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Studien Zeitreihen |
ZA 8327 | Bevölkerung | Schade, Heinrich, Bevölkerungsbewegung und –statistik in drei Jahrhunderten in acht Dörfern der Schwalm 1610 – 1860. |
64 Zeitreihen (1570 - 1930) 9 Tabellen |
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Bibliographische Angaben
Studiennummer: ZA 8327
Studientitel: Bevölkerungsbewegung und –statistik in drei Jahrhunderten in acht Dörfern der Schwalm 1610 – 1860.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1570 - 1930
Primärforscher: Schade, Heinrich
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Schade, H., 1944: Bevölkerungsbewegung und –statistik in drei Jahrhunderten in acht Dörfern der Schwalm 1610 – 1860, in: ders., 1950: Ergebnisse einer Bevölkerungsuntersuchung in der Schwalm. Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse, Jg. 1950, Nr. 16. Mainz: Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, S. 462-491.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Schade, Heinrich, (1944 [2008]) Bevölkerungsbewegung und –statistik in drei Jahrhunderten in acht Dörfern der Schwalm 1610 – 1860.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8327
Datenfile Version 1.0.0
Studientitel: Bevölkerungsbewegung und –statistik in drei Jahrhunderten in acht Dörfern der Schwalm 1610 – 1860.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1570 - 1930
Primärforscher: Schade, Heinrich
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Schade, H., 1944: Bevölkerungsbewegung und –statistik in drei Jahrhunderten in acht Dörfern der Schwalm 1610 – 1860, in: ders., 1950: Ergebnisse einer Bevölkerungsuntersuchung in der Schwalm. Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse, Jg. 1950, Nr. 16. Mainz: Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, S. 462-491.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Schade, Heinrich, (1944 [2008]) Bevölkerungsbewegung und –statistik in drei Jahrhunderten in acht Dörfern der Schwalm 1610 – 1860.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8327
Datenfile Version 1.0.0
Inhalt der Studie
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Studienbeschreibung:
Die Untersuchung zur Bevölkerungsbewegung in acht Dörfern der Schwalm beruht auf die Auswertung von Kirchenbucheintragungen. Mit Hilfe dieser Quelle wurden die Bevölkerungszahl und die Bevölkerungsbewegung ab 1600, insbesondere während des Dreißigjährigen Krieges, verfolgt. Neben den Geburten-, Heirats- und Sterbeziffern wurde vor allem die Frühsterblichkeit, die Beziehungen zwischen Kinderzahl und dem Heiratsalter sowie Unehelichkeit über einen Zeitraum von drei Jahrhunderten ermittelt. Als Voraussetzung zur Berechnung dieser Ziffern war es notwendig zunächst die Bevölkerungszahl in den einzelnen Jahrzehnten festzustellen, da sichere Unterlagen durch Volkszählungen hierüber erst ab 1860 vorliegen. Die verarbeiteten Kirchenbücher reichen zum Teil bis in das Jahr 1550 zurück. Erst von 1600 ab sind die Unterlagen als vollständig und zuverlässig anzusehen. Da auf den Sterbeeintragungen auch die Geburtsdaten verzeichnet waren, ist auch schon für die vorhergehenden Jahrzehnte weitgehende Vollständigkeit der Unterlagen zu erreichen gewesen. Die bis 1610 in den erhobenen Kirchenspielen ohne Geburtseintragung gestorbenen Personen wurden als dort geboren betrachtet und verarbeitet. Um Fehler zu vermeiden, wird die Bevölkerungsbewegung jedoch erst vom Anfang des 17. Jahrhunderts an wiedergegeben. Auch dann ist noch eine Deutung des Einflusses des Dreißigjährigen Krieges möglich.
Die Ergebnisse sind mit denen einer weiteren Untersuchung für die Elbinsel Finkenwärder in dem nahezu gleichen Untersuchungszeitraum direkt vergleichbar (W. Scheidt, 1932: Bevölkerungsbiologie der Elbinsel Finkenwärder vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart. Jena). In den Tabellen werden die Ergebnisse beider Untersuchungen für die Regionen vergleichend gegenübergestellt.
Im Einzelnen ergab sich im Beobachtungszeitraum von drei Jahrhunderten folgendes Bild:
- Die Bevölkerungszahl zeigt eine starke Zunahme mit Ausnahme der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und nach dem Siebenjährigen Krieg.
- Der Wanderungsverlust ist erheblich. Er beträgt fast immer um 10% der Altansässigen, steigt um 1630-1639 auf 16,5% und nach 1860 auf 19%. Er ist größer als in Finkenwärder.
- Die Geburtenziffer sinkt zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges von über 60 auf 100 der Bevölkerung ab und hält sich bis 1869 um 30-35, während in Finkenwärder gegen Ende des Beobachtungszeitraumes ein Anstieg auf fast 63 erfolgt. Die Kinderzahl der generativ abgeschlossenen Ehen betrug in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts 6,2 in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts 4,8 Kinder. Es zeigt sich eine starke Abhängigkeit vom Heiratsalter.
- Die Sterbeziffer bewegt sich im Beobachtungszeitraum meist um 30 auf 1000 der Bevölkerung, während des Dreißigjährigen Krieges steigt sie durch Pest und Fleckfieber auf über 60. Im Jahre 1610/11 starb ein Siebentel, 1635/36 ein Fünftel der Bevölkerung.
- Der Geburtenüberschuss war von 1600-1609 sehr hoch (42), ihm folgt ein erhebliches Defizit (-12) während des Dreißigjährigen Krieges. Während in Finkenwärder bis 1870 zunehmend eine stark positive Bilanz zu finden ist, zeigt die Schwalm ab 1660 eine langsame Abnahme, 1750-1769 und 1860-1869 sogar mit einem Defizit.
- Bei der Heiratsziffer fällt auf, dass sie für Männer und Frauen nicht immer gleichsinnig verlaufen, ein Hinweis auf die starke Wanderung der Frauen durch Heirat.
- Das mittlere Heiratsalter liegt auch in dem Material der Schwalm recht hoch, für die Männer von 1630-1709 zwischen dem 25. und 27., später zwischen dem 26. und 29. Lebensjahr, bei den Frauen anfänglich zwischen dem 21. und 24., später dem 25. und 27. Lebensjahr.
- Durchschnittlich fanden sich unter den generativ abgeschlossenen Ehen 6% kinderlos, von 1650-1699 jedoch nur 2,1%. Bei niedrigem Heiratsalter ist die Zahl der sterilen Ehen sehr gering, andererseits hatten fast ein Viertel der bis zum 20. Lebensjahr geschlossenen und generativ abgeschlossenen Ehen 10 und mehr Kinder.
Die Untersuchung zur Bevölkerungsbewegung in acht Dörfern der Schwalm beruht auf die Auswertung von Kirchenbucheintragungen. Mit Hilfe dieser Quelle wurden die Bevölkerungszahl und die Bevölkerungsbewegung ab 1600, insbesondere während des Dreißigjährigen Krieges, verfolgt. Neben den Geburten-, Heirats- und Sterbeziffern wurde vor allem die Frühsterblichkeit, die Beziehungen zwischen Kinderzahl und dem Heiratsalter sowie Unehelichkeit über einen Zeitraum von drei Jahrhunderten ermittelt. Als Voraussetzung zur Berechnung dieser Ziffern war es notwendig zunächst die Bevölkerungszahl in den einzelnen Jahrzehnten festzustellen, da sichere Unterlagen durch Volkszählungen hierüber erst ab 1860 vorliegen. Die verarbeiteten Kirchenbücher reichen zum Teil bis in das Jahr 1550 zurück. Erst von 1600 ab sind die Unterlagen als vollständig und zuverlässig anzusehen. Da auf den Sterbeeintragungen auch die Geburtsdaten verzeichnet waren, ist auch schon für die vorhergehenden Jahrzehnte weitgehende Vollständigkeit der Unterlagen zu erreichen gewesen. Die bis 1610 in den erhobenen Kirchenspielen ohne Geburtseintragung gestorbenen Personen wurden als dort geboren betrachtet und verarbeitet. Um Fehler zu vermeiden, wird die Bevölkerungsbewegung jedoch erst vom Anfang des 17. Jahrhunderts an wiedergegeben. Auch dann ist noch eine Deutung des Einflusses des Dreißigjährigen Krieges möglich.
Die Ergebnisse sind mit denen einer weiteren Untersuchung für die Elbinsel Finkenwärder in dem nahezu gleichen Untersuchungszeitraum direkt vergleichbar (W. Scheidt, 1932: Bevölkerungsbiologie der Elbinsel Finkenwärder vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart. Jena). In den Tabellen werden die Ergebnisse beider Untersuchungen für die Regionen vergleichend gegenübergestellt.
Im Einzelnen ergab sich im Beobachtungszeitraum von drei Jahrhunderten folgendes Bild:
- Die Bevölkerungszahl zeigt eine starke Zunahme mit Ausnahme der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und nach dem Siebenjährigen Krieg.
- Der Wanderungsverlust ist erheblich. Er beträgt fast immer um 10% der Altansässigen, steigt um 1630-1639 auf 16,5% und nach 1860 auf 19%. Er ist größer als in Finkenwärder.
- Die Geburtenziffer sinkt zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges von über 60 auf 100 der Bevölkerung ab und hält sich bis 1869 um 30-35, während in Finkenwärder gegen Ende des Beobachtungszeitraumes ein Anstieg auf fast 63 erfolgt. Die Kinderzahl der generativ abgeschlossenen Ehen betrug in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts 6,2 in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts 4,8 Kinder. Es zeigt sich eine starke Abhängigkeit vom Heiratsalter.
- Die Sterbeziffer bewegt sich im Beobachtungszeitraum meist um 30 auf 1000 der Bevölkerung, während des Dreißigjährigen Krieges steigt sie durch Pest und Fleckfieber auf über 60. Im Jahre 1610/11 starb ein Siebentel, 1635/36 ein Fünftel der Bevölkerung.
- Der Geburtenüberschuss war von 1600-1609 sehr hoch (42), ihm folgt ein erhebliches Defizit (-12) während des Dreißigjährigen Krieges. Während in Finkenwärder bis 1870 zunehmend eine stark positive Bilanz zu finden ist, zeigt die Schwalm ab 1660 eine langsame Abnahme, 1750-1769 und 1860-1869 sogar mit einem Defizit.
- Bei der Heiratsziffer fällt auf, dass sie für Männer und Frauen nicht immer gleichsinnig verlaufen, ein Hinweis auf die starke Wanderung der Frauen durch Heirat.
- Das mittlere Heiratsalter liegt auch in dem Material der Schwalm recht hoch, für die Männer von 1630-1709 zwischen dem 25. und 27., später zwischen dem 26. und 29. Lebensjahr, bei den Frauen anfänglich zwischen dem 21. und 24., später dem 25. und 27. Lebensjahr.
- Durchschnittlich fanden sich unter den generativ abgeschlossenen Ehen 6% kinderlos, von 1650-1699 jedoch nur 2,1%. Bei niedrigem Heiratsalter ist die Zahl der sterilen Ehen sehr gering, andererseits hatten fast ein Viertel der bis zum 20. Lebensjahr geschlossenen und generativ abgeschlossenen Ehen 10 und mehr Kinder.
Methodologie
Untersuchungsgebiet:
Hessen: Acht Orte der zwischen Marburg und Kassel liegenden Schwalm, 1600 bis 1860 (Wasenburg, Merzhausen, Loshausen, Leimbach, Willingshausen, Zella, Gungelshausen, Ransbach).
Hessen: Acht Orte der zwischen Marburg und Kassel liegenden Schwalm, 1600 bis 1860 (Wasenburg, Merzhausen, Loshausen, Leimbach, Willingshausen, Zella, Gungelshausen, Ransbach).
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Quellentypen:
Ergebnisse einer in den Jahren 1935 bis 1938 durchgeführten Bestandsaufnahme in 10 Dörfern der Schwalm anhand von Kirchenbüchern. Erfassung und Auswertung von ca. 55.000 auf Karteikarten herausgeschriebenen Kirchenbucheintragungen. Die Untersuchung beschränkt sich allerdings auf acht Ortschaften mit 4010 lebenden Einwohnern (am Stichtag, dem 31.12.1937). Es wurde dabei noch ein Dorf, in dem häufige verwandtschaftliche Beziehungen zu den anderen Orten bestehen, mit einbezogen. Hierzu wurden weitere 15.000 Kirchenbucheinträge erhoben und verarbeitet.
Als Vergleichsstudie wurden die Daten der Untersuchung von W. Scheidt für Finkenwärder (Hamburg) herangezogen: Scheidt, W. 1932: Bevölkerungsbiologie der Elbinsel Finkenwärder vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart. Jena.
Ergebnisse einer in den Jahren 1935 bis 1938 durchgeführten Bestandsaufnahme in 10 Dörfern der Schwalm anhand von Kirchenbüchern. Erfassung und Auswertung von ca. 55.000 auf Karteikarten herausgeschriebenen Kirchenbucheintragungen. Die Untersuchung beschränkt sich allerdings auf acht Ortschaften mit 4010 lebenden Einwohnern (am Stichtag, dem 31.12.1937). Es wurde dabei noch ein Dorf, in dem häufige verwandtschaftliche Beziehungen zu den anderen Orten bestehen, mit einbezogen. Hierzu wurden weitere 15.000 Kirchenbucheinträge erhoben und verarbeitet.
Als Vergleichsstudie wurden die Daten der Untersuchung von W. Scheidt für Finkenwärder (Hamburg) herangezogen: Scheidt, W. 1932: Bevölkerungsbiologie der Elbinsel Finkenwärder vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart. Jena.
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Verwendete Quellen (ausführliches Verzeichnis):
Anmerkung zu den Jahresangaben:
Die Jahresangaben (erste Spalte) in den Tabellen sind als „Jahrzehnt nach [Jahresangabe]“ (Dekaden) zu interpretieren. Sie bezeichnen somit jeweils das darauf folgende Jahrzehnt bis zur nächsten Jahresangabe (Beispiel: 1610 entspricht der Dekade 1610-1619, 1620 entspricht der Dekade 1620-1629, usf).
Die folgenden Anmerkungen sind Zitate aus Schade, a.a.O., S. 466-488.
(1) Anmerkung zu Tabelle 1:
Abwanderungsziffer = (Abwandernde x 100)/Altansässige;
Zuwanderungsziffer = (Zugewanderte Bevölkerung x 100)/Altansässige;
Altansässige = in dem Orte geborene Personen.
Vergleichszahlen aus den Volkszählungsergebnissen:
1810-1819: nach Berechnung: 2732; nach Volkszählungsergebnissen: 2650;
1820-1829: nach Berechnung: 2925; nach Volkszählungsergebnissen: 2690;
1830-1939: nach Berechnung: 3115; nach Volkszählungsergebnissen: 3034;
1840-1849: nach Berechnung: 3342; nach Volkszählungsergebnissen: 3120;
1850-1859: nach Berechnung: 3523; nach Volkszählungsergebnissen: 3343;
1860-1869: nach Berechnung: 3609; nach Volkszählungsergebnissen: 3368.
Bei der Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung ist zu erkennen, dass der steile Anstieg der Bevölkerung lediglich an zwei Stellen durch einen Rückgang unterbrochen wird: zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und zur Zeit des Siebjährigen Krieges. Durch beide Kriege war Hessen schwer betroffen. Allein 1637 sollen in Hessen 18 Städte, 47 Burgsitze und über 100 Dörfer zerstört worden sein. In der Schwalm brachen z.B. 1631 bayrische Soldaten ein, auch Tilly war mit seinen Truppen mehrfach in Neukirchen; das Willinghauser Schloß brannte ab. Nach den Kirchenbüchern waren in der Schwalm 1610-1611, 1626-1627 und 1635-1636 schwere „Pestjahre“. Auch unter dem Siebenjährigen Krieg hatte Hessen besonders durch die wiederholten Besetzungen durch die französischen Heere sehr zu leiden. Bereits 1757 wurde der Kreis Ziegenhain besetzt und litt unter Kontribution und Plünderung erheblich. 1759 brannten unter anderem die Mühlen von Merzhausen ab.
(2) Anmerkung zu Tabelle 2:
Die sehr hohe anfängliche Geburtenziffer könnte noch auf die unvollkommene Erfassung beruhen, d.h. auf einer zu kleinen Bevölkerungszahl als Bezugsziffer. Für die Dekaden ab 1630 und 1640 mit einer Geburtenziffer von 48,8 bzw. 51,5 wird kein wesentlicher Fehler mehr angenommen, da die Unterlagen schon 70 Jahre weiter zurück reichen und zu diesem Zeitpunkt annähernd vollständig sein müssen. Ob die hohe Geburtenziffer mit einem besonderen Altersaufbau der Bevölkerung zusammenhängt, ließ sich nicht mehr feststellen.
(3) Anmerkung zu Tabelle 4:
Während in Finkenwärder noch bis 1770 Schwankungen mit recht hohen Sterbeziffern vorkommen (wohl bedingt durch Epidemien und Sturmfluten), ist in Schwalm nach einem sehr starken, zum erheblichen Teil durch die „Pestjahre“ bedingten anstieg im Dreißigjährigen Krieg, einen raschen Abfall auf etwa 30. auf dieser Höhe hält sich die Sterbeziffer, mit nur leichten Erhebungen, von denen die während des Siebenjährigen Krieges gerade noch merkbare die höchste des 18. Jahrhunderts ist. Die Sterbeziffern des 19. Jahrhunderts in Preußen, besonders aber in Schleswig-Holstein und Hannover sind zum Teil erheblich niedriger als in der Schwalm. Soweit bekannt ist, ist die Sterblichkeit im 17. Jahrhundert allgemein sehr hoch gewesen. Da die Einwohnerzahlen bis 1700 wenig bekannt sind, fehlen sichere Angaben, die abgesehen von den SCHEIDTschen Ergebnissen zum Vergleich herangezogen werden können. Nach W. Hanauer soll die Sterbeziffer in Frankfurt a.M. 1610-1700 zwischen 40 und 60 gelegen haben und 1631-1640 bis auf 158 gestiegen sein.
In den „Pestjahren“ starben in den untersuchten Orten der Schwalm nach den Kirchenbüchern allein an der Pest:
- in den Jahren 1575: 240 Personen;
- in den Jahren 1584- 1585: 10 Personen;
- in den Jahren 1597-1598: 45 Personen;
- in den Jahren 1610-1611: 126 Personen;
- in den Jahren 1626-1627: 57 Personen;
- in den Jahren 1635-1636: 176 Personen.
Nach Prinzing handelt es sich bei den Erkrankungen an „Pest“ zum großen Teil um Fleckfieber und erst nach 1630 wird die Bubonenpest wieder eingeschleppt. 1575 werden fast ein Drittel der Bevölkerung allein an „Pest“ gestorben sein. 1610/11 starben nach unsseren Berechnungen von 970 Personen 13,2%, 1635/36 von 1129 15,6%. Nach Angaben in den Kirchenbüchern sind aber nicht alle an Pest Verstorbenen verzeichnet. Außerdem würden die überlieferten Zahlen die von uns in der ganzen Dekade festgestellte Zunahme der Sterbeziffern noch nicht ganz erklären. Nach Vergleichsberechnung kann man mit Sicherheit annehmen, dass bei der Epidemie von 1610/11 ein Siebentel, 1635/36 ein Fünftel der Bevölkerung ohne Berücksichtigung aller übrigen Todesfälle durch die Seuchen gestorben ist.
(3) Anmerkung zu Tabelle 5:
Den bedeute3ndsten Anteil an der hohen Sterblichkeit vergangener Jahrhunderte hatte die Frühsterblichkeit. Über den gesamten Zeitraum von 1610 – 1889 starben durchschnittlich ein Viertel der Lebendgeborenen bis zum 5. Lebensjahr, eine Senkung auf ein Fünftel kam nur in einzelnen Jahrzehnten vor, während andererseits 1630-1639 die Frühsterblichkeit auf ein Drittel stieg und auch nach 1790 noch über 30% betrug. Die Sterblichkeit im 1. Lebensjahr entsprach seit 1810 im Wesentlichen der von Preußen, sie ist eher etwas niedriger.
(4) Anmerkung zu Tabelle 6:
Als Heiratsziffer hat SCHEIDT die Zahl der Eheschließungen in dem zweiten auf die Zähldekade folgenden Jahrzehnt – auf 1000 Einwohner der Geburtsdekade bezogen – bezeichnet. Die vereinfachte Berechnung kann unter der Voraussetzung durchgeführt werden, dass die Mehrzahl der Eheschließungen im dritten Lebensjahrzehnt erfolgt. Aus der nach Geschlechtern getrennten Aufstellung ist ersichtlich, dass die Werte der Männer und Frauen sicht nicht immer parallel bewegen. Zeitweise, so aus den Geburtsjahrzehnten 1640-1649 und 1780-1789 müssen die Männer bevorzugt in die Nachbardörfer geheiratet haben. Auf die Depressionszeiten während des Dreißigjährigen und Siebjährigen Krieges folgen Dekaden mit nachfolgenden“ Anstieg.
(5) Anmerkung zu Tabelle 7:
1. Version nach Scheidt:
Heiratswahrscheinlichkeit der ansässigen Bevölkerung = (Zahl der Verheirateten x 100)/[Zahl der in einem Zähljahrzehnt geborenen Ansässigen) – Zahl der in einem bestimmten Alter Verstorbenen (1-20 bzw. 1-15 Jahre)].
Scheidt berücksichtigt nicht, dass von den ins heiratsfähige Alter gelangten Frauen ein erheblicher Teil nicht im Kirchenspiel heiratet, sondern zur Heirat abwandert. Ferner ist die Definition von Scheidt nicht ganz zutreffend, da es sich um die Heiratswahrscheinlichkeit der in einer Zähldekade Geborenen nur insoweit handelt, als diejenigen Berücksichtigung gefunden haben, die noch in das generationsfähige Alter gelangt sind. Es scheint aber doch von besonderem Interesse zu sein, festzustellen, wie viele von den Geborenen überhaupt zur Verheiratung gelangten.
2. Version:
Es scheint aber auch von besonderem Interesse zu sein, festzustellen, wie viele von den Geborenen überhaupt zur Verheiratung gelangten. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass ein Teil eines Geburtsjahrganges in auswärtigen Kirchenspielen heiratet und wohnhaft bleibt. Diese auswärtigen Eheschließungen der Frauen machen in unserem Material im Allgemeinen 10% aus. Nach Berücksichtigung auch dieses Umstandes steigt die Heiratswahrscheinlichkeit (2) der Frauen fast nie über 50-60%, d.h. es gelangten nicht viel mehr als die Hälfte eines Geburtsjahrganges zur Verheiratung (Zahl der Heiratenden von 100 Frauen eines Geburtsjahrganges der „ansässigen“ Bevölkerung).
Auch auf der Kurve der Heiratswahrscheinlichkeit ist der Einfluss der Kriege erkennbar. Bei Betrachtung der zahlen ist zu berücksichtigen, dass die Ziffern auf die in einer Zähldekade Geborenen bezogen sind und in der Kurve durchschnittlich drei Jahrzehnte vor der Eheschließung erscheinen. Es ist also während des Dreißigjährigen Krieges kein Anstieg, sondern der tiefste Punkt der Heiratswahrscheinlichkeit zu verzeichnen gewesen.
Im Allgemeinen kamen etwa 80% der Frauen und rund 90% der Männer, die ins heiratsfähige alter gelangt waren, in einem der Kirchenspiele zur Verheiratung. Es ist nun nicht anzunehmen, dass der Rest etwa ledig blieb, vielmehr muss vermutet werden, dass auch hiervon noch ein erheblicher Teil nach auswärts heiratete oder vorzeitig gestorben ist. Auch die Unterschiede zwischen der Heiratswahrscheinlichkeit der Männer und derjenigen der Frauen ist darauf zurückzuführen, dass mehr Frauen als Männer nach auswärts heirateten und dass zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr noch ein Teil der Frauen gestorben ist. Dies fällt besonders in den Geburtsjahrgängen 1590 bis 1610 auf, in denen sich die Pest bemerkbar macht. Die Hauptursache des Sinkens der „Heiratswahrscheinlichkeit“ liegt in einer erhöhten Frühsterblichkeit.
(6) Anmerkung zu Tabelle 8:
Die ermittelte durchschnittliche Kinderzahl auf die fruchtbare generativ abgeschlossene Ehe liegt kaum über den zur Bestandserhaltung erforderlichen Erwartungszahlen. Dies entspricht dem geringen Geburtenüberschuss in der Schwalm. Immerhin reicht die Zahl der Mehrgeburten aus, eine beträchtliche Bevölkerungszunahme zu erzielen. Die durchschnittliche Kinderzahl geht von der Zeit nach 1600 bis 1900 von 6,2 auf 4,8 zurück.
Weiterhin zeigt sich eine starke Abhängigkeit vom Heiratsalter der Frau, wobei allerdings im Gegensatz zu anderen Untersuchungen auffällt, dass bei den 76 Ehen mit sehr frühem Heiratsalter unter 18 Jahren keine nennenswerte Zunahme der Kinderzahl erfolgt.
(7) Anmerkung zu Tabelle 9:
Das mittlere Heiratsalter der Erst-Ehen in der Schwalm liegt für die Männer von 1630-1709 zwischen dem 25. und 27., später zwischen dem 26. und 29. Lebensjahr. Für die Frauen liegt das mittlere Heiratsalter anfänglich zwischen dem 21. und 24., von 1710 an (von zwei Ausnahmen abgesehen) zwischen dem 25. und 27. Lebensjahr. Das Heiratsalter in Finkenwärder ist im Allgemeinen etwas höher als in den Orten der Schwalm, auch zur Zeit des starken Geburtenanstiegs nach der Mitte des 19. Jahrhunderts heirateten dort die Männer mit über 27, die Frauen mit 24 Jahren. Das Heiratsalter war also im 17. bis zum 19. Jahrhundert etwa das gleiche wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
(8) Anmerkung zu Tabelle 12
In gewissem Umfang vergleichbar sind die Untersuchungen von Brigitte Richter über die Bevölkerungsbewegung der Orte Burkhards und Kaulstoß (Richter, B., 1936: Burkhards und Kaulstoß, zwei oberhessische Dörfer. Jena: Fischer). Diese Orte liegen im südlichen Vogelsberg und gehören ebenfalls zu Oberhessen.
Die Geburtenziffer liegt dort ab 1660 um 30, steigt 1860 auf 36,1, ist aber im Allgemeinen niedriger als in der Schwalm. Die Sterbeziffer liegt verhältnismäßig noch niedriger, vor allem sind die niedrigen Zahlen im 17. Jahrhundert überraschend. Auffallend ist ferner die für ländliches Gebiet sehr niedrige Säuglingssterblichkeit.
Die Einwohnerzahlen (die Bezugsziffern) sind aus amtlichen Zählungen gewonnen, somit auf andere Weise als bei Schade. Für die ältere Zeit mussten sie geschätzt werden. Von 1660 bis 1854 verdoppelt sich die Einwohnerzahl von Burkhards und Kaulstoß, während sie sich in der Schwalm im gleichen Zeitraum fast verdreifacht hat. Schon seit 1854 ist die Einwohnerzahl von Burkhards und Kaulstoß wieder im Abnehmen begriffen. Von 1630-1635 wird ein Rückgang der Bevölkerung der beiden Orte von 747 auf 82 Personen verzeichnet, während von 1642-1660 bereits eine Zunahme von 135 auf 515 erfolgt. Ein derartiger Anstieg ist wohl nur durch Rückwanderung zu erklären. Danach muss man vermuten, dass ein sehr starkes Sinken der Bevölkerungszahl in hohem Maße durch Abwanderung bedingt sein könnte.
Anmerkung zu den Jahresangaben:
Die Jahresangaben (erste Spalte) in den Tabellen sind als „Jahrzehnt nach [Jahresangabe]“ (Dekaden) zu interpretieren. Sie bezeichnen somit jeweils das darauf folgende Jahrzehnt bis zur nächsten Jahresangabe (Beispiel: 1610 entspricht der Dekade 1610-1619, 1620 entspricht der Dekade 1620-1629, usf).
Die folgenden Anmerkungen sind Zitate aus Schade, a.a.O., S. 466-488.
(1) Anmerkung zu Tabelle 1:
Abwanderungsziffer = (Abwandernde x 100)/Altansässige;
Zuwanderungsziffer = (Zugewanderte Bevölkerung x 100)/Altansässige;
Altansässige = in dem Orte geborene Personen.
Vergleichszahlen aus den Volkszählungsergebnissen:
1810-1819: nach Berechnung: 2732; nach Volkszählungsergebnissen: 2650;
1820-1829: nach Berechnung: 2925; nach Volkszählungsergebnissen: 2690;
1830-1939: nach Berechnung: 3115; nach Volkszählungsergebnissen: 3034;
1840-1849: nach Berechnung: 3342; nach Volkszählungsergebnissen: 3120;
1850-1859: nach Berechnung: 3523; nach Volkszählungsergebnissen: 3343;
1860-1869: nach Berechnung: 3609; nach Volkszählungsergebnissen: 3368.
Bei der Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung ist zu erkennen, dass der steile Anstieg der Bevölkerung lediglich an zwei Stellen durch einen Rückgang unterbrochen wird: zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und zur Zeit des Siebjährigen Krieges. Durch beide Kriege war Hessen schwer betroffen. Allein 1637 sollen in Hessen 18 Städte, 47 Burgsitze und über 100 Dörfer zerstört worden sein. In der Schwalm brachen z.B. 1631 bayrische Soldaten ein, auch Tilly war mit seinen Truppen mehrfach in Neukirchen; das Willinghauser Schloß brannte ab. Nach den Kirchenbüchern waren in der Schwalm 1610-1611, 1626-1627 und 1635-1636 schwere „Pestjahre“. Auch unter dem Siebenjährigen Krieg hatte Hessen besonders durch die wiederholten Besetzungen durch die französischen Heere sehr zu leiden. Bereits 1757 wurde der Kreis Ziegenhain besetzt und litt unter Kontribution und Plünderung erheblich. 1759 brannten unter anderem die Mühlen von Merzhausen ab.
(2) Anmerkung zu Tabelle 2:
Die sehr hohe anfängliche Geburtenziffer könnte noch auf die unvollkommene Erfassung beruhen, d.h. auf einer zu kleinen Bevölkerungszahl als Bezugsziffer. Für die Dekaden ab 1630 und 1640 mit einer Geburtenziffer von 48,8 bzw. 51,5 wird kein wesentlicher Fehler mehr angenommen, da die Unterlagen schon 70 Jahre weiter zurück reichen und zu diesem Zeitpunkt annähernd vollständig sein müssen. Ob die hohe Geburtenziffer mit einem besonderen Altersaufbau der Bevölkerung zusammenhängt, ließ sich nicht mehr feststellen.
(3) Anmerkung zu Tabelle 4:
Während in Finkenwärder noch bis 1770 Schwankungen mit recht hohen Sterbeziffern vorkommen (wohl bedingt durch Epidemien und Sturmfluten), ist in Schwalm nach einem sehr starken, zum erheblichen Teil durch die „Pestjahre“ bedingten anstieg im Dreißigjährigen Krieg, einen raschen Abfall auf etwa 30. auf dieser Höhe hält sich die Sterbeziffer, mit nur leichten Erhebungen, von denen die während des Siebenjährigen Krieges gerade noch merkbare die höchste des 18. Jahrhunderts ist. Die Sterbeziffern des 19. Jahrhunderts in Preußen, besonders aber in Schleswig-Holstein und Hannover sind zum Teil erheblich niedriger als in der Schwalm. Soweit bekannt ist, ist die Sterblichkeit im 17. Jahrhundert allgemein sehr hoch gewesen. Da die Einwohnerzahlen bis 1700 wenig bekannt sind, fehlen sichere Angaben, die abgesehen von den SCHEIDTschen Ergebnissen zum Vergleich herangezogen werden können. Nach W. Hanauer soll die Sterbeziffer in Frankfurt a.M. 1610-1700 zwischen 40 und 60 gelegen haben und 1631-1640 bis auf 158 gestiegen sein.
In den „Pestjahren“ starben in den untersuchten Orten der Schwalm nach den Kirchenbüchern allein an der Pest:
- in den Jahren 1575: 240 Personen;
- in den Jahren 1584- 1585: 10 Personen;
- in den Jahren 1597-1598: 45 Personen;
- in den Jahren 1610-1611: 126 Personen;
- in den Jahren 1626-1627: 57 Personen;
- in den Jahren 1635-1636: 176 Personen.
Nach Prinzing handelt es sich bei den Erkrankungen an „Pest“ zum großen Teil um Fleckfieber und erst nach 1630 wird die Bubonenpest wieder eingeschleppt. 1575 werden fast ein Drittel der Bevölkerung allein an „Pest“ gestorben sein. 1610/11 starben nach unsseren Berechnungen von 970 Personen 13,2%, 1635/36 von 1129 15,6%. Nach Angaben in den Kirchenbüchern sind aber nicht alle an Pest Verstorbenen verzeichnet. Außerdem würden die überlieferten Zahlen die von uns in der ganzen Dekade festgestellte Zunahme der Sterbeziffern noch nicht ganz erklären. Nach Vergleichsberechnung kann man mit Sicherheit annehmen, dass bei der Epidemie von 1610/11 ein Siebentel, 1635/36 ein Fünftel der Bevölkerung ohne Berücksichtigung aller übrigen Todesfälle durch die Seuchen gestorben ist.
(3) Anmerkung zu Tabelle 5:
Den bedeute3ndsten Anteil an der hohen Sterblichkeit vergangener Jahrhunderte hatte die Frühsterblichkeit. Über den gesamten Zeitraum von 1610 – 1889 starben durchschnittlich ein Viertel der Lebendgeborenen bis zum 5. Lebensjahr, eine Senkung auf ein Fünftel kam nur in einzelnen Jahrzehnten vor, während andererseits 1630-1639 die Frühsterblichkeit auf ein Drittel stieg und auch nach 1790 noch über 30% betrug. Die Sterblichkeit im 1. Lebensjahr entsprach seit 1810 im Wesentlichen der von Preußen, sie ist eher etwas niedriger.
(4) Anmerkung zu Tabelle 6:
Als Heiratsziffer hat SCHEIDT die Zahl der Eheschließungen in dem zweiten auf die Zähldekade folgenden Jahrzehnt – auf 1000 Einwohner der Geburtsdekade bezogen – bezeichnet. Die vereinfachte Berechnung kann unter der Voraussetzung durchgeführt werden, dass die Mehrzahl der Eheschließungen im dritten Lebensjahrzehnt erfolgt. Aus der nach Geschlechtern getrennten Aufstellung ist ersichtlich, dass die Werte der Männer und Frauen sicht nicht immer parallel bewegen. Zeitweise, so aus den Geburtsjahrzehnten 1640-1649 und 1780-1789 müssen die Männer bevorzugt in die Nachbardörfer geheiratet haben. Auf die Depressionszeiten während des Dreißigjährigen und Siebjährigen Krieges folgen Dekaden mit nachfolgenden“ Anstieg.
(5) Anmerkung zu Tabelle 7:
1. Version nach Scheidt:
Heiratswahrscheinlichkeit der ansässigen Bevölkerung = (Zahl der Verheirateten x 100)/[Zahl der in einem Zähljahrzehnt geborenen Ansässigen) – Zahl der in einem bestimmten Alter Verstorbenen (1-20 bzw. 1-15 Jahre)].
Scheidt berücksichtigt nicht, dass von den ins heiratsfähige Alter gelangten Frauen ein erheblicher Teil nicht im Kirchenspiel heiratet, sondern zur Heirat abwandert. Ferner ist die Definition von Scheidt nicht ganz zutreffend, da es sich um die Heiratswahrscheinlichkeit der in einer Zähldekade Geborenen nur insoweit handelt, als diejenigen Berücksichtigung gefunden haben, die noch in das generationsfähige Alter gelangt sind. Es scheint aber doch von besonderem Interesse zu sein, festzustellen, wie viele von den Geborenen überhaupt zur Verheiratung gelangten.
2. Version:
Es scheint aber auch von besonderem Interesse zu sein, festzustellen, wie viele von den Geborenen überhaupt zur Verheiratung gelangten. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass ein Teil eines Geburtsjahrganges in auswärtigen Kirchenspielen heiratet und wohnhaft bleibt. Diese auswärtigen Eheschließungen der Frauen machen in unserem Material im Allgemeinen 10% aus. Nach Berücksichtigung auch dieses Umstandes steigt die Heiratswahrscheinlichkeit (2) der Frauen fast nie über 50-60%, d.h. es gelangten nicht viel mehr als die Hälfte eines Geburtsjahrganges zur Verheiratung (Zahl der Heiratenden von 100 Frauen eines Geburtsjahrganges der „ansässigen“ Bevölkerung).
Auch auf der Kurve der Heiratswahrscheinlichkeit ist der Einfluss der Kriege erkennbar. Bei Betrachtung der zahlen ist zu berücksichtigen, dass die Ziffern auf die in einer Zähldekade Geborenen bezogen sind und in der Kurve durchschnittlich drei Jahrzehnte vor der Eheschließung erscheinen. Es ist also während des Dreißigjährigen Krieges kein Anstieg, sondern der tiefste Punkt der Heiratswahrscheinlichkeit zu verzeichnen gewesen.
Im Allgemeinen kamen etwa 80% der Frauen und rund 90% der Männer, die ins heiratsfähige alter gelangt waren, in einem der Kirchenspiele zur Verheiratung. Es ist nun nicht anzunehmen, dass der Rest etwa ledig blieb, vielmehr muss vermutet werden, dass auch hiervon noch ein erheblicher Teil nach auswärts heiratete oder vorzeitig gestorben ist. Auch die Unterschiede zwischen der Heiratswahrscheinlichkeit der Männer und derjenigen der Frauen ist darauf zurückzuführen, dass mehr Frauen als Männer nach auswärts heirateten und dass zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr noch ein Teil der Frauen gestorben ist. Dies fällt besonders in den Geburtsjahrgängen 1590 bis 1610 auf, in denen sich die Pest bemerkbar macht. Die Hauptursache des Sinkens der „Heiratswahrscheinlichkeit“ liegt in einer erhöhten Frühsterblichkeit.
(6) Anmerkung zu Tabelle 8:
Die ermittelte durchschnittliche Kinderzahl auf die fruchtbare generativ abgeschlossene Ehe liegt kaum über den zur Bestandserhaltung erforderlichen Erwartungszahlen. Dies entspricht dem geringen Geburtenüberschuss in der Schwalm. Immerhin reicht die Zahl der Mehrgeburten aus, eine beträchtliche Bevölkerungszunahme zu erzielen. Die durchschnittliche Kinderzahl geht von der Zeit nach 1600 bis 1900 von 6,2 auf 4,8 zurück.
Weiterhin zeigt sich eine starke Abhängigkeit vom Heiratsalter der Frau, wobei allerdings im Gegensatz zu anderen Untersuchungen auffällt, dass bei den 76 Ehen mit sehr frühem Heiratsalter unter 18 Jahren keine nennenswerte Zunahme der Kinderzahl erfolgt.
(7) Anmerkung zu Tabelle 9:
Das mittlere Heiratsalter der Erst-Ehen in der Schwalm liegt für die Männer von 1630-1709 zwischen dem 25. und 27., später zwischen dem 26. und 29. Lebensjahr. Für die Frauen liegt das mittlere Heiratsalter anfänglich zwischen dem 21. und 24., von 1710 an (von zwei Ausnahmen abgesehen) zwischen dem 25. und 27. Lebensjahr. Das Heiratsalter in Finkenwärder ist im Allgemeinen etwas höher als in den Orten der Schwalm, auch zur Zeit des starken Geburtenanstiegs nach der Mitte des 19. Jahrhunderts heirateten dort die Männer mit über 27, die Frauen mit 24 Jahren. Das Heiratsalter war also im 17. bis zum 19. Jahrhundert etwa das gleiche wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
(8) Anmerkung zu Tabelle 12
In gewissem Umfang vergleichbar sind die Untersuchungen von Brigitte Richter über die Bevölkerungsbewegung der Orte Burkhards und Kaulstoß (Richter, B., 1936: Burkhards und Kaulstoß, zwei oberhessische Dörfer. Jena: Fischer). Diese Orte liegen im südlichen Vogelsberg und gehören ebenfalls zu Oberhessen.
Die Geburtenziffer liegt dort ab 1660 um 30, steigt 1860 auf 36,1, ist aber im Allgemeinen niedriger als in der Schwalm. Die Sterbeziffer liegt verhältnismäßig noch niedriger, vor allem sind die niedrigen Zahlen im 17. Jahrhundert überraschend. Auffallend ist ferner die für ländliches Gebiet sehr niedrige Säuglingssterblichkeit.
Die Einwohnerzahlen (die Bezugsziffern) sind aus amtlichen Zählungen gewonnen, somit auf andere Weise als bei Schade. Für die ältere Zeit mussten sie geschätzt werden. Von 1660 bis 1854 verdoppelt sich die Einwohnerzahl von Burkhards und Kaulstoß, während sie sich in der Schwalm im gleichen Zeitraum fast verdreifacht hat. Schon seit 1854 ist die Einwohnerzahl von Burkhards und Kaulstoß wieder im Abnehmen begriffen. Von 1630-1635 wird ein Rückgang der Bevölkerung der beiden Orte von 747 auf 82 Personen verzeichnet, während von 1642-1660 bereits eine Zunahme von 135 auf 515 erfolgt. Ein derartiger Anstieg ist wohl nur durch Rückwanderung zu erklären. Danach muss man vermuten, dass ein sehr starkes Sinken der Bevölkerungszahl in hohem Maße durch Abwanderung bedingt sein könnte.
Mehr
Sachliche Untergliederung der Datentabellen:
1. Bevölkerungszahlen, Zu- und Abwanderung, Wanderungsverlust in der Schwalm und Finkenwärder (1610 – 1860)
2. Geburtenziffern in der Schwalm und in Finkenwärder (1570 – 1860)
3. Zahl der Geburten auf 1000 im gebärfähigen Alter von 15 - 50 Jahren stehende Frauen (1650 – 1860)
4. Sterbeziffer und Geburtenüberschuss in der Schwalm und in Finkenwärder (1600 – 1860)
5. Frühsterblichkeit in der Schwalm und in Preußen (1610 – 1920)
6. Zahl der Eheschließungen in dem zweiten auf die Geburt folgenden Jahrzehnt auf 1000 Einwohner der Geburtsdekade (1590 – 1860)
7. Heiratswahrscheinlichkeit in der Schwalm und in Finkenwärder (1600 – 1850)
8. Mittleres Heiratsalter in der Schwalm und in Finkenwärder (1630 – 1920)
9. Vergleichszahlen aus den oberhessischen Dörfern Burkhards und Kaulstoß von Brigitte Richter (1740 – 1930)
1. Bevölkerungszahlen, Zu- und Abwanderung, Wanderungsverlust in der Schwalm und Finkenwärder (1610 – 1860)
2. Geburtenziffern in der Schwalm und in Finkenwärder (1570 – 1860)
3. Zahl der Geburten auf 1000 im gebärfähigen Alter von 15 - 50 Jahren stehende Frauen (1650 – 1860)
4. Sterbeziffer und Geburtenüberschuss in der Schwalm und in Finkenwärder (1600 – 1860)
5. Frühsterblichkeit in der Schwalm und in Preußen (1610 – 1920)
6. Zahl der Eheschließungen in dem zweiten auf die Geburt folgenden Jahrzehnt auf 1000 Einwohner der Geburtsdekade (1590 – 1860)
7. Heiratswahrscheinlichkeit in der Schwalm und in Finkenwärder (1600 – 1850)
8. Mittleres Heiratsalter in der Schwalm und in Finkenwärder (1630 – 1920)
9. Vergleichszahlen aus den oberhessischen Dörfern Burkhards und Kaulstoß von Brigitte Richter (1740 – 1930)
Bearbeitungshinweise
Datum der Archivierung: September 2008
Jahr der Online-Publikation: 1944
Bearbeiter in GESIS: Jürgen Sensch/Maren Hegewald
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Jahr der Online-Publikation: 1944
Bearbeiter in GESIS: Jürgen Sensch/Maren Hegewald
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
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