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Studien Zeitreihen |
ZA 8246 | Industrie | Martin, Bernd, Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet von 1850 bis 1914. |
315 Zeitreihen (1850 - 1914) 38 Tabellen |
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Bibliographische Angaben
Studiennummer: ZA 8246
Studientitel: Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet von 1850 bis 1914.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1850 - 1914
Primärforscher: Martin, Bernd
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Martin, Bernd: Industrialisierung und regionale Entwicklung. Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet, 1850-1914. Inauguraldissertation im FB Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin, Berlin 1983.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Martin, Bernd, (1983 [2006]) Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet von 1850 bis 1914.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8246
Datenfile Version 1.0.0
Studientitel: Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet von 1850 bis 1914.
Erhebungs- bzw. Untersuchungszeitraum: 1850 - 1914
Primärforscher: Martin, Bernd
Veröffentlichung (gedruckte Veröffentlichung): Martin, Bernd: Industrialisierung und regionale Entwicklung. Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet, 1850-1914. Inauguraldissertation im FB Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin, Berlin 1983.
Empfohlene Zitation (Datensatz):
Martin, Bernd, (1983 [2006]) Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet von 1850 bis 1914.
Daten entnommen aus:
GESIS Datenarchiv, Köln. histat.
Studiennummer 8246
Datenfile Version 1.0.0
Inhalt der Studie
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Studienbeschreibung:
(Zitate aus: Martin, Bernd: Industrialisierung und regionale Entwicklung. Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet, 1850-1914. Inauguraldissertation im FB Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin, Berlin 1983, S. 1-5, 21-23, 43-44).
S. 1 – 5:
„Gegenwärtig stehen regionale Probleme in vielen Ländern häufig im Zentrum wirtschaftspolitischer Diskussion. Einen Anlass hierzu bilden die infolge der Wirtschaftskrise offen zutage getretenen strukturellen Mängel und vor allem die innerstaatlichen und innerstaatlichen Entwicklungsgefälle.
Hierbei trat in der BR Deutschland u. a. die Schwerindustrie, insbesondere in letzter Zeit die Eisen- und Stahlindustrie, in den Mittelpunkt des Interesses. Fragen nach der Wettbewerbsfähigkeit traditioneller Standorte der Roheisen- und Stahlindustrie sowie ihrer Voraussetzungen (Rohstoffversorgung, Betriebsgröße, Absatz etc.) bleiben aktuell. Betroffene Regionen auf dem westeuropäischen Kontinent sind u. a. das Ruhrgebiet, das Saargebiet, Nordfrankreich, Luxemburg, Holland und Belgien. Einige dieser Wirtschaftsräume, in denen die Schwerindustrie dominiert, wie das Ruhr-, das Saargebiet und Lothringen/Luxemburg werden auch in der vorliegenden Arbeit behandelt. Hinzu tritt die ehemals bedeutende Eisenregion Siegerland und als Kontrast das oberschlesische Industrierevier.
In der vorliegenden Studie werden die Standortprobleme der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet analysiert, verstanden als ein Beitrag sowohl zur Branchenanalyse als auch zur Industrialisierungsgeschichte in seiner regionalen Differenziertheit. Die Auswahl des Untersuchungsgegenstandes ging dabei auf das Interesse zurück, die Geschichte der Industrialisierung Deutschlands unter dem Blickwinkel der heutigen Regionalstrukturen zu bearbeiten. Hingewiesen werden soll damit vor allem auf die, meiner Meinung nach, zwingende Notwendigkeit, den Zusammenhang von sektoraler und regionaler Entwicklung in der deutschen Industrialisierung umfassender zu untersuchen.
Untersuchungsgegenstand und Untersuchungsziel
Die vorliegende Arbeit untersucht die Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet von 1850 bis 1914. Die Eisen- und Stahlindustrie wurde dabei, soweit möglich, nach der heute in den Statistischen Ämtern üblichen "Systematik der Wirtschaftszweige" (SYPRO) abgegrenzt. Sie umfasst demnach die Produktion der Hochofen-, Stahl- und Walzwerke, der Schmiede-, Press- und Hammerwerke sowie der Ziehereien und Kaltwalzwerke. Der Begriff "Eisen- und Stahlindustrie wird synonym mit dem Begriff "Eisenschaffende Industrie" verwandt, auch wenn letzterer heute streng genommen nur die oben aufgezählten Gruppen ausschließlich der Ziehereien und Kaltwalzwerke umfasst.
Bei der Abgrenzung des Untersuchungszeitraums wurde angesichts einer Fülle von Periodisierungsproblemen eine pragmatische Entscheidung getroffen. Die Untersuchung beginnt mit der Mitte des 19. Jahrhunderts (1850), als eine ausgeprägte Expansion der Schwerindustrie einsetzte und seitdem mit den Jahren 1850/52 auch eine, regional differenzierte, ausreichende Datengrundlage vorhanden war. Sie endet mit dem Jahr 1914, da mit der verstärkt einsetzenden Kriegswirtschaft veränderte Bedingungen galten.
Die Studie analysiert die unterschiedlichen Entwicklungstendenzen der Eisen- und Stahlindustrie in den fünf wichtigsten Produktionsgebieten sowie im Deutschen Zollgebiet insgesamt. Die fünf Regionen sind: das Ruhrgebiet, das Saargebiet, das Siegerland, Elsass-Lothringen/Luxemburg, Oberschlesien. Die Auswahl der Regionen wurde nach ihrer ökonomischen Bedeutung für die Eisen- und Stahlindustrie, die vor allem bestimmt wird durch die Produktionskapazität, die Produktionshöhe und den entsprechenden Verbrauch, vorgenommen. Das Problem der sachgerechten Abgrenzung der Regionen konnte im Hinblick auf die Fragestellung folgendermaßen gelöst werden: Es wurden möglichst Regionen gebildet, in denen für die dort ansässigen Unternehmen die Rohstoffbedingungen, die Produktions- und Absatzbedingungen annähernd gleich waren (Homogenitätsprinzip). Streng genommen ließe sich eigentlich nur Betrieb für Betrieb, oder Produktionsort für Produktionsort miteinander vergleichen und in dieser Weise typische Standorte identifizieren. Es konnte jedoch herausgearbeitet werden, dass für die relativ eng begrenzten Standorte der Eisenindustrie im Saargebiet, im Siegerland, in Oberschlesien, in Luxemburg und z.T. auch in Lothringen die Bedingungen nicht allzu stark differieren. Innerhalb des Ruhrgebiets, für dessen eigentliches Kerngebiet es im vorigen Jahrhundert keine statistisch-regionale Erfassungsbasis gab, musste allerdings häufiger zwischen westlichen Werken (Standort am Rhein), mittleren und östlichen Werken (Raum Dortmund) unterschieden werden.
Die in empirischen Untersuchungen meist wegen der Verfügbarkeit entsprechender regionaler Daten gewählte Abgrenzung nach Verwaltungsregionen konnte nur für zwei Regionen, Oberschlesien und Lothringen/Luxemburg, legitimiert werden. Die ökonomisch zusammengehörenden Regionen gingen im Falle des Ruhrgebiets und des Siegerlandes über Verwaltungsgrenzen hinaus bzw. waren enger als das zugehörige Verwaltungsgebiet zu begrenzen (Saargebiet). Damit mussten, soweit möglich, sowohl in bezug auf die regionale Abgrenzung als auch in bezug auf die erhobenen Indikatoren, neu Langzeitreihen zusammengestellt werden, die in einem statistischen Anhang nachgewiesen sind.
Die Notwendigkeit, den deutschen Industrialisierungsprozess regional und sektoral zu disaggregieren, wurde wiederholt von namhaften Autoren begründet. Die vorliegende Arbeit greift diese Anregungen auf und untersucht am Beispiel der Eisen- und Stahlindustrie die Determinanten der räumlichen Verteilung und ihrer Rückwirkungen auf die Struktur dieser Branche.
Im Anschluss an die Behandlung der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Produktionstechnik werden folgende Problembereiche behandelte
- Welchen Einfluss haben die traditionellen Standortfaktoren, wie Rohstoffkosten, Transport- und Lohnkosten auf die relative Entwicklung der Regionen im Zeitablauf?
- Welche Wachstumsraten und -formen waren in den einzelnen Regionen zu erkennen und inwiefern beruhten disparitäre Entwicklungen auf besonderen Faktoren, die über die natürlichen Bedingungen hinausgingen?
- Welche Dynamik ging von der Produktionstechnik aus und wie ist die Bedeutung neuer, moderner Anlagen einzuschätzen (Vintage-Effekt)? - Warum verfestigen sich einmal gebildete Raumstrukturen, obwohl die Standortbedingungen einem schnellen Wandel unterzogen sind?
Dabei wird zunächst von der "Arbeitshypothese" ausgegangen, dass die fünf untersuchten Regionen im Zeitablauf mit unterschiedlichen und sich schnell ändernder. Problemen der Rohstoffversorgung und der Versorgung mit anderen Vorleistungen konfrontiert waren. Die Vor- und Nachteile der prosperierenden gegenüber relativ stagnierenden Regionen unterschieden sich im Saldo weit weniger als zunächst anzunehmen war. Daher mussten andere Faktoren, wie die horizontale und vertikale Konzentration und ihr Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Anlagen sowie das Volumen und die Nähe zu den Absatzmärkten etc. untersucht werden. Der Gang der Untersuchung versucht, diese Überlegungen Schritt für Schritt zu bearbeiten, auch wenn selbstverständlich davon auszugehen ist, dass die genannten Faktoren in einer wechselseitigen Abhängigkeit stehen.“
S. 21-23:
Gang der Untersuchung
„Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Eine umfassende, geschlossene Theorie regionaler Entwicklungsprozesse liegt nicht vor. Daher ist die vorliegende empirische Analyse darauf angewiesen, auf einzelne, operationalisierbare Erklärungsansätze zurückzugreifen, diese zu dem im folgenden kurz umrissenen Untersuchungskonzept zu integrieren und mit den empirischen Befunden zu konfrontieren.
Im Gegensatz zur herrschenden Auffassung, dass Raumordnungsprobleme durch Wirtschaftswachstum gelöst werden können, wird in der vorliegenden Arbeit davon ausgegangen, dass regional ungleichzeitiges und ungleichmäßiges Wachstum eine Begleiterscheinung und Bedingung des Wachstumsprozesses selbst ist. Dies erfordert zunächst ein Eingehen auf die Wechselwirkungen von allgemeiner und regionaler Problematik. Hier wird sowohl an Erkenntnisse der empirischen Standortforschung als auch an klassische Raumordnungsmodelle in dem Sinne angeknüpft, dass die Determinanten industrieller Standortwahl nicht nur von der Art der Branche, sondern auch von allgemeinen Entwicklungsfaktoren wie insbesondere den konjunkturellen 'nationalen" Wachstumszyklen, dem Tempo des Technischen Fortschritts sowie den Absatzmärkten (einschließlich ihrer Organisation) abhängig und entsprechend veränderbar sind. Auch gilt es die regionalen "Verlaufsmodelle" der Eisen- und Stahlindustrie an den nationalen Durchschnittswerten zu messen, um spezifische Entwicklungen, aber auch Parallelen sichtbar werden zu lassen. Schließlich soll herausgearbeitet werden, dass die Eisen- und Stahlindustrie ein relativ großes Gewicht in der Gesamtwirtschaft im eine Analyse der nationalen Entfaltung der Eisen- und Stahlindustrie, insbesondere der konjunkturellen Bewegung, des außenwirtschaftlichen Impulses, der Kopplungseffekte zu anderen Branchen und der Entwicklung der Produktionstechnik.
Das Wachstum der Eisen- und Stahlindustrie im Dt. Zollgebiet von 1850-1914 führte, aufgrund später herauszuarbeitender Faktoren, zu einer räumlichen Konzentration der Produktion in wenigen Zentren und zu einer relativen Bedeutungsverschiebung dieser Zentren. Dieser Trend wird anhand der regionalen Verteilung der Produktion, der Investition und der Beschäftigung im Kapitel 3 skizziert, die besondere Entwicklung der einzelnen Regionen im Abschnitt 5.1.
Im Anschluss daran erfolgt eine ausführliche empirische Untersuchung der regional unterschiedlichen natürlichen Grundlagen, insbesondere der klassischen "Standortfaktoren" im Sinne A. Webers, den Rohstoffinputs, Transportkosten und Lohnkosten. Dies geschieht jedoch nicht statisch, sondern unter Berücksichtigung des Technischen Fortschritts, der konjunkturellen Bedingungen (Preise und Menge), der Wettbewerbsbeschränkungen (z.B. Kokssyndikat) und der Substituierbarkeit mit anderen Kostenfaktoren. Die wichtigsten Indikatoren sind dabei der Vergleich ökonomischer Transportentfernungen, der Kostenvergleich für Rohstoffe loco Region, Selbstkostenvergleiche, Lohnstückkosten, Transporttarife und das Verhältnis von Roheisen-/Halbzeugproduktion zur Stahlverarbeitung. (Kapitel 4)
Es wird zu zeigen sein, und dies markiert auch die Grenzen der traditionellen Standorttheorie, dass die unterschiedlichen Rohstoffbedingungen, Transportmöglichkeiten und evtl. Lohnkostenunterschiede allein, selbst wenn sie im Zeitablauf und in Beziehung zur Produktionstechnik betrachtet quasi dynamisiert werden, nicht die regionalen Wachstumsdifferenzen erklären können. Vielmehr müssen zusätzliche, andere "raumdifferenzierende" Faktoren wirksam gewesen sein, die Standortverlagerungen nach kostenminimalen Inputfaktoren betrachtet nicht sinnvoll erscheinen ließen (Erhalt traditionaler Standorte) oder nicht ermöglichten (Bedeutungsverlust traditionaler Standorte).
Im Kapitel 5 werden daher verschiedene Determinanten, die die Kosten- und Erlösstruktur wesentlich mit beeinflussen und die vorhandene Nachteile in den Rohstoffbedingungen mindestens ausgleichen konnten, behandelt. Zwei Kernpunkte, die sich gegenseitig bedingen, sind hierbei herauszustellen: Einmal ist es die Absatzkomponente als Versuch, die in theoretischen Abhandlungen häufig genannten Agglomerationsvorteile, Kopplungsintensität von Wachstumspolen (Struktur-Hypothese) und Export-Hypothese zu konkretisieren. Hierzu zählen Preise, Mengen, Struktur und Qualität, Richtung und Reichweite des Absatzes, aber auch die Wirksamkeit von Wettbewerbsbeschränkungen (Kartelle etc.) und ihr Einfluss auf die Verfestigung von Vorrangstellungen. Zum anderen wird herausgearbeitet, dass es signifikante Unterschiede in der Größe, der Integrationsstufe und damit der Leistungsfähigkeit der Werke im durchschnittlichen Vergleich der Regionen gab. Produktivitäts- bzw. Kostenvorteile waren nur dann zu erzielen, wenn die installierten Kapazitäten von ihrer Größe, Integration und Effizienz den jeweiligen technischen Möglichkeiten entsprachen. Der theoretische Ausgangspunkt dieser Überlegung ist dabei, dass Produktionsfaktoren nicht in allen Regionen gleich effizient sind und dass sie damit interregional nur eingeschränkt und selektiv mobil sind.“
43-44:
„Zusammenfassend gilt es, mögliche Auswirkungen der geschilderten gesamtwirtschaftlichen Prozesse auf das Wachstum in den einzelnen Regionen als Ursache für Differenzierungsprozesse anzuschneiden:
1. Verteilten sich die hohen, kontinuierlichen Zuwachsraten der Roheisen- und Stahlproduktion (1850-73) bzw. die Befriedigung einer stark expandierenden Nachfrage auf alle Regionen gleichmäßig oder gelang es einzelnen Regionen an den Zuwachsraten einen besonderen Anteil zu erlangen?
2. Gab es eine unterschiedliche Rezeption des Technischen Fortschritts? Hierbei ist vor allem an den Übergang vom Holzkohle- zum Kokshochofen, an die Produktivitätsfortschritte im Hochofenprozess und in der Walzwerkstechnik zu denken. Außerdem gilt es, die Anfang der 1870er Jahre zunehmende Bedeutung der Bessemer-Stahl-Schiene zu berücksichtigen.
3. Sind schon in dieser Phase signifikante Unterschiede in der Größe der Unternehmen, der Betriebe und der Leistungsfähigkeit der Anlagen festzustellen?
4. Gelang es allen Regionen gleichermaßen, die Gründerkrise zu überwinden? Waren insbesondere die Rationalisierungsstrategien, wie Kapazitätsvernichtung bei gleichzeitiger Auslastungsverbesserung, Produktivitätssteigerungen, Konzentration der Produktion und Ausdehnung der Märkte überall gleich erfolgreich, oder gab es andere Strategien?
5. Verlief die konjunkturelle Entwicklung in allen Regionen annähernd synchron, oder ergab sich allein aus unterschiedlichen Konjunkturbewegungen die (potentielle) Möglichkeit, Märkte zu erobern?“
Zentrale Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Ausblick: Siehe das PDF-Dokument.
(Zitate aus: Martin, Bernd: Industrialisierung und regionale Entwicklung. Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet, 1850-1914. Inauguraldissertation im FB Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin, Berlin 1983, S. 1-5, 21-23, 43-44).
S. 1 – 5:
„Gegenwärtig stehen regionale Probleme in vielen Ländern häufig im Zentrum wirtschaftspolitischer Diskussion. Einen Anlass hierzu bilden die infolge der Wirtschaftskrise offen zutage getretenen strukturellen Mängel und vor allem die innerstaatlichen und innerstaatlichen Entwicklungsgefälle.
Hierbei trat in der BR Deutschland u. a. die Schwerindustrie, insbesondere in letzter Zeit die Eisen- und Stahlindustrie, in den Mittelpunkt des Interesses. Fragen nach der Wettbewerbsfähigkeit traditioneller Standorte der Roheisen- und Stahlindustrie sowie ihrer Voraussetzungen (Rohstoffversorgung, Betriebsgröße, Absatz etc.) bleiben aktuell. Betroffene Regionen auf dem westeuropäischen Kontinent sind u. a. das Ruhrgebiet, das Saargebiet, Nordfrankreich, Luxemburg, Holland und Belgien. Einige dieser Wirtschaftsräume, in denen die Schwerindustrie dominiert, wie das Ruhr-, das Saargebiet und Lothringen/Luxemburg werden auch in der vorliegenden Arbeit behandelt. Hinzu tritt die ehemals bedeutende Eisenregion Siegerland und als Kontrast das oberschlesische Industrierevier.
In der vorliegenden Studie werden die Standortprobleme der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet analysiert, verstanden als ein Beitrag sowohl zur Branchenanalyse als auch zur Industrialisierungsgeschichte in seiner regionalen Differenziertheit. Die Auswahl des Untersuchungsgegenstandes ging dabei auf das Interesse zurück, die Geschichte der Industrialisierung Deutschlands unter dem Blickwinkel der heutigen Regionalstrukturen zu bearbeiten. Hingewiesen werden soll damit vor allem auf die, meiner Meinung nach, zwingende Notwendigkeit, den Zusammenhang von sektoraler und regionaler Entwicklung in der deutschen Industrialisierung umfassender zu untersuchen.
Untersuchungsgegenstand und Untersuchungsziel
Die vorliegende Arbeit untersucht die Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet von 1850 bis 1914. Die Eisen- und Stahlindustrie wurde dabei, soweit möglich, nach der heute in den Statistischen Ämtern üblichen "Systematik der Wirtschaftszweige" (SYPRO) abgegrenzt. Sie umfasst demnach die Produktion der Hochofen-, Stahl- und Walzwerke, der Schmiede-, Press- und Hammerwerke sowie der Ziehereien und Kaltwalzwerke. Der Begriff "Eisen- und Stahlindustrie wird synonym mit dem Begriff "Eisenschaffende Industrie" verwandt, auch wenn letzterer heute streng genommen nur die oben aufgezählten Gruppen ausschließlich der Ziehereien und Kaltwalzwerke umfasst.
Bei der Abgrenzung des Untersuchungszeitraums wurde angesichts einer Fülle von Periodisierungsproblemen eine pragmatische Entscheidung getroffen. Die Untersuchung beginnt mit der Mitte des 19. Jahrhunderts (1850), als eine ausgeprägte Expansion der Schwerindustrie einsetzte und seitdem mit den Jahren 1850/52 auch eine, regional differenzierte, ausreichende Datengrundlage vorhanden war. Sie endet mit dem Jahr 1914, da mit der verstärkt einsetzenden Kriegswirtschaft veränderte Bedingungen galten.
Die Studie analysiert die unterschiedlichen Entwicklungstendenzen der Eisen- und Stahlindustrie in den fünf wichtigsten Produktionsgebieten sowie im Deutschen Zollgebiet insgesamt. Die fünf Regionen sind: das Ruhrgebiet, das Saargebiet, das Siegerland, Elsass-Lothringen/Luxemburg, Oberschlesien. Die Auswahl der Regionen wurde nach ihrer ökonomischen Bedeutung für die Eisen- und Stahlindustrie, die vor allem bestimmt wird durch die Produktionskapazität, die Produktionshöhe und den entsprechenden Verbrauch, vorgenommen. Das Problem der sachgerechten Abgrenzung der Regionen konnte im Hinblick auf die Fragestellung folgendermaßen gelöst werden: Es wurden möglichst Regionen gebildet, in denen für die dort ansässigen Unternehmen die Rohstoffbedingungen, die Produktions- und Absatzbedingungen annähernd gleich waren (Homogenitätsprinzip). Streng genommen ließe sich eigentlich nur Betrieb für Betrieb, oder Produktionsort für Produktionsort miteinander vergleichen und in dieser Weise typische Standorte identifizieren. Es konnte jedoch herausgearbeitet werden, dass für die relativ eng begrenzten Standorte der Eisenindustrie im Saargebiet, im Siegerland, in Oberschlesien, in Luxemburg und z.T. auch in Lothringen die Bedingungen nicht allzu stark differieren. Innerhalb des Ruhrgebiets, für dessen eigentliches Kerngebiet es im vorigen Jahrhundert keine statistisch-regionale Erfassungsbasis gab, musste allerdings häufiger zwischen westlichen Werken (Standort am Rhein), mittleren und östlichen Werken (Raum Dortmund) unterschieden werden.
Die in empirischen Untersuchungen meist wegen der Verfügbarkeit entsprechender regionaler Daten gewählte Abgrenzung nach Verwaltungsregionen konnte nur für zwei Regionen, Oberschlesien und Lothringen/Luxemburg, legitimiert werden. Die ökonomisch zusammengehörenden Regionen gingen im Falle des Ruhrgebiets und des Siegerlandes über Verwaltungsgrenzen hinaus bzw. waren enger als das zugehörige Verwaltungsgebiet zu begrenzen (Saargebiet). Damit mussten, soweit möglich, sowohl in bezug auf die regionale Abgrenzung als auch in bezug auf die erhobenen Indikatoren, neu Langzeitreihen zusammengestellt werden, die in einem statistischen Anhang nachgewiesen sind.
Die Notwendigkeit, den deutschen Industrialisierungsprozess regional und sektoral zu disaggregieren, wurde wiederholt von namhaften Autoren begründet. Die vorliegende Arbeit greift diese Anregungen auf und untersucht am Beispiel der Eisen- und Stahlindustrie die Determinanten der räumlichen Verteilung und ihrer Rückwirkungen auf die Struktur dieser Branche.
Im Anschluss an die Behandlung der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Produktionstechnik werden folgende Problembereiche behandelte
- Welchen Einfluss haben die traditionellen Standortfaktoren, wie Rohstoffkosten, Transport- und Lohnkosten auf die relative Entwicklung der Regionen im Zeitablauf?
- Welche Wachstumsraten und -formen waren in den einzelnen Regionen zu erkennen und inwiefern beruhten disparitäre Entwicklungen auf besonderen Faktoren, die über die natürlichen Bedingungen hinausgingen?
- Welche Dynamik ging von der Produktionstechnik aus und wie ist die Bedeutung neuer, moderner Anlagen einzuschätzen (Vintage-Effekt)? - Warum verfestigen sich einmal gebildete Raumstrukturen, obwohl die Standortbedingungen einem schnellen Wandel unterzogen sind?
Dabei wird zunächst von der "Arbeitshypothese" ausgegangen, dass die fünf untersuchten Regionen im Zeitablauf mit unterschiedlichen und sich schnell ändernder. Problemen der Rohstoffversorgung und der Versorgung mit anderen Vorleistungen konfrontiert waren. Die Vor- und Nachteile der prosperierenden gegenüber relativ stagnierenden Regionen unterschieden sich im Saldo weit weniger als zunächst anzunehmen war. Daher mussten andere Faktoren, wie die horizontale und vertikale Konzentration und ihr Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Anlagen sowie das Volumen und die Nähe zu den Absatzmärkten etc. untersucht werden. Der Gang der Untersuchung versucht, diese Überlegungen Schritt für Schritt zu bearbeiten, auch wenn selbstverständlich davon auszugehen ist, dass die genannten Faktoren in einer wechselseitigen Abhängigkeit stehen.“
S. 21-23:
Gang der Untersuchung
„Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Eine umfassende, geschlossene Theorie regionaler Entwicklungsprozesse liegt nicht vor. Daher ist die vorliegende empirische Analyse darauf angewiesen, auf einzelne, operationalisierbare Erklärungsansätze zurückzugreifen, diese zu dem im folgenden kurz umrissenen Untersuchungskonzept zu integrieren und mit den empirischen Befunden zu konfrontieren.
Im Gegensatz zur herrschenden Auffassung, dass Raumordnungsprobleme durch Wirtschaftswachstum gelöst werden können, wird in der vorliegenden Arbeit davon ausgegangen, dass regional ungleichzeitiges und ungleichmäßiges Wachstum eine Begleiterscheinung und Bedingung des Wachstumsprozesses selbst ist. Dies erfordert zunächst ein Eingehen auf die Wechselwirkungen von allgemeiner und regionaler Problematik. Hier wird sowohl an Erkenntnisse der empirischen Standortforschung als auch an klassische Raumordnungsmodelle in dem Sinne angeknüpft, dass die Determinanten industrieller Standortwahl nicht nur von der Art der Branche, sondern auch von allgemeinen Entwicklungsfaktoren wie insbesondere den konjunkturellen 'nationalen" Wachstumszyklen, dem Tempo des Technischen Fortschritts sowie den Absatzmärkten (einschließlich ihrer Organisation) abhängig und entsprechend veränderbar sind. Auch gilt es die regionalen "Verlaufsmodelle" der Eisen- und Stahlindustrie an den nationalen Durchschnittswerten zu messen, um spezifische Entwicklungen, aber auch Parallelen sichtbar werden zu lassen. Schließlich soll herausgearbeitet werden, dass die Eisen- und Stahlindustrie ein relativ großes Gewicht in der Gesamtwirtschaft im eine Analyse der nationalen Entfaltung der Eisen- und Stahlindustrie, insbesondere der konjunkturellen Bewegung, des außenwirtschaftlichen Impulses, der Kopplungseffekte zu anderen Branchen und der Entwicklung der Produktionstechnik.
Das Wachstum der Eisen- und Stahlindustrie im Dt. Zollgebiet von 1850-1914 führte, aufgrund später herauszuarbeitender Faktoren, zu einer räumlichen Konzentration der Produktion in wenigen Zentren und zu einer relativen Bedeutungsverschiebung dieser Zentren. Dieser Trend wird anhand der regionalen Verteilung der Produktion, der Investition und der Beschäftigung im Kapitel 3 skizziert, die besondere Entwicklung der einzelnen Regionen im Abschnitt 5.1.
Im Anschluss daran erfolgt eine ausführliche empirische Untersuchung der regional unterschiedlichen natürlichen Grundlagen, insbesondere der klassischen "Standortfaktoren" im Sinne A. Webers, den Rohstoffinputs, Transportkosten und Lohnkosten. Dies geschieht jedoch nicht statisch, sondern unter Berücksichtigung des Technischen Fortschritts, der konjunkturellen Bedingungen (Preise und Menge), der Wettbewerbsbeschränkungen (z.B. Kokssyndikat) und der Substituierbarkeit mit anderen Kostenfaktoren. Die wichtigsten Indikatoren sind dabei der Vergleich ökonomischer Transportentfernungen, der Kostenvergleich für Rohstoffe loco Region, Selbstkostenvergleiche, Lohnstückkosten, Transporttarife und das Verhältnis von Roheisen-/Halbzeugproduktion zur Stahlverarbeitung. (Kapitel 4)
Es wird zu zeigen sein, und dies markiert auch die Grenzen der traditionellen Standorttheorie, dass die unterschiedlichen Rohstoffbedingungen, Transportmöglichkeiten und evtl. Lohnkostenunterschiede allein, selbst wenn sie im Zeitablauf und in Beziehung zur Produktionstechnik betrachtet quasi dynamisiert werden, nicht die regionalen Wachstumsdifferenzen erklären können. Vielmehr müssen zusätzliche, andere "raumdifferenzierende" Faktoren wirksam gewesen sein, die Standortverlagerungen nach kostenminimalen Inputfaktoren betrachtet nicht sinnvoll erscheinen ließen (Erhalt traditionaler Standorte) oder nicht ermöglichten (Bedeutungsverlust traditionaler Standorte).
Im Kapitel 5 werden daher verschiedene Determinanten, die die Kosten- und Erlösstruktur wesentlich mit beeinflussen und die vorhandene Nachteile in den Rohstoffbedingungen mindestens ausgleichen konnten, behandelt. Zwei Kernpunkte, die sich gegenseitig bedingen, sind hierbei herauszustellen: Einmal ist es die Absatzkomponente als Versuch, die in theoretischen Abhandlungen häufig genannten Agglomerationsvorteile, Kopplungsintensität von Wachstumspolen (Struktur-Hypothese) und Export-Hypothese zu konkretisieren. Hierzu zählen Preise, Mengen, Struktur und Qualität, Richtung und Reichweite des Absatzes, aber auch die Wirksamkeit von Wettbewerbsbeschränkungen (Kartelle etc.) und ihr Einfluss auf die Verfestigung von Vorrangstellungen. Zum anderen wird herausgearbeitet, dass es signifikante Unterschiede in der Größe, der Integrationsstufe und damit der Leistungsfähigkeit der Werke im durchschnittlichen Vergleich der Regionen gab. Produktivitäts- bzw. Kostenvorteile waren nur dann zu erzielen, wenn die installierten Kapazitäten von ihrer Größe, Integration und Effizienz den jeweiligen technischen Möglichkeiten entsprachen. Der theoretische Ausgangspunkt dieser Überlegung ist dabei, dass Produktionsfaktoren nicht in allen Regionen gleich effizient sind und dass sie damit interregional nur eingeschränkt und selektiv mobil sind.“
43-44:
„Zusammenfassend gilt es, mögliche Auswirkungen der geschilderten gesamtwirtschaftlichen Prozesse auf das Wachstum in den einzelnen Regionen als Ursache für Differenzierungsprozesse anzuschneiden:
1. Verteilten sich die hohen, kontinuierlichen Zuwachsraten der Roheisen- und Stahlproduktion (1850-73) bzw. die Befriedigung einer stark expandierenden Nachfrage auf alle Regionen gleichmäßig oder gelang es einzelnen Regionen an den Zuwachsraten einen besonderen Anteil zu erlangen?
2. Gab es eine unterschiedliche Rezeption des Technischen Fortschritts? Hierbei ist vor allem an den Übergang vom Holzkohle- zum Kokshochofen, an die Produktivitätsfortschritte im Hochofenprozess und in der Walzwerkstechnik zu denken. Außerdem gilt es, die Anfang der 1870er Jahre zunehmende Bedeutung der Bessemer-Stahl-Schiene zu berücksichtigen.
3. Sind schon in dieser Phase signifikante Unterschiede in der Größe der Unternehmen, der Betriebe und der Leistungsfähigkeit der Anlagen festzustellen?
4. Gelang es allen Regionen gleichermaßen, die Gründerkrise zu überwinden? Waren insbesondere die Rationalisierungsstrategien, wie Kapazitätsvernichtung bei gleichzeitiger Auslastungsverbesserung, Produktivitätssteigerungen, Konzentration der Produktion und Ausdehnung der Märkte überall gleich erfolgreich, oder gab es andere Strategien?
5. Verlief die konjunkturelle Entwicklung in allen Regionen annähernd synchron, oder ergab sich allein aus unterschiedlichen Konjunkturbewegungen die (potentielle) Möglichkeit, Märkte zu erobern?“
Zentrale Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Ausblick: Siehe das PDF-Dokument.
Methodologie
Untersuchungsgebiet:
Deutsches Zollgebiet, Deutsches Reich 1850-1914.
Ruhrgebiet, Saargebiet, Elsass-Lothringen und Luxemburg, Siegerland, Oberschlesien. Rheinland und Westfalen (einschließlich Saargebiet und Siegerland).
Deutsches Zollgebiet, Deutsches Reich 1850-1914.
Ruhrgebiet, Saargebiet, Elsass-Lothringen und Luxemburg, Siegerland, Oberschlesien. Rheinland und Westfalen (einschließlich Saargebiet und Siegerland).
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Quellentypen:
(Zitate aus: Martin, Bernd: Industrialisierung und regionale Entwicklung. Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet, 1850-1914. Inauguraldissertation im FB Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin, Berlin 1983, S. 325-328).
„Die Durchführung der Analyse der räumlichen Dimensionen der Eisen und Stahlindustrie hing vor allem von der Verfügbarkeit_ und Qualität von Daten ab, mit deren Hilfe die Determinanten der regionalen Entwicklung (wie sie im theoretischen Vorspann dargelegt wurden) quantifiziert werden konnten. In dieser Hinsicht muss die Quellenlage zur Eisen- und Stahlindustrie jener Periode als relativ günstig bezeichnet werden.
Sie ermöglichte zunächst das Aufstellen umfangreicher Produktionsstatistiken nach einheitlicher Methode, wodurch regionale Vergleiche erst auf einem sicheren Fundament stehen. Besonders gut dokumentiert ist der Teilsektor Roheisenproduktion, schwieriger war die regionale Erfassung der Stahl- und Walzwerkserzeugung.
Zunächst wurden alle verfügbaren amtlichen statistischen Veröffentlichungen ausgewertet, die entsprechende Langzeitreihen enthielten. Hierzu gehörte insbesondere die Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate und einzelne Veröffentlichungen von Oberbergämtern/ Bergämtern, die Reichsstatistik (Erste Reihe, Neue Folge, Vierteljahreshefte, Monatshefte), Statistische Jahr- und Handbücher. Diese enthalten für den Sektor Roheisen Variablen wie Produktion, Wert der Produktion, Produktion nach Sorten, Hochöfen (seit 1861), Betriebsdauer, Anzahl der Werke und Beschäftigte. Für den Sektor Stahl Produktion, Produktion der Fertigprodukte, Wert, verwendete Öfen (bis 1882), Anzahl der Werke und Beschäftigte. Die Zahlen zur preußischen Statistik wurden zunächst aus den Unterlagen der Bergbehörden gewonnen und vom preußischen Handelsministerium, später vom Kaiserlichen Statistischen Amte herausgegeben worden. Entsprechend erfolgte die Einteilung der Regionen nach fünf Hauptbergdistrikten (entsprechend der Bergverwaltung). 1861 erfolgte eine Neuabgrenzung östlicher Bergreviere und Umbenennung in Oberbergamtsbezirke, sowie eine Untergliederung in einzelne Bergämter. Hinzu trat allerdings seit 1861 eine politische Gliederung nach Regierungsbezirken. Mit der Reichsstatistik setzte sich diese Gliederung in Regierungsbezirken, Provinzen, Preußen und außerpreußischen Ländern fort.
Für die regionale Gliederung konnte diese nach politisch-/ verwaltungsbezirklichen Distrikten aufgestellte Statistik nur in zwei von zehn Tabellenwerken z.T. direkt übernommen werden (Roheisenproduktion des Saargebiets und Oberschlesien). Zur Erfassung aller anderen Stahlreviere mussten entweder auf Basis des amtlichen Materials neue Langzeitreihen zeitraubend zusammengestellt, umgerechnet und erhoben werden oder weitere Quellen herangezogen werden. Solche Zusammenstellungen auf amtlicher Datenbasis gelang für die Roheisen- und Stahlproduktion des Ruhrgebiets und Elsaß-Lothringen/ Luxemburgs.
Für die Roheisenproduktion des Siegerlandes, die Stahlproduktion des Saarreviers und Oberschlesiens waren zunächst die Veröffentlichungen regionaler Vereine und Verbände, wie z.B. die "Zeitschrift des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins" , statistisch orientierte Branchenmonographien, Handelskammerberichten und Firmenfestschriften und Firmenmonographien der Ausgangspunkt der Erhebungen. Hierbei waren allerdings z.T. divergierende Erhebungsgrundlagen und Systematiken zu beachten.
Zur Zuverlässigkeit und Vollständigkeit können weder systematische Verzerrungen oder Fehlerspannen, die erhebungsbedingt sind, bestimmt werden noch Schätzungen vorgenommen werden . Gewisse Mängel und Unklarheiten in der amtlichen Statistik sind insbesondere in der Periode 1850-1877 zu konstatieren . Für die zweite Quellengruppe, der Erhebungen meist erst zeitlich später begannen (Stahl und Eisen z.B. ab 1881) konnten bei vereinzelten Überprüfungen recht gute Übereinstimmung mit amtlichen Materialien festgestellt werden. Alle Daten dieser Arbeit sind jedoch auch, entsprechend der Grundkonzeption des ersten Quellenbandes zur Hüttenindustrie , quellenkritisch kommentiert und mit ausführlichen Anmerkungen versehen worden. Dies beinhaltet z.B., daß Angaben, die Schätzungen, Doppelzählungen, Unklarheiten etc. enthalten gegenüber "harten" Daten kenntlich gemacht und die Fehlerquelle erläutert wurde, soweit dies aus dem Quellenmaterial hervorging.
Eine ganze Reihe von Daten, die für die regionale Fragestellung dieser Untersuchung von Bedeutung sind, waren aus den amtlichen Quellen nicht oder nur vereinzelt zu erschließen. So enthielten diese kaum so wichtige Variablen wie Löhne, Rohstoffversorgung und Kosten, Preise, Transportkosten, Kapitalstock, Energieverbrauch, Exporte, Produktivitätsindikatoren u. a. Hierzu konnten aus der Gruppe der Vereins-Verbandsstatistiken, Branchen-Regionalmonographien, Handelskammerberichten, Firmenfestschriften, statistischen Handbüchern, Untersuchungsprotokollen und natürlich aus dem Hoffmann'schen Standardwerk viel Material gewonnen werden sowie durch Schätzungen und andere statistische Verfahren Indikatoren gefunden werden. Der weitere Schritt, zur Erforschung der Entwicklung aller oder einzelner Montanunternehmen (insgesamt gab es über Z00 Hochofen- und 300-600 Stahl und Walzwerke in die Ebene der Firmenarchive, unveröffentlichter Archivmaterialien etc. vorzudringen, wurde nicht begangen. Einmal kam es darauf an, abgeleitet aus den Bedingungen und Entwicklungstendenzen des internationalen und nationalen Marktes einzelne Regionen mit annähernd gleichen Standortbedingungen vergleichend zu untersuchen. Jedes der in diesen Regionen ansässige Unternehmen hatte spezifische Möglichkeiten, abhängig von individuellen Bedingungen, Größe, Verflechtung, Unternehmenspolitik, Produktpalette etc. Es zeigte sich immer wieder, daß einzelne regionale Gruppen von Unternehmen und z. T. auch Gruppen innerhalb größerer Regionen aufgrund gleicher oder ähnlicher Voraussetzungen, gleicher technologischer Entwicklungen, ähnlicher Agglomerationsvorteile etc. sich zu Regionen zusammenfassen ließen, wie dies die Unternehmen auch selbst in ihren regionalen Wirtschaftsverbänden taten. Zum anderen beinhaltet diese Ebene, da aus der Vielzahl der Betriebe einige ausgewählt werden müssen, auch immer die Gefahr unzulässiger Schlüsse und Verallgemeinerungen. Natürlich sind Verhaltensweisen, Strategien, Überlegungen einzelner Unternehmen beispielhaft immer wieder in die Betrachtung einbezogen und verschiedene Quellen hierfür herangezogen worden. Zusammenfassend lässt sich sagen: Auf der Basis unterschiedlicher und zum Teil breit gestreuter Quellenmaterialien bietet der statistische Anhang (und die Tabellen im Text) ausreichend zuverlässige und interpretations-fähige Regionalindikatoren. Dabei wurden die Haupttabellen, die Produktions und Absatzdaten von 5 Regionen zur Roheisen- und zur Stahlindustrie, nach einheitlicher Systematik und Verfahren zusammengestellt - eine Grundbedingung für vergleichende Untersuchungen. Insgesamt wurden 292 Langzeitreihen (238 im Anhang, 54 im Text) in 23 Tabellen zusammengefasst
(A 1 - A 23) ermittelt. Diese Datensammlung ist teilweise erstmals in dieser Weise zusammengestellt, sowohl in Bezug auf die erhobenen Indikatoren
als auch in Bezug auf die regionalen Einheiten. Aufgrund des heterogenen Quellenmaterials und den statistischen Unzulänglichkeiten jener Periode enthält das Datenmaterial die üblichen, meist unbekannten Fehlerquoten. Der Verwendungszweck ist aber das entscheidende Kriterium für die Beurteilung der Qualität der Statistiken. Dies galt es bei der Interpretation zu beachten und kenntlich zu machen.“
(Zitate aus: Martin, Bernd: Industrialisierung und regionale Entwicklung. Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet, 1850-1914. Inauguraldissertation im FB Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin, Berlin 1983, S. 325-328).
„Die Durchführung der Analyse der räumlichen Dimensionen der Eisen und Stahlindustrie hing vor allem von der Verfügbarkeit_ und Qualität von Daten ab, mit deren Hilfe die Determinanten der regionalen Entwicklung (wie sie im theoretischen Vorspann dargelegt wurden) quantifiziert werden konnten. In dieser Hinsicht muss die Quellenlage zur Eisen- und Stahlindustrie jener Periode als relativ günstig bezeichnet werden.
Sie ermöglichte zunächst das Aufstellen umfangreicher Produktionsstatistiken nach einheitlicher Methode, wodurch regionale Vergleiche erst auf einem sicheren Fundament stehen. Besonders gut dokumentiert ist der Teilsektor Roheisenproduktion, schwieriger war die regionale Erfassung der Stahl- und Walzwerkserzeugung.
Zunächst wurden alle verfügbaren amtlichen statistischen Veröffentlichungen ausgewertet, die entsprechende Langzeitreihen enthielten. Hierzu gehörte insbesondere die Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate und einzelne Veröffentlichungen von Oberbergämtern/ Bergämtern, die Reichsstatistik (Erste Reihe, Neue Folge, Vierteljahreshefte, Monatshefte), Statistische Jahr- und Handbücher. Diese enthalten für den Sektor Roheisen Variablen wie Produktion, Wert der Produktion, Produktion nach Sorten, Hochöfen (seit 1861), Betriebsdauer, Anzahl der Werke und Beschäftigte. Für den Sektor Stahl Produktion, Produktion der Fertigprodukte, Wert, verwendete Öfen (bis 1882), Anzahl der Werke und Beschäftigte. Die Zahlen zur preußischen Statistik wurden zunächst aus den Unterlagen der Bergbehörden gewonnen und vom preußischen Handelsministerium, später vom Kaiserlichen Statistischen Amte herausgegeben worden. Entsprechend erfolgte die Einteilung der Regionen nach fünf Hauptbergdistrikten (entsprechend der Bergverwaltung). 1861 erfolgte eine Neuabgrenzung östlicher Bergreviere und Umbenennung in Oberbergamtsbezirke, sowie eine Untergliederung in einzelne Bergämter. Hinzu trat allerdings seit 1861 eine politische Gliederung nach Regierungsbezirken. Mit der Reichsstatistik setzte sich diese Gliederung in Regierungsbezirken, Provinzen, Preußen und außerpreußischen Ländern fort.
Für die regionale Gliederung konnte diese nach politisch-/ verwaltungsbezirklichen Distrikten aufgestellte Statistik nur in zwei von zehn Tabellenwerken z.T. direkt übernommen werden (Roheisenproduktion des Saargebiets und Oberschlesien). Zur Erfassung aller anderen Stahlreviere mussten entweder auf Basis des amtlichen Materials neue Langzeitreihen zeitraubend zusammengestellt, umgerechnet und erhoben werden oder weitere Quellen herangezogen werden. Solche Zusammenstellungen auf amtlicher Datenbasis gelang für die Roheisen- und Stahlproduktion des Ruhrgebiets und Elsaß-Lothringen/ Luxemburgs.
Für die Roheisenproduktion des Siegerlandes, die Stahlproduktion des Saarreviers und Oberschlesiens waren zunächst die Veröffentlichungen regionaler Vereine und Verbände, wie z.B. die "Zeitschrift des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins" , statistisch orientierte Branchenmonographien, Handelskammerberichten und Firmenfestschriften und Firmenmonographien der Ausgangspunkt der Erhebungen. Hierbei waren allerdings z.T. divergierende Erhebungsgrundlagen und Systematiken zu beachten.
Zur Zuverlässigkeit und Vollständigkeit können weder systematische Verzerrungen oder Fehlerspannen, die erhebungsbedingt sind, bestimmt werden noch Schätzungen vorgenommen werden . Gewisse Mängel und Unklarheiten in der amtlichen Statistik sind insbesondere in der Periode 1850-1877 zu konstatieren . Für die zweite Quellengruppe, der Erhebungen meist erst zeitlich später begannen (Stahl und Eisen z.B. ab 1881) konnten bei vereinzelten Überprüfungen recht gute Übereinstimmung mit amtlichen Materialien festgestellt werden. Alle Daten dieser Arbeit sind jedoch auch, entsprechend der Grundkonzeption des ersten Quellenbandes zur Hüttenindustrie , quellenkritisch kommentiert und mit ausführlichen Anmerkungen versehen worden. Dies beinhaltet z.B., daß Angaben, die Schätzungen, Doppelzählungen, Unklarheiten etc. enthalten gegenüber "harten" Daten kenntlich gemacht und die Fehlerquelle erläutert wurde, soweit dies aus dem Quellenmaterial hervorging.
Eine ganze Reihe von Daten, die für die regionale Fragestellung dieser Untersuchung von Bedeutung sind, waren aus den amtlichen Quellen nicht oder nur vereinzelt zu erschließen. So enthielten diese kaum so wichtige Variablen wie Löhne, Rohstoffversorgung und Kosten, Preise, Transportkosten, Kapitalstock, Energieverbrauch, Exporte, Produktivitätsindikatoren u. a. Hierzu konnten aus der Gruppe der Vereins-Verbandsstatistiken, Branchen-Regionalmonographien, Handelskammerberichten, Firmenfestschriften, statistischen Handbüchern, Untersuchungsprotokollen und natürlich aus dem Hoffmann'schen Standardwerk viel Material gewonnen werden sowie durch Schätzungen und andere statistische Verfahren Indikatoren gefunden werden. Der weitere Schritt, zur Erforschung der Entwicklung aller oder einzelner Montanunternehmen (insgesamt gab es über Z00 Hochofen- und 300-600 Stahl und Walzwerke in die Ebene der Firmenarchive, unveröffentlichter Archivmaterialien etc. vorzudringen, wurde nicht begangen. Einmal kam es darauf an, abgeleitet aus den Bedingungen und Entwicklungstendenzen des internationalen und nationalen Marktes einzelne Regionen mit annähernd gleichen Standortbedingungen vergleichend zu untersuchen. Jedes der in diesen Regionen ansässige Unternehmen hatte spezifische Möglichkeiten, abhängig von individuellen Bedingungen, Größe, Verflechtung, Unternehmenspolitik, Produktpalette etc. Es zeigte sich immer wieder, daß einzelne regionale Gruppen von Unternehmen und z. T. auch Gruppen innerhalb größerer Regionen aufgrund gleicher oder ähnlicher Voraussetzungen, gleicher technologischer Entwicklungen, ähnlicher Agglomerationsvorteile etc. sich zu Regionen zusammenfassen ließen, wie dies die Unternehmen auch selbst in ihren regionalen Wirtschaftsverbänden taten. Zum anderen beinhaltet diese Ebene, da aus der Vielzahl der Betriebe einige ausgewählt werden müssen, auch immer die Gefahr unzulässiger Schlüsse und Verallgemeinerungen. Natürlich sind Verhaltensweisen, Strategien, Überlegungen einzelner Unternehmen beispielhaft immer wieder in die Betrachtung einbezogen und verschiedene Quellen hierfür herangezogen worden. Zusammenfassend lässt sich sagen: Auf der Basis unterschiedlicher und zum Teil breit gestreuter Quellenmaterialien bietet der statistische Anhang (und die Tabellen im Text) ausreichend zuverlässige und interpretations-fähige Regionalindikatoren. Dabei wurden die Haupttabellen, die Produktions und Absatzdaten von 5 Regionen zur Roheisen- und zur Stahlindustrie, nach einheitlicher Systematik und Verfahren zusammengestellt - eine Grundbedingung für vergleichende Untersuchungen. Insgesamt wurden 292 Langzeitreihen (238 im Anhang, 54 im Text) in 23 Tabellen zusammengefasst
(A 1 - A 23) ermittelt. Diese Datensammlung ist teilweise erstmals in dieser Weise zusammengestellt, sowohl in Bezug auf die erhobenen Indikatoren
als auch in Bezug auf die regionalen Einheiten. Aufgrund des heterogenen Quellenmaterials und den statistischen Unzulänglichkeiten jener Periode enthält das Datenmaterial die üblichen, meist unbekannten Fehlerquoten. Der Verwendungszweck ist aber das entscheidende Kriterium für die Beurteilung der Qualität der Statistiken. Dies galt es bei der Interpretation zu beachten und kenntlich zu machen.“
Verwendete Quellen (ausführliches Verzeichnis):
Siehe PDF-Dokument.
Siehe PDF-Dokument.
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Anmerkungen:
Methodische Erläuterungen
„Gegenstand der Regionalökonomie ist es, die regionale Verteilung und langfristige regionale Veränderung wirtschaftlicher Strukturen und Aktivitäten zu erfassen, ihre Gesetzmäßigkeiten und Besonderheiten zu ermitteln und abzuschätzen, ob und wie diese zu beeinflussen (Regionalpolitik) sind. Dabei lässt sich am deutschen Industrialisierungsprozess besonders deutlich beobachten, wie einerseits die räumliche Arbeitsteilung und damit die Siedlungsstruktur durch die "Industrieverdichtungen der Kohlezeit" verändert wurden. Andererseits blieb die Industrialisierung auch sehr stark an den vorgefundenen, disparitären Siedlungsstrukturen orientiert; sie bildete oft daß vielmehr alte, traditionale Siedlungsstrukturen 'industrialisiert', ausgeformt wurden.
Generell legt aber, ob traditionale oder rationale Standorte, die räumliche Verteilung der unternehmerischen Standorte im wesentlichen das Arbeitsplatzangebot und mehr oder weniger eng damit verbunden die Verteilung der Bevölkerung, der Einkommen, der Infrastrukturinvestitionen etc. fest, wobei umgekehrt das vorhandene und zukünftige Angebot an Arbeitskräften, Infrastruktureinrichtungen etc. die Standortwahl beeinflussen. Den Standortentscheidungen der Unternehmer bzw. der Frage nach den Standorten der nicht-landwirtschaftlichen Gewerbe und Dienstleistungen kommt daher in einem industriell geprägten Land maßgebliche Bedeutung zu. Es ist demnach nicht müßig zu untersuchen, wie die räumliche Arbeitsteilung entstanden ist und wie sie sich z.T. bis heute verändert oder erhalten hat. Den Standortbildungen und -veränderungen der Schwerindustrie fällt hierbei wegen ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung ein besonderes Gewicht zu.“
(Zitat aus: Martin, Bernd: Industrialisierung und regionale Entwicklung. Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet, 1850-1914. Inauguraldissertation im FB Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin, Berlin 1983, S. 11-12).
Methodische Erläuterungen
„Gegenstand der Regionalökonomie ist es, die regionale Verteilung und langfristige regionale Veränderung wirtschaftlicher Strukturen und Aktivitäten zu erfassen, ihre Gesetzmäßigkeiten und Besonderheiten zu ermitteln und abzuschätzen, ob und wie diese zu beeinflussen (Regionalpolitik) sind. Dabei lässt sich am deutschen Industrialisierungsprozess besonders deutlich beobachten, wie einerseits die räumliche Arbeitsteilung und damit die Siedlungsstruktur durch die "Industrieverdichtungen der Kohlezeit" verändert wurden. Andererseits blieb die Industrialisierung auch sehr stark an den vorgefundenen, disparitären Siedlungsstrukturen orientiert; sie bildete oft daß vielmehr alte, traditionale Siedlungsstrukturen 'industrialisiert', ausgeformt wurden.
Generell legt aber, ob traditionale oder rationale Standorte, die räumliche Verteilung der unternehmerischen Standorte im wesentlichen das Arbeitsplatzangebot und mehr oder weniger eng damit verbunden die Verteilung der Bevölkerung, der Einkommen, der Infrastrukturinvestitionen etc. fest, wobei umgekehrt das vorhandene und zukünftige Angebot an Arbeitskräften, Infrastruktureinrichtungen etc. die Standortwahl beeinflussen. Den Standortentscheidungen der Unternehmer bzw. der Frage nach den Standorten der nicht-landwirtschaftlichen Gewerbe und Dienstleistungen kommt daher in einem industriell geprägten Land maßgebliche Bedeutung zu. Es ist demnach nicht müßig zu untersuchen, wie die räumliche Arbeitsteilung entstanden ist und wie sie sich z.T. bis heute verändert oder erhalten hat. Den Standortbildungen und -veränderungen der Schwerindustrie fällt hierbei wegen ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung ein besonderes Gewicht zu.“
(Zitat aus: Martin, Bernd: Industrialisierung und regionale Entwicklung. Die Zentren der Eisen- und Stahlindustrie im Deutschen Zollgebiet, 1850-1914. Inauguraldissertation im FB Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin, Berlin 1983, S. 11-12).
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Sachliche Untergliederung der Datentabellen:
A. Tabellen aus dem Anhang
A.01 Die Produktion von Roheisen insgesamt im Deutschen Zollgebiet (1850-1914)
A.02 Die Roheisenproduktion im (engeren) Ruhrgebiet (1852-1911)
A.03 Die Roheisenproduktion insgesamt im Saargebiet (1850-1914)
A.04 Die Produktion von Roheisen insgesamt in Elsass-Lothringen/Luxemburg (1872-1914)
A.05 Die Roheisenproduktion im Siegerland (1850-1913)
A.06 Die Roheisenproduktion in Oberschlesien, 1850-1914
A.07 Anteile des Gießereiroheisens (in % der Gesamtroheisenproduktion der jeweiligen Regionen (1872-1914)
A.08 Anteile von Roheisen zur Schweisseisen- und zur Flusseisenbereitung
(in % der Gesamtroheisenproduktion der jeweiligen Regionen (1872-1914)
A.11 Entwicklung ausgewähler Rohstoffpreise (1870-1913)
A.12 Die Anteile der Regionen an der Roheisenproduktion insgesamt im Deutschen Zollgebiet (1850-1914)
A.13 Die Produktion von Stahl im Deutschen Zollgebiet (1850-1914)
A.14 Die Produktion von Stahl insgesamt in Rheinland und Westfalen (einschliesslich Saargebiet und Siegerland) (1850-1911)
A.15 Die Produktion von Stahl im Saargebiet (1850-1914)
A.16 Die Produktion von Stahl insgesamt in Elsass-Lothringen/Luxemburg (1872-1914)
A.17 Die Produktion von Stahl im Siegerland (1852-1913)
A.18 Die Produktion von Stahl in Oberschlesien (1850-1914)
A.19 Die Produktion von Stahl insgesamt im Rheinland und Westfalen (ohne Saargebiet und Siegerland) (1852-1911)
A.20 Erzeugung von Stahlfabrikaten insgesamt und ausgewählter Produktgruppen, Deutsches Zollgebiet (1871-1908)
A.21 Flussstahlerzeugung des deutschen Zollgebietes nach Sorten (1871-1914)
A.22 Die Anteile der Regionen an der Stahlproduktion des Deutschen Zollgebietes (1852-1914)
A.23 Verkaufspreise ausgewählter Roheisensorten und Stahlfabrikate (1880-1913)
B. Tabellen aus dem laufenden Text der Publikation
B.01 Importe, Exporte und Verbrauch des Deutschen Zollvereins an Roheisen insgesamt (1850-1879)
B.02 Importe und Exporte von Stahl und von Eisenbahnschienen, sowie des Stahlverbrauch in Bezug auf das Deutsche Zollgebiet in t (1850-1879)
B.03 Importe und Exporte von Stahlprodukten, Halbzeug- und Eisenbahnmaterialexporte, Roheisenverbrauch pro Kopf im Deutschen Zollgebiet (1880-1913)
B.04 Menge des im Deutschen Zollvereins hergestellten Eisenbahnmaterials und sein Anteil an der Gesamterzeugung von Stahlfertigprodukten (1852-1911)
B.05 Produktion und Beschäftigte im Eisenerz- und Steinkohlenbergbau im Deutschen Reich (1850-1910)
B.06 Anzahl der Hochöfen und die Produktionskapazitäten für Roheisen nach Gebieten (1860-1909)
B.07 Regionale Verteilung der Puddelöfen im deutschen Zollgebiet (1861-1882)
B.08 Beschäftigte in der Eisen- und Stahlindustrie (1852-1911)
B.09 Kosten der Eisenerze in Rheinland-Westfalen (1885-1905)
B.10 Die Erzversorgung des Saargebiets (1880-1910)
B.11 Eisenerzförderung, Steinkohlenproduktion, Kohlen- und Koksbezug in Elsass-Lothringen/ Luxemburg (1880-1910)
B.12 Eisenerzförderung im Siegerland (1870-1910)
B.13 Die Eisenerzversorgung Oberschlesiens (1863-1912)
B.14 Förderkosten pro Tonne Steinkohle nach Regionen (1850-1900)
B.15 Die Roheisenproduktion in Luxemburg und Elsass-Lothringen (1854-1871)
B.16 Die Stahlproduktion in Rheinland und Westfalen sowie im Siegerland (1861-1882)
B.17 Produktion an Stahlfertigerzeugnissen in t im Ruhrgebiet (1870-1878)
B.18 Export der fünf gemischten Saarwerke an Stahlfertigerzeugnissen und der Anteil der Exporte an der Gesamtproduktion (1886-1912)
A. Tabellen aus dem Anhang
A.01 Die Produktion von Roheisen insgesamt im Deutschen Zollgebiet (1850-1914)
A.02 Die Roheisenproduktion im (engeren) Ruhrgebiet (1852-1911)
A.03 Die Roheisenproduktion insgesamt im Saargebiet (1850-1914)
A.04 Die Produktion von Roheisen insgesamt in Elsass-Lothringen/Luxemburg (1872-1914)
A.05 Die Roheisenproduktion im Siegerland (1850-1913)
A.06 Die Roheisenproduktion in Oberschlesien, 1850-1914
A.07 Anteile des Gießereiroheisens (in % der Gesamtroheisenproduktion der jeweiligen Regionen (1872-1914)
A.08 Anteile von Roheisen zur Schweisseisen- und zur Flusseisenbereitung
(in % der Gesamtroheisenproduktion der jeweiligen Regionen (1872-1914)
A.11 Entwicklung ausgewähler Rohstoffpreise (1870-1913)
A.12 Die Anteile der Regionen an der Roheisenproduktion insgesamt im Deutschen Zollgebiet (1850-1914)
A.13 Die Produktion von Stahl im Deutschen Zollgebiet (1850-1914)
A.14 Die Produktion von Stahl insgesamt in Rheinland und Westfalen (einschliesslich Saargebiet und Siegerland) (1850-1911)
A.15 Die Produktion von Stahl im Saargebiet (1850-1914)
A.16 Die Produktion von Stahl insgesamt in Elsass-Lothringen/Luxemburg (1872-1914)
A.17 Die Produktion von Stahl im Siegerland (1852-1913)
A.18 Die Produktion von Stahl in Oberschlesien (1850-1914)
A.19 Die Produktion von Stahl insgesamt im Rheinland und Westfalen (ohne Saargebiet und Siegerland) (1852-1911)
A.20 Erzeugung von Stahlfabrikaten insgesamt und ausgewählter Produktgruppen, Deutsches Zollgebiet (1871-1908)
A.21 Flussstahlerzeugung des deutschen Zollgebietes nach Sorten (1871-1914)
A.22 Die Anteile der Regionen an der Stahlproduktion des Deutschen Zollgebietes (1852-1914)
A.23 Verkaufspreise ausgewählter Roheisensorten und Stahlfabrikate (1880-1913)
B. Tabellen aus dem laufenden Text der Publikation
B.01 Importe, Exporte und Verbrauch des Deutschen Zollvereins an Roheisen insgesamt (1850-1879)
B.02 Importe und Exporte von Stahl und von Eisenbahnschienen, sowie des Stahlverbrauch in Bezug auf das Deutsche Zollgebiet in t (1850-1879)
B.03 Importe und Exporte von Stahlprodukten, Halbzeug- und Eisenbahnmaterialexporte, Roheisenverbrauch pro Kopf im Deutschen Zollgebiet (1880-1913)
B.04 Menge des im Deutschen Zollvereins hergestellten Eisenbahnmaterials und sein Anteil an der Gesamterzeugung von Stahlfertigprodukten (1852-1911)
B.05 Produktion und Beschäftigte im Eisenerz- und Steinkohlenbergbau im Deutschen Reich (1850-1910)
B.06 Anzahl der Hochöfen und die Produktionskapazitäten für Roheisen nach Gebieten (1860-1909)
B.07 Regionale Verteilung der Puddelöfen im deutschen Zollgebiet (1861-1882)
B.08 Beschäftigte in der Eisen- und Stahlindustrie (1852-1911)
B.09 Kosten der Eisenerze in Rheinland-Westfalen (1885-1905)
B.10 Die Erzversorgung des Saargebiets (1880-1910)
B.11 Eisenerzförderung, Steinkohlenproduktion, Kohlen- und Koksbezug in Elsass-Lothringen/ Luxemburg (1880-1910)
B.12 Eisenerzförderung im Siegerland (1870-1910)
B.13 Die Eisenerzversorgung Oberschlesiens (1863-1912)
B.14 Förderkosten pro Tonne Steinkohle nach Regionen (1850-1900)
B.15 Die Roheisenproduktion in Luxemburg und Elsass-Lothringen (1854-1871)
B.16 Die Stahlproduktion in Rheinland und Westfalen sowie im Siegerland (1861-1882)
B.17 Produktion an Stahlfertigerzeugnissen in t im Ruhrgebiet (1870-1878)
B.18 Export der fünf gemischten Saarwerke an Stahlfertigerzeugnissen und der Anteil der Exporte an der Gesamtproduktion (1886-1912)
Bearbeitungshinweise
Datum der Archivierung: August 2006
Jahr der Online-Publikation: 1983
Bearbeiter in GESIS: Rainer Hinterberg/Christoph Besser
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Jahr der Online-Publikation: 1983
Bearbeiter in GESIS: Rainer Hinterberg/Christoph Besser
Version:Version 1.0.0
Zugangsklasse: A
Materialien zur Studie
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