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Studien Zeitreihen |
ZA 8232 | Staatsfinanzen | Köllner, Lutz, Die langfristige Entwicklung der Militärausgaben in Deutschland |
323 Zeitreihen (1640 - 1992) 34 Tabellen |
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Bibliographische Angaben
Studiennummer: ZA 8232
Studientitel: Die langfristige Entwicklung der Militärausgaben in Deutschland
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1640 - 1992
Primärforscher: Köllner, Lutz
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Köllner, L.: Militär und Finanzen. Zur Finanzgeschichte und Finanzsoziologie von Militärausgaben in Deutschland, München 1982. Bielfeldt, C.: Rüstungsausgaben und Staatsinterventionismus. Das Beispiel Deutschland 1950-1971, Frankfurt/New York 1977.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Köllner, Lutz, (1982 [2006]) Die langfristige Entwicklung der Militärausgaben in Deutschland
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8232
Datenfile Version 1.0.0
Studientitel: Die langfristige Entwicklung der Militärausgaben in Deutschland
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1640 - 1992
Primärforscher: Köllner, Lutz
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Köllner, L.: Militär und Finanzen. Zur Finanzgeschichte und Finanzsoziologie von Militärausgaben in Deutschland, München 1982. Bielfeldt, C.: Rüstungsausgaben und Staatsinterventionismus. Das Beispiel Deutschland 1950-1971, Frankfurt/New York 1977.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Köllner, Lutz, (1982 [2006]) Die langfristige Entwicklung der Militärausgaben in Deutschland
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8232
Datenfile Version 1.0.0
Inhalt der Studie
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Studienbeschreibung:
(Zitat aus: Köllner, Lutz.: Wirtschaftsempirische und wirtschaftshistorische Bemerkungen zur langfristigen Entwicklung von Militärausgaben in Deutschland, in: Helmstädter, Ernst (Hrsg.): Die Bedingungen des Wirtschaftswachstums in Vergangenheit und Zukunft. Gedenkschrift für Walther G. Hoffmann, Tübingen 1984. S. 199-210):
„Dreimal in seinem wissenschaftlich-publizistischen Werk hat sich Walther Gustav Hoffmann zu Fragen der Militärausgaben geäußert. Zum ersten Mal 1940, als er zusammen mit anderen (z.B. Horst Jecht, Rudolf Stucken, Jens Jessen) am Kieler Institut für Weltwirtschaft, dessen Leitung damals unter Andreas Predöhl stand, eine Tagung deutscher Wirtschaftswissenschaftler organisierte, auf der diese u.a. Stellung nahmen zum Problem der englischen Kriegsfinanzierung, was im Zeitklima des beginnenden Zweiten Weltkrieges nicht gerade ein bevorzugtes Arbeitsgebiet deutscher Wirtschafts- und Finanzwissenschaftler war. Es sprach nicht nur für den bekannten Elan des Initiators dieser Tagung, daß er die heikle Frage der Kriegsfinanzierung überhaupt zur Diskussion stellte - im offiziellen deutschen Schrifttum und in der Presse, die von Wissenschaftlern und Publizisten wie Ernst Wagemann oder Volkmar Muthesius unterstützt wurde, galt die deutsche Kriegsfinanzierung als „gesichert“, ohne daß man die Tücken einer zurückgestauten Inflation bei längerer Kriegsdauer bereits voll überschauen konnte -, typisch für Walther G. Hoffmann war es auch, daß er sich der englischen Kriegsfinanzierung zuwandte, also den Finanzfragen eines „Feindlandes“. Das lag durchaus in der Logik des Weges, den Hoffmann bis dahin beschritten hatte: sowohl in den „Stadien und Typen der Industrialisierung“, als auch in der zusammen mit W. Schlote herausgegebenen Schrift über die Entwicklung des britischen Außenhandels in Verbindung mit verschiedenen Wachstumsphasen der britischen Wirtschaft; hatte er sich konsequent dem ersten europäischen Industrieland zugewandt, in dessen Herzen, London, Karl Marx einst seine alarmierenden Studien geschrieben hatte. Der junge Hoffmann war - nach mehrfach vorgetragenem eigenem Verständnis - in seiner Jugend „aufgeklärter Marxist“ gewesen, weshalb ihm auch der frühere W. Sombart geistig nahestand, der einen ähnlichen Weg wie später Hoffmann gegangen war.
Es war gewiß eine Delikatesse der Stunde, daß gerade in diesem Jahr, 1940, in London J. M Keynes Schrift „How to pay for the war" erschien, in der der englische Nationalökonom - im Gegensatz zu den Empfehlungen, die er zehn Jahre zuvor ausgesprochen hatte - Kaufkraftstillegung und konstante Löhne forderte, um der anrückenden Inflation infolge der Kriegsereignisse Herr zu werden. Bei aller Vorliebe, die Hoffmann, Schüler Adolph Löwes, für die angelsächsische Welt zeit seines Lebens zeigte, wissen wir nicht, ob er zum Zeitpunkt der Tagung deutscher Wirtschaftswissenschaftler 1940 das neue Buch von Keynes schon kannte. Die Keynes-Rezeption hatte in Deutschland zu dieser Zeit nicht einmal begonnen.
In Hoffmanns Hauptwerk, der „Entwicklung des deutschen Volkseinkommens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts“ - eine in Münster erbrachte Team-Leistung - findet sich der militärische Sektor in den Abschnitten über den Staatsverbrauch. In Fünf-Jahres-Perioden hat Hoffmann die personellen und sächlichen Militärausgaben zwischen 1850 und 1955/59 zusammengefaßt und neben den Originalreihen eine Indexierung auf der Basis 1913 vorgenommen - was in der Folge schon deshalb zu Widersprüchen auffordern mußte, als der dabei benutzte gewogene Preisindex weder die seitdem erfolgten Wandlungen im Grund- und Rohstoffverbrauch bei der Fertigung vor allem militärischen Großgerätes hinreichend berücksichtigen konnte, noch die Wandlungen des Militärkörpers selbst, - erinnert sei an das Entstehen neuer Waffensysteme wie U-Boote, Flugzeuge, Panzer, Flugzeugträger sowie die allgemeine Motorisierung der Armeen -. Das hat dazu geführt, daß vor der unkritischen Übernahme der Hoffmannschen Zahlen gewarnt wurde, soweit es sich um die Erstellung neuer „langer Reihen" für Militärausgaben in Deutschland handelt. Jedenfalls sind - soweit ich sehe - die Hoffmannschen Fünfjahresperioden bisher nicht weitergeführt worden (Hoffmanns Zahlen enden mit dem Beginn der Aufstellung der Bundeswehr 1955/59). Und in der Tat: in der Bundeswehr haben die Teilstreitkräfte nicht nur ein neues Gewicht zueinander erhalten, ihre moderne Technik läßt sich nicht mehr mit einem Preisindex von 1913 fortschreiben, wenn es die langfristige Entwicklung von Militärausgaben darzustellen gilt.
[…] Die von Hoffmann gefundene numerische Korrelation zwischen Bruttosozialprodukt und Militärausgaben in Ländern mit unterschiedlicher Wirtschafts- und Sozialordnung sowie die Berechnung einer Regressionshnearen fand in einer Zeit statt, in der die Entwicklungshilfe und die gesamte sozio-ökonomische Problematik von Entwicklungsländern in den Vordergrund des ökonomiewissenschaftlichen Interesses auch in der Bundesrepublik rückte. Sicher nicht von ungefähr erschien wenig später aus der Feder von Kurt W. Rothschild der Aufsatz: „Military Expenditure, Exports and Growth“, nicht ohne Wiederbelebung einiger Grundzüge der klassischen Imperialismusdebatte vom Stile des marxistischen Revisionismus aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg. Schließlich war es kein geringerer als Werner Sombart gewesen, der - neben einer Anzahl von fachhistorischen Arbeiten zur Entwicklung und zum Stand von Kriegs- und Militärausgaben in einzelnen deutschen Ländern (vor allem in Preußen, Sachsen, Württemberg und Bayern), die in der Regel auf einzelne kriegerische Ereignisse konzentriert blieben - grundlegende Zusammenhänge zwischen Kapitalismus und Militär im Jahre 1913, ein Jahr vor Ausbruch der Katastrophe von 1914, veröffentlicht hatte. Auf Sombart, dem in den Siebziger Jahren unseres Jahrhunderts wie auf so manchen anderen inzwischen wiederentdeckten „Klassiker“ hinzuweisen, wurde W. G. Hoffmann in seinen Lehrveranstaltungen nicht müde. Oft bezog er sich auch auf den eigenwilligen Robert Wilbrandt oder auf E. Lederer, während er in späteren Jahren verständlicherweise auf Simon Kuznets oder Alexander Gerschenkron verwies. Zu Recht, denn neben den herausgearbeiteten phänomenologischen Grundbefunden, ist die Schrift Sombarts eine Fundgrube für die empirische Forschung geblieben, mögen auch im einzelnen die heute verwandten feingradigen Begriffe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht immer auf die von Sombart roh mitgeteilten Daten passen.
Die Arbeit Beutenmüllers kommt zu vergleichsweise hohen Anteilen der Militärausgaben am Sozialprodukt, weil er Militärausgaben und einen Teil der Kriegsfolgekosten zusammenfaßt und beides auf die gegenüber dem Bruttosozialprodukt niedrigere Bezugsgröße Nettosozialprodukt (zu Faktorkosten) bezieht. (Vgl. Tabelle.) Wittmann hingegen gibt zwei (inzwischen weitergeführte) Graphiken an, in denen er den Anteil der Militärausgaben an den gesamten Staatsausgaben darstellt und dementsprechend zu niedrigeren Werten kommen muß als diejenigen Angaben, die sich ausschließlich auf die Ausgaben des Zentralbudgets beziehen. Nicht die Forschungsergebnisse, sondern die Forschungsinhalte sind demnach bei der Analyse der langfristigen Entwicklung von Militärausgaben häufig inhomogen.
Betrachten wir in aller Kürze die Entwicklung der deutschen Militärausgaben seit 1900 bis 1978 zu laufenden Preisen und jeweiliger Währung im Anschluß und unter Fortschreibung der Zahlen von Beutenmüller, so fallen neben den bekannten Tatsachen - wie der exzessiven Entwicklung während des Zweiten Weltkrieges, die 1944/45 zum volkswirtschaftlichen Substanzverzehr führte, indem mehr für Krieg und Militär ausgegeben wurde, als das gesamte Nettosozialprodukt zu Faktorkosten betrug - zwei Tatsachen besonders ins Auge: unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren die so gemessenen Militärausgaben anteilsmäßig so hoch wie 1978, als die Bewaffnung der Bundeswehr in der zweiten Generation beendet war und die dritte Generation an militärischem Großgerät der Armee zugeführt wurde und - zweitens - nach einem nach unten gerichteten sprunghaften Übergang von den höheren Besatzungs- und Besatzungsfolgekosten auf bundesdeutsche Militärausgaben in der NATO-Allianz (1955: noch 13,8%, 1956 nur noch 8,0%) ihren tendenziellen Rückgang nach unten antraten; diese Entwicklung wurde nur zwischenzeitlich 1964-1966 leicht unterbrochen, als die letzten Heeresdivisionen aufgestellt waren und die „Nachrüstung“ mit der zweiten Waffengeneration begann, während gleichzeitig, wie wir aus anderen Quellen wissen, das Offizierskorps nunmehr voll auf Soll-Stärke gebracht wurde.
Diese Entwicklung findet ein Pendant im erkennbar weniger schnell steigenden Anteil der Militärausgaben am Bundeshaushalt als die entsprechenden Steigerungsraten des Bundeshaushaltes selbst. Die kurzzeitig abflachende Sonderentwicklung bei den Anteilen der Militärausgaben am Bundeshaushalt 1968-1970 erklärt sich einmal aus der schon erwähnten Schlußaufstellung der Bundeswehr nach den damaligen Planungen, zum anderen durch die Ausgliederung aller Militärpensionen und entsprechender Versorgungsbezüge aus dem Einzelplan 14 in einen gesondert ausgewiesenen Einzelplan 33, der folgerichtig aber weiterhin zu den Militärausgaben gezählt werden muß.
Schließlich zeigt die Belastung mit Militärausgaben je Kopf ([vgl.] Tabelle) zwischen 1900 und 1980 insofern eine beachtenswerte Entwicklung, als neben der absoluten Zunahme von 14,69 DM je Kopf (1900) auf 664,56 DM (1980) für die gesamte (Wohn-) Bevölkerung und von 32,69 DM (1900) auf 1.521,82 DM (1980) je Erwerbsperson - vergleichbare Qualität der statistischen Bezugsdaten unterstellt - sich über 80 Jahre hinweg ein annähernd ähnliches Verhältnis zwischen Militärausgaben je Kopf und je Erwerbsperson von ca. 1:2,1 - 1:2,2 herausbildete, dieses Verhältnis in den Siebziger Jahren bis zur Gegenwart aber leicht in dem Sinne sich verschob, als die Militärausgaben je Erwerbsperson etwas schneller stiegen als je Kopf der (Wohn-) Bevölkerung, offensichtlich weil die Zahl der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung leicht sank. Weitere Einzelheiten für kurze Perioden können den beiden Tabellen entnommen werden.
[… B]ei Anwendung eines halblogarithmischen Maßstabs [können] die langfristigen Entwicklungen von Militärausgaben je Kopf und absolut sowie geschätzt preisbereinigt zwischen 1950 und 1980 erkannt werden. Schaltet man die Kriegs- und Hochinflationsjahre nach dem Ersten Weltkrieg aus, so lassen sich zwei Entwicklungen besonders deutlich erkennen: einmal weist der Trend der geschätzt preisbereinigten Militärausgaben in den drei Jahrzehnten zwischen 1950-1980 in die gleiche Richtung wie der der Jahre zwischen 1900 bis Kriegsausbruch 1914, liegt aber auf einem höheren Niveau; zum anderen steigt der lineare Trend der Militärausgaben absolut für die Jahrzehnte 1950 - 1980 stärker an als der der Jahre von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg, ohne auf einem höheren Niveau zu beginnen. Das deckt sich nicht mit Recktenwalds Forschungen, der einen „Replacement-Effekt“ für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg für die gesamten Staatsausgaben verneint. Der Unterschied erklärt sich wahrscheinlich dadurch, daß die Militärausgaben infolge sprunghaft gestiegener Technologie und deren Übernahme durch die Bundeswehr ab 1955/56 trotz der bekannten Bewaffnungsbeschränkungen durch die Pariser Verträge von 1955 einen höheren Kostenschub erlebten als die übrigen, stärker durch Verwaltungstätigkeit geprägten Bundesausgaben, wobei die Preisbewegung geschätzt (und revisionsbedürftig) für Militärausgaben ausgeschaltet wurde, wonach sich nahezu Parallelität zwischen dem nicht - preisbereinigten und dem preisbereinigten linearen Trend für Militärausgaben insgesamt herstellt. Der schnellere Anstieg der Militärausgaben je Kopf seit 1950 (noch: Besatzungskosten) kann bei zeitweise zunehmender Bundesbevölkerung und bei zwei deutlich erkennbaren Aufstellungs- und Beschaffungswellen nicht eindeutig erklärt werden. Immerhin läßt sich über alle Geschichtseinbrüche hinweg ein langfristiger, von der linearen Entwicklung wenig abweichender Pfad erkennen, der möglicherweise aus der Logik des fortgeschrittenen Industrialisierungsprozesses abgeleitet werden kann.
Während unsere Interpretation der vorgestellten langfristigen Entwicklungslinien damit nicht erschöpft ist, fügen wir noch eine Bemerkung über die internen strukturellen Wandlungen der Militärausgaben ein: Vor dem Ersten Weltkrieg gab es nur zwei Teilstreitkräfte, das Heer und die Marine; die „Rüstung“ im physischen Sinne war in der Hauptsache - von Verschiebungen im Feldzeugwesen abgesehen - eine Flotten- und Artillerierüstung. Typisch für die jüngere Entwicklung ist es, daß neben einer Neuverteilung zwischen den drei Teilstreitkräften, Heer, Marine und Luftwaffe, die Marineausgaben in den Verteidigungsausgaben - ganz im Gegensatz zur kaiserlichen Flottenrüstung - den kleinsten Rahmen beanspruchen, während im Vergleich zu allen früheren Epochen der Militärfinanzgeschichte der Anteil der nicht den einzelnen Teilstreitkräften zurechenbaren Ausgaben (wie z.B. die Rechtspflege, Bildungswesen, gemischte Kommandobehörden und Beschaffung zentralen Geräts) erheblich zunahm und schon 1964 fast ein Viertel der bundesdeutschen Militärausgaben repräsentierte. Das ist freilich keine auf die bundesdeutschen Verhältnisse beschränkte Entwicklung.“
(Zitat aus: Bielfeldt, C.: Rüstungsausgaben und Staatsinterventionismus. Das Beispiel Deutschland 1950-1971, Frankfurt/New York 1977. S. 19-38):
„Die unzureichende Beschäftigung mit dem militärischen Sektor in der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Literatur mag vor allem zwei Gründe haben. Zum einen hatten die Erfahrungen während des Nationalsozialismus und die Niederlage im Zweiten Weltkrieg alles, was Rüstung und Militär betraf, soweit in den Bereich des "Politischen" gerückt, daß dieser Sektor "einer nüchternen ökonomischen Analyse" kaum zugänglich war. Mit der Demobilisierung Deutschlands unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte auch der Anlaß für solche Untersuchungen. Zum anderen prägte die spezifische politische und wirtschaftliche Situation der BRD zu Beginn der Wiederaufrüstung den theoretischen Ansatz der nationalökonomischen Analysen, die etwa zu diesem Zeitpunkt einsetzten. Die Interessen an der Wiederaufrüstung waren sowohl im Inland als auch im Ausland überwiegend politischer Art. Diese schienen zunächst mit den wirtschaftlichen Interessen in der BRD zu kollidieren, da in der Aufschwungphase zivile Nachfrage die Produktionskapazitäten auslastete. Diese spezifischen Verhältnisse wurden in den nationalökonomischen Analysen verallgemeinert, indem Militärausgaben als eine außerökonomische (politisch vorgegebene) Größe betrachtet wurden, die in ein aus sich heraus prosperierendes Wirtschaftssystem eingeführt wird und dessen Wachstum negativ beeinflußt.
Dieses Argumentationsmuster zieht sich bis heute durch alle Analysen wirtschaftswissenschaftlicher Prägung, die die Rüstung thematisieren. Demgemäß ist die Anlage dieser Untersuchungen eine Wirkungsanalyse, bei der die Militärausgaben, deren Höhe - durch außerökonomische Ziele bestimmt - ökonomischen Entscheidungen nicht unterliegt, auf ihre externen Effekte ökonomischer Art, also Nebeneffekte, untersucht werden. Dem Bemühen, die Militärausgaben "einer nüchternen ökonomischen Analyse" zu unterziehen und sie nicht das "Objekt einer mehr subjektiven, oft auch ideologisch geprägten und durch die aktuellen Ereignisse geblendeten Beurteilung" 5 werden zu lassen (als "subjektiv" und "ideologisch" gelten gemäß diesem Zitat alle die Untersuchungen, die jenseits der Prämisse des außerökonomischen Datums die Militärausgaben auf ihre ökonomischen Ursachen untersuchen), fallen nicht nur alle außen und gesellschaftspolitischen, sondern auch wirtschaftspolitische Fragestellungen zum Opfer. So erwähnt Regling zwar, es werde auch die Meinung vertreten, Militärausgaben stellten ein dem kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem immanentes Phänomen dar, greift jedoch einen solchen Ansatz nicht auf, da "erst durch die weitgehende Abstraktion außerökonomischer Tatbestände ... eine Aussage über die Beziehungen zwischen Militärausgaben und wirtschaftlicher Entwicklung ermöglicht (werde)".
So ist es nach Regling auch nur folgerichtig, daß Überlegungen, die Entwicklung der Militärausgaben mit der Entwicklung anderer Staatsausgaben zu vergleichen (d.h. staatliche Ausgaben anderer Verwendung als konkurrierend zu betrachten) "unter der Prämisse, die Höhe der Militärausgaben als außerökonomisches Datum anzusehen, kein Platz eingeräumt werden (kann)“. Die Analysen sind daher auf die Angebotsseite zentriert. Es wird versucht, die mehr definitorische Bestimmung der Militärausgaben als insgesamt wachstumshemmend und unproduktiv durch den Nachweis partieller mittelbarer Produktivitätseffekte zu relativieren. Ausgehend von den Grundannahmen der Wachstumstheorie werden in empirisch z.T. sehr detaillierten Analysen die Auswirkungen der Militärausgaben auf Qualität und Quantität der den Wachstumsprozeß determinierenden gesamwirtschaftlichen Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und technischer Fortschritt untersucht, bzw. es wird versucht, die Einflüsse der Militärausgaben auf Umfang und Struktur des Sozialprodukts, auf die Wirtschaftsordnung sowie Inflations- und Zahlungsbilanzeffekte zu quantifizieren.
Insgesamt sind die Ergebnisse weder für einzelne Produktionsfaktoren eindeutig als negativ oder positiv zu charakterisieren und zu quantifizieren, noch ermöglichen die Untersuchungen ein zusammenfassendes Urteil über den Zusammenhang zwischen den Militärausgaben und gesamtwirtschaftlicher Entwicklung, - wo eine solche abschließende Beurteilung versucht wird, hat sie meist nur einen geringen bzw. keinen Bezug zu den Untersuchungsergebnissen.
Den Analysen ist gemeinsam, daß der Rückbezug der Ergebnisse auf den Ausgangsgegenstand nahezu völlig unterbleibt, z.B. schließt sich an die Beschreibung positiver Effekte auf den technischen Fortschritt weder die Frage danach an, ob die Wirkung ein Spezifikum der Militärausgaben sei - Vergleiche unter schiedlicher Ausgabenarten werden nicht angestellt - noch ob diese Wachstumsimpulse ein Anlaß für (vermehrte) militärische Ausgaben sind (sein könnten). Dasselbe gilt für die positiven Auswirkungen derartiger Ausgaben in einer unterbeschäftigten Wirtschaft. Fragestellungen nach eventuellen ökonomischen Determinanten von Art und Umfang der Militärausgaben sind zwar im Prinzip durch die Prämisse des außerökonomischen Datums von vornherein aus der Untersuchung ausgeblendet, werden von einigen Autoren jedoch durchaus gesehen. Eine Erwähnung erfolgt jedoch in der Regel nur, um solche Überlegungen ausdrücklich aus der Untersuchung auszuschließen. Ebenso wie Regling glaubt, die Entwicklung der Militärausgaben nicht mit der der anderen Staatsausgaben vergleichen zu dürfen (s.o.), hält er auch - für den von ihm beobachteten Zeitraum der Aufrüstung der BRD nicht ganz unrealistisch - eine Untersuchung der Frage "inwieweit die volkswirtschaftliche Auslastung der Kapazitäten erst durch die Militärausgaben erreicht wird" für uninteressant. Andererseits weist er darauf hin, daß wirtschaftlich positive Effekte angesichts der Priorität des "Postulats des Friedens" zwar die Militärausgaben nicht rechtfertigen können, daß es aber zu überlegen wäre, "in militärisch vertretbarem Rahmen eine wachstumsfördernde Umstrukturierung des Militärhaushalts vor(zu)nehmen“. Wittmann, der die Militärausgaben "zu den wesentlichen außerökonomischen Bedingungen des wirtschaftlichen Wachstums" zählt, deren Höhe "im wesentlichen von der internationalen politischen Lage und von den Vorstellungen der Regierung über die Bedürfnisse der nationalen Sicherheit" abhängt , gibt andererseits zu bedenken, daß angesichts der gegenüber anderen Staatsausgaben geringeren Produktivität der Militärausgaben eine Erhöhung "nur als ultima ratio zur überwindung der Arbeitslosigkeit infrage kommen (darf)".
Eine solche Behandlung des militärischen Sektors in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur entspricht den Argumenten, wie sie in der gegenwärtigen politischen Diskussion über den Zusammenhang von Rüstung und Wirtschaft vorgebracht werden. Auch in offiziellen und offiziösen Darstellungen zu dieser Thematik wird die den Umfang der Militärausgaben bestimmende Größe exogenisiert. War in der "nüchternen ökonomischen Analyse" die Höhe der Militärausgaben ökonomischen Überlegungen nicht unterworfen, sondern politisch festgelegt, so wird in der politischen Diskussion durch Verlagerung des Problems in den außenpolitischen Bereich die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Auseinandersetzung (alternative Bedarfsdeckung, Sicherheitsbedürfnisse) vermieden. Selbst auf dieser Ebene jedoch werden eigene Handlungsparameter quasi geleugnet. Das eigene Rüstungsverhalten gilt als weitgehend determiniert durch das Rüstungsverhalten der Gegenseite. Durch die ständig wirkende und zunehmende gegnerische Bedrohung, die immer wieder eigene militärische Reaktionen verlange, sei der eigene politische Entscheidungsbereich auf ein Minimum reduziert, sei die die Höhe der Militärausgaben bestimmende außenpolitische Größe - die Bedrohung - exogenes Datum. Für den Zusammenhang von Rüstung und Wirtschaft gilt daher auch im politischen Bereich, daß Art und Umfang der Militärausgaben allenfalls wirtschaftliche Konsequenzen, nicht aber wirtschaftliche Ursachen haben können. Auch die grundsätzliche Einschätzung der wirtschaftlichen Bedeutung von Militärausgaben insgesamt, so wie sie sich in der politischen Diskussion dokumentiert, entspricht der in der Literatur vertretenen Meinung. Betont wird der Lastcharakter der Rüstung ("unmittelbare Unproduktivität"), eine Last, die zur Erhaltung der äußeren Sicherheit getragen werden muß. Der Lastcharakter impliziert, daß es wirtschaftlich vorteilhaft wäre, auf Rüstung verzichten zu können, eine Abhängigkeit der Wirtschaft von Rüstung ist damit prinzipiell ausgeschlossen. Eine Gegenüberstellung der Ausgaben für militärische Zwecke mit "konkurrierenden" Staatsausgaben erfolgt, um zu demonstrieren, daß trotz der militärischen Belastung andere Staatsfunktionen nicht vernachlässigt werden, gerade nicht, um diese Ausgaben als Alternativen dem politischen Entscheidungsprozeß zu unterwerfen. Ebenso ähnlich ist die Einschätzung der wirtschaftlichen Konsequenzen, bzw. Nebeneffekte der Rüstung ("mittelbare Produktivität“) in der politischen Diskussion. Hier werden insbesondere die technologischen Impulse der Rüstungsproduktion hervorgehoben (Produktionsfaktor: technischer Fortschritt), weniger häufig wird auf die konjunkturelle Stabilisierung, Sicherung der Arbeitsplätze hingewiesen. Gehen hier, was die wirtschaftlichen Nebeneffekte betrifft, auch die Äußerungen von politischer Seite weiter als die der wirtschaftswissenschaftlichen Theoretiker, indem sie verlangen, daß die Gestaltung der Militärausgaben in gewissen Grenzen die wirtschaftlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen hätte, so wird von seiten der Rüstungsindustrie sogar argumentiert, ohne die Vorteile einer eigenen Rüstungsindustrie wäre die wirtschaftliche Entwicklung, Wachstum, Konkurrenzfähigkeit gefährdet.
Kapitel II enthält die für die Analyse benötigten Daten, Hinweise auf die Methoden der Datenermittlung und -zusammenstellung sowie eine ausführliche Darstellung der Quellen und der vergleichbaren in der Literatur verwendeten Schätzverfahren. Im ersten Teil wird versucht, im Bundeshaushalt alle militärisch relevanten Ausgaben zu ermitteln, zusammenzustellen und nach verschiedenen Gesichtspunkten zu untergliedern. In diesem Zusammenhang werden die unterschiedlichen Definitionen von "Verteidigungsausgaben" erläutert und gegeneinander abgegrenzt. Im zweiten Teil werden ebenfalls die Budgetdaten für eine Schätzung der militärisch abhängig Beschäftigten in der Rüstungsproduktion herangezogen. Da aus den Haushaltszahlen nicht entnommen werden kann, in welchem Ausmaß die einzelnen Wirtschaftszweige für militärische Zwecke produzieren, beschäftigt sichder dritte Abschnitt mit den empirischen und methodischen Grundlagen einer Input-Output-Analyse für den Rüstungssektor der BRD. Die Ergebnisse sind in diesem Kapitel tabellarisch dargestellt und werden in Kapitel III unter bestimmten Fragestellungen analysiert und auf ihre Verwendbarkeit bei der Analyse der Rüstungsproduktion hin überprüft.“
Die Arbeit behandelt in weiteren, hier nicht verwendeten Kapiteln die Thematik der Rüstungsausgaben als Instrument der Wirtschaftssteuerung, sowie als wirtschaftspolitisches Instrument in der BRD.
(Zitat aus: Köllner, Lutz.: Wirtschaftsempirische und wirtschaftshistorische Bemerkungen zur langfristigen Entwicklung von Militärausgaben in Deutschland, in: Helmstädter, Ernst (Hrsg.): Die Bedingungen des Wirtschaftswachstums in Vergangenheit und Zukunft. Gedenkschrift für Walther G. Hoffmann, Tübingen 1984. S. 199-210):
„Dreimal in seinem wissenschaftlich-publizistischen Werk hat sich Walther Gustav Hoffmann zu Fragen der Militärausgaben geäußert. Zum ersten Mal 1940, als er zusammen mit anderen (z.B. Horst Jecht, Rudolf Stucken, Jens Jessen) am Kieler Institut für Weltwirtschaft, dessen Leitung damals unter Andreas Predöhl stand, eine Tagung deutscher Wirtschaftswissenschaftler organisierte, auf der diese u.a. Stellung nahmen zum Problem der englischen Kriegsfinanzierung, was im Zeitklima des beginnenden Zweiten Weltkrieges nicht gerade ein bevorzugtes Arbeitsgebiet deutscher Wirtschafts- und Finanzwissenschaftler war. Es sprach nicht nur für den bekannten Elan des Initiators dieser Tagung, daß er die heikle Frage der Kriegsfinanzierung überhaupt zur Diskussion stellte - im offiziellen deutschen Schrifttum und in der Presse, die von Wissenschaftlern und Publizisten wie Ernst Wagemann oder Volkmar Muthesius unterstützt wurde, galt die deutsche Kriegsfinanzierung als „gesichert“, ohne daß man die Tücken einer zurückgestauten Inflation bei längerer Kriegsdauer bereits voll überschauen konnte -, typisch für Walther G. Hoffmann war es auch, daß er sich der englischen Kriegsfinanzierung zuwandte, also den Finanzfragen eines „Feindlandes“. Das lag durchaus in der Logik des Weges, den Hoffmann bis dahin beschritten hatte: sowohl in den „Stadien und Typen der Industrialisierung“, als auch in der zusammen mit W. Schlote herausgegebenen Schrift über die Entwicklung des britischen Außenhandels in Verbindung mit verschiedenen Wachstumsphasen der britischen Wirtschaft; hatte er sich konsequent dem ersten europäischen Industrieland zugewandt, in dessen Herzen, London, Karl Marx einst seine alarmierenden Studien geschrieben hatte. Der junge Hoffmann war - nach mehrfach vorgetragenem eigenem Verständnis - in seiner Jugend „aufgeklärter Marxist“ gewesen, weshalb ihm auch der frühere W. Sombart geistig nahestand, der einen ähnlichen Weg wie später Hoffmann gegangen war.
Es war gewiß eine Delikatesse der Stunde, daß gerade in diesem Jahr, 1940, in London J. M Keynes Schrift „How to pay for the war" erschien, in der der englische Nationalökonom - im Gegensatz zu den Empfehlungen, die er zehn Jahre zuvor ausgesprochen hatte - Kaufkraftstillegung und konstante Löhne forderte, um der anrückenden Inflation infolge der Kriegsereignisse Herr zu werden. Bei aller Vorliebe, die Hoffmann, Schüler Adolph Löwes, für die angelsächsische Welt zeit seines Lebens zeigte, wissen wir nicht, ob er zum Zeitpunkt der Tagung deutscher Wirtschaftswissenschaftler 1940 das neue Buch von Keynes schon kannte. Die Keynes-Rezeption hatte in Deutschland zu dieser Zeit nicht einmal begonnen.
In Hoffmanns Hauptwerk, der „Entwicklung des deutschen Volkseinkommens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts“ - eine in Münster erbrachte Team-Leistung - findet sich der militärische Sektor in den Abschnitten über den Staatsverbrauch. In Fünf-Jahres-Perioden hat Hoffmann die personellen und sächlichen Militärausgaben zwischen 1850 und 1955/59 zusammengefaßt und neben den Originalreihen eine Indexierung auf der Basis 1913 vorgenommen - was in der Folge schon deshalb zu Widersprüchen auffordern mußte, als der dabei benutzte gewogene Preisindex weder die seitdem erfolgten Wandlungen im Grund- und Rohstoffverbrauch bei der Fertigung vor allem militärischen Großgerätes hinreichend berücksichtigen konnte, noch die Wandlungen des Militärkörpers selbst, - erinnert sei an das Entstehen neuer Waffensysteme wie U-Boote, Flugzeuge, Panzer, Flugzeugträger sowie die allgemeine Motorisierung der Armeen -. Das hat dazu geführt, daß vor der unkritischen Übernahme der Hoffmannschen Zahlen gewarnt wurde, soweit es sich um die Erstellung neuer „langer Reihen" für Militärausgaben in Deutschland handelt. Jedenfalls sind - soweit ich sehe - die Hoffmannschen Fünfjahresperioden bisher nicht weitergeführt worden (Hoffmanns Zahlen enden mit dem Beginn der Aufstellung der Bundeswehr 1955/59). Und in der Tat: in der Bundeswehr haben die Teilstreitkräfte nicht nur ein neues Gewicht zueinander erhalten, ihre moderne Technik läßt sich nicht mehr mit einem Preisindex von 1913 fortschreiben, wenn es die langfristige Entwicklung von Militärausgaben darzustellen gilt.
[…] Die von Hoffmann gefundene numerische Korrelation zwischen Bruttosozialprodukt und Militärausgaben in Ländern mit unterschiedlicher Wirtschafts- und Sozialordnung sowie die Berechnung einer Regressionshnearen fand in einer Zeit statt, in der die Entwicklungshilfe und die gesamte sozio-ökonomische Problematik von Entwicklungsländern in den Vordergrund des ökonomiewissenschaftlichen Interesses auch in der Bundesrepublik rückte. Sicher nicht von ungefähr erschien wenig später aus der Feder von Kurt W. Rothschild der Aufsatz: „Military Expenditure, Exports and Growth“, nicht ohne Wiederbelebung einiger Grundzüge der klassischen Imperialismusdebatte vom Stile des marxistischen Revisionismus aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg. Schließlich war es kein geringerer als Werner Sombart gewesen, der - neben einer Anzahl von fachhistorischen Arbeiten zur Entwicklung und zum Stand von Kriegs- und Militärausgaben in einzelnen deutschen Ländern (vor allem in Preußen, Sachsen, Württemberg und Bayern), die in der Regel auf einzelne kriegerische Ereignisse konzentriert blieben - grundlegende Zusammenhänge zwischen Kapitalismus und Militär im Jahre 1913, ein Jahr vor Ausbruch der Katastrophe von 1914, veröffentlicht hatte. Auf Sombart, dem in den Siebziger Jahren unseres Jahrhunderts wie auf so manchen anderen inzwischen wiederentdeckten „Klassiker“ hinzuweisen, wurde W. G. Hoffmann in seinen Lehrveranstaltungen nicht müde. Oft bezog er sich auch auf den eigenwilligen Robert Wilbrandt oder auf E. Lederer, während er in späteren Jahren verständlicherweise auf Simon Kuznets oder Alexander Gerschenkron verwies. Zu Recht, denn neben den herausgearbeiteten phänomenologischen Grundbefunden, ist die Schrift Sombarts eine Fundgrube für die empirische Forschung geblieben, mögen auch im einzelnen die heute verwandten feingradigen Begriffe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht immer auf die von Sombart roh mitgeteilten Daten passen.
Die Arbeit Beutenmüllers kommt zu vergleichsweise hohen Anteilen der Militärausgaben am Sozialprodukt, weil er Militärausgaben und einen Teil der Kriegsfolgekosten zusammenfaßt und beides auf die gegenüber dem Bruttosozialprodukt niedrigere Bezugsgröße Nettosozialprodukt (zu Faktorkosten) bezieht. (Vgl. Tabelle.) Wittmann hingegen gibt zwei (inzwischen weitergeführte) Graphiken an, in denen er den Anteil der Militärausgaben an den gesamten Staatsausgaben darstellt und dementsprechend zu niedrigeren Werten kommen muß als diejenigen Angaben, die sich ausschließlich auf die Ausgaben des Zentralbudgets beziehen. Nicht die Forschungsergebnisse, sondern die Forschungsinhalte sind demnach bei der Analyse der langfristigen Entwicklung von Militärausgaben häufig inhomogen.
Betrachten wir in aller Kürze die Entwicklung der deutschen Militärausgaben seit 1900 bis 1978 zu laufenden Preisen und jeweiliger Währung im Anschluß und unter Fortschreibung der Zahlen von Beutenmüller, so fallen neben den bekannten Tatsachen - wie der exzessiven Entwicklung während des Zweiten Weltkrieges, die 1944/45 zum volkswirtschaftlichen Substanzverzehr führte, indem mehr für Krieg und Militär ausgegeben wurde, als das gesamte Nettosozialprodukt zu Faktorkosten betrug - zwei Tatsachen besonders ins Auge: unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren die so gemessenen Militärausgaben anteilsmäßig so hoch wie 1978, als die Bewaffnung der Bundeswehr in der zweiten Generation beendet war und die dritte Generation an militärischem Großgerät der Armee zugeführt wurde und - zweitens - nach einem nach unten gerichteten sprunghaften Übergang von den höheren Besatzungs- und Besatzungsfolgekosten auf bundesdeutsche Militärausgaben in der NATO-Allianz (1955: noch 13,8%, 1956 nur noch 8,0%) ihren tendenziellen Rückgang nach unten antraten; diese Entwicklung wurde nur zwischenzeitlich 1964-1966 leicht unterbrochen, als die letzten Heeresdivisionen aufgestellt waren und die „Nachrüstung“ mit der zweiten Waffengeneration begann, während gleichzeitig, wie wir aus anderen Quellen wissen, das Offizierskorps nunmehr voll auf Soll-Stärke gebracht wurde.
Diese Entwicklung findet ein Pendant im erkennbar weniger schnell steigenden Anteil der Militärausgaben am Bundeshaushalt als die entsprechenden Steigerungsraten des Bundeshaushaltes selbst. Die kurzzeitig abflachende Sonderentwicklung bei den Anteilen der Militärausgaben am Bundeshaushalt 1968-1970 erklärt sich einmal aus der schon erwähnten Schlußaufstellung der Bundeswehr nach den damaligen Planungen, zum anderen durch die Ausgliederung aller Militärpensionen und entsprechender Versorgungsbezüge aus dem Einzelplan 14 in einen gesondert ausgewiesenen Einzelplan 33, der folgerichtig aber weiterhin zu den Militärausgaben gezählt werden muß.
Schließlich zeigt die Belastung mit Militärausgaben je Kopf ([vgl.] Tabelle) zwischen 1900 und 1980 insofern eine beachtenswerte Entwicklung, als neben der absoluten Zunahme von 14,69 DM je Kopf (1900) auf 664,56 DM (1980) für die gesamte (Wohn-) Bevölkerung und von 32,69 DM (1900) auf 1.521,82 DM (1980) je Erwerbsperson - vergleichbare Qualität der statistischen Bezugsdaten unterstellt - sich über 80 Jahre hinweg ein annähernd ähnliches Verhältnis zwischen Militärausgaben je Kopf und je Erwerbsperson von ca. 1:2,1 - 1:2,2 herausbildete, dieses Verhältnis in den Siebziger Jahren bis zur Gegenwart aber leicht in dem Sinne sich verschob, als die Militärausgaben je Erwerbsperson etwas schneller stiegen als je Kopf der (Wohn-) Bevölkerung, offensichtlich weil die Zahl der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung leicht sank. Weitere Einzelheiten für kurze Perioden können den beiden Tabellen entnommen werden.
[… B]ei Anwendung eines halblogarithmischen Maßstabs [können] die langfristigen Entwicklungen von Militärausgaben je Kopf und absolut sowie geschätzt preisbereinigt zwischen 1950 und 1980 erkannt werden. Schaltet man die Kriegs- und Hochinflationsjahre nach dem Ersten Weltkrieg aus, so lassen sich zwei Entwicklungen besonders deutlich erkennen: einmal weist der Trend der geschätzt preisbereinigten Militärausgaben in den drei Jahrzehnten zwischen 1950-1980 in die gleiche Richtung wie der der Jahre zwischen 1900 bis Kriegsausbruch 1914, liegt aber auf einem höheren Niveau; zum anderen steigt der lineare Trend der Militärausgaben absolut für die Jahrzehnte 1950 - 1980 stärker an als der der Jahre von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg, ohne auf einem höheren Niveau zu beginnen. Das deckt sich nicht mit Recktenwalds Forschungen, der einen „Replacement-Effekt“ für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg für die gesamten Staatsausgaben verneint. Der Unterschied erklärt sich wahrscheinlich dadurch, daß die Militärausgaben infolge sprunghaft gestiegener Technologie und deren Übernahme durch die Bundeswehr ab 1955/56 trotz der bekannten Bewaffnungsbeschränkungen durch die Pariser Verträge von 1955 einen höheren Kostenschub erlebten als die übrigen, stärker durch Verwaltungstätigkeit geprägten Bundesausgaben, wobei die Preisbewegung geschätzt (und revisionsbedürftig) für Militärausgaben ausgeschaltet wurde, wonach sich nahezu Parallelität zwischen dem nicht - preisbereinigten und dem preisbereinigten linearen Trend für Militärausgaben insgesamt herstellt. Der schnellere Anstieg der Militärausgaben je Kopf seit 1950 (noch: Besatzungskosten) kann bei zeitweise zunehmender Bundesbevölkerung und bei zwei deutlich erkennbaren Aufstellungs- und Beschaffungswellen nicht eindeutig erklärt werden. Immerhin läßt sich über alle Geschichtseinbrüche hinweg ein langfristiger, von der linearen Entwicklung wenig abweichender Pfad erkennen, der möglicherweise aus der Logik des fortgeschrittenen Industrialisierungsprozesses abgeleitet werden kann.
Während unsere Interpretation der vorgestellten langfristigen Entwicklungslinien damit nicht erschöpft ist, fügen wir noch eine Bemerkung über die internen strukturellen Wandlungen der Militärausgaben ein: Vor dem Ersten Weltkrieg gab es nur zwei Teilstreitkräfte, das Heer und die Marine; die „Rüstung“ im physischen Sinne war in der Hauptsache - von Verschiebungen im Feldzeugwesen abgesehen - eine Flotten- und Artillerierüstung. Typisch für die jüngere Entwicklung ist es, daß neben einer Neuverteilung zwischen den drei Teilstreitkräften, Heer, Marine und Luftwaffe, die Marineausgaben in den Verteidigungsausgaben - ganz im Gegensatz zur kaiserlichen Flottenrüstung - den kleinsten Rahmen beanspruchen, während im Vergleich zu allen früheren Epochen der Militärfinanzgeschichte der Anteil der nicht den einzelnen Teilstreitkräften zurechenbaren Ausgaben (wie z.B. die Rechtspflege, Bildungswesen, gemischte Kommandobehörden und Beschaffung zentralen Geräts) erheblich zunahm und schon 1964 fast ein Viertel der bundesdeutschen Militärausgaben repräsentierte. Das ist freilich keine auf die bundesdeutschen Verhältnisse beschränkte Entwicklung.“
(Zitat aus: Bielfeldt, C.: Rüstungsausgaben und Staatsinterventionismus. Das Beispiel Deutschland 1950-1971, Frankfurt/New York 1977. S. 19-38):
„Die unzureichende Beschäftigung mit dem militärischen Sektor in der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Literatur mag vor allem zwei Gründe haben. Zum einen hatten die Erfahrungen während des Nationalsozialismus und die Niederlage im Zweiten Weltkrieg alles, was Rüstung und Militär betraf, soweit in den Bereich des "Politischen" gerückt, daß dieser Sektor "einer nüchternen ökonomischen Analyse" kaum zugänglich war. Mit der Demobilisierung Deutschlands unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte auch der Anlaß für solche Untersuchungen. Zum anderen prägte die spezifische politische und wirtschaftliche Situation der BRD zu Beginn der Wiederaufrüstung den theoretischen Ansatz der nationalökonomischen Analysen, die etwa zu diesem Zeitpunkt einsetzten. Die Interessen an der Wiederaufrüstung waren sowohl im Inland als auch im Ausland überwiegend politischer Art. Diese schienen zunächst mit den wirtschaftlichen Interessen in der BRD zu kollidieren, da in der Aufschwungphase zivile Nachfrage die Produktionskapazitäten auslastete. Diese spezifischen Verhältnisse wurden in den nationalökonomischen Analysen verallgemeinert, indem Militärausgaben als eine außerökonomische (politisch vorgegebene) Größe betrachtet wurden, die in ein aus sich heraus prosperierendes Wirtschaftssystem eingeführt wird und dessen Wachstum negativ beeinflußt.
Dieses Argumentationsmuster zieht sich bis heute durch alle Analysen wirtschaftswissenschaftlicher Prägung, die die Rüstung thematisieren. Demgemäß ist die Anlage dieser Untersuchungen eine Wirkungsanalyse, bei der die Militärausgaben, deren Höhe - durch außerökonomische Ziele bestimmt - ökonomischen Entscheidungen nicht unterliegt, auf ihre externen Effekte ökonomischer Art, also Nebeneffekte, untersucht werden. Dem Bemühen, die Militärausgaben "einer nüchternen ökonomischen Analyse" zu unterziehen und sie nicht das "Objekt einer mehr subjektiven, oft auch ideologisch geprägten und durch die aktuellen Ereignisse geblendeten Beurteilung" 5 werden zu lassen (als "subjektiv" und "ideologisch" gelten gemäß diesem Zitat alle die Untersuchungen, die jenseits der Prämisse des außerökonomischen Datums die Militärausgaben auf ihre ökonomischen Ursachen untersuchen), fallen nicht nur alle außen und gesellschaftspolitischen, sondern auch wirtschaftspolitische Fragestellungen zum Opfer. So erwähnt Regling zwar, es werde auch die Meinung vertreten, Militärausgaben stellten ein dem kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem immanentes Phänomen dar, greift jedoch einen solchen Ansatz nicht auf, da "erst durch die weitgehende Abstraktion außerökonomischer Tatbestände ... eine Aussage über die Beziehungen zwischen Militärausgaben und wirtschaftlicher Entwicklung ermöglicht (werde)".
So ist es nach Regling auch nur folgerichtig, daß Überlegungen, die Entwicklung der Militärausgaben mit der Entwicklung anderer Staatsausgaben zu vergleichen (d.h. staatliche Ausgaben anderer Verwendung als konkurrierend zu betrachten) "unter der Prämisse, die Höhe der Militärausgaben als außerökonomisches Datum anzusehen, kein Platz eingeräumt werden (kann)“. Die Analysen sind daher auf die Angebotsseite zentriert. Es wird versucht, die mehr definitorische Bestimmung der Militärausgaben als insgesamt wachstumshemmend und unproduktiv durch den Nachweis partieller mittelbarer Produktivitätseffekte zu relativieren. Ausgehend von den Grundannahmen der Wachstumstheorie werden in empirisch z.T. sehr detaillierten Analysen die Auswirkungen der Militärausgaben auf Qualität und Quantität der den Wachstumsprozeß determinierenden gesamwirtschaftlichen Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und technischer Fortschritt untersucht, bzw. es wird versucht, die Einflüsse der Militärausgaben auf Umfang und Struktur des Sozialprodukts, auf die Wirtschaftsordnung sowie Inflations- und Zahlungsbilanzeffekte zu quantifizieren.
Insgesamt sind die Ergebnisse weder für einzelne Produktionsfaktoren eindeutig als negativ oder positiv zu charakterisieren und zu quantifizieren, noch ermöglichen die Untersuchungen ein zusammenfassendes Urteil über den Zusammenhang zwischen den Militärausgaben und gesamtwirtschaftlicher Entwicklung, - wo eine solche abschließende Beurteilung versucht wird, hat sie meist nur einen geringen bzw. keinen Bezug zu den Untersuchungsergebnissen.
Den Analysen ist gemeinsam, daß der Rückbezug der Ergebnisse auf den Ausgangsgegenstand nahezu völlig unterbleibt, z.B. schließt sich an die Beschreibung positiver Effekte auf den technischen Fortschritt weder die Frage danach an, ob die Wirkung ein Spezifikum der Militärausgaben sei - Vergleiche unter schiedlicher Ausgabenarten werden nicht angestellt - noch ob diese Wachstumsimpulse ein Anlaß für (vermehrte) militärische Ausgaben sind (sein könnten). Dasselbe gilt für die positiven Auswirkungen derartiger Ausgaben in einer unterbeschäftigten Wirtschaft. Fragestellungen nach eventuellen ökonomischen Determinanten von Art und Umfang der Militärausgaben sind zwar im Prinzip durch die Prämisse des außerökonomischen Datums von vornherein aus der Untersuchung ausgeblendet, werden von einigen Autoren jedoch durchaus gesehen. Eine Erwähnung erfolgt jedoch in der Regel nur, um solche Überlegungen ausdrücklich aus der Untersuchung auszuschließen. Ebenso wie Regling glaubt, die Entwicklung der Militärausgaben nicht mit der der anderen Staatsausgaben vergleichen zu dürfen (s.o.), hält er auch - für den von ihm beobachteten Zeitraum der Aufrüstung der BRD nicht ganz unrealistisch - eine Untersuchung der Frage "inwieweit die volkswirtschaftliche Auslastung der Kapazitäten erst durch die Militärausgaben erreicht wird" für uninteressant. Andererseits weist er darauf hin, daß wirtschaftlich positive Effekte angesichts der Priorität des "Postulats des Friedens" zwar die Militärausgaben nicht rechtfertigen können, daß es aber zu überlegen wäre, "in militärisch vertretbarem Rahmen eine wachstumsfördernde Umstrukturierung des Militärhaushalts vor(zu)nehmen“. Wittmann, der die Militärausgaben "zu den wesentlichen außerökonomischen Bedingungen des wirtschaftlichen Wachstums" zählt, deren Höhe "im wesentlichen von der internationalen politischen Lage und von den Vorstellungen der Regierung über die Bedürfnisse der nationalen Sicherheit" abhängt , gibt andererseits zu bedenken, daß angesichts der gegenüber anderen Staatsausgaben geringeren Produktivität der Militärausgaben eine Erhöhung "nur als ultima ratio zur überwindung der Arbeitslosigkeit infrage kommen (darf)".
Eine solche Behandlung des militärischen Sektors in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur entspricht den Argumenten, wie sie in der gegenwärtigen politischen Diskussion über den Zusammenhang von Rüstung und Wirtschaft vorgebracht werden. Auch in offiziellen und offiziösen Darstellungen zu dieser Thematik wird die den Umfang der Militärausgaben bestimmende Größe exogenisiert. War in der "nüchternen ökonomischen Analyse" die Höhe der Militärausgaben ökonomischen Überlegungen nicht unterworfen, sondern politisch festgelegt, so wird in der politischen Diskussion durch Verlagerung des Problems in den außenpolitischen Bereich die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Auseinandersetzung (alternative Bedarfsdeckung, Sicherheitsbedürfnisse) vermieden. Selbst auf dieser Ebene jedoch werden eigene Handlungsparameter quasi geleugnet. Das eigene Rüstungsverhalten gilt als weitgehend determiniert durch das Rüstungsverhalten der Gegenseite. Durch die ständig wirkende und zunehmende gegnerische Bedrohung, die immer wieder eigene militärische Reaktionen verlange, sei der eigene politische Entscheidungsbereich auf ein Minimum reduziert, sei die die Höhe der Militärausgaben bestimmende außenpolitische Größe - die Bedrohung - exogenes Datum. Für den Zusammenhang von Rüstung und Wirtschaft gilt daher auch im politischen Bereich, daß Art und Umfang der Militärausgaben allenfalls wirtschaftliche Konsequenzen, nicht aber wirtschaftliche Ursachen haben können. Auch die grundsätzliche Einschätzung der wirtschaftlichen Bedeutung von Militärausgaben insgesamt, so wie sie sich in der politischen Diskussion dokumentiert, entspricht der in der Literatur vertretenen Meinung. Betont wird der Lastcharakter der Rüstung ("unmittelbare Unproduktivität"), eine Last, die zur Erhaltung der äußeren Sicherheit getragen werden muß. Der Lastcharakter impliziert, daß es wirtschaftlich vorteilhaft wäre, auf Rüstung verzichten zu können, eine Abhängigkeit der Wirtschaft von Rüstung ist damit prinzipiell ausgeschlossen. Eine Gegenüberstellung der Ausgaben für militärische Zwecke mit "konkurrierenden" Staatsausgaben erfolgt, um zu demonstrieren, daß trotz der militärischen Belastung andere Staatsfunktionen nicht vernachlässigt werden, gerade nicht, um diese Ausgaben als Alternativen dem politischen Entscheidungsprozeß zu unterwerfen. Ebenso ähnlich ist die Einschätzung der wirtschaftlichen Konsequenzen, bzw. Nebeneffekte der Rüstung ("mittelbare Produktivität“) in der politischen Diskussion. Hier werden insbesondere die technologischen Impulse der Rüstungsproduktion hervorgehoben (Produktionsfaktor: technischer Fortschritt), weniger häufig wird auf die konjunkturelle Stabilisierung, Sicherung der Arbeitsplätze hingewiesen. Gehen hier, was die wirtschaftlichen Nebeneffekte betrifft, auch die Äußerungen von politischer Seite weiter als die der wirtschaftswissenschaftlichen Theoretiker, indem sie verlangen, daß die Gestaltung der Militärausgaben in gewissen Grenzen die wirtschaftlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen hätte, so wird von seiten der Rüstungsindustrie sogar argumentiert, ohne die Vorteile einer eigenen Rüstungsindustrie wäre die wirtschaftliche Entwicklung, Wachstum, Konkurrenzfähigkeit gefährdet.
Kapitel II enthält die für die Analyse benötigten Daten, Hinweise auf die Methoden der Datenermittlung und -zusammenstellung sowie eine ausführliche Darstellung der Quellen und der vergleichbaren in der Literatur verwendeten Schätzverfahren. Im ersten Teil wird versucht, im Bundeshaushalt alle militärisch relevanten Ausgaben zu ermitteln, zusammenzustellen und nach verschiedenen Gesichtspunkten zu untergliedern. In diesem Zusammenhang werden die unterschiedlichen Definitionen von "Verteidigungsausgaben" erläutert und gegeneinander abgegrenzt. Im zweiten Teil werden ebenfalls die Budgetdaten für eine Schätzung der militärisch abhängig Beschäftigten in der Rüstungsproduktion herangezogen. Da aus den Haushaltszahlen nicht entnommen werden kann, in welchem Ausmaß die einzelnen Wirtschaftszweige für militärische Zwecke produzieren, beschäftigt sichder dritte Abschnitt mit den empirischen und methodischen Grundlagen einer Input-Output-Analyse für den Rüstungssektor der BRD. Die Ergebnisse sind in diesem Kapitel tabellarisch dargestellt und werden in Kapitel III unter bestimmten Fragestellungen analysiert und auf ihre Verwendbarkeit bei der Analyse der Rüstungsproduktion hin überprüft.“
Die Arbeit behandelt in weiteren, hier nicht verwendeten Kapiteln die Thematik der Rüstungsausgaben als Instrument der Wirtschaftssteuerung, sowie als wirtschaftspolitisches Instrument in der BRD.
Methodologie
Untersuchungsgebiet:
Preußen von 1640 bis 1882; Deutsches Reich in den jeweiligen Grenzen von (1850/) 1871 bis 1945; Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1992.
Preußen von 1640 bis 1882; Deutsches Reich in den jeweiligen Grenzen von (1850/) 1871 bis 1945; Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1992.
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Quellentypen:
A. Ausgaben für Verteidigung nach Walter G. Hoffmann
Hoffmann, Walther G.: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Berlin Heidelberg New York 1965.
B. Militärausgaben nach Jörg Beutenmüller
Beutenmüller, Jörg: Die Entwicklung der Militärausgaben in Deutschland von der Reichsgründung bis zur Gegenwart und ihr Einfluss auf das Wirtschaftswachstum, Dissertation, Reinheim 1971.
C. Militärausgaben in Deutschland nach der Studie von Lutz Köllner
Köllner, Lutz: Militär und Finanzen. Zur Finanzgeschichte und Finanzsoziologie von Militärausgaben in Deutschland, München 1982.
Kern, Ulrich; Köllner, Lutz: Zur langfristigen Entwicklung des Verteidigungshaushaltes der Bundesrepublik Deutschland 1955-1983 und einiger ausgewählter Kapitel, in: Köllner, Lutz: Militärausgaben in der deutschen staatstheoretischen und ökonomie-theoretischen Literatur vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Heft 36, München 1984.
Köllner, Lutz.: Wirtschaftsempirische und wirtschaftshistorische Bemerkungen zur langfristigen Entwicklung von Militärausgaben in Deutschland, in: Helmstädter, Ernst (Hrsg.): Die Bedingungen des Wirtschaftswachstums in Vergangenheit und Zukunft. Gedenkschrift für Walther G. Hoffmann, Tübingen 1984.
D. Rüstungsausgaben in der BRD nach der Studie von Carola Bielfeldt
Bielfeldt, C.: Rüstungsausgaben und Staatsinterventionismus. Das Beispiel Deutschland 1950-1971, Frankfurt/New York 1977.
E. Verteidigungsausgaben in der BRD nach Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft
Tiepelmann, Klaus; Zukunft, Detlef: Die Entwicklung der bundesdeutschen Verteidigungsausgaben - Tatsächliche Kürzungen oder politische Zahlenspiele, Duisburg 1993.
A. Ausgaben für Verteidigung nach Walter G. Hoffmann
Hoffmann, Walther G.: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Berlin Heidelberg New York 1965.
B. Militärausgaben nach Jörg Beutenmüller
Beutenmüller, Jörg: Die Entwicklung der Militärausgaben in Deutschland von der Reichsgründung bis zur Gegenwart und ihr Einfluss auf das Wirtschaftswachstum, Dissertation, Reinheim 1971.
C. Militärausgaben in Deutschland nach der Studie von Lutz Köllner
Köllner, Lutz: Militär und Finanzen. Zur Finanzgeschichte und Finanzsoziologie von Militärausgaben in Deutschland, München 1982.
Kern, Ulrich; Köllner, Lutz: Zur langfristigen Entwicklung des Verteidigungshaushaltes der Bundesrepublik Deutschland 1955-1983 und einiger ausgewählter Kapitel, in: Köllner, Lutz: Militärausgaben in der deutschen staatstheoretischen und ökonomie-theoretischen Literatur vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Heft 36, München 1984.
Köllner, Lutz.: Wirtschaftsempirische und wirtschaftshistorische Bemerkungen zur langfristigen Entwicklung von Militärausgaben in Deutschland, in: Helmstädter, Ernst (Hrsg.): Die Bedingungen des Wirtschaftswachstums in Vergangenheit und Zukunft. Gedenkschrift für Walther G. Hoffmann, Tübingen 1984.
D. Rüstungsausgaben in der BRD nach der Studie von Carola Bielfeldt
Bielfeldt, C.: Rüstungsausgaben und Staatsinterventionismus. Das Beispiel Deutschland 1950-1971, Frankfurt/New York 1977.
E. Verteidigungsausgaben in der BRD nach Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft
Tiepelmann, Klaus; Zukunft, Detlef: Die Entwicklung der bundesdeutschen Verteidigungsausgaben - Tatsächliche Kürzungen oder politische Zahlenspiele, Duisburg 1993.
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Verwendete Quellen (ausführliches Verzeichnis):
A. Ausgaben für Verteidigung nach Walter G. Hoffmann
Haushaltsrechnungen des Deutschen Reiches.
Haushaltsrechnungen des Norddeutschen Bundes.
B. Militärausgaben nach Jörg Beutenmüller
Bundesfinanzministerium (Hrsg.): Finanzbericht 1967, Bonn 1967.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistische Jahrbücher der Bundesrepublik Deutschland 1956-1970, Bonn 1956-1970.
Weitzel, O.: Die Entwicklung der Staatsausgaben in Deutschland, Erlangen 1967.
C. Militärausgaben in Deutschland nach der Studie von Lutz Köllner
Weitzel, Otto: Die Entwicklung der Staatsausgaben in Deutschland, Erlangen-Nürnberg 1968.
Reichs- bzw. Bundesgesetzblatt veröffentlichte Reichs- bzw. Bundeshaushaltspläne.
Blaich, Fritz: Wirtschaft und Rüstung im "Dritten Reich", Düsseldorf 1987.
Albers, Willi: Kriegsfolgelasten, in: Handbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 6, Tübingen, Stuttgart, Göttingen 1959.
Bundeshaushaltspläne.
Frankfurter Zeitung vom 29.08.1979.
World Armaments and Disarmament, SIPRI-Yearbook 1981, S. 156-159, zitiert nach: Gutachten der Vereinten Nationen "Disarmament and Development".
Kern, Ulrich; Köllner, Lutz: Zur langfristigen Entwicklung des Verteidigungshaushaltes der Bundesrepublik Deutschland 1955-1983 und einiger ausgewählter Kapitel, in: Köllner, Lutz: Militärausgaben in der deutschen staatstheoretischen und ökonomie-theoretischen Literatur vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Heft 36, München 1984.
D. Rüstungsausgaben in der BRD nach der Studie von Carola Bielfeldt
Tabelle II-1:
Siehe PDF.
Tabelle II-2:
Bundeshaushaltspläne 1950ff (BHP).
Bundeshaushaltsrechnungen 1950ff (BHR).
Tabelle III-13:
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1973, S. 520.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1971, S. 394.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Fachserie N, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Reihe 3, Revidierte Reihen ab 1950, S. 80, 81.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Fachserie N, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Reihe 1, Konten und Standardtabellen 1969, S. 149.
Bundeshaushaltsrechnungen 1950 ff.
Tabelle III-14:
vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-15:
vgl. Tabelle II-2, vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-16:
vgl. Tabelle II-2, vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-17:
vgl. Tabelle II-2, vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-18:
vgl. Tabelle II-2, vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-20:
Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, 4/1967, S. 25; 8/1970, S. 54; 9/1975, S. 56.
E. Verteidigungsausgaben in der BRD nach Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft
Hufschmid, J., Voss, W., Zdrowomyslaw, N.: Neue Rüstung - Neue Armut. Aufrüstungspläne und Rüstungsindustrie in der Bundesrepublik Deutschland bis zum Jahr 2000, Köln 1986, S. 16f.
Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.): Finanzbericht 1985, 1986, 1987, 1988, 1989, 1990, 1991 und 1993, Bonn1984-1989, 1991, 1992.
Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): Tabelle der Ausgabenentwicklung des Einzelplanes 14 - Netto-Ist-Ausgaben 1955 bis 1990, Bonn 1991.
Bundesministerium der Verteidigung (Hrsg.): Erläuterungen und Vergleiche zum Regierungsentwurf des Verteidigungshaushalts 1993, Bonn 1993.
Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Monatsbericht April 1993, 45. Jg., Nr. 4, Frankfurt a. M. 1993.
NATO (Hrsg.): NATO-Brief, 41. Jg. Nr. 1, Brüssel 1993, S. 33 - Tabelle1: Gesamtverteidigung der NATO-Länder.
Tiepelmann, Klaus; Zukunft, Detlef: Die Entwicklung der bundesdeutschen Verteidigungsausgaben - Tatsächliche Kürzungen oder politische Zahlenspiele, Duisburg 1993, S. 10.
A. Ausgaben für Verteidigung nach Walter G. Hoffmann
Haushaltsrechnungen des Deutschen Reiches.
Haushaltsrechnungen des Norddeutschen Bundes.
B. Militärausgaben nach Jörg Beutenmüller
Bundesfinanzministerium (Hrsg.): Finanzbericht 1967, Bonn 1967.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistische Jahrbücher der Bundesrepublik Deutschland 1956-1970, Bonn 1956-1970.
Weitzel, O.: Die Entwicklung der Staatsausgaben in Deutschland, Erlangen 1967.
C. Militärausgaben in Deutschland nach der Studie von Lutz Köllner
Weitzel, Otto: Die Entwicklung der Staatsausgaben in Deutschland, Erlangen-Nürnberg 1968.
Reichs- bzw. Bundesgesetzblatt veröffentlichte Reichs- bzw. Bundeshaushaltspläne.
Blaich, Fritz: Wirtschaft und Rüstung im "Dritten Reich", Düsseldorf 1987.
Albers, Willi: Kriegsfolgelasten, in: Handbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 6, Tübingen, Stuttgart, Göttingen 1959.
Bundeshaushaltspläne.
Frankfurter Zeitung vom 29.08.1979.
World Armaments and Disarmament, SIPRI-Yearbook 1981, S. 156-159, zitiert nach: Gutachten der Vereinten Nationen "Disarmament and Development".
Kern, Ulrich; Köllner, Lutz: Zur langfristigen Entwicklung des Verteidigungshaushaltes der Bundesrepublik Deutschland 1955-1983 und einiger ausgewählter Kapitel, in: Köllner, Lutz: Militärausgaben in der deutschen staatstheoretischen und ökonomie-theoretischen Literatur vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Heft 36, München 1984.
D. Rüstungsausgaben in der BRD nach der Studie von Carola Bielfeldt
Tabelle II-1:
Siehe PDF.
Tabelle II-2:
Bundeshaushaltspläne 1950ff (BHP).
Bundeshaushaltsrechnungen 1950ff (BHR).
Tabelle III-13:
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1973, S. 520.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1971, S. 394.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Fachserie N, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Reihe 3, Revidierte Reihen ab 1950, S. 80, 81.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Fachserie N, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Reihe 1, Konten und Standardtabellen 1969, S. 149.
Bundeshaushaltsrechnungen 1950 ff.
Tabelle III-14:
vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-15:
vgl. Tabelle II-2, vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-16:
vgl. Tabelle II-2, vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-17:
vgl. Tabelle II-2, vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-18:
vgl. Tabelle II-2, vgl. Tabelle III-13.
Tabelle III-20:
Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, 4/1967, S. 25; 8/1970, S. 54; 9/1975, S. 56.
E. Verteidigungsausgaben in der BRD nach Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft
Hufschmid, J., Voss, W., Zdrowomyslaw, N.: Neue Rüstung - Neue Armut. Aufrüstungspläne und Rüstungsindustrie in der Bundesrepublik Deutschland bis zum Jahr 2000, Köln 1986, S. 16f.
Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.): Finanzbericht 1985, 1986, 1987, 1988, 1989, 1990, 1991 und 1993, Bonn1984-1989, 1991, 1992.
Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): Tabelle der Ausgabenentwicklung des Einzelplanes 14 - Netto-Ist-Ausgaben 1955 bis 1990, Bonn 1991.
Bundesministerium der Verteidigung (Hrsg.): Erläuterungen und Vergleiche zum Regierungsentwurf des Verteidigungshaushalts 1993, Bonn 1993.
Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Monatsbericht April 1993, 45. Jg., Nr. 4, Frankfurt a. M. 1993.
NATO (Hrsg.): NATO-Brief, 41. Jg. Nr. 1, Brüssel 1993, S. 33 - Tabelle1: Gesamtverteidigung der NATO-Länder.
Tiepelmann, Klaus; Zukunft, Detlef: Die Entwicklung der bundesdeutschen Verteidigungsausgaben - Tatsächliche Kürzungen oder politische Zahlenspiele, Duisburg 1993, S. 10.
Mehr
Anmerkungen:
A. Ausgaben für Verteidigung nach Walter G. Hoffmann
Hoffmann, Walther G.: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Berlin Heidelberg New York 1965. S. 708:
Hoffman verwendet als Quellen die Haushaltsrechnungen des Deutschen Reiches und des Norddeutschens Bundes. „Die Angaben über das Reich sind als relativ genau anzusehen. Sie lassen eine zuverlässige Ermittlung des öffentlichen Verbrauchs – auch in seinen Untergruppen – zu. Die Verteidigungsausgaben übernimmt ab 1968 im allgemeinen der Norddeutsche Bund bzw. das Reich. Soweit einzelne Länder bis 1871 noch eigene Verteidigungsausgaben haben, werden sie den Ausgaben des Norddeutschen Bundes zugerechnet. Ebenso wird der Verteidigungsetat Bayerns dem Deutschen Reich zugeschlagen.“
B. Militärausgaben nach Jörg Beutenmüller
Beutenmüller verwendet einen weiten Begriff der Militärausgaben. Er rechnet alle Pensions- und Invalidenzahlungen, Beiträge zur Militärwitwenkasse aus den Kriegen 1870/71, 1914-1918 und Folgelasten hinzu. Da er die Ausgaben auf das Nettosozialprodukt bezieht, fallen die Prozentsätze höher aus, als wenn sie auf das Bruttosozialprodukt bezogen werden.
C. Militärausgaben in Deutschland nach der Studie von Lutz Köllner
Anmerkungen zu C.1.2.:
1945-1947: Keine Werte angegeben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden. Reichsgebiet, bzw. Bundesgebiet. 1939: Reichsgebiet in den Grenzen vom 31.12.1937; Erwerbspersonen = Erwerbstätige plus Erwerbslose; Militärausgaben des Kaiserreichs ohne Pensionsfonds, und ohne Reichsinvalidenfonds; bis 1921 einschließlich: Ist-Ausgaben, ab 1922 Soll-Ausgaben (Haushaltsplan). Ab 1929 Rechnungsjahr vom 01. April bis 31. März; 1960 ist ein Rumpfrechnungsjahr vom 01. April bis 31.12.; ab 1961: Kalenderjahr = Fiskaljahr; Erwerbspersonen für 1900 geschätzt. Militärausgaben für 1933/34 bis 1944/45 nicht nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, sondern nach Otto Veit: Grundriss der Währungspolitik, 3. Auflage, Frankfurt/ Main 1969, S. 588f.; Die Angaben der Spalten E und F erscheinen ab 1938 insofern überhöht, als wohl die Reichsausgaben einschließlich Österreichs, aber ohne dessen Bevölkerung berücksichtigt sind, eben weil der Gebietsstand vom 31.12.1937 zugrundegelegt wurde, also vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Die Bevölkerung Österreichs betrug 1939: 6,653 Menschen.
D. Rüstungsausgaben in der BRD nach der Studie von Carola Bielfeldt
Siehe PDF-Dokument.
E. Verteidigungsausgaben in der BRD nach Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft
Tiepelmann, Klaus; Zukunft, Detlef: Die Entwicklung der bundesdeutschen Verteidigungsausgaben - Tatsächliche Kürzungen oder politische Zahlenspiele, Duisburg 1993, S. 5-9:
„Die Ausgaben nach NATO-Kriterien
Eine weiter gefasste Abgrenzung der Verteidigungsausgaben wird durch die von der NATO aufgestellten Kriterien determiniert. Hiermit wird eindeutig festgelegt, welche Ausgaben von den NATO-Mitgliedern für einen Lastenvergleich innerhalb des Bündnisses angeführt werden können.
Zu den Ausgaben nach NATO-Kriterien zählen neben dem Verteidigungshaushalt eine Vielzahl unterschiedlichster Leistungen, die in anderen Ressorts erbracht und auch dort ausgabenwirksam werden.
Da diese Kriterien weder von der Regierung veröffentlicht, noch in der Literatur explizit benannt werden, erfolgt die detaillierte Zuweisung der Einzelpläne, Kapitel und Titel in der [entsprechenden] Tabelle auf der Grundlage eines Schreibens des Bundesfinanzministers. Die aktuellen Daten wurden den Einzelplänen des BUNDESHAUSHALTSPLANS 1992 entnommen.
Verdeckte Verteidigungsausgaben
Neben den bisher aufgeführten Verteidigungsausgaben lassen sich noch "Verdeckte Verteidigungsausgaben" bestimmen. Hierbei handelt es sich um Aufwendungen, die sich weder im Verteidigungshaushalt noch in den übrigen NATO-Kriterien finden lassen, jedoch dem militärischen Bereich zugeordnet werden können. Allerdings "[ist die] Entscheidung darüber, welche Ausgabenpositionen über die 'Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien' hinaus allgemein zu den Ausgaben für militärische Zwecke gerechnet werden müssen, [..] sehr schwierig und zugegebenermaßen recht willkürlich."
BIELFELDT rechnet nur die Ausgaben für den zivilen Ersatzdienst, die zivile Verteidigung und den zivilen Bevölkerungsschutz den "Verdeckten Verteidigungsaben" zu.
Faßt man die monetär bewertbaren Verteidigungsausgaben zusammen, ergibt sich für 1992 eine Summe von 69,20 Mrd. DM, die sich aus Einzelplan 14 (52,12 Mrd. DM), NATO-Kriterien ohne EP 14 (14,53 Mrd. DM) und "Verdeckten Ausgaben" nach BIELFELDT (2,55 Mrd. DM) zusammensetzt.
Die Entwicklung der Verteidigungsausgaben
Da in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg keine Militärausgaben, sondern lediglich Besatzungslasten anfielen, werden die Verteidigungsausgaben in der nachfolgenden Tabelle 3 ab dem Jahr 1955, in welchem die Bundeswehr institutionalisiert wurde, dargestellt. Die "offizielle" Unterteilung in EP 14 und NATO-Kriterien wird dabei beibehalten. Allerdings werden nicht nur die absoluten Werte ausgewiesen, sondern diese auch in Relation zum Bruttosozialprodukt, den gesamten Bundesausgaben (BA 1) und den Bundesausgaben ohne den Schuldendienst (BA 2) gesetzt.“
ZUSÄTZLICHE ANMERKUNG zur Thematik der Definition von Militärausgaben:
(Zitat aus: Boelcke, Willi A.: Rüstungswirtschaft II. Militärausgaben, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften. Lieferung 28/29, Stuttgart Tübingen Göttingen 1981, S. 513-515):
„Begriff, Umfang
Die Bezeichnung Militärausgaben ist sowohl sachlicher als auch umfassender als jene der Kriegs-, der Rüstungs- oder der Verteidigungsausgaben. Als Kriegsausgaben gelten in der Regel Militärausgaben, die während Kriegszeiten getätigt werden. Der Ausdruck Rüstungsausgaben steht für die Ausgaben zugunsten von Rüstungsgütern. Beliebt ist die Bezeichnung Verteidigungsausgaben, indessen steckt dahinter die Vorstellung, diese würden ausschließlich zu Verteidigungszwecken ausgegeben, was unzutreffend ist. Unter den Militärausgaben verstehen wir im folgenden die privaten und öffentlichen Aufwendungen für das Militärwesen. Eine Beschränkung auf jene Beträge, die in den öffentlichen Haushalten als Militärausgaben ausgewiesen werden, wäre aus verschiedenen Gründen nicht zu rechtfertigen.
Militärausgaben werden auch unter anderen Budgetbezeichnungen sozusagen versteckt getätigt. So werden Projekte, wie z.B. der Atomforschung oder der Raumfahrt, deren Durchführung weitgehend militärisch motiviert ist, (zum Teil) als zivile Ausgaben ausgewiesen. Die Höhe der Militärausgaben wird im weiteren direkt von den Einkaufspreisen von Rüstungsgütern beeinflußt. Liefern Staatsunternehmen militärische Ausrüstungen zu nichtkostendeckenden Preisen, so müßten die Subventionen zur Abdeckung des so entstandenen Defizites zu den Militärausgaben gezählt werden. Liegt der Sold der Wehrpflichtigen unter den Ansätzen von (reinen) Berufsarmeen und leistet die öffentliche Hand einen Lohnausgleich für Einkommensausfälle, so sind diese Zahlungen ebenfalls als Militärausgaben anzusehen. Einkommensverzichte von Wehrpflichtigen sind nichts anderes als ein „versteckter Staatsbedarf", der privat finanziert wird. Dazu gehören folgerichtig auch sämtliche „außerdienstliche Leistungen" von Wehrpflichtigen, die sie gratis erbringen. Die tatsächlichen Aufwendungen für das Militärwesen liegen - nach Ländern unterschiedlich - erheblich über den ausgewiesenen Militärausgaben, jedoch wurden diese Unterschiede bisher nicht ausreichend quantifiziert. So bleibt nichts anderes übrig, als sich im folgenden mit den offiziellen Zahlen über die Höhe der Militärausgaben (Tab. 1) zu befassen. Zu Vergleichszwecken wurde sie in US Dollars erstellt, doch entspricht der angewendete Umrechnungskurs meist nicht der tatsächlichen Kaufkraft der einzelnen Währungen.
Die Höhe der (monetären) Militärausgaben vermag wenig über die militärische Leistungsfähigkeit eines Landes auszusagen. je nach der Verwendungsart gibt es sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Sicherheit eines Landes oder eines Bündnisses. Ähnlich wie bei anderen Staatsausgaben, muß man sich vor der Verwechslung von Kosten (= Ausgaben) und Leistungen hüten.
Der Indikator Militärausgaben pro Kopf der Bevölkerung bringt gegenüber den absoluten Zahlen insofern eine Verbesserung, als die Wohnbevölkerung eines Landes (mit-)berücksichtigt wird. Aber auch dieser Indikator vermittelt einen sehr beschränkten Einblick in die militärische Leistungskraft. Gleiche Beträge pro Kopf stellen für die einzelnen Länder äußerst stark divergierende (volkswirtschaftliche) Belastungen und unterschiedliche Höhen der tatsächlichen militärischen Stärke aufgrund eines variierenden Brutto-Sozialprodukts dar.
Von bescheidener Aussagefähigkeit ist selbst der Anteil der Militärausgaben an den gesamten Staatsausgaben. Die Höhe der Staatsausgaben hängt direkt von der Aufgabenverteilung zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor und von der Ausgabenintensität bei der Lösung von Staatsausgaben ab. Die Staatsquote variiert je nach dem Wirtschaftssystem: Sie ist in marktwirtschaftlich orientierten Ländern niedriger als in Zentralverwaltungswirtschaften. Ferner zeigt das Wagnersche Gesetz, daß die Staatsquote langfristig (auch) eine Funktion des Entwicklungsstandes eines Landes ist.
Häufig werden die Militärausgaben zu anderen öffentlichen Ausgaben, insbesondere jenen für die soziale Sicherheit oder für das Erziehungs- und Bildungswesen, in Beziehung gesetzt. Unterschiede zwischen einzelnen Ausgaben(gruppen) werden als unterschiedliche Leistungen interpretiert. Es wird dabei offenbar unterstellt, daß öffentliche Ausgaben, unabhängig von der Verwendungsart, gleiche Leistungen oder sogar gleiche (individuelle) Nutzen zur Folge hätten. Doch entspricht dies keineswegs den tatsächlichen (Output-)Wirkungen von Staatsausgaben.
Häufig werden die Militärausgaben auch zum traditionellen Wohlstandskriterium, also auf das Brutto-Sozialprodukt oder das Volkseinkommen bezogen. Damit will man u. a. sichtbar machen, welcher Anteil der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung vom Militärwesen beansprucht wird. Dabei handelt es sich um den üblichen Maßstab für den Vergleich der Belastung einer Volkswirtschaft durch die Militärausgaben, er ist gleichwohl umstritten. So hat die Sozialindikator-Diskussion Zweifel am Wohlstandsindikator „Brutto-Sozialprodukt" aufkommen lassen. Ein erheblicher (und anscheinend wachsender) Prozentsatz der gesamtwirtschaftlichen Transaktionen vollzieht sich im Rahmen der sogenannten „Schattenwirtschaft" außerhalb der statistischen Erfassung. Es kommt hinzu, daß die Daten über das Brutto-Sozialprodukt der Entwicklungsländer und der Staaten des Warschau-Paktes – wenn überhaupt- nur sehr unzureichend überprüft werden können. Infolgedessen eignen sich die Zahlen über die Anteile der Militärausgaben am Brutto-Sozialprodukt kaum für einen weiteren Vergleich der Aktivitäten in den Militärsektoren der verschiedenen Länder. Immerhin ist festzustellen, daß die USA - offenbar aufgrund ihres hohen wirtschaftlichen Entwicklungsstandes - mit einem entscheidend niedrigeren Anteil der Militärausgaben am Brutto-Sozialprodukt als die UdSSR auskommen, ohne daß das globale Gleichgewicht dadurch gefährdet wäre. Sieht man von den geschätzten 10vH für China ab, so wenden die übrigen Länder zwischen 1,8 und 5,8 vH des Brutto-Sozialprodukts für Militärausgaben auf. Einen höheren Prozentsatz als die USA setzt die DDR für das Militärwesen ein, während Israel, aufgrund einer außergewöhnlichen Konstellation, ein Viertel des Brutto-Sozialproduktes für die Militärausgaben verwendet.“
Für weitergehende Erläuterungen zu Formen, Militärausgaben und nationale Sicherheit, Wirkungen und Zivilschutz vergleiche den gesamten Artikel.
A. Ausgaben für Verteidigung nach Walter G. Hoffmann
Hoffmann, Walther G.: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Berlin Heidelberg New York 1965. S. 708:
Hoffman verwendet als Quellen die Haushaltsrechnungen des Deutschen Reiches und des Norddeutschens Bundes. „Die Angaben über das Reich sind als relativ genau anzusehen. Sie lassen eine zuverlässige Ermittlung des öffentlichen Verbrauchs – auch in seinen Untergruppen – zu. Die Verteidigungsausgaben übernimmt ab 1968 im allgemeinen der Norddeutsche Bund bzw. das Reich. Soweit einzelne Länder bis 1871 noch eigene Verteidigungsausgaben haben, werden sie den Ausgaben des Norddeutschen Bundes zugerechnet. Ebenso wird der Verteidigungsetat Bayerns dem Deutschen Reich zugeschlagen.“
B. Militärausgaben nach Jörg Beutenmüller
Beutenmüller verwendet einen weiten Begriff der Militärausgaben. Er rechnet alle Pensions- und Invalidenzahlungen, Beiträge zur Militärwitwenkasse aus den Kriegen 1870/71, 1914-1918 und Folgelasten hinzu. Da er die Ausgaben auf das Nettosozialprodukt bezieht, fallen die Prozentsätze höher aus, als wenn sie auf das Bruttosozialprodukt bezogen werden.
C. Militärausgaben in Deutschland nach der Studie von Lutz Köllner
Anmerkungen zu C.1.2.:
1945-1947: Keine Werte angegeben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden. Reichsgebiet, bzw. Bundesgebiet. 1939: Reichsgebiet in den Grenzen vom 31.12.1937; Erwerbspersonen = Erwerbstätige plus Erwerbslose; Militärausgaben des Kaiserreichs ohne Pensionsfonds, und ohne Reichsinvalidenfonds; bis 1921 einschließlich: Ist-Ausgaben, ab 1922 Soll-Ausgaben (Haushaltsplan). Ab 1929 Rechnungsjahr vom 01. April bis 31. März; 1960 ist ein Rumpfrechnungsjahr vom 01. April bis 31.12.; ab 1961: Kalenderjahr = Fiskaljahr; Erwerbspersonen für 1900 geschätzt. Militärausgaben für 1933/34 bis 1944/45 nicht nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, sondern nach Otto Veit: Grundriss der Währungspolitik, 3. Auflage, Frankfurt/ Main 1969, S. 588f.; Die Angaben der Spalten E und F erscheinen ab 1938 insofern überhöht, als wohl die Reichsausgaben einschließlich Österreichs, aber ohne dessen Bevölkerung berücksichtigt sind, eben weil der Gebietsstand vom 31.12.1937 zugrundegelegt wurde, also vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Die Bevölkerung Österreichs betrug 1939: 6,653 Menschen.
D. Rüstungsausgaben in der BRD nach der Studie von Carola Bielfeldt
Siehe PDF-Dokument.
E. Verteidigungsausgaben in der BRD nach Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft
Tiepelmann, Klaus; Zukunft, Detlef: Die Entwicklung der bundesdeutschen Verteidigungsausgaben - Tatsächliche Kürzungen oder politische Zahlenspiele, Duisburg 1993, S. 5-9:
„Die Ausgaben nach NATO-Kriterien
Eine weiter gefasste Abgrenzung der Verteidigungsausgaben wird durch die von der NATO aufgestellten Kriterien determiniert. Hiermit wird eindeutig festgelegt, welche Ausgaben von den NATO-Mitgliedern für einen Lastenvergleich innerhalb des Bündnisses angeführt werden können.
Zu den Ausgaben nach NATO-Kriterien zählen neben dem Verteidigungshaushalt eine Vielzahl unterschiedlichster Leistungen, die in anderen Ressorts erbracht und auch dort ausgabenwirksam werden.
Da diese Kriterien weder von der Regierung veröffentlicht, noch in der Literatur explizit benannt werden, erfolgt die detaillierte Zuweisung der Einzelpläne, Kapitel und Titel in der [entsprechenden] Tabelle auf der Grundlage eines Schreibens des Bundesfinanzministers. Die aktuellen Daten wurden den Einzelplänen des BUNDESHAUSHALTSPLANS 1992 entnommen.
Verdeckte Verteidigungsausgaben
Neben den bisher aufgeführten Verteidigungsausgaben lassen sich noch "Verdeckte Verteidigungsausgaben" bestimmen. Hierbei handelt es sich um Aufwendungen, die sich weder im Verteidigungshaushalt noch in den übrigen NATO-Kriterien finden lassen, jedoch dem militärischen Bereich zugeordnet werden können. Allerdings "[ist die] Entscheidung darüber, welche Ausgabenpositionen über die 'Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien' hinaus allgemein zu den Ausgaben für militärische Zwecke gerechnet werden müssen, [..] sehr schwierig und zugegebenermaßen recht willkürlich."
BIELFELDT rechnet nur die Ausgaben für den zivilen Ersatzdienst, die zivile Verteidigung und den zivilen Bevölkerungsschutz den "Verdeckten Verteidigungsaben" zu.
Faßt man die monetär bewertbaren Verteidigungsausgaben zusammen, ergibt sich für 1992 eine Summe von 69,20 Mrd. DM, die sich aus Einzelplan 14 (52,12 Mrd. DM), NATO-Kriterien ohne EP 14 (14,53 Mrd. DM) und "Verdeckten Ausgaben" nach BIELFELDT (2,55 Mrd. DM) zusammensetzt.
Die Entwicklung der Verteidigungsausgaben
Da in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg keine Militärausgaben, sondern lediglich Besatzungslasten anfielen, werden die Verteidigungsausgaben in der nachfolgenden Tabelle 3 ab dem Jahr 1955, in welchem die Bundeswehr institutionalisiert wurde, dargestellt. Die "offizielle" Unterteilung in EP 14 und NATO-Kriterien wird dabei beibehalten. Allerdings werden nicht nur die absoluten Werte ausgewiesen, sondern diese auch in Relation zum Bruttosozialprodukt, den gesamten Bundesausgaben (BA 1) und den Bundesausgaben ohne den Schuldendienst (BA 2) gesetzt.“
ZUSÄTZLICHE ANMERKUNG zur Thematik der Definition von Militärausgaben:
(Zitat aus: Boelcke, Willi A.: Rüstungswirtschaft II. Militärausgaben, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften. Lieferung 28/29, Stuttgart Tübingen Göttingen 1981, S. 513-515):
„Begriff, Umfang
Die Bezeichnung Militärausgaben ist sowohl sachlicher als auch umfassender als jene der Kriegs-, der Rüstungs- oder der Verteidigungsausgaben. Als Kriegsausgaben gelten in der Regel Militärausgaben, die während Kriegszeiten getätigt werden. Der Ausdruck Rüstungsausgaben steht für die Ausgaben zugunsten von Rüstungsgütern. Beliebt ist die Bezeichnung Verteidigungsausgaben, indessen steckt dahinter die Vorstellung, diese würden ausschließlich zu Verteidigungszwecken ausgegeben, was unzutreffend ist. Unter den Militärausgaben verstehen wir im folgenden die privaten und öffentlichen Aufwendungen für das Militärwesen. Eine Beschränkung auf jene Beträge, die in den öffentlichen Haushalten als Militärausgaben ausgewiesen werden, wäre aus verschiedenen Gründen nicht zu rechtfertigen.
Militärausgaben werden auch unter anderen Budgetbezeichnungen sozusagen versteckt getätigt. So werden Projekte, wie z.B. der Atomforschung oder der Raumfahrt, deren Durchführung weitgehend militärisch motiviert ist, (zum Teil) als zivile Ausgaben ausgewiesen. Die Höhe der Militärausgaben wird im weiteren direkt von den Einkaufspreisen von Rüstungsgütern beeinflußt. Liefern Staatsunternehmen militärische Ausrüstungen zu nichtkostendeckenden Preisen, so müßten die Subventionen zur Abdeckung des so entstandenen Defizites zu den Militärausgaben gezählt werden. Liegt der Sold der Wehrpflichtigen unter den Ansätzen von (reinen) Berufsarmeen und leistet die öffentliche Hand einen Lohnausgleich für Einkommensausfälle, so sind diese Zahlungen ebenfalls als Militärausgaben anzusehen. Einkommensverzichte von Wehrpflichtigen sind nichts anderes als ein „versteckter Staatsbedarf", der privat finanziert wird. Dazu gehören folgerichtig auch sämtliche „außerdienstliche Leistungen" von Wehrpflichtigen, die sie gratis erbringen. Die tatsächlichen Aufwendungen für das Militärwesen liegen - nach Ländern unterschiedlich - erheblich über den ausgewiesenen Militärausgaben, jedoch wurden diese Unterschiede bisher nicht ausreichend quantifiziert. So bleibt nichts anderes übrig, als sich im folgenden mit den offiziellen Zahlen über die Höhe der Militärausgaben (Tab. 1) zu befassen. Zu Vergleichszwecken wurde sie in US Dollars erstellt, doch entspricht der angewendete Umrechnungskurs meist nicht der tatsächlichen Kaufkraft der einzelnen Währungen.
Die Höhe der (monetären) Militärausgaben vermag wenig über die militärische Leistungsfähigkeit eines Landes auszusagen. je nach der Verwendungsart gibt es sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Sicherheit eines Landes oder eines Bündnisses. Ähnlich wie bei anderen Staatsausgaben, muß man sich vor der Verwechslung von Kosten (= Ausgaben) und Leistungen hüten.
Der Indikator Militärausgaben pro Kopf der Bevölkerung bringt gegenüber den absoluten Zahlen insofern eine Verbesserung, als die Wohnbevölkerung eines Landes (mit-)berücksichtigt wird. Aber auch dieser Indikator vermittelt einen sehr beschränkten Einblick in die militärische Leistungskraft. Gleiche Beträge pro Kopf stellen für die einzelnen Länder äußerst stark divergierende (volkswirtschaftliche) Belastungen und unterschiedliche Höhen der tatsächlichen militärischen Stärke aufgrund eines variierenden Brutto-Sozialprodukts dar.
Von bescheidener Aussagefähigkeit ist selbst der Anteil der Militärausgaben an den gesamten Staatsausgaben. Die Höhe der Staatsausgaben hängt direkt von der Aufgabenverteilung zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor und von der Ausgabenintensität bei der Lösung von Staatsausgaben ab. Die Staatsquote variiert je nach dem Wirtschaftssystem: Sie ist in marktwirtschaftlich orientierten Ländern niedriger als in Zentralverwaltungswirtschaften. Ferner zeigt das Wagnersche Gesetz, daß die Staatsquote langfristig (auch) eine Funktion des Entwicklungsstandes eines Landes ist.
Häufig werden die Militärausgaben zu anderen öffentlichen Ausgaben, insbesondere jenen für die soziale Sicherheit oder für das Erziehungs- und Bildungswesen, in Beziehung gesetzt. Unterschiede zwischen einzelnen Ausgaben(gruppen) werden als unterschiedliche Leistungen interpretiert. Es wird dabei offenbar unterstellt, daß öffentliche Ausgaben, unabhängig von der Verwendungsart, gleiche Leistungen oder sogar gleiche (individuelle) Nutzen zur Folge hätten. Doch entspricht dies keineswegs den tatsächlichen (Output-)Wirkungen von Staatsausgaben.
Häufig werden die Militärausgaben auch zum traditionellen Wohlstandskriterium, also auf das Brutto-Sozialprodukt oder das Volkseinkommen bezogen. Damit will man u. a. sichtbar machen, welcher Anteil der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung vom Militärwesen beansprucht wird. Dabei handelt es sich um den üblichen Maßstab für den Vergleich der Belastung einer Volkswirtschaft durch die Militärausgaben, er ist gleichwohl umstritten. So hat die Sozialindikator-Diskussion Zweifel am Wohlstandsindikator „Brutto-Sozialprodukt" aufkommen lassen. Ein erheblicher (und anscheinend wachsender) Prozentsatz der gesamtwirtschaftlichen Transaktionen vollzieht sich im Rahmen der sogenannten „Schattenwirtschaft" außerhalb der statistischen Erfassung. Es kommt hinzu, daß die Daten über das Brutto-Sozialprodukt der Entwicklungsländer und der Staaten des Warschau-Paktes – wenn überhaupt- nur sehr unzureichend überprüft werden können. Infolgedessen eignen sich die Zahlen über die Anteile der Militärausgaben am Brutto-Sozialprodukt kaum für einen weiteren Vergleich der Aktivitäten in den Militärsektoren der verschiedenen Länder. Immerhin ist festzustellen, daß die USA - offenbar aufgrund ihres hohen wirtschaftlichen Entwicklungsstandes - mit einem entscheidend niedrigeren Anteil der Militärausgaben am Brutto-Sozialprodukt als die UdSSR auskommen, ohne daß das globale Gleichgewicht dadurch gefährdet wäre. Sieht man von den geschätzten 10vH für China ab, so wenden die übrigen Länder zwischen 1,8 und 5,8 vH des Brutto-Sozialprodukts für Militärausgaben auf. Einen höheren Prozentsatz als die USA setzt die DDR für das Militärwesen ein, während Israel, aufgrund einer außergewöhnlichen Konstellation, ein Viertel des Brutto-Sozialproduktes für die Militärausgaben verwendet.“
Für weitergehende Erläuterungen zu Formen, Militärausgaben und nationale Sicherheit, Wirkungen und Zivilschutz vergleiche den gesamten Artikel.
Mehr
Sachliche Untergliederung der Datentabellen:
A. Ausgaben für Verteidigung nach Walter G. Hoffmann
A.1 Die Struktur des öffentlichen Verbrauchs nach Ausgabenarten nach Hoffmann (1850-1959)
A.2 Die Struktur der öffentlichen Ausgaben (öffentlicher Verbrauch plus öffentliche Investitionen) nach Ausgabenarten nach Hoffmann (1850-1959)
A.3 Der öffentliche Verbrauch in laufenden Preisen nach Hoffmann (1925-1938)
A.4 Der öffentliche Verbrauch in laufenden Preisen nach Hoffmann (1850-1959)
A.5 Der öffentliche Verbrauch in Mill. Mark in Preisen von 1913 nach Hoffmann (1850-1959)
B. Militärausgaben nach Jörg Beutenmüller
B.1 Die Militärausgaben und ihr Anteil an den öffentlichen Ausgaben nach Beutenmüller (1872-1968)
B.2 Die Militärausgaben und ihr Anteil an den Bundesausgaben nach Beutenmüller (1951-1968)
B.3 Die Militärausgaben und ihr Anteil am Nettosozialprodukt nach Faktorkosten nach Beutenmüller (1872-1968)
C. Militärausgaben in Deutschland nach der Studie von Lutz Köllner
C.1 Lange Reihen zu den Militärausgaben in Deutschland (1900 – 1980)
C.1.1 Anteil der militärischen Ausgaben an den gesamten Staatsausgaben in ausgewählten Jahren in Prozent (1872-1962)
C.1.2 Militärausgaben je Kopf und je Erwerbsperson in Deutschland (1900-1980)
C.1.3 Die Militärausgaben am Nettosozialprodukt zu Faktorpreisen in Mio. Mark (1900-1978)
C.1.4 Bildungsausgaben des Militärs (1900-1977)
C.1.5 Militärausgaben je Kopf aller Soldaten und je Kopf der Offiziere in Mrd. Mark/ RM/ DM (1900-1976)
C.1.6 Verteidigungsdichte und Verteidigungsintensität (1900-1976)
C.1.7 Militärausgaben in Deutschland in Mrd. Mark/ RM/ DM zu laufenden Preisen (1900-1976)
C.1.8 Militärausgaben in Deutschland in Prozent zu laufenden Preisen (1900-1976)
C.2 Sonstige Tabellen für die Zeit vor 1945 (von Lutz Köllner)
C.2.1 Reichshaushalt und Reichsschuld in Mrd. RM (1933-1945)
C.2.2 Deutschlands Rüstungsausgaben in Mill. RM (1932-1939)
C.2.3 Reichsausgaben und Rüstungsausgaben in Mrd. RM (1932-1939)
C.2.4 Zunahme der Staatsverschuldung in ausgewählten Ländern (1914-1950)
C.2.5 Die Staatsausgaben in Preußen (1640-1862)
C.2.6 Rüstungsausgaben und Volkseinkommen in Mio. RM nach Blaich (1932-1938)
C.3 Militär und Finanzen in der Bundesrepublik Deutschland, der NATO-Länder und der Welt (von Lutz Köllner)
C.3.1 Verteidigungsausgaben der NATO-Länder (1949-1980)
C.3.2 Soziale Kriegsfolgelasten in der Bundesrepublik Deutschland in Mill. DM (1949-1956)
C.3.3 Staatsausgaben je Kopf der Bevölkerung in DM (1952-1976)
C.3.4 Gesamtausgaben und Verteidigungsausgaben des Bundes in Mrd. DM (1956-1981)
C.3.5 Verteilung von Militärausgaben in der Welt in Prozent (1955-1980)
C.3.6 Die langfristige Entwicklung des Verteidigungshaushaltes in Mill. DM in der Bundesrepublik Deutschland (1956-1984)
D. Rüstungsausgaben in der BRD nach Carola Bielfeldt
D.1 Verteidigungsausgaben in unterschiedlichen Quellen in Mill. DM (1950-1972)
D.2 Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien in Mill. DM (1950-1971)
D.3 Entwicklung der Verteidigungsausgabenstruktur (1950-1971)
D.4 Gesamtwirtschaftliche Bezugsdaten (1950-1972)
D.5 Anteil der Verteidigungsausgaben (1950-1971)
E. Verteidigungsausgaben in der BRD nach Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft
E.1 Die Entwicklung der Verteidigungsausgaben in der Bundesrepublik nach Tiepelmann und Zukunft (1955-1992)
A. Ausgaben für Verteidigung nach Walter G. Hoffmann
A.1 Die Struktur des öffentlichen Verbrauchs nach Ausgabenarten nach Hoffmann (1850-1959)
A.2 Die Struktur der öffentlichen Ausgaben (öffentlicher Verbrauch plus öffentliche Investitionen) nach Ausgabenarten nach Hoffmann (1850-1959)
A.3 Der öffentliche Verbrauch in laufenden Preisen nach Hoffmann (1925-1938)
A.4 Der öffentliche Verbrauch in laufenden Preisen nach Hoffmann (1850-1959)
A.5 Der öffentliche Verbrauch in Mill. Mark in Preisen von 1913 nach Hoffmann (1850-1959)
B. Militärausgaben nach Jörg Beutenmüller
B.1 Die Militärausgaben und ihr Anteil an den öffentlichen Ausgaben nach Beutenmüller (1872-1968)
B.2 Die Militärausgaben und ihr Anteil an den Bundesausgaben nach Beutenmüller (1951-1968)
B.3 Die Militärausgaben und ihr Anteil am Nettosozialprodukt nach Faktorkosten nach Beutenmüller (1872-1968)
C. Militärausgaben in Deutschland nach der Studie von Lutz Köllner
C.1 Lange Reihen zu den Militärausgaben in Deutschland (1900 – 1980)
C.1.1 Anteil der militärischen Ausgaben an den gesamten Staatsausgaben in ausgewählten Jahren in Prozent (1872-1962)
C.1.2 Militärausgaben je Kopf und je Erwerbsperson in Deutschland (1900-1980)
C.1.3 Die Militärausgaben am Nettosozialprodukt zu Faktorpreisen in Mio. Mark (1900-1978)
C.1.4 Bildungsausgaben des Militärs (1900-1977)
C.1.5 Militärausgaben je Kopf aller Soldaten und je Kopf der Offiziere in Mrd. Mark/ RM/ DM (1900-1976)
C.1.6 Verteidigungsdichte und Verteidigungsintensität (1900-1976)
C.1.7 Militärausgaben in Deutschland in Mrd. Mark/ RM/ DM zu laufenden Preisen (1900-1976)
C.1.8 Militärausgaben in Deutschland in Prozent zu laufenden Preisen (1900-1976)
C.2 Sonstige Tabellen für die Zeit vor 1945 (von Lutz Köllner)
C.2.1 Reichshaushalt und Reichsschuld in Mrd. RM (1933-1945)
C.2.2 Deutschlands Rüstungsausgaben in Mill. RM (1932-1939)
C.2.3 Reichsausgaben und Rüstungsausgaben in Mrd. RM (1932-1939)
C.2.4 Zunahme der Staatsverschuldung in ausgewählten Ländern (1914-1950)
C.2.5 Die Staatsausgaben in Preußen (1640-1862)
C.2.6 Rüstungsausgaben und Volkseinkommen in Mio. RM nach Blaich (1932-1938)
C.3 Militär und Finanzen in der Bundesrepublik Deutschland, der NATO-Länder und der Welt (von Lutz Köllner)
C.3.1 Verteidigungsausgaben der NATO-Länder (1949-1980)
C.3.2 Soziale Kriegsfolgelasten in der Bundesrepublik Deutschland in Mill. DM (1949-1956)
C.3.3 Staatsausgaben je Kopf der Bevölkerung in DM (1952-1976)
C.3.4 Gesamtausgaben und Verteidigungsausgaben des Bundes in Mrd. DM (1956-1981)
C.3.5 Verteilung von Militärausgaben in der Welt in Prozent (1955-1980)
C.3.6 Die langfristige Entwicklung des Verteidigungshaushaltes in Mill. DM in der Bundesrepublik Deutschland (1956-1984)
D. Rüstungsausgaben in der BRD nach Carola Bielfeldt
D.1 Verteidigungsausgaben in unterschiedlichen Quellen in Mill. DM (1950-1972)
D.2 Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien in Mill. DM (1950-1971)
D.3 Entwicklung der Verteidigungsausgabenstruktur (1950-1971)
D.4 Gesamtwirtschaftliche Bezugsdaten (1950-1972)
D.5 Anteil der Verteidigungsausgaben (1950-1971)
E. Verteidigungsausgaben in der BRD nach Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft
E.1 Die Entwicklung der Verteidigungsausgaben in der Bundesrepublik nach Tiepelmann und Zukunft (1955-1992)
Bearbeitungshinweise
Datum der Archivierung: Mai 2006
Jahr der Online-Publikation: 1982
Bearbeiter in GESIS: Christoph Besser/Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Jahr der Online-Publikation: 1982
Bearbeiter in GESIS: Christoph Besser/Jürgen Sensch
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Materialien zur Studie
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