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Studien Zeitreihen |
ZA 8167 | Einkommen | Gömmel, Rainer, Realeinkommen in Deutschland. Ein internationaler Vergleich (1810-1914). |
9 Zeitreihen (1810 - 1913) 1 Tabellen |
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Bibliographische Angaben
Studiennummer: ZA 8167
Studientitel: Realeinkommen in Deutschland. Ein internationaler Vergleich (1810-1914).
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1810 - 1913
Primärforscher: Gömmel, Rainer
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Gömmel, R., 1979: Realeinkommen in Deutschland. Ein internationaler Vergleich (1810 – 1914). Vorträge zur Wirtschaftsgeschichte, Heft 4 (Hrsg.: Kellenbenz, H./Schneider, J.). Nürnberg: Selbstverlag.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Gömmel, Rainer, (1979 [2004]) Realeinkommen in Deutschland. Ein internationaler Vergleich (1810-1914).
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8167
Datenfile Version 1.0.0
Studientitel: Realeinkommen in Deutschland. Ein internationaler Vergleich (1810-1914).
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1810 - 1913
Primärforscher: Gömmel, Rainer
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Gömmel, R., 1979: Realeinkommen in Deutschland. Ein internationaler Vergleich (1810 – 1914). Vorträge zur Wirtschaftsgeschichte, Heft 4 (Hrsg.: Kellenbenz, H./Schneider, J.). Nürnberg: Selbstverlag.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Gömmel, Rainer, (1979 [2004]) Realeinkommen in Deutschland. Ein internationaler Vergleich (1810-1914).
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8167
Datenfile Version 1.0.0
Inhalt der Studie
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Studienbeschreibung:
Über die Entwicklung der Löhne vor 1913 liegen eine Reihe alternativer Schätzungen vor. Eine zusammenfassende Bewertung der Versuche und die Berechnung einer neuen Reihe stellt der Beitrag von Rainer Gömmel dar. Aus dem verstärkten Interesse vor allem der Wachstums- und Entwicklungstheorie an langfristigen Prozessen erhebt der Autor lange Realeinkommensreihen. Ohne diese Informationen sind wachstumstheoretische Annahmen nicht überprüfbar.
Hinsichtlich eines Index der Reallöhne in Deutschland, der weit in die Zeit vor 1870 zurückreicht, liegen bislang nur die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen von Jürgen Kuczynski vor. (vgl. Kyczynski, J.: Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus, Teil I: Die Geschichte der Arbeiter in Deutschland von 1789 bis zur Gegenwart, Band 1 bis Band 4. Berlin 1961, 1962, 1962, 1967). Eine kritische Überprüfung der zugrunde liegenden Reihen der Nominallöhne und Lebenshaltungskosten sieht der Autor als Anlass für eine unabhängige Neuberechnung.
Das Einkommen wird als Summe aus Stunden-, Tage-, Wochenlöhne und/oder Monatslöhne innerhalb eines Jahres verstanden, da während des betrachteten Zeitraums und für den untersuchten Personenkreis direkte Steuern und Nebeneinkünfte unbedeutend waren. Das Nominaleinkommen wird absolut in Mark erfasst, ein Index des Nominaleinkommens wird auf der Basis von 1913 berechnet. Darüber hinaus wird für den Zeitraum von 1810-1914 der Index für die Lebenshaltungskosten erfasst sowie ein Index des Realeinkommens auf der Basis von 1913 berechnet.
Die von Rainer Gömmel berechneten Reihen werden für den Zeitraum 1888 – 1913 ergänzt durch die Reihen von Franz Grumbach und Heinz König (1957).
Über die Entwicklung der Löhne vor 1913 liegen eine Reihe alternativer Schätzungen vor. Eine zusammenfassende Bewertung der Versuche und die Berechnung einer neuen Reihe stellt der Beitrag von Rainer Gömmel dar. Aus dem verstärkten Interesse vor allem der Wachstums- und Entwicklungstheorie an langfristigen Prozessen erhebt der Autor lange Realeinkommensreihen. Ohne diese Informationen sind wachstumstheoretische Annahmen nicht überprüfbar.
Hinsichtlich eines Index der Reallöhne in Deutschland, der weit in die Zeit vor 1870 zurückreicht, liegen bislang nur die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen von Jürgen Kuczynski vor. (vgl. Kyczynski, J.: Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus, Teil I: Die Geschichte der Arbeiter in Deutschland von 1789 bis zur Gegenwart, Band 1 bis Band 4. Berlin 1961, 1962, 1962, 1967). Eine kritische Überprüfung der zugrunde liegenden Reihen der Nominallöhne und Lebenshaltungskosten sieht der Autor als Anlass für eine unabhängige Neuberechnung.
Das Einkommen wird als Summe aus Stunden-, Tage-, Wochenlöhne und/oder Monatslöhne innerhalb eines Jahres verstanden, da während des betrachteten Zeitraums und für den untersuchten Personenkreis direkte Steuern und Nebeneinkünfte unbedeutend waren. Das Nominaleinkommen wird absolut in Mark erfasst, ein Index des Nominaleinkommens wird auf der Basis von 1913 berechnet. Darüber hinaus wird für den Zeitraum von 1810-1914 der Index für die Lebenshaltungskosten erfasst sowie ein Index des Realeinkommens auf der Basis von 1913 berechnet.
Die von Rainer Gömmel berechneten Reihen werden für den Zeitraum 1888 – 1913 ergänzt durch die Reihen von Franz Grumbach und Heinz König (1957).
Methodologie
Untersuchungsgebiet:
Deutschland
Deutschland
Mehr
Quellentypen:
Desai, A.V., Real Wages in Germany 1871-1913. Oxford, 1968.
Gömmel, R., Wachstum und Konjunktur der Nürnberger Wirtschaft (1815-1914). Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte. Hg.: Kellenbenz, H./Schneider, J., Bd. 1, Stuttgart 1978.
Grumbach, F./König, H., Beschäftigung und Löhne der deutschen Industriewirtschaft 1888 – 1954, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Band 79, 1957/II, Hamburg, 1957, S. 125-155.
Hoffmann, W.G., Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin, 1965.
Jacobs, A. / Richter, H., Die Großhandelspreise in Deutschland von 1792 bis 1934. Sonderheft des Instituts für Konjunkturforschung. Hrsg.: E. Wagemann, Nr. 37, Berlin, 1935.
Kaufhold, K.H., Handwerk und Industrie 1800-1850, In: Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Hrsg.: W. Aubin / W. Zorn. Bd. 2, Stuttgart 1976.
Kirchhain, G., das Wachstum der deutschen Baumwollindustrie im 19. Jahrhundert. Eine historische Modellstudie zur empirischen Wachstumsforschung. Diss. Münster 1973.
Koehler, E.E., Haushaltsrechnungen des Georgenhauses zu Leipzig. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1967/I.
Kyczynski, J.: Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus, Teil I: Die Geschichte der Arbeiter in Deutschland von 1789 bis zur Gegenwart, Band 2: 1849-1870, Berlin 1962, S. 152; Band 3: 1871-1900, Berlin 1962, S. 302; Band 4: 1900-1917/18, Berlin 1967, S. 331; Band 5:1917/18 – 1932/33, Berlin ?, S. 218; Band 6: 1933-1945, Berlin 1964, S. 162.
Orsagh, T.J., Löhne in Deutschland 1871-1913. Neuere Literatur und weitere Ergebnisse. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. 125. Band. Tübingen, 1969, S. 481.
Saalfeld, D., Einkommensverhältnisse und Lebenshaltungskosten städtischer Populationen in Deutschland in der Übergangsperiode zum Industriezeitalter. In: Wirtschaftliche und soziale Strukturen im säkularen Wandel. Festschrift für Wilhelm Abel zum 70. Geburtstag, Bd. II. Hrsg.: I. Bog/G. Franz/ K.H. Kaufhold/H. Kellenbenz/ W. Zorn, Hannover 1974.
Saalfeld, D., Handwerkereinkommen in Deutschland vom ausgehenden 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: W. Abel und Mitarbeiter: Handwerkergeschichte in neuer Sicht. Göttinger handwerkswirtschaftliche Studien 16. Hrsg.: W. Abel, Göttingen 1970.
Schulze, W., Löhne und Preise 1800 bis 1850 nach den Akten und Rechnungsbelegen des Stadtarchivs Quedlinburg. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1967/I, S. 303ff.
Strauss, R., Löhne sowie Brot- und Kartoffelpreise in Chemnitz, 1770 bis 1850. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1962/IV, S. 144ff.
Desai, A.V., Real Wages in Germany 1871-1913. Oxford, 1968.
Gömmel, R., Wachstum und Konjunktur der Nürnberger Wirtschaft (1815-1914). Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte. Hg.: Kellenbenz, H./Schneider, J., Bd. 1, Stuttgart 1978.
Grumbach, F./König, H., Beschäftigung und Löhne der deutschen Industriewirtschaft 1888 – 1954, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Band 79, 1957/II, Hamburg, 1957, S. 125-155.
Hoffmann, W.G., Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin, 1965.
Jacobs, A. / Richter, H., Die Großhandelspreise in Deutschland von 1792 bis 1934. Sonderheft des Instituts für Konjunkturforschung. Hrsg.: E. Wagemann, Nr. 37, Berlin, 1935.
Kaufhold, K.H., Handwerk und Industrie 1800-1850, In: Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Hrsg.: W. Aubin / W. Zorn. Bd. 2, Stuttgart 1976.
Kirchhain, G., das Wachstum der deutschen Baumwollindustrie im 19. Jahrhundert. Eine historische Modellstudie zur empirischen Wachstumsforschung. Diss. Münster 1973.
Koehler, E.E., Haushaltsrechnungen des Georgenhauses zu Leipzig. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1967/I.
Kyczynski, J.: Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus, Teil I: Die Geschichte der Arbeiter in Deutschland von 1789 bis zur Gegenwart, Band 2: 1849-1870, Berlin 1962, S. 152; Band 3: 1871-1900, Berlin 1962, S. 302; Band 4: 1900-1917/18, Berlin 1967, S. 331; Band 5:1917/18 – 1932/33, Berlin ?, S. 218; Band 6: 1933-1945, Berlin 1964, S. 162.
Orsagh, T.J., Löhne in Deutschland 1871-1913. Neuere Literatur und weitere Ergebnisse. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. 125. Band. Tübingen, 1969, S. 481.
Saalfeld, D., Einkommensverhältnisse und Lebenshaltungskosten städtischer Populationen in Deutschland in der Übergangsperiode zum Industriezeitalter. In: Wirtschaftliche und soziale Strukturen im säkularen Wandel. Festschrift für Wilhelm Abel zum 70. Geburtstag, Bd. II. Hrsg.: I. Bog/G. Franz/ K.H. Kaufhold/H. Kellenbenz/ W. Zorn, Hannover 1974.
Saalfeld, D., Handwerkereinkommen in Deutschland vom ausgehenden 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: W. Abel und Mitarbeiter: Handwerkergeschichte in neuer Sicht. Göttinger handwerkswirtschaftliche Studien 16. Hrsg.: W. Abel, Göttingen 1970.
Schulze, W., Löhne und Preise 1800 bis 1850 nach den Akten und Rechnungsbelegen des Stadtarchivs Quedlinburg. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1967/I, S. 303ff.
Strauss, R., Löhne sowie Brot- und Kartoffelpreise in Chemnitz, 1770 bis 1850. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1962/IV, S. 144ff.
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Anmerkungen:
(Zitat aus Gömmel, R., a.a.O., S. 19 – 26).
4 Anhang: Berechnungsmethoden
4.1 Nominaleinkommen
4.11 1810 bis 1849
Dieser Reihe liegen die Einkommen der Bauhandwerker (vor allem Maurer und Zimmergesellen) von acht Städten und die durchschnittlichen Einkommen in der Baumwollindustrie zugrunde. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung darf angenommen werden, daß sich die Bauhandwerker in diesem Zeitraum auf einem mittleren bis leicht überdurchschnittlichen Niveau innerhalb des Handwerks bewegten. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts waren aber rund 50 v.H. der gewerblich Beschäftigten im Handwerk tätig, so daß den Bauhandwerkerlöhnen ein hoher Repräsentationsgrad zukommt.
Ziemlich lückenlose Tagelöhne gibt es für die Städte Chemnitz und Nürnberg Bezüglich der anderen Städte, nämlich Leipzig und Quedlinburg wurden fehlende Angaben durch lineare Interpolation ergänzt. Dasselbe gilt für die Durchschnittswerte einiger Dezennien bei den Städten Hamburg, Emden, Warmbrunn und Göttingen. In allen Fällen lässt sich eine auffallende Konstanz des Lohnes, oft über mehrere Jahrzehnte, nachweisen. Deshalb dürfte die hier verwendete Konstruktion durchgehender Reihen vom tatsächlichen Verlauf nur geringfügig abweichen.
Die so ermittelten Reihen der Tagelöhne wurden auf Jahreseinkommen umgerechnet. Allgemein werden im damaligen Baugewerbe 190 Arbeitstage im Sommer und 70 im Winter als Vollbeschäftigung angesehen. Wegen des etwas überdurchschnittlichen Lohnes der Bauhandwerker, auch im Hinblick auf die Manufaktur- und Fabrikarbeiter, wurden nur 240 Arbeitstage berücksichtigt. Gegenüber 260 Arbeitstagen entspricht dies einem um etwa 7 v.H. geringeren Jahresverdienst, da im Winter der Tagelohn niedriger ist. Tatsächlich wird dadurch, wie später noch gezeigt wird, der Repräsentationsgrad für alle gewerblich Beschäftigten erhöht.
Die Jahreseinkommen in den acht Städten wurden ungewichtet zu einem Durchschnitt zusammengefaßt. Im Falle einer Gewichtung nach Einwohnerzahlen wäre das Hamburger Einkommen überbetont worden. Maurer- und Zimmergesellen sind im Verhältnis 1:1 gewichtet.
Jährliche Einkommen der Baumwollspinnerei und -weberei bilden die Reihe für die Baumwollindustrie. Lücken in den zugrunde liegenden Angaben wurden durch lineare Interpolation geschlossen. Beide Reihen sind anhand ihres Beschäftigtenanteils 4) gewichtet, d.h. das Verhältnis stieg um 1810 von 88:12 zugunsten der Weberei auf 92:8 um 1850.
Der Einkommensindex für die Baumwollindustrie ging mit folgenden Gewichten In den Gesamtindex ein (wobei sich die Gewichte der Bauhandwerkereinkommen entsprechend änderten):
1810 — 20: 7 v.H.
1821 - 30: von 8 v.H. auf 10 v.H. steigend
1831 - 40: von 10 v.H. auf 12 v.H. steigend
1841 - 50: von 12 v.H. auf 15 v.H. steigend.
Damit kommt der wahrscheinliche Anteil der gesamten Industrie am gewerblichen Sektor zum Ausdruck. Die Baumwollindustrie dürfte dafür repräsentativ sein, denn immerhin ist ihr Anteil an den Beschäftigten Im gewerblichen Sektor knapp 3 v.H. (um 1800) und fast 7 v.H. um 1850, d.h. rund die Hälfte aller Industriearbeiter war in der Baumwollindustrie beschäftigt.
Insgesamt ist der Einfluß der Einkommen in der Baumwollindustrie auf den Gesamtindex gering. In den 41 Jahren von 1810 bis 1850 wurde der Index des Bauhandwerks in 39 Fällen lediglich um 1 Indexpunkt gesenkt, in 2 Fällen überhaupt nicht beeinflußt.
Einen Hinweis auf den Repräsentationsgrad des für diese Zeit berechneten Einkommensindex, der sich also ganz überwiegend auf Bauhandwerkerlöhne aus acht Städten stützt, vermittelt folgender Vergleich: Der Lohn in den genannten acht Städten betrug 1851/60 durchschnittlich 352 Mark. Der Durchschnittslohn für denselben Zeitraum belief sich im gesamten Bereich Industrie und Handwerk auf 355 Mark, was einer Abweichung von weniger als 1 v.H. entspricht.
Eine Verbesserung der Lohnreihe von 1810 bis 1850 ist demnächst zu erwarten, da gegenwärtig am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Göttingen Lohndaten aus verschiedenen deutschen Städten aufbereitet werden.
4.12 1850 bis 1870
Diese Zeitreihe basiert auf den von W.G. Hoffmann und Mitarbeitern berechneten jährlichen Einkommen für Industrie und Handwerk. Zu beachten ist dabei allerdings, daß durch die Verwendung der Statistiken der Berufsgenossenschaften konjunkturelle Einflüsse gedämpft werden: „Hence distorted earnings are likely to rise and fall less rapidly than actual earnings: both their cyclical and secular variations are likely to be damped.“ Auch wenn die Statistiken der Berufsgenossenschaften von Hoffmann erst ab 1888 verwendet werden konnten, so wirken sie sich auch auf die Reihe von 1850 bis 1870 insofern aus, als diese ab 1888 in die Vergangenheit extrapoliert worden ist, und zwar mit Hilfe von Kuczynski-Lohnreihen, die ebenfalls die Konjunkturschwankungen nicht in ihrem tatsächlichen Ausmaß erscheinen lassen.
Die Verknüpfung dieser Zeitreihe mit der vorhergehenden war problemlos. Für 1850 errechnet sich für das Bauhandwerk und die Baumwollindustrie ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 310 Mark. Nach Hoffmanns Berechnungen belief sich im selben Jahr das Durchschnittseinkommen in Industrie und Handwerk auf 316 Mark, was einer Abweichung von nur 1,9 v.H. entspricht. Für 1850 wurde deshalb der Mittelwert, nämlich 313 Mark, gewählt.
4.13 1871 bis 1913
Zu der langfristigen Lohn- und Einkommensentwicklung im deutschen Kaiserreich liegen bisher die umfangreichen Werke von F. Grumbach und H. König (Beschäftigung und Löhne der deutschen Industriewirtschaft 1888—1954, Weltwirtschaftliches Archiv, Band 79, 1957/11, Hamburg 1957 ‚ S. 125-155), G. Bry (Wages In Germany 1871-1945, National Bureau of Economic Research, Number 68, General Series, Princeton 1960), J. Kuczynski (a.a.0.). W.G. Hoffmann (a.a.0.) und A.V. Desai (a.a.0.) vor. Es erstaunt etwas, daß nach Orsagh der Kuczynski-Index und der Desai-Index “ähnlich“ sind, da bereits langfristig, nämlich zwischen 1871 und 1913, ersterer durchschnittlich pro Jahr um 1,6 v.H., letzterer um 1,9 v.H. wächst.
Die Unterschiede im Konjunkturverlauf sind teilweise erheblich. So stimmen beide Indices zwischen 1871 und 1900 nur dreimal überein, während sie in den übrigen 27 Fällen um bis zu 6 Indexpunkte abweichen. Diese Abweichungen sind leicht erklärbar, falls folgende Aussage bezüglich des Kuczynski – Index auch für die Zeit 1871 bis 1913 zutrifft: „Die Löhne sind zwar im allgemeinen „ortsübliche“ Löhne, enthalten jedoch auch tatsächlich gezahlte Tages—, Wochen—, Halbmonats- und Jahreslöhne, Leistungslöhne für Setzer sowie im Bergbau Schichtlöhne.“ Ein Hauptanliegen Desais aber war es gerade, die Verzerrungen durch “ortsübliche“ Löhne zu beseitigen.
Ein weiterer gewichtiger Unterschied zwischen der Untersuchung Desais und den Ergebnissen der anderen hier genannten Autoren liegt darin, daß Desai ganz gezielt durchschnittliche jährliche Verdienste berechnet hat. Grumbach/König z.B., auf die sich auch Hoffmann stützt, haben primär durchschnittliche Tagesverdienste berechnet. Bei den Erläuterungen Kuczynskis zu seinem Index findet sich diesbezüglich kein Hinweis, doch vermutlich basiert der Index auf Jahresverdiensten.
Insgesamt kann behauptet werden, daß Desais Einkommensberechnungen nicht nur die neuesten sind, sondern die tatsächliche Entwicklung zwischen 1871 und 1913 am besten treffen; sie finden deshalb hier Verwendung.
Die Verbindung der Hoffmann-Reihe (bis 1870) mit der Reihe ab 1871 erfolgt durch die übliche Verknüpfung: Der Wert für 1870 (Hoffmann, 506 Mark) wird um denselben Prozentsatz (3,7 v.H.) gesenkt, wie der Wert für 1871 von Desai (493 Mark) unter dem entsprechenden Wert in der Hoffmann—Reihe (512 Mark) liegt.
4.2 Der Index für die Lebenshaltungskosten
Die längste Indexreihe der Lebenshaltungskosten für Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg, nämlich von 1820 bis 1913, hat J. Kuczynski berechnet. Im Gegensatz zu seiner Nominallohnreihe ist sie schon bald auf Kritik gestoßen.
4.21 1810 bis 1870
Der Kuczynski-Index ist ein Nahrungsmittel- und Miete-Index. Er setzt sich bis 1890 aus 3 Reihen (Preußen, München, Darmstadt) zusammen und beinhaltet für Preußen 7, München 10 und Darmstadt 5 Güter, dazu die Miete in einigen Städten. Die Gewichtung bleibt von 1820 bis 1890 unverändert, mit Ausnahme von Rind- und Schweinefleisch. Dadurch gehen z.B. für diese 70 Jahre Weizen und Roggen mit 42 v.H. (Preußen), in München das Brot mit 19 v.H. und in Darmstadt mit 45 v.H. in die Ausgaben für Ernährung ein. Ähnliches gilt für den Anteil des Fleisches mit 36 v.H. (Darmstadt) und 33 v.H. (Preußen, München).
Die Auswirkungen dieser Überbetonung einiger Grundnahrungsmittel zeigen sich In einem Vergleich mit einem für Nürnberg berechneten Lebenshaltungskostenindex, der insgesamt 17 Güter (Nahrung, Miete, Heizung, Beleuchtung) berücksichtigt: Die kurzfristigen Schwankungen weisen zwar eine auffallende Ähnlichkeit auf, doch liegt der Nürnberger Index bis 1854 durchwegs über, danach bis anfangs der 1870er Jahre fast immer unter dem Kuczynski-Index, d.h. letzterer steigt von 1820 bis in die 1870er Jahre zu schnell.
Inwieweit der Nürnberger Index repräsentativ für das ganze Reichsgebiet (genauer: für Städte) ist, zeigt ein Vergleich mit den von Desai und Orsagh konstruierten Indices. Es erweist sich, daß der Nürnberger Index von 1880 bis 1913 geringfügig von diesen Indices abweicht, während bezüglich des Kuczynski-Index ein deutlicher Unterschied auffällt.
Aus diesen Gründen scheint es gerechtfertigt, für die Zeit von 1810 bis 1870 den Nürnberger Index als Basis für einen verbesserten Index heranzuziehen. Diese Verbesserung liegt darin, daß in den Nürnberger Index bis 1849 der Preis für Bekleidung und von 1850 bis 1870 die Preise für Bekleidung, Textilien, Hausrat und Lederwaren eingerechnet werden. Der Warenkorb des ursprünglichen Index schließt im übrigen folgende Güter ein: Roggenbrot, Rind—, Schweine-, Kalb-, Hammelfleisch, Bier, Milch, Roggenmehl, Schweineschmalz, Eier, Kartoffeln, Butter, Wohnung, Föhrenholz und Talg. Steinkohle und Petroleum kommen erst 1872 bzw. 1876 hinzu. Dabei handelt es sich um tatsächlich bezahlte Einzelhandelspreise im Jahresdurchschnitt. Die Bekleidung bis 1849 wird hilfsweise von einem Großhandelspreisindex für Textilien repräsentiert, Bekleidung, textiler Hausrat und Lederwaren von 1850 bis 1870 von Großhandelspreisindices derselben Textilien sowie für Felle und Häute. Die Verknüpfung beider Reihen im Jahre 1850 ist problemlos, da sie hier übereinstimmen.
Bezüglich der Frage der Gewichtung ist folgendes anzumerken: Als Gewichte werden üblicherweise Ausgaben oder Umsätze verwendet. “In der Indextheorie besteht bisher völlige Freiheit, Ausgaben oder die in ihnen enthaltenen Preise und Mengen aus beliebigen Perioden zur Gewichtung zu benutzen.“ Die hier verwendete Indexformel entspricht der Formel nach Palgrave. Diese ist in der Indextheorie und der Praxis ungebräuchlich, weil sie mit einem großen Rechenaufwand verbunden ist. Sie hat aber den Vorteil, daß die sich jährlich ändernde Ausgabenstruktur berücksichtigt wird.
4.22 1871 bis 1913
Diesem Zeitabschnitt liegt der von Orsagh berechnete, auf den Daten von Desai basierende Index zugrunde, wobei jedoch die Reihe von 1871 bis 1881 korrigiert wurde. In jenem Index ist das Gewicht der Großhandelspreise von 1871 bis 1873 immerhin 42,5 v.H. und von 1873 bis 1881 noch 27,5 v.H. Der daraus resultierende Mangel, nämlich stärkere Konjunkturschwankungen, ist von Desai selbst erkannt worden.
Zunächst wird für den Kohle-Großhandelspreis, der in dem Desai-Index bis 1873 einen Anteil von über 11 v.H. hat, ein Einzelhandelspreis (München, Nürnberg) eingerechnet. Eine weitere Eliminierung des Einflusses von Großhandelspreisen ergibt sich durch die geometrischen Mittel 1871 bis 1881 aus dem Desai-Index (mit korrigiertem Kohlepreis) und dem Nürnberger Index (mit Bekleidung, textilem Hausrat und Lederwaren). Dieser neue Desai-Index wird nun um denselben Prozentsatz verändert, der zwischen dem ursprünglichen Desai- und Orsagh-Index besteht. Damit kommt die Korrektur Orsaghs bezüglich der Miete zum Ausdruck. Der neue Orsagh-Index weicht 1881 vom alten Wert lediglich um 1 Indexpunkt ab.
(Zitat aus Gömmel, R., a.a.O., S. 19 – 26).
4 Anhang: Berechnungsmethoden
4.1 Nominaleinkommen
4.11 1810 bis 1849
Dieser Reihe liegen die Einkommen der Bauhandwerker (vor allem Maurer und Zimmergesellen) von acht Städten und die durchschnittlichen Einkommen in der Baumwollindustrie zugrunde. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung darf angenommen werden, daß sich die Bauhandwerker in diesem Zeitraum auf einem mittleren bis leicht überdurchschnittlichen Niveau innerhalb des Handwerks bewegten. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts waren aber rund 50 v.H. der gewerblich Beschäftigten im Handwerk tätig, so daß den Bauhandwerkerlöhnen ein hoher Repräsentationsgrad zukommt.
Ziemlich lückenlose Tagelöhne gibt es für die Städte Chemnitz und Nürnberg Bezüglich der anderen Städte, nämlich Leipzig und Quedlinburg wurden fehlende Angaben durch lineare Interpolation ergänzt. Dasselbe gilt für die Durchschnittswerte einiger Dezennien bei den Städten Hamburg, Emden, Warmbrunn und Göttingen. In allen Fällen lässt sich eine auffallende Konstanz des Lohnes, oft über mehrere Jahrzehnte, nachweisen. Deshalb dürfte die hier verwendete Konstruktion durchgehender Reihen vom tatsächlichen Verlauf nur geringfügig abweichen.
Die so ermittelten Reihen der Tagelöhne wurden auf Jahreseinkommen umgerechnet. Allgemein werden im damaligen Baugewerbe 190 Arbeitstage im Sommer und 70 im Winter als Vollbeschäftigung angesehen. Wegen des etwas überdurchschnittlichen Lohnes der Bauhandwerker, auch im Hinblick auf die Manufaktur- und Fabrikarbeiter, wurden nur 240 Arbeitstage berücksichtigt. Gegenüber 260 Arbeitstagen entspricht dies einem um etwa 7 v.H. geringeren Jahresverdienst, da im Winter der Tagelohn niedriger ist. Tatsächlich wird dadurch, wie später noch gezeigt wird, der Repräsentationsgrad für alle gewerblich Beschäftigten erhöht.
Die Jahreseinkommen in den acht Städten wurden ungewichtet zu einem Durchschnitt zusammengefaßt. Im Falle einer Gewichtung nach Einwohnerzahlen wäre das Hamburger Einkommen überbetont worden. Maurer- und Zimmergesellen sind im Verhältnis 1:1 gewichtet.
Jährliche Einkommen der Baumwollspinnerei und -weberei bilden die Reihe für die Baumwollindustrie. Lücken in den zugrunde liegenden Angaben wurden durch lineare Interpolation geschlossen. Beide Reihen sind anhand ihres Beschäftigtenanteils 4) gewichtet, d.h. das Verhältnis stieg um 1810 von 88:12 zugunsten der Weberei auf 92:8 um 1850.
Der Einkommensindex für die Baumwollindustrie ging mit folgenden Gewichten In den Gesamtindex ein (wobei sich die Gewichte der Bauhandwerkereinkommen entsprechend änderten):
1810 — 20: 7 v.H.
1821 - 30: von 8 v.H. auf 10 v.H. steigend
1831 - 40: von 10 v.H. auf 12 v.H. steigend
1841 - 50: von 12 v.H. auf 15 v.H. steigend.
Damit kommt der wahrscheinliche Anteil der gesamten Industrie am gewerblichen Sektor zum Ausdruck. Die Baumwollindustrie dürfte dafür repräsentativ sein, denn immerhin ist ihr Anteil an den Beschäftigten Im gewerblichen Sektor knapp 3 v.H. (um 1800) und fast 7 v.H. um 1850, d.h. rund die Hälfte aller Industriearbeiter war in der Baumwollindustrie beschäftigt.
Insgesamt ist der Einfluß der Einkommen in der Baumwollindustrie auf den Gesamtindex gering. In den 41 Jahren von 1810 bis 1850 wurde der Index des Bauhandwerks in 39 Fällen lediglich um 1 Indexpunkt gesenkt, in 2 Fällen überhaupt nicht beeinflußt.
Einen Hinweis auf den Repräsentationsgrad des für diese Zeit berechneten Einkommensindex, der sich also ganz überwiegend auf Bauhandwerkerlöhne aus acht Städten stützt, vermittelt folgender Vergleich: Der Lohn in den genannten acht Städten betrug 1851/60 durchschnittlich 352 Mark. Der Durchschnittslohn für denselben Zeitraum belief sich im gesamten Bereich Industrie und Handwerk auf 355 Mark, was einer Abweichung von weniger als 1 v.H. entspricht.
Eine Verbesserung der Lohnreihe von 1810 bis 1850 ist demnächst zu erwarten, da gegenwärtig am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Göttingen Lohndaten aus verschiedenen deutschen Städten aufbereitet werden.
4.12 1850 bis 1870
Diese Zeitreihe basiert auf den von W.G. Hoffmann und Mitarbeitern berechneten jährlichen Einkommen für Industrie und Handwerk. Zu beachten ist dabei allerdings, daß durch die Verwendung der Statistiken der Berufsgenossenschaften konjunkturelle Einflüsse gedämpft werden: „Hence distorted earnings are likely to rise and fall less rapidly than actual earnings: both their cyclical and secular variations are likely to be damped.“ Auch wenn die Statistiken der Berufsgenossenschaften von Hoffmann erst ab 1888 verwendet werden konnten, so wirken sie sich auch auf die Reihe von 1850 bis 1870 insofern aus, als diese ab 1888 in die Vergangenheit extrapoliert worden ist, und zwar mit Hilfe von Kuczynski-Lohnreihen, die ebenfalls die Konjunkturschwankungen nicht in ihrem tatsächlichen Ausmaß erscheinen lassen.
Die Verknüpfung dieser Zeitreihe mit der vorhergehenden war problemlos. Für 1850 errechnet sich für das Bauhandwerk und die Baumwollindustrie ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 310 Mark. Nach Hoffmanns Berechnungen belief sich im selben Jahr das Durchschnittseinkommen in Industrie und Handwerk auf 316 Mark, was einer Abweichung von nur 1,9 v.H. entspricht. Für 1850 wurde deshalb der Mittelwert, nämlich 313 Mark, gewählt.
4.13 1871 bis 1913
Zu der langfristigen Lohn- und Einkommensentwicklung im deutschen Kaiserreich liegen bisher die umfangreichen Werke von F. Grumbach und H. König (Beschäftigung und Löhne der deutschen Industriewirtschaft 1888—1954, Weltwirtschaftliches Archiv, Band 79, 1957/11, Hamburg 1957 ‚ S. 125-155), G. Bry (Wages In Germany 1871-1945, National Bureau of Economic Research, Number 68, General Series, Princeton 1960), J. Kuczynski (a.a.0.). W.G. Hoffmann (a.a.0.) und A.V. Desai (a.a.0.) vor. Es erstaunt etwas, daß nach Orsagh der Kuczynski-Index und der Desai-Index “ähnlich“ sind, da bereits langfristig, nämlich zwischen 1871 und 1913, ersterer durchschnittlich pro Jahr um 1,6 v.H., letzterer um 1,9 v.H. wächst.
Die Unterschiede im Konjunkturverlauf sind teilweise erheblich. So stimmen beide Indices zwischen 1871 und 1900 nur dreimal überein, während sie in den übrigen 27 Fällen um bis zu 6 Indexpunkte abweichen. Diese Abweichungen sind leicht erklärbar, falls folgende Aussage bezüglich des Kuczynski – Index auch für die Zeit 1871 bis 1913 zutrifft: „Die Löhne sind zwar im allgemeinen „ortsübliche“ Löhne, enthalten jedoch auch tatsächlich gezahlte Tages—, Wochen—, Halbmonats- und Jahreslöhne, Leistungslöhne für Setzer sowie im Bergbau Schichtlöhne.“ Ein Hauptanliegen Desais aber war es gerade, die Verzerrungen durch “ortsübliche“ Löhne zu beseitigen.
Ein weiterer gewichtiger Unterschied zwischen der Untersuchung Desais und den Ergebnissen der anderen hier genannten Autoren liegt darin, daß Desai ganz gezielt durchschnittliche jährliche Verdienste berechnet hat. Grumbach/König z.B., auf die sich auch Hoffmann stützt, haben primär durchschnittliche Tagesverdienste berechnet. Bei den Erläuterungen Kuczynskis zu seinem Index findet sich diesbezüglich kein Hinweis, doch vermutlich basiert der Index auf Jahresverdiensten.
Insgesamt kann behauptet werden, daß Desais Einkommensberechnungen nicht nur die neuesten sind, sondern die tatsächliche Entwicklung zwischen 1871 und 1913 am besten treffen; sie finden deshalb hier Verwendung.
Die Verbindung der Hoffmann-Reihe (bis 1870) mit der Reihe ab 1871 erfolgt durch die übliche Verknüpfung: Der Wert für 1870 (Hoffmann, 506 Mark) wird um denselben Prozentsatz (3,7 v.H.) gesenkt, wie der Wert für 1871 von Desai (493 Mark) unter dem entsprechenden Wert in der Hoffmann—Reihe (512 Mark) liegt.
4.2 Der Index für die Lebenshaltungskosten
Die längste Indexreihe der Lebenshaltungskosten für Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg, nämlich von 1820 bis 1913, hat J. Kuczynski berechnet. Im Gegensatz zu seiner Nominallohnreihe ist sie schon bald auf Kritik gestoßen.
4.21 1810 bis 1870
Der Kuczynski-Index ist ein Nahrungsmittel- und Miete-Index. Er setzt sich bis 1890 aus 3 Reihen (Preußen, München, Darmstadt) zusammen und beinhaltet für Preußen 7, München 10 und Darmstadt 5 Güter, dazu die Miete in einigen Städten. Die Gewichtung bleibt von 1820 bis 1890 unverändert, mit Ausnahme von Rind- und Schweinefleisch. Dadurch gehen z.B. für diese 70 Jahre Weizen und Roggen mit 42 v.H. (Preußen), in München das Brot mit 19 v.H. und in Darmstadt mit 45 v.H. in die Ausgaben für Ernährung ein. Ähnliches gilt für den Anteil des Fleisches mit 36 v.H. (Darmstadt) und 33 v.H. (Preußen, München).
Die Auswirkungen dieser Überbetonung einiger Grundnahrungsmittel zeigen sich In einem Vergleich mit einem für Nürnberg berechneten Lebenshaltungskostenindex, der insgesamt 17 Güter (Nahrung, Miete, Heizung, Beleuchtung) berücksichtigt: Die kurzfristigen Schwankungen weisen zwar eine auffallende Ähnlichkeit auf, doch liegt der Nürnberger Index bis 1854 durchwegs über, danach bis anfangs der 1870er Jahre fast immer unter dem Kuczynski-Index, d.h. letzterer steigt von 1820 bis in die 1870er Jahre zu schnell.
Inwieweit der Nürnberger Index repräsentativ für das ganze Reichsgebiet (genauer: für Städte) ist, zeigt ein Vergleich mit den von Desai und Orsagh konstruierten Indices. Es erweist sich, daß der Nürnberger Index von 1880 bis 1913 geringfügig von diesen Indices abweicht, während bezüglich des Kuczynski-Index ein deutlicher Unterschied auffällt.
Aus diesen Gründen scheint es gerechtfertigt, für die Zeit von 1810 bis 1870 den Nürnberger Index als Basis für einen verbesserten Index heranzuziehen. Diese Verbesserung liegt darin, daß in den Nürnberger Index bis 1849 der Preis für Bekleidung und von 1850 bis 1870 die Preise für Bekleidung, Textilien, Hausrat und Lederwaren eingerechnet werden. Der Warenkorb des ursprünglichen Index schließt im übrigen folgende Güter ein: Roggenbrot, Rind—, Schweine-, Kalb-, Hammelfleisch, Bier, Milch, Roggenmehl, Schweineschmalz, Eier, Kartoffeln, Butter, Wohnung, Föhrenholz und Talg. Steinkohle und Petroleum kommen erst 1872 bzw. 1876 hinzu. Dabei handelt es sich um tatsächlich bezahlte Einzelhandelspreise im Jahresdurchschnitt. Die Bekleidung bis 1849 wird hilfsweise von einem Großhandelspreisindex für Textilien repräsentiert, Bekleidung, textiler Hausrat und Lederwaren von 1850 bis 1870 von Großhandelspreisindices derselben Textilien sowie für Felle und Häute. Die Verknüpfung beider Reihen im Jahre 1850 ist problemlos, da sie hier übereinstimmen.
Bezüglich der Frage der Gewichtung ist folgendes anzumerken: Als Gewichte werden üblicherweise Ausgaben oder Umsätze verwendet. “In der Indextheorie besteht bisher völlige Freiheit, Ausgaben oder die in ihnen enthaltenen Preise und Mengen aus beliebigen Perioden zur Gewichtung zu benutzen.“ Die hier verwendete Indexformel entspricht der Formel nach Palgrave. Diese ist in der Indextheorie und der Praxis ungebräuchlich, weil sie mit einem großen Rechenaufwand verbunden ist. Sie hat aber den Vorteil, daß die sich jährlich ändernde Ausgabenstruktur berücksichtigt wird.
4.22 1871 bis 1913
Diesem Zeitabschnitt liegt der von Orsagh berechnete, auf den Daten von Desai basierende Index zugrunde, wobei jedoch die Reihe von 1871 bis 1881 korrigiert wurde. In jenem Index ist das Gewicht der Großhandelspreise von 1871 bis 1873 immerhin 42,5 v.H. und von 1873 bis 1881 noch 27,5 v.H. Der daraus resultierende Mangel, nämlich stärkere Konjunkturschwankungen, ist von Desai selbst erkannt worden.
Zunächst wird für den Kohle-Großhandelspreis, der in dem Desai-Index bis 1873 einen Anteil von über 11 v.H. hat, ein Einzelhandelspreis (München, Nürnberg) eingerechnet. Eine weitere Eliminierung des Einflusses von Großhandelspreisen ergibt sich durch die geometrischen Mittel 1871 bis 1881 aus dem Desai-Index (mit korrigiertem Kohlepreis) und dem Nürnberger Index (mit Bekleidung, textilem Hausrat und Lederwaren). Dieser neue Desai-Index wird nun um denselben Prozentsatz verändert, der zwischen dem ursprünglichen Desai- und Orsagh-Index besteht. Damit kommt die Korrektur Orsaghs bezüglich der Miete zum Ausdruck. Der neue Orsagh-Index weicht 1881 vom alten Wert lediglich um 1 Indexpunkt ab.
Bearbeitungshinweise
Datum der Archivierung: Oktober 2003
Jahr der Online-Publikation: 1979
Bearbeiter in GESIS: Gabriele Franzmann
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Jahr der Online-Publikation: 1979
Bearbeiter in GESIS: Gabriele Franzmann
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
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