur einmal erfaßt. Mit Hilfe dieses Verfahrens sind also die aufgetretenen Mehrfachzählungen bei den Banken beseitigt“.
2.3.1 Verwendung der Lombarddarlehen
S. 138f
„Zur Erfassung der Kreditgewährungen der Banken via Lombarddarlehen sind die im Laufe eines Jahres neu gewährten Lombarddarlehen der Reichsbank und der Geschäftsbanken zu ermitteln. Den Lombarddarlehen, welche Forderungen der Banken aus verzinslichen Darlehen gegen bewegliche Pfän¬der mit einer Kreditlaufzeit von höchstens drei Monaten darstellen, dienen. in dem betrachteten Untersuchungszeitraum 1883-1913 Gold und Silber, Effekten (inkl. Wechsel) und Waren als Pfandobjekte. Von den privaten Kre¬ditnehmern werden die Lombarddarlehen zur Finanzierung von Importen, für Spekulationszwecke an Waren- und Effektenbörsen und zur Beschaffung von Betriebsmitteln für die heimische Industrie, Land- und Forstwirtschaft verwendet. Außerdem erfolgen zahlreiche Kreditgewährungen in Gestalt von Lombarddarlehen innerhalb -des Bankensystems, beispielsweise zwi¬schen zwei Geschäftsbanken bei Liquiditätsengpässen einzelner Banken oder zwischen der Reichsbank als Darlehensgeber und Geschäftsbanken als Kre¬ditnehmern gegen Verpfändung von Effekten und Wechseln“.
2.3.2. Die Gewinnung der Zahlen für Lombarddarlehen
S. 139
„Von den benötigten Zahlen der Reichsbank und der Geschäftsbanken sind lediglich die im Laufe der jeweiligen Jahre neu gewährten Lombarddarlehen der Reichsbank" unmittelbar vorhanden (siehe Tabelle 4), während die entsprechenden Strömungsgrößen der Geschäftsbanken geschätzt werden müssen Anders als bei den Kontokorrentkrediten, dem Diskont- und Wertpapiergeschäft unterscheiden sich die Reichsbank und die Geschäftsbanken bei der Gewährung von Lombarddarlehen nicht wesentlich; denn während beim Diskontgeschäft beispielsweise die Reichsbank keine Wechselakzepte wie die Geschäftsbanken gewähren darf, die Reichsbank keine Kontokorrentkredite vergibt und im Rahmen ihres Wertpapiergeschäfts nur deutsche Staatsanleihe für eigene Rechnung erwirbt, gewährt sie ebenso wie die Geschäftsbanken Lombarddarlehen gegen Sicherstellung mittels gleicher Arten von Pfandobjekten und an dieselben Gruppen von Wirtschaftssubjekten, Importeure, Börsenspekulanten, Banken etc. Da sich Reichsbank und Geschäftsbanken in bezug auf das Lombardgeschäft sehr ähnlich sind, kann bei der Schätzung der neu gewährten Lombarddarlehen der Geschäftsbanken die Reichsbank als repräsentativ angesehen werden. In dem für die Reichsbank die statistische Messzahl, die definiert wird als Quotient aus neu gewährten Lombarddarlehen zu dem jeweiligen Jahresendbestand, berechnet wird (siehe Tabelle 4), ergibt sich durch Multiplikation des Jahresendbestandes der Geschäftsbanken an Lombarddarlehen mit der statistischen Messzahl die Strömungsgröße im Laufe des jeweiligen Jahres neu gewährte Lombarddarlehen der Geschäftsbanken (siehe Tabelle 5). Die neu erteilten Lombarddarlehen des Bankensystems (Tabelle 5, Spalte 4) ergeben sich aus der Summe der entsprechenden Reihen der Reichsbank (Tabelle 4, Spalte 2) und der Geschäftsbanken (Tabelle 5, Spalte 3)“.
2.4. Kontokorrentkredite der Geschäftsbanken
S. 142
„Wie aus den Geschäftsberichten und Bilanzen" der Reichsbank hervorgeht, gewährt im betrachteten Untersuchungszeitraum die Reichsbank keine Kon¬tokorrentkredite. Somit besteht allein die Aufgabe, die Strömungsgröße »im Laufe der jeweiligen Jahre gewährte Kontokorrentkredite der Geschäftsban¬ken" zu ermitteln. Dabei wird von der Position „Debitoren und Diverse" am Jahresende der Statistik des Deutschen Oekonomist ausgegangen. Hiervon müssen die Debitoren, deren Entstehen auf Bankakzepte zurückzuführen ist, subtrahiert werden, um Doppelzählungen bei den Kreditgewährungen der Banken zu vermeiden, weil diese Debitoren bereits bei den Kreditgewährun¬gen der Banken mittels angekaufter Wechsel erfaßt sind (siehe Tabelle 6). Nach Abzug der Bankakzepte von den „Debitoren und Diverse" ergeben sich die Kontokorrentkredite der Geschäftsbanken am Jahresende, die von den Kreditnehmern zur Finanzierung ihres Umlaufs- und Anlagevermögens und für Spekulationszwecke verwendet werden. Da nicht für sämtliche Ge¬schäftsbanken die entsprechenden Strömungsgrößen vorliegen, wird ein re¬präsentativer Durchschnitt aus den Angaben der Bergisch-Märkischen Bank, Breslauer Disconto-Bank, Danziger-Privat-Aktien-Bank, Deutschen Bank, Deutschen Überseeischen Bank, Disconto-Gesellschaft, Dresdner Bank, Essener Bankverein, Essener Credit-Anstalt, Magdeburger Privatbank, Norddeutsche Bank, Ostbank für Handel und Gewerbe, Pfälzischen Bank, Rheinischen Cre¬ditbank Mannheim und Sächsischen Bank zu Dresden gebildet, mit dem die Bestandswerte sämtlicher Geschäftbanken hochgerechnet werden. Die Spalte 3 von Tabelle 6 enthält die im Laufe eines Jahres gewährten Kontokorrentkre¬dite der Geschäftsbanken.
2.5.1 Allgemeines Vorgehen
S. 143-144
„Zunächst ist die Frage zu beantworten, inwiefern beim Wertpapiergeschäft der Banken von Kreditgewährungen – gemäß der Aufgabenstellung zur Zahlenermittlung dieser Analyse - gesprochen werden kann. Es ist zu untersuchen, ob durch die Wertpapierankäufe der Banken für eigene Rechnung der Wertpapierveräußerer als Kreditnehmer in dem Sinne zu bezeichnen ist, daß er erstens der Bank gegenüber eine Verpflichtung eingeht und zweitens die Wertpapiere verkauft, um finanzielle Mittel zur Finanzierung von Aus¬gaben zu erhalten. Unter diesem Gesichtspunkt sind die gesamten Wertpapier¬ankäufe der Banken im Laufe eines Jahres in zwei Gruppen zu unterteilen: einmal die Effektenankäufe der Banken im Zuge von Emissionen und zum anderen Erwerb von bereits im Börsenhandel befindlichen Wertpapieren. Während bei der ersten Gruppe die Kaufsumme der Banken in den Emissions¬erlös des Emittenten (private und öffentliche Wirtschaftssubjekte) fließt, zur Finanzierung von beispielsweise privaten Investitionen oder öffentlichen Auf¬gaben verwendet wird und bei Obligationen das Entstehen eines Gläubiger¬rechts für die Bank als Erwerber des Wertpapiers an dem Vermögen des Emittenten bzw. bei Aktien ein Anteilsrecht bewirkt, kann bei einem Er¬werb von bereits in Umlauf befindlichen Effekten durch die Banken an der Börse nicht von einer Kreditgewährung der Banken an den Wertpapierver¬äußerer gesprochen werden; denn der Wertpapierveräußerer wird nicht Schuldner der Bank, sondern es findet lediglich eine Vermögensänderung, ver¬bunden mit einer Veränderung des Liquiditätgrades statt. Zudem kommt der Verkaufserlös auch nicht dem Emittenten des veräußerten Wertpapiers zu¬gute, und ob der Wertpapierverkäufer den Verkaufserlös zur Finanzierung von Ausgaben verwendet, kann a priori nicht bestimmt werden. Daher wird der Effektenerwerb der Bank an der Börse, ebenso wie auch der Kauf von Grundstücken, Gebäuden und Einrichtungsgegenständen durch die Banken, nicht zu den Bankkrediten gezählt, sondern lediglich der Ankauf von Wert¬papieren im Zuge von Neuemissionen für eigene Rechnung der Banken. Da in den Geschäftsberichten und Bilanzen der Banken das erforderliche statisti¬sche Material zur Erfassung der Wertpapierankäufe von neu aufgelegten Effekten durch die Banken nicht ausgewiesen wird, muß auf die Ausgabe- und Placierungsstatistiken zurückgegriffen werden. Die Ausgabestatistik, die von der Frankfurter Zeitung aufgestellt wird, erfaßt die mit Hilfe der Ban¬ken neu ausgegebenen Effekten in Deutschland, wobei Konversionen ausge¬schaltet werden. Die Placierungsstatistik hingegen zählt die Wertpapiere erst, wenn sie im Publikum (außerhalb des Banksektors) placiert sind. Auch hier¬bei bleiben Konversionen unberücksichtigt". Bildet man in den einzelnen Jah¬ren des Zeitraumes 1883-1913 die Differenz der jährlichen Kurswerte aus Ausgabe- und Placierungsstatistik, dann ergeben sich die von den Banken für eigene Rechnung übernommenen Wertpapiere aus Emissionen“.
2.5.2. Quantifizierung der Bankkredite mittels Wertpapieren
S. 145
„Die Zahlenermittlung für die Jahre 1883-1913 wird aus statistischen Gründen in die beiden Teilzeiträume 1883-1895 und 1896-1913 unter¬teilt. Da für die Jahre 1883-1895 die Ausgabestatistik der Frankfurter Zei¬tung noch nicht existiert, werden die Werte der Ausgabestatistik mit einem Schätzverfahren ermittelt, das auf der Berechnungsmethode der Frankfurter Zeitung für die Jahre 1896-1913 basiert. Mit Hilfe der Gesamtsteuerbe¬träge" für ausgegebene Wertpapiere in Deutschland wird die Gesamtsumme der ausgegebenen, versteuerten Effekten berechnet. Die für Etatsjahre ange¬gebenen Steuererträge werden zunächst auf Kalenderjahre umgerechnet unter der Annahme, daß die ausgegebenen Wertpapiere und damit die Steuerer¬träge sich gleichmäßig über das Jahr verteilen. Indem die Gesamtsteuersumme ausgegebener Wertpapiere für Kalenderjahre zur Gesamtsteuersumme der zur Börse zugelassenen Wertpapiere, die mittels Steuertarifbestimmungen für Wertpapiere" berechnet wird, in Beziehung gesetzt wird, können mit dem sich ergebenden Verhältnis die gesamten zugelassenen Effekten auf die ausgegebe¬nen, versteuerten Wertpapiere hochgerechnet werden (Tabelle 7, Spalte 2). Da die deutschen Staatsanleihen als einzige Effektenart bei der Ausgabe steuer¬frei bleiben, müssen die ausgegebenen, deutschen Staatsanleihen zu den aus¬gegebenen, versteuerten Wertpapieren addiert werden. Ermitteln lassen sich die deutschen Staatsanleihen nach der Ausgabestatistik aus Salings Börsen¬papieren durch Addition der ausgegebenen Beträge der einzelnen deutschen Staatsanleihen (Tabelle 7, Spalte 3).
Zur Erfassung der im Publikum placierten Wertpapiere kann für die Jahre 1883 bis 1895 die Zulassungsstatistik des Deutschen Oekonomist verwendet werden (Tabelle 7, Spalte 5). Die Differenz zwischen den jährlichen Werten der Ausgabe- und Placierungsstatistik sind die von dem Bankensystem ange¬kauften Wertpapiere aus Emissionen (Tabelle 7, Spalte 6).
Für den Zeitraum 1896-1913 sind die Ausgabe- und Placierungsstatistik unmittelbar vorhanden, so dass sich ohne Schwierigkeiten die Bankkreditgewährungen mittels Wertpapiere berechnen lassen (Tabelle 8, Spalte 5). Zuvor müssen lediglich die Werte der Ausgabestatistik für die Jahre 1896-1907, die für Etatsjahre angegeben sind, entsprechend obigem Verfahren auf Kalenderjahre umgerechnet werden“.
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Sachliche Untergliederung der Datentabellen:
01. In Deutschland in Umlauf gekommene Wechsel, Wechselumlauf, Wechselbestand der Geschäftsbanken am Jahresende (1883-1913)
02. Wechselbestand der Geschäftsbanken, Anteil des Wechselbestandes der Geschäftsbanken am durchschnittlichen Wechselumlauf, von den Geschäftsbanken angekauften Wechsel (1883-1913)
03. Die Kreditgewährungen d. Geschäftsbanken, Reichsbank und des Bankensystems mittels angekaufter Wechsel (1883-1913)
04. Neu gewährte Lombarddarlehen und Jahresendbestände der Reichsbank und ihr Verhältnis zueinander (1883-1913)
05. Jahresendbestand der Geschäftsbanken an Lombarddarlehen, neu gewährte Lombarddarlehen der Geschäftsbanken und des Bankensystems (1883-1913)
06. Bestandsgrößen und Strömungsgrößen von Kontokorrentkrediten der Geschäftsbanken (1883-1913)
07. Erfassung der Bankkredite mittels Wertpapieren (1883-1895)
08. Ausgabe- und Placierungsstatistik (1896-1913)
01. In Deutschland in Umlauf gekommene Wechsel, Wechselumlauf, Wechselbestand der Geschäftsbanken am Jahresende (1883-1913)
02. Wechselbestand der Geschäftsbanken, Anteil des Wechselbestandes der Geschäftsbanken am durchschnittlichen Wechselumlauf, von den Geschäftsbanken angekauften Wechsel (1883-1913)
03. Die Kreditgewährungen d. Geschäftsbanken, Reichsbank und des Bankensystems mittels angekaufter Wechsel (1883-1913)
04. Neu gewährte Lombarddarlehen und Jahresendbestände der Reichsbank und ihr Verhältnis zueinander (1883-1913)
05. Jahresendbestand der Geschäftsbanken an Lombarddarlehen, neu gewährte Lombarddarlehen der Geschäftsbanken und des Bankensystems (1883-1913)
06. Bestandsgrößen und Strömungsgrößen von Kontokorrentkrediten der Geschäftsbanken (1883-1913)
07. Erfassung der Bankkredite mittels Wertpapieren (1883-1895)
08. Ausgabe- und Placierungsstatistik (1896-1913)
Bearbeitungshinweise
Datum der Archivierung: Dezember 2007
Jahr der Online-Publikation: 1971
Bearbeiter in GESIS: Desislava Pavlova/Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Jahr der Online-Publikation: 1971
Bearbeiter in GESIS: Desislava Pavlova/Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
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